Sieben Spieler hat der VfB in dieser Spielzeit an andere Vereine verliehen. Wir haben uns bei Fans und Experten informiert, wie sich Eric Hottmann, Nikolas Nartey, Ailton, David Kopacz, Pablo Maffeo, Erik Thommy und Ebenezer Ofori in der ersten Saisonhälfte geschlagen haben.
Noch befindet sich der Pflichtspielbetrieb des VfB in der Winterpause, durch den Abstieg in die zweite Liga in diesem Januar sogar länger als gewohnt. Zeit für uns, mal wieder den Blick über den Tellerrand zu werfen. Wie schon 2018 und 2019 haben wir die freie Zeit genutzt, um uns in der großen Fußballwelt umzuhören: in Großaspach, Rostock, Agdam, Zabrze, Girona, Düsseldorf und New York City. An diesen Orten verbringen, beziehungsweise verbrachten nämlich die Spieler die Hinrunde, die der VfB verliehen hat. Erstmals haben wir Euch in dieser Saison im Podcast wöchentlich über deren Leistungen auf dem Laufenden gehalten. Jetzt wollen wir eine Zwischenbilanz ziehen. Wie immer standen uns dafür Experten ihrer jeweiligen Vereine, also Fans und Journalisten, Rede und Antwort. Ergänzen wollen wir deren Einschätzung zu den bisherigen Leistungen der Brustringträger a.D. mit unserer Bewertung, wie sinnvoll das jeweilige Leihgeschäft ist und was es Spieler und VfB in der Zukunft bringen könnte.
Abstiegskampf in der 3. Liga

Beginnen wollen wir den Überblick über die VfB-Leihspieler in diesem Jahr mit Eric Hottmann, der diese Spielzeit bei der SG Sonnenhof Großaspach in der 3. Liga verbringt. Dass der VfB Spieler, die dem eigenen Nachwuchs alters- oder leistungsmäßig entwachsen sind, verleiht, kam in der Vergangenheit eher selten vor und hat sicherlich auch mit dem Abstieg der zweiten Mannschaft in die Oberliga zu tun. Hottmann, der Anfang Februar 20 Jahre alt wird, hatte mit zehn Toren und drei Vorlagen in 20 Ligaspielen sowie einem Tor und sechs Assists in vier Pokalspielen, großen Anteil an der erfolgreichen letzten Saison der A‑Jugend des VfB. Fünf Mal kam er auch schon bei der U21 in der Regionalliga zum Einsatz, ihn in die 3. Liga zu verleihen, anstatt ihn zwei Klassen tiefer antreten zu lassen, ist also durchaus nachvollziehbar, zumal Hottmann seit der U16 auch alle Nationalmannschaften durchlaufen hat. Um mehr über die Hinrunde des in Aalen geborenen Stürmers zu erfahren, haben wir mit Steffen Grün und Heiko Schmidt aus der Sportredaktion der Backnanger Kreiszeitung gesprochen.
Der Spieler sei ihnen durchaus ein Begriff gewesen, erklären die beiden, es sei bekannt gewesen, dass Hottmann mehrere VfB-Jugendteams durchlaufen und dabei stets viele Tore erzielt habe. Gleichzeitig seien aber die Erwartungen an ihn nicht in den Himmel geschossen, denn der Sprung von der A‑Jugend-Bundesliga in die 3. Liga der Herren sei auch für ein Talent seiner Klasse eine Herausforderung. Das zeigt sich auch an Hottmanns Zahlen: Von 20 möglichen Spielen vor Weihnachten bestritt er insgesamt 18, wurde dabei neun Mal eingewechselt. In fünf Partien stand er über 90 Minuten auf dem Platz. An Zählbarem kam dabei bislang lediglich eine Torvorlage zustande, als er bei der 1:2‑Niederlage gegen Magdeburg den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Panagiotis Vlachodimos — auch ein ehemaliger VfB-Jugendspieler und Bruder des ebenfalls aus der VfB-Jugend stammenden Torwarts — vorbereitete. Als junger Spieler stehe Hottmann in der Mannschaftshierarchie natürlich hinter routinierteren Spielern, erklären Grün und Schmidt, zudem habe er in der bisherigen Saison auch unter der schlechten Mannschaftsleistung gelitten. Das drückt sich in der Tabelle so aus, dass die SG zur Winterpause den drittletzten und damit einen Abstiegsplatz belegt. Man könne daher auch nicht erwarten, dass die jungen Spieler die “die Kohlen aus dem Feuer holen”, so die beiden Sportredakteure. Das schlechte Abschneiden in der bisherigen Saison habe eben auch damit zu tun, dass praktisch keiner von Hottmanns Teamkollegen bislang die Erwartungen erfüllen konnte und der Verein so in einer starken Liga häufig das Nachsehen hatte.
Am liebsten im Zentrum

Das führte schließlich auch dazu, dass der Verein in der Winterpause den Trainer wechselte und mit Mike Sadlo und Heiner Backhaus gleich zwei neue Übungsleiter installierte. Der Klassenerhalt sei mit bereits vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer “eine Herkulesaufgabe”, so unsere Experten, das neue Trainerduo müsse nicht nur die Mannschaft wieder zu einer Einheit formen, sondern wahrscheinlich auch mindestens acht oder neun der verbleibenden 18 Spiele gewinnen, um eine realistische Chance zu haben. Auch für den VfB-Leihspieler könnte der Trainerwechsel indes eine positive Auswirkung haben, so Grün und Schmidt, wenn er nämlich auf seiner Lieblingsposition im Sturmzentrum zum Einsatz käme. Die meisten Spiel bestritt Hottmann nämlich als Rechtsaußen, im Sturmzentrum kämen Hottmanns Stärken aber besser zum Tragen, so habe er seine vielleicht beste Saisonleistung direkt vor der Winterpause beim 1:1 gegen Tabellenführer Duisburg als Teil eines Zweiersturms gezeigt.
Zu den Stärken zählen sie vor allem seine körperliche Präsenz und Robustheit. Auch weil er häufig auf der Außenbahn spielte, konnte er seine Torgefährlichkeit bislang noch nicht unter Beweis stellen, zudem fehle es ihm noch an Übersicht. Angesichts der schlechten Mannschaftsleistungen sei es schwer zu beurteilen, ob sich Hottmann in der ersten Saisonhälfte positiv entwickelt habe, negativ aufgefallen sei er aber auch nicht. Das passt auch zu der Info, die wir aus Mannschaftskreisen erhalten haben, dass Hottmann sich gut entwickele. Wäre Eric Hottmann also nach dem Ende der Leihe schon bereit, um für den VfB im Optimalfall in der Bundesliga aufzulaufen? Bei einem Aufstieg des VfB sei eine erneute Leihe sinnvoll, meinen unsere Experten, da der Sprung aus der Drittklassigkeit zu groß sein dürfte. Grundsätzlich sehen beide eine erneute Leihe in einem funktionerenden Großaspacher Drittliga-Team als sinnvoll an.
Besser als in die Oberliga
Meine Einschätzung: Als der VfB Eric Hottmann nach Großaspach verlieh, hat man dort sicherlich nicht damit gerechnet, dass der Verein, der wenig später Kooperationspartner werden sollte, in der kommenden Saison unter Umständen in der gleichen Liga spielen könnte wie die eigene zweite Mannschaft. Auch die Nachricht, dass alle Spielerverträge dort nur für die 3. Liga gelten, stimmt mich nachdenklich. Andererseits ist die Kooperation mit Großaspach und die Leihe Hottmanns dorthin durchaus naheliegend und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hottmann spielt weiterhin der Region, hat es nicht weit nach Stuttgart und spielt bei einem Verein, der zwar nur eine der bisherigen fünf Drittliga-Saisons auf einem einstelligen Tabellenplatz abschloss, sich grundsätzlich aber in der Liga etabliert hat. Dass die U21 des VfB angesichts der Stärke der Regionalliga Südwest in absehbarer Zeit wieder in die Drittklassigkeit aufsteigt und sich dort festsetzt, halte ich für unrealistisch. Auch wenn Hottmann seine Zahlen aus dem Jugendbereich bisher nicht bestätigen konnte, ist die 3. Liga denke ich ein guter Einstieg in den Herrenbereich. Hoffen wir mal, dass er in der Rückrunde durch Tore und Vorlagen nicht nur Erfahrung, sondern auch Erfolgserlebnisse sammeln kann. Bei einem Abstieg Großaspachs sollten wir ihn aber auf keinen Fall erneut dorthin verleihen, sondern vielleicht eher langsam an die Profimannschaft heranführen. Natürlich ist nicht jeder erfolgreiche Nachwuchsspieler automatisch auch ein erstklassiger Spieler im Herrenbereich, man frage nach bei Manuel Janzer und Bernd Nehrig. Sollte Hottmann seine Leistungen in der A‑Jugend in der Zukunft aber bestätigen können, wäre es schön, wenn er das im Brustring täte und nicht wie einige seiner Vorgänger erst richtig aufblüht, wenn er den VfB verlassen hat. Wer noch mehr über Hottmann erfahren möchte, sollte übrigens Folge 19 des hervorragenden Schlüsselspieler-Podcasts hören, dort war Hottmann nämlich im September 2018 zu Gast.
Verletzungspech an der Ostsee

Eine weitere VfB-Leihgabe sammelt derzeit in der 3. Liga Spielpraxis, nur hat dieser Spieler bisher noch nie im Brustring auf dem Platz gestanden. Die Rede ist von Nikolas Nartey, den der VfB im Sommer vom 1. FC Köln verpflichtete und direkt an den FC Hansa Rostock verlieh. Zu Nartey gaben uns die Jungs vom Hansa-Podcast Halbwissen in weißblau (@halbwisseninwb) Auskunft. Als der VfB den 19jährigen Dänen Ende August unter Vertrag nahm, laborierte der noch an einem Muskelfaserriss, so dass er erst am 8. Spieltag der 3. Liga Mitte September um Einsatz kam. Leider war auch der Rest der Hinrunde für ihn nicht verletzungsfrei, wegen eines Innenbandrisses im Sprunggelenk bestritt er bisher nur insgesamt neun Spiele im Trikot der Rostocker und musste die Hinrunde bereits Ende November beenden. Wie vor kurzem bekannt wurde, wird er wegen Flüssigkeit im Knöchel zudem den Rückrundenauftakt verpassen. Kein optimaler Saisonverlauf. Einen bleibenden Eindruck habe Nartey demnach nicht unbedingt hinterlassen, so die Hansa-Podcaster. Im zentralen Mittelfeld sei er nicht an Mirnes Pepic vorbei gekommen — jenem Pepic, der den VfB mit seinem Tor aus der ersten Pokalrunde der vergangenen Saison kegelte. Positionsmäßig variierte Nartey zwischen einem zurückgezogenen und einem Zielspieler-Zehner. Dabei sei er häufiger abgetaucht, wenn er aber mal in Erscheinung trat, sei es direkt gefährlich geworden. Der schlechte Saisonstart von Hansa sei auch dadurch bedingt, dass der Kader in der Breite nicht überzeugen konnte. Um ins Aufstiegsrennen noch eingreifen zu können, müsse Rostock noch flexibler und stärker von der Bank aus werden, so die Experten. Hier könne Nartey als Rotationsspieler seinen Beitrag leisten. Nach 20 Spielen steht Hansa derzeit auf Platz 11 der Tabelle.
Noch mal verleihen?
Als wir nach dem Wechsel Köln-Experten Thomas von effzeh.com zu Narteys Stärken und Schwächen befragten, sagte der: “Am Ball stark, guter linker Fuß, torgefährlich, äußerst dynamisch. Körperlich kann und muss er noch deutlich zulegen, um sich im Mittelfeld auch entsprechend durchsetzen zu können.” Das entspricht auch den Erfahrungen der FCH-Fans. Dynamisch sei Nartey, er brauche aber manchmal etwas Zeit, um zu beschleunigen, auch der Killerinstinkt habe bei aller Torgefährlichkeit öfter gefehlt. Immerhin: Beim 2:1‑Heimsieg gegen Meppen bereitete er das 1:0 von Ex-VfBler Pascal Breier vor, beim 1:2 gegen Tabellenführer Duisburg erzielte er den zwischenzeitlichen Ausgleich.
Auch in den gewonnenen Spielen gegen 1860 München und den 1. FC Magdeburg habe er gut ausgesehen. Seine Verletzung sei dann zur Unzeit gekommen, weil gleichzeitig auch Kai Bülow ausfiel und die Personaldecke sehr dünn gewesen sei. Ansonsten habe er sich in der Luft und körperlich gut entwickelt. Technisch sei er auch gut, müsse aber noch effektiver und weniger verspielt werden. Das Verdikt der Hansa-Experten: Potenzial habe Nartey, ein weiteres Jahr und mehr Spielpraxis in der 3. Liga würde ihm allerdings gut tun gegen eine Verlängerung der Leihe hätten sie nichts einzuwenden.
Zwischen Nartey und Hottmann gibt es viele Parallelen. Nicht nur, dass beide innerhalb von zwei Wochen im Februar 2000 geboren wurden und jetzt ihre ersten richtigen Erfahrungen im Herrenfußball in der dritten Liga sammeln. Beide scheinen talentiert zu sein und bei beiden stellt sich die Frage, ob man sie in der kommenden Saison in der zweiten oder — hoffentlich — ersten Liga an die VfB-Mannschaft heranführen sollte. Gerade aufgrund des späten Saisoneinstiegs und der Verletzung wäre vielleicht ein weiteres Leihjahr für Nartey in der Tat sinnvoll. Immerhin ist die Gefahr eines Abstiegs in die Regionalliga bei Rostock wesentlich geringer als in Großaspach.
Auf Europa-Tournee

Anders gelagert ist der Fall bei Ailton. Der Namensvetter des Bremer Stürmers der 2000er kam nach dem letzten Aufstieg 2017 aus Portugal zum VfB, konnte sich aber trotz einer passablen Vorbereitung in der Hinrunde unter Hannes Wolf nicht auf der Linksverteidiger-Position behaupten. Zur Rückrunde wurde er bereits an Estoril, von denen er im Sommer gekommen war, zurück verliehen. Die vergangene Saison verbrachte er auch in Portugal, allerdings beim SC Braga. Als wir uns vor einem Jahr dort nach ihm erkundigten, stellte sich heraus, dass er auch dort nicht wirklich zum Einsatz kam. Am Ende der Saison hatte er nur zwei Spiele in der portugiesischen Liga bestritten und nur zwei weitere Male überhaupt im Kader gestanden.
Also folgte im Sommer 2019 die nächste Leihe in seinem bis 2021 laufenden Vertrag. Diesmal ging es nach Aserbaidschan zu Qarabaq Agdam. Das Land hatte er schon kennengelernt als er vor seiner Zeit in der Hauptstadt bei Neftchi Baku spielte. In Baku spielte Ailton allerdings auch in dieser Hinrunde, denn dort trägt der eigentlich aus der von Armenien besetzten Region Bergkarabach stammende Verein seit mittlerweile 27 Jahren seine Heimspiele aus. Zuletzt holte der Verein sechs Mal in Folge die Meisterschaft in der Premyer Liqasi, was dazu führt, dass Ailton trotz der sportlich wenig erfolgreichen jüngeren Vergangenheit der einzige derzeit beim VfB unter Vertrag stehende Spieler ist, der in dieser Saison Europapokalspiele bestritten hat. Elf Spiele um genau zu sein. Fünf in der Qualifikation zur Champions League, wo Agdam nach Erfolgen gegen Partizan Tirana (Albanien) und Dundalk (Irland) in der dritten Runde an Apoel Nikosia aus Zypern scheiterte. In der anschließenden Europa-League-Qualifikation kam Ailton im Rückspiel gegen die Nordiren von Linfield zum Einsatz, um dann in der Gruppenphase des Wettbewerbs in allen sechs Spielen gegen Sevilla, Düdelingen aus Luxemburg und ironischerweise erneuert Apoel über die komplette Spielzeit auf dem Platz zu stehen. Gegen Nikosia gelang ihm übrigens genauso ein Tor wie gegen Dundalk. Für ein Weiterkommen Agdam in der, Europa League reichte das leider trotzdem nicht.
In der Liga spitze
In der Liga ist er mit seinem Verein erneut ziemlich unangefochten Tabellenführer, in 14 Spielen gab es nur eine Niederlage und vier Unentschieden. Ailton spielte zehn Partien, acht davon von Beginn an und steuerte immerhin zwei Torvorlagen bei. Aber wie war seine Leistung abseits der reinen Zahlen? Darüber haben wir mit Jim Condon (@jimismyname) gesprochen, ein Ire, der in Aserbaidschan lebt und dort zum Qarabaq-Fan wurde. Er und andere Anhänger hätten sich über die Leihe gefreut, auch weil er vom VfB kam, in seinen Worten immerhin noch “quite a big German team”. Ailton habe sich gut in der Liga eingefunden und sei auf der linken Außenbahn sowohl in der Liga als auch im Europapokal die erste Wahl, vor Faycal Rherras, der auch im Sommer kam. Lediglich gegen Sevilla habe er es schwer gehabt, was aber auch an deren Qualität gelegen habe. Generell habe auf der Außenbahn seine Stärken eher in der Offensive, defensiv hingegen würde er manchmal auf dem falschen Fuß erwischt, was teilweise an ihm, teilweise an seinen Mitspielern liege. Generell sei das Problem für Agdam die starke Konkurrenz international und der Mangel daran in der heimischen Liga. Vor allem in der Innenverteidigung und im Sturm fehle es der Mannschaft trotz großer finanzieller Mittel. Aus dem gleichen Grund könne man auch die aserbaidschanische Liga nicht mit dem deutschen Fußball und dementsprechend auch Ailtons Leistungen dort nicht mit denen beim VfB vergleichen. Dennoch sei Spielpraxis wichtig für einen Spieler, vielleicht würden Ailton die regelmäßigen Einsatzzeiten bei Agdam helfen, sich beim VfB wieder zu etablieren, so Jim. Er hätte aber auch nichts dagegen, wenn Ailton dauerhaft bei Qarabaq bliebe, denn für die Liga sei er mehr als gut genug und für den Verein definitiv eine Verstärkung.
Wie schon eingangs angesprochen, wurde Ailton aus anderen Gründen verliehen als Hottmann und Nartey. Während man bei ihnen nach einer Gelegenheit suchte, ihnen die für ihre Entwicklung notwendige Spielpraxis zu verschaffen, die man ihnen in Stuttgart derzeit nicht bieten kann, sucht man für den bald 25 Jahre alten Brasilianer einen Verein, bei dem er entweder dauerhaft unterkommt oder sich für einen Verkauf zu einem anderen Verein empfehlen kann. Nachdem das in der Vorsaison in der ersten portugiesischen Liga gründlich schief ging, scheint Ailton in Aserbaidschan derzeit sportlich sein Glück gefunden zu haben. Ob es ihm allerdings ausreicht, in Aserbaidschan Serienmeister zu werden, oder ob er sich und seine Fähigkeiten in einer Liga sieht, die leistungsmäßig zwischen dieser und der portugiesischen Liga angesiedelt ist, ist die andere Frage. Für den VfB wäre es wahrscheinlich das Beste wenn Agdam die von Jim angesprochenen finanziellen Mittel in die Hand nimmt und Ailton im Sommer, ein Jahr vor Ende seines Vertrags in Stuttgart, fest zu verpflichten.
Zur Entwicklung ins Heimatland

Wiederum etwas jünger als Ailton, de facto nur ein halbes Jahr älter als Hottmann und Nartey, ist David Kopacz und die Leihe des polnischen Nachwuchsnationalspielers in sein Heimatland zu Gornik Zabrze erfüllte dementsprechend vor allem den Zweck, ihn über Spielpraxis mittelfristig wieder an die Mannschaft im Brustring heranzuführen. Verpflichtet in Michael Reschkes großem Transfersommer 2018 von der U19 des BVB stand er in der Abstiegssaison nur vier Mal im Bundesliga-Kader des VfB und absolvierte immerhin 17 Spiele mit zwei Toren und einer Vorlage in der Regionalliga Südwest. Auf genauso viele Partien kommt er bisher in der polnischen Ekstraklasa, in der Zabrze nach 20 Spielen auf Platz 12 von 16 rangiert. Mit nur zwei Punkten Vorsprung schwebt der polnische Co-Rekordmeister — der letzte Titel gelang allerdings 1988 — damit in akuter Abstiegsgefahr. Über Kopaczs Leistungen in der Hinrunde sprachen wir gleich mit mehreren Gornik-Fans: Ryan Hubbard (@Ryan_Hubbard) ist ein Engländer und hat ein Buch über die ersten 100 Jahre des polnischen Fußballs geschrieben. Der Twitteruser @MrBlonde48, der darum bat, als Mr Blonde zitiert zu werden, Patryk (@p_patryk1948) und Sebastian (@SebaLange10), der nicht nur Gornik‑, sondern aus familiären Gründen auch VfB-Fan ist, haben ebenfalls Input geliefert.
Die Leihe von Kopacz sei mit gemischten Gefühlen in Zabrze aufgenommen worden, da sind sich Ryan, Blonde und Patryk einig. Das liegt vor allem daran, dass die polnische U20-Nationalmannschaft und mit ihr Kopacz bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer als Gastgeber sportlich keine gute Figur abgaben. Ryan erläutert, dass Kopacz bei Gornik sich die Lücke füllen sollte, die Szymon Żurkowski und Valerian Gvilia im Sommer hinterlassen hatten, als sie nach Ende ihrer Leihe zu Florenz, respektive Luzern zurückkehrten. Dass er die beiden komplett würde ersetzen können, habe aber keiner erwartet.
Der schlechteste junge Spieler?
Da es auch für Kopacz die erste richtige Saison im Herrenfußball ist, habe er verständlicherweise Anpassungsprobleme in der Ekstraklasa gehabt, erklärt Ryan. Kopacz selber habe er erklärt, die erste polnische Liga sei ungefähr auf dem Niveau der 2. Bundesliga. Ryan kann ihn sich aus diesem Grund auch durchaus auf diesem Level vorstellen, wenn er sich in der Rückrunde verbessere. Mr Blonde ergänzt, die polnische Liga sei physischer als andere Ligen in Mitteleuropa, auch der späte Einstieg drei Tage vor dem ersten Pflichtspiel habe Kopacz nicht unbedingt geholfen, so dass er häufig nach etwa 60 Minuten oder gar bereits zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Patryk sagt, nach sechs Monaten könne er verstehen warum der VfB Kopacz verliehen habe und spricht eine weiteres Negativerlebnis an: Wohl auch wegen seiner Bekanntheit nach der U20-WM wählte ihn das in Polen beliebte, aber auch für seine kontroversen Meinungen und wenig zimperliche Sprache bekannte Internetportal Weszlo.com zum schlechtesten jungen Spieler der Liga gewählt. Blonde spricht das auch an, hält aber von dieser Einschätzung nicht viel. Außerdem erklärt er, was es mit dem “jungen Spieler” auf sich hat: Jeder Verein der Ekstraklasa ist nach seinen Angaben verpflichtet, jederzeit mindestens einen Spieler des Jahrgangs 1998 oder jünger auf dem Platz zu haben — in dieser Saison, versteht sich. Kopacz könne wohl kaum der schlechteste junge Spieler der Liga sein.
Und natürlich geben uns unsere vier Experten eine etwas differenziertere Bewertung seiner Leistung. Die krankte nach Meinung der Gornik-Fans vor allem daran, dass er als offensiver Mittelfeldspieler in den bereits angesprochenen 17 Ligaspielen nur einen einzigen Scorerpunkt sammeln konnte, als er beim 4:2‑Sieg gegen Wisla Krakau gefoult wurde und der anschließende Elfmeter versenkt wurde. Ryan räumt ein, dass Kopacz in die großen Fußstapfen der bereits erwähnten ehemaligen Leihspieler treten musste, was ihm meist nicht gelang, auch weil er zu selten außergewöhnliche Leistungen zeigte. Blonde führt aus, das 2:2 gegen Wisla Plock sei Kopacz einzig gutes Spiel gewesen. Häufig spiele Kopacz für den Herrenfußball noch zu sorglos und treffe die falschen Entscheidungen, was schnell zu Kontern gegen seine Mannschaft führe, auch defensiv bestehe bei Kopacz noch Verbesserungspotenzial. Alle Experten heben aber seine technischen Fähigkeiten am Ball und seinen Mut im eins gegen eins hervor und sehen in ihm definitiv einen jungen Spieler mit Zukunft, dem es halt noch an Lebens- und Spielerfahrung fehlt.
Bereit für die zweite Liga?
Zum Einsatz kam Kopacz entweder im zentralen offensiven Mittelfeld oder auf den Flügeln, wobei ihn Ryan und Blonde in der Mitte besser aufgehoben sehen, Ryan verweist darauf, dass ihn seine Defensivschwächen auf dem Flügel eher zum Verhängnis werden. Blonde erklärt aber auch, dass die Flügelspieler unter Trainer Marcin Brosz häufig nach innen ziehen, Kopacz also durchaus auch vom Flügel aus über die Mitte kommen kann. Sollte sich in der Winterpause auf dem Transfermarkt nichts tun, würde Kopacz wohl auch in der Rückrunde weiterhin die Außenbahn besetzen. Alle Gornik-Experten würden sich freuen, wenn er bei ihrem Verein bliebe, auch wenn, wie bereits angesprochen die Zabrze im Allgemeinen da eher gespalten sind. Auf jeden Fall sind sind sie sich einig, dass die Bundesliga noch zu früh für Kopacz käme und empfehlen ihm bei allem attestierten Potenzial eine weitere Saison auf dem Niveau der Ekstraklasa, auch wenn sich seine Leistungen direkt vor der Winterpause verbessert haben.
Eine Liga auf dem Niveau der polnischen Liga könnte natürlich, wie auch schon von Kopacz selber angesprochen, die 2. Bundesliga sein, in der wir aber hoffentlich nicht mehr spielen, wenn er von seiner Leihe zurückkehrt. Wie bei Hottmann und Nartey stellt sich bei ihm die Frage: Ab ins kalte Bundesliga-Wasser oder noch ein paar Schwimmübungen woanders? Schließlich darf man bei allen drei Spielern auch nicht vergessen, dass es ja auch in der U19 aktuell einige Talente gibt, denen man in Zukunft mehr Spielpraxis einräumen möchte. Würde man einen David Kopacz oder einen Nikolas Nartey einem Li Egloff vorziehen? Selbst wenn die zweite Mannschaft wieder in die Regionalliga aufsteigen sollte, wäre es wohl für die Entwicklung der Spieler keine gute Idee, sie für eine weitere Saison auf einem Niveau spielen zu lassen, dem sie offensichtlich bereits entwachsen sind. Eine Verlängerung der Leihe könnte natürlich gleichzeitig zu einer gewissen Entfremdung vom VfB führen. Der Verein hat also im Nachwuchsbereich einiges an Potenzial, hoffen wir mal, dass Sven Mislintat und wer auch immer in den nächsten Jahren Trainer ist, es verstehen, damit richtig umzugehen.
Die Lösung für ein Missverständnis?

Was mir die perfekte Überleitung zu Pablo Maffeo verschafft, mit dem man in Stuttgart entweder nicht umzugehen wusste, oder den man aufgrund seiner Verhaltensweise vielleicht gar nicht erst hätte verpflichten sollen. Wie auch immer, nachdem Wolfgang Dietrich im Winter noch großspurig angekündigt hatte, er sei sich sicher, man bekommen für den „quer im Stall“ stehenden Spieler die vereinsinterne Rekordsumme zurück, die man für ihn ausgegeben hatte, verlieh der VfB den spanischen Nachwuchs-Nationalspieler für eine Saison zurück an den FC Girona. Anders als bei seiner Vorstellung haben wir diesmal immerhin zwei Experten des spanischen Zweitligisten gefunden: Marc Riere i Castella (@marcriera_24), Fan und Mitglied des FC Girona sowie Carles Gonzalez (@carles_gonzalez), Journalist bei der Zeitung “L’Esportiu”.
In Girona war man einigermaßen überrascht, dass Maffeo nach nur einem Jahr wieder dort aufschlug, zumal der Verein in die zweite spanische Liga abgestiegen war und Maffeo wohl auch Angebote von erstklassigen Vereinen wie Betis oder Espanyol hatte. Bei den Fans kam die Leihe aber gut an, weil er zuvor nicht nur Leistungsträger gewesen war, sondern auch der erste Spieler, der von Manchester City nach Girona geschickt wurde, eine Kooperation, die noch immer besteht. Es hatte also etwas von der Heimkehr des verlorenen Sohnes. Auch Maffeo selber war wohl mit der Rückkehr in gewohnte Gefilde glücklich und äußerte gegenüber der Presse, dass sein Ausflug nach Deutschland nicht so gelaufen sei wie geplant, er frustriert gewesen sei und auch zum Trainerstab kein gutes Verhältnis gehabt habe. Marc zufolge sei Maffeo einfach mit vielen Umständen in Deutschland nicht klargekommen, in Girona habe es nie vergleichbare Probleme gegeben.
Zahl zehn, krieg fünf
Und auch sportlich läuft es für ihn dort zufriedenstellend. Bisher verpasste er in der zweiten spanischen Liga lediglich drei Partien wegen einer Adduktorenverletzung und spielte sonst bis auf wenige Ausnahmen meist 90 Minuten durch, zum größten Teil auf seiner angestammten Position als Rechtsverteidiger. Für Carles ist er einer der besten Rechtsverteidiger der Liga. Dementsprechend groß ist auch sein Anteil am Erfolg des Vereins, der nach 23 Spielen auf Platz 6 und damit einem Relegationsplatz steht. Generell sei die Liga sehr ausgeglichen, erklärt Marc und der Aufstieg deshalb alles andere als einfach. Auf jeden Fall sieht er Maffeo auch als gut genug für La Liga oder die Premier League an. Marc könne sich einen Verbleib Maffeos nach Ende der Leihe gut vorstellen, auch viele andere Girona-Fans wären damit wohl glücklich. Der örtlichen Presse zufolge hat Girona wohl eine Kaufoption in Höhe von fünf Millionen Euro. Das hänge aber auch ein wenig davon ab, ob der Aufstieg gelinge, denn Carles zufolge sei Girona durch den teuren Kader, ähnlich wie der VfB, quasi zum Aufstieg gezwungen.
Ich denke mal, an den spielerischen Qualitäten von Pablo Maffeo gab es auch in Stuttgart geringe Zweifel, es war eher das Zwischenmenschliche, das nicht passte. Das ist am Ende sicherlich sowohl dem Verein, als auch dem Spieler und damit indirekt dem Scouting des VfB anzulasten, denn offensichtlich verfügte Maffeo noch nicht über die persönliche Reife, sich in einem ihm unbekannten und zugegebenermaßen auch nicht ganz einfachen Umfeld anzupassen und durchzusetzen. Das ist aber andererseits etwas, worauf man beim bis dato teuersten Transfer der Vereinsgeschichte vielleicht achten sollte. Wenn die Informationen zur Kaufoption korrekt sind, hätte der VfB damit immerhin die Hälfte der Ablöse in den Sand gesetzt. Insofern wäre ein Nicht-Aufstieg von Girona vielleicht sogar besser für uns, weil man ihn nach einer guten Zweitliga-Saison teurer an einen anderen Verein verkaufen könnte, wenn die Spanier die Kaufoption nicht ziehen. Eine Zukunft beim VfB sehe ich nicht, denn auch wenn Markus Weinzierl längst Geschichte ist, waren es ja auch Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat, die sich für die Leihe entschieden.
Klassenerhalt am Rhein

Örtlich etwas näher an Stuttgart gelegen geht Erik Thommy in dieser Saison seinem Beruf nach. Vor ziemlich genau zwei Jahren aus Augsburg zum VfB gekommen konnte er an seine guten Leistungen aus der Rückrunde der Saison 2017/2018 im Abstiegsjahr nicht anknüpfen, wurde vor im Sommer an Fortuna Düsseldorf verliehen und gab sich so mit Marcin Kaminski die Klinke in die Hand. Mit Florian Kastenmeier, Matthias Zimmermann, Jean Zimmer und Kevin Stöger gibt es ja am Rhein bekanntermaßen sowieso eine kleine Enklave von Spielern mit VfB-Bezug. Zu seinen Leistungen in der Hinrunde haben wir Fortuna Fan Beate (@badrulbudur) befragt.
Ihre Erwartungen an Thommy seien nicht besonders hoch gewesen erklärt sie, auch weil sie ihn aus den Partien zwischen Düsseldorf und dem VfB nicht auf dem Schirm hätte. Generell mache die Fortuna aber meist gute Erfahrungen mit Leihspielern. So auch mit Thommy, der dem Verein im Abstiegskampf mit seiner giftigen, kämpferischen Art und seinem laufstarken Spiel gut tut. Zudem erzielte er in der Hinrunde zwei wichtige Tore, beim 2:0‑Heimsieg im Derby gegen Köln und direkt vor Weihnachten zum 2:1 gegen Aufsteiger Union Berlin, außerdem bereitete er vier Treffer vor. Thommy absolvierte alle 17 Vorrundenspiele, zehn Mal stand er dabei in der Startelf. Sie freue sich, wenn er von Beginn an spiele, so Beate, weil er auf dem Platz den entscheidenden Unterschied machen könne. Dabei wechselt Thommy immer wieder die Flügelseite, während er ja in Stuttgart zuerst vor allem die linke Seite beackerte und vergangene Saison auf beiden Seiten zum Einsatz kam. Beate zufolge sei er hier wie dort gefährlich, weil er sowieso immer von außen nach innen ziehe und zügig den Abschluss oder den Mitspieler suche. Das funktioniere in Düsseldorf auch deutlich besser als beim VfB, wo er seine Schnelligkeit häufig nicht ausspielen konnte und auch das Offensivspiel nicht beleben konnte. „Für die Fortuna ist er eine Bereicherung“, so Beate, denn die Offensive bestehe eben nicht nur Rouwen Hennings. Sie würde sich freuen, wenn Düsseldorf die Kaufoption ziehe und Thommy auch in Zukunft in Düsseldorf spielen würde, das hänge allerdings womöglich auch vom Klassenverbleib Fortunas ab.
Dass wir Erik Thommy verliehen haben oder verleihen mussten, ärgert mich eigentlich am Meisten. Sicherlich hat er in der vergangenen Saison nicht mehr viel von dem gezeigt, was ihn in seinem ersten Halbjahr in Stuttgart ausgezeichnet hat und Tim Walter konnte wahrscheinlich mit ihm auch nicht so wirklich viel anfangen. Auf der anderen Seite hätte es uns in der Hinrunde auch nicht geschadet, wenn Thommy für das ein oder andere offensive Überraschungsmoment gesorgt hätte. Dass er auf Bundesliga-Niveau weiterhin mithalten kann, zeigt er derzeit in Düsseldorf und es ist auch völlig nachvollziehbar, dass er die Chance ergriff, weiterhin erstklassig zu spielen. Bei ihm würde ich mir wünschen, dass im kommenden Sommer, vielleicht ist ja Pellegrino Matarazzo dann immer noch VfB-Trainer, eine Neubewertung seiner Lage vorgenommen wird – gesetzt den Fall, die Fortuna zieht die Kaufoption nicht.
Abnehmer gefunden

Der Vollständigkeit halber wollen wir uns auch noch Ebenezer Ofori widmen. Der war zwar im abgelaufenen Kalenderjahr erneut an die New Yorker Filiale von Manchester City, den New York City FC verliehen, seine Leistungen dort sind jedoch für uns nicht mehr so wirklich von Relevanz, da er Anfang Januar direkt bereits kurz nach seiner Rückkehr nach Stuttgart zur AIK Solna wechselte, dem Verein, von dem er einst nach Stuttgart kam. Bereits letztes Jahr hatten wir NYCFC-Fan Anthony Merced (@NYCSportsWorld) zu ihm befragt, er stand uns auch dieses Mal wieder Rede und Antwort. Passenderweise haben er und seine Mitstreiter vom Podcast Dudes in Blue kürzlich angekündigt, ebenjenen Podcast einzustellen.
Als ich Anfang 2019 mit Anthony sprach, erklärte er mir, dass sich der Club in der vorherigen Saison mehr erhofft hätte. In der gerade abgelaufenen Saison seien seine Leistungen durchaus passabel gewesen, Ofori absolvierte 20 Spiele, davon 14 von Beginn an. Er habe sich viel besser an die Liga angepasst, auch mental, sei defensiv zuverlässig gewesen und schoss gegen Seattle sogar ein sehr sehenswertes Tor.
Durch die Verpflichtung von James Sands sei er aber gegen Ende der Saison wieder mehr ins zweite Glied gerückt, da dieser auf einem ähnlichen Niveau spielte wie Ofori. Auch in 2019 scheiterte NYCFC wieder in den Conference Semifinals, diesmal an Toronto. Ofori stand bei diesem Spiel nicht einmal im Kader, was Anthony zufolge damit zu tun hat, dass der Trainer die Mannschaft, die die reguläre Saison auf Platz 1 abgeschlossen hatte, nicht mehr groß verändern wollte.

Nicht in diese Übersicht aufgenommen haben wir übrigens Anastasios Donis und Chadrac Akolo. Die sind zwar rein formell auch nur verliehen, im Falle von Akolo ist die Leihe aber für den SC Amiens mit einer Kaufpflicht im kommenden Sommer verbunden, bei Anastasios Donis greift ein solche Regelung in dem Fall, dass sein Verein Stade Reims die Klasse hält. Aktuell steht Reims mit elf Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf Platz 8 der Ligue 1, die Wahrscheinlichkeit, dass Donis nicht zurück kommt, ist also ziemlich hoch. Um der Chronistenpflicht genüge zu tun und weil man die Leistung von Stürmern häufig an wenigen Kennzahlen zumindestens grob einschätzen kann: Akolo stand in 14 von 24 möglichen Pflichtspielen beim aktuell Drittletzten der Tabelle auf dem Platz, sechs Mal davon in der Startelf. Ein Spiel über 90 Minuten war bislang nicht dabei. Bisher gelangen ihm zwei Tore und eine Torvorlage. Donis, der erst nach Saisonbeginn zur Mannschaft stieß und für den VfB in Heidenheim in der Hinrunde sogar noch vier Minuten auf dem Platz stand, absolvierte 14 von 20 möglichen Pflichtspielen, sieben von Beginn an. Etwas zählbares brachte er dabei noch nicht zustande. Am sinnbildlichsten für den bisherigen Saisonverlauf der beiden war wohl das direkte Aufeinandertreffen ihrer Vereine, ein Nachholspiel des 16. Spieltags am vergangenen Mittwoch: Akolo fiel verletzungsbedingt aus, Donis saß 90 Minuten auf der Bank.

Mehr Entwicklung, weniger Kaderkorrektur!
Auch in diesem Jahr stellt sich also die Frage: Wie sinnvoll sind Leihgeschäfte? Für junge Spieler wie Hottmann, Nartey und Kopacz haben sie sicherlich ihre Berechtigung, wenn die Spieler nach dem Ende der Leihe noch ins Kaderkonzept passen, gerade vor dem Hintergrund der Integration von Spielern aus der U19. Bei Spielern wie Ailton, Ofori und gewissermaßen auch Maffeo ging es vor allem darum, den Spielern eine Möglichkeit zu geben, sich für einen dringend notwendigen Wechsel zu empfehlen, da sie in Stuttgart keine Perspektive mehr haben. Das hat natürlich wenig mit Kaderentwicklung zu tun, sondern mehr mit der Korrektur der eigenen Transferpolitik. Ein Sonderfall ist für mich wie angesprochen Erik Thommy, dessen Leihe angesichts der Kaufoption ähnlich wie bei Donis und Akolo wahrscheinlich ein Abschied auf Raten ist, bei dem man dem aufnehmenden Verein durch Vertragsmodalitäten finanziell entgegen kommt. Es wäre schön, wenn ich im Januar 2021 nur Spieler portraitieren müsste, die aus Entwicklungsgründen verliehen wurden und nicht, weil man sonst nichts mit ihnen anzufangen weiß. Wer über die Geschicke unserer Leihspieler (außer Ofori) in Rückrunde auf dem Laufenden bleiben will, sollte unseren Podcast abonnieren, denn dort werden wir wie in der Hinrunde auch wöchentlich über sie sprechen.
Titelbildcollage: © Getty, AFP