Wieder im Brustring: Die verliehenen Spieler des VfB

Etwas spä­ter als ihr es gewohnt seid, kommt die­se Sai­son der Rück­blick auf die Rück­run­de der vom VfB ver­lie­he­nen Spie­ler.

Aber irgend­wie ist die­se Sai­son auch alles etwas spä­ter. Zum ers­ten Mal seit 2013 und mit Aus­nah­me der Coro­na-Sai­son 2029/2020 bestrei­tet der VfB sein letz­tes Sai­son­spiel im Juni, davon muss­te ich mich erst­mal erho­len. Die Sai­sons der sie­ben Spie­ler, die der VfB an ande­re Ver­ei­ne ver­lie­hen hat­te, waren da schon been­det, in weni­gen Tagen wer­den sie ent­we­der wie­der in Bad Cannstatt auf den Trai­nings­platz ste­hen oder im nun geöff­ne­ten Trans­fer­fens­ter den Ver­ein wech­seln — ent­we­der per­ma­nent oder wie­der leih­wei­se. Höchs­te Zeit also für einen Rück­blick. Auch dies­mal gehen wir wie­der alpha­be­tisch vor und begin­nen mit

Momo Cissé

Über den haben wir im drit­ten und letz­ten Halb­jahr sei­ner Lei­he mit dem pol­ni­schen Sport­jour­na­lis­ten Jacek gespro­chen, der nicht nur ein aus­ge­zeich­ne­ter Ken­ner des pol­ni­schen Fuß­balls ist, son­dern auch Fan von Wis­la Kra­kau, dem Leih­ver­ein Momo Cis­sés. Wis­la war in der ver­gan­ge­nen Sai­son aus der Eks­tra­kla­sa abge­stie­gen und kämpf­te nun wie­der um den Auf­stieg. Nach­dem sie zur WM-Pau­se ledig­lich auf Platz 10 stan­den, arbei­te­ten sie sich in der Rück­run­de auf Platz 4 vor und qua­li­fi­zier­ten sich damit hin­ter den bei­den Direkt­auf­stei­gern LKS Lodz und Ruch Chor­zow für die Auf­stiegs­play­offs, in denen sie mit 1:4 rela­tiv deut­lich an Puszc­za Nie­po­lo­mice schei­ter­ten. Der Auf­schwung steht vor allem in Zusam­men­hang mit dem Namen Kiko Rami­rez. Der ehe­ma­li­ge Trai­ner wur­de als Sport­di­rek­tor zurück­ge­holt und ver­stärk­te das Team gezielt, außer­dem, so Jacek, hät­ten die Fans Geld für ein drei­wö­chi­ges Trai­nings­la­ger in der Tür­kei gesam­melt, wel­ches sich die meis­ten Kon­kur­ren­ten in der Liga nicht leis­ten könn­ten.

Wäh­rend Cis­sé vor der WM-Pau­se schon kei­nen beson­de­ren Ein­druck hin­ter­ließ, aber immer­hin elf Mal in der Liga und ein­mal im Pokal auf dem Platz stand, war sein Arbeits­pen­sum in der Rück­run­de sehr über­schau­bar. Erst am 12. Mai stand er das ers­te Mal im Spiel­tags­ka­der und absol­vier­te 45 Minu­ten gegen Nie­ciec­za. Es folg­ten 62 Minu­ten gegen Pod­bes­kid­zie und 58 gegen Sos­no­wiec und das war es auch schon wie­der. Jacek zufol­ge kamen die Ein­sät­ze vor allem des­halb zustan­de, weil ande­re Flü­gel­spie­ler ver­letzt waren oder nicht zur Ver­fü­gung stan­den — womit auch Mate­usz Mlyn­ski gemeint war, dem der Trai­ner einen Denk­zet­tel ver­pas­sen woll­te, indem er Cis­sé den Vor­zug gab. Gegen Nie­ciec­za und Pod­bes­kid­zie habe die VfB-Leih­ga­be nicht mal schlecht gespielt, so Jacek, gegen Sos­no­wiec habe er jedoch schlecht aus­ge­se­hen in einem Spiel, wel­ches Wis­la wahr­schein­lich den direk­ten Auf­stieg kos­te­te.

Im Novem­ber sei bereits klar gewe­sen, erklärt Jacek, dass Cis­sé in Kra­kau kei­ne Zukunft habe, anders als ande­re Leih­spie­ler gibt es im Ver­ein auch kei­ne Reser­ve­mann­schaft, für die er hät­te auf­lau­fen kön­nen. Letzt­lich hät­ten sei­ne tech­ni­schen und tak­ti­schen Schwä­chen sein Tem­po und sei­ne Lauf­stär­ke nicht kaschie­ren kön­nen, so dass es auch für die zwei­te pol­ni­sche Liga zuletzt für Cis­sé nicht reich­te. So sieht er des­sen Per­spek­ti­ve eher in den unte­ren fran­zö­si­schen Ligen — also dort, wo der VfB ihn 2020 ablö­se­frei ver­pflich­te­te. In der Tat muss man sich fra­gen, wie es für Cis­sé, der 2020/2021 immer­hin auf fünf Bun­des­li­ga-Teil­ein­sät­ze kam, wei­ter­ge­hen soll. Sein Ver­trag läuft 2024 aus, wenn über­haupt könn­te man mit ihm noch eine sehr gerin­ge Ablö­se gene­rie­ren. Eine Ver­trags­ver­län­ge­rung kann ich mir beim bes­ten Wil­len nicht vor­stel­len. Soll­te sich in die­sem Trans­fer­som­mer kein neu­er Ver­ein fin­den, wür­de man ihn wahr­schein­lich in der zwei­ten Mann­schaft in der Regio­nal­li­ga ein­set­zen. Die ein­ein­halb Jah­re Leih­zeit in Kra­kau hat er jeden­falls nicht genutzt, um Wer­bung für sich zu machen, weder für einen wei­te­ren Ver­trag beim VfB, noch woan­ders. Auch wenn er in sei­ner Zeit beim VfB von Ver­let­zun­gen gebeu­telt wur­de, scheint es für ihn auf die­sem Niveau schlicht­weg nicht zu rei­chen.

Etwas bes­ser lief es bei

Wahid Faghir

über den ich mit Cas­per gespro­chen habe, Fan von Fag­hirs Leih­ver­ein FC Nordsjæl­land und Pod­cas­ter bei Nordsjæl­land Dre­a­min’. Der mitt­ler­wei­le 19jährige kam nach sei­ner Rück­kehr nach Däne­mark zunächst nur zu Teil­ein­sät­zen, ver­letz­te sich dann in der Hin­run­de und kam kurz vor der WM-Pau­se mit einem Tor gegen Aal­borg BK, bei denen mitt­ler­wei­le Tho­mas Hitzl­sper­ger als Inves­tor ein­ge­stie­gen ist, wie­der in die Spur. Das setz­te sich in der zwei­ten Sai­son­hälf­te und der ent­schei­den­den Meis­ter­run­de fort, als immer­hin drei wei­te­re Tore schoss und eins vor­be­rei­tet, bevor er die letz­ten drei Spie­le wegen klei­ne­rer Ver­let­zun­gen ver­pass­te. Nordsjæl­land, das lan­ge die Tabel­le anführ­te, muss­te die Tabel­len­füh­rung und damit den Titel am Ende doch den FC Kopen­ha­gen abge­ben. Die Ent­täu­schung, so Cas­per sei groß, schließ­lich habe man vor­her den schlech­ten Sai­son­start des FCK aus­nut­zen kön­nen.

Trotz regel­mä­ßi­ger Ein­sät­ze habe Fag­hir sei­ne Hoff­nun­gen auf eine bes­se­re zwei­te Sai­son­hälf­te jedoch nicht erfüllt, erklärt Cas­per. Fag­hir, der sich zu Sai­son­be­ginn erst in Form brin­gen muss­te, habe sich nie rich­tig ins Team ein­ge­fun­den und sei­ne Fähig­kei­ten des­halb auch nicht effek­tiv ein­brin­gen kön­nen. Fag­hir sei in der zwei­ten Sai­son­hälf­te als Neu­ner gesetzt gewe­sen, ihm habe aller­dings die Kon­stanz gefehlt, was man viel­leicht auch dar­an sieht, dass er sei­ne drei Tore in den ers­ten bei­den Spie­len des neu­en Jah­res erziel­te. Gleich­zei­tig hät­ten aber auch die tak­ti­sche Aus­rich­tung und die Spiel­wei­se nicht zu sei­nen Stär­ken  gepasst. Letzt­lich sein der Ver­ein zu dem Schluss gekom­men, dass es kei­nen Sinn erge­be, die Kauf­op­ti­on über 2,5 Mil­lio­nen Euro zu zie­hen. Wohl auch weil, so Cas­per, Fag­hir sich kaum wei­ter­ent­wi­ckelt habe wäh­rend sei­ner Lei­he.

Bei Wahid Fag­hir, vor zwei Jah­ren mit Span­nung erwar­te­tes Talent, lie­gen die Din­ge also ein wenig anders. Wie schon bei ande­ren Lei­hen scheint das Spiel­sys­tem sei­nes Leih­ver­eins nicht wirk­lich zu ihm gepasst zu haben, was nicht das ers­te Mal die Fra­ge auf­wirft, wonach der VfB die Leih­ver­ei­ne sei­ner Spie­ler aus­sucht und wie viel Aus­wahl er dabei wirk­lich hat. Dass Fag­hir die Kon­stanz fehlt, ist bei sei­ne immer noch blut­jun­gen Alter wenig ver­wun­der­lich. Gleich­zei­tig konn­te er sich in einer schwä­che­ren Liga als der Bun­des­li­ga auch nicht in dem Maße durch­set­zen, als dass der Trai­ner, tak­ti­sches mis­match hin oder her, nicht an ihm vor­bei gekom­men sei. Der VfB hat ange­kün­digt, sei­nen Kader ver­klei­nern zu wol­len, ande­rer­seits ist es nicht ziel­füh­rend, erneut so vie­le Spie­ler zu ver­lei­hen. Soll­te Fag­hir in der Vor­be­rei­tung nicht einen Rie­sen­sprung mache, dürf­te ihm eine wei­te­re Lei­he blü­hen. Hof­fent­lich dies­mal zu einem pas­sen­de­ren Ver­ein. Blie­be er beim VfB, hät­te man immer­hin einen wei­te­ren Zen­trums­stür­mer als Back­up für Gui­ras­sy, soll­te der blei­ben. Ob es dafür schon reicht, scheint aller­dings aktu­ell noch frag­lich.

Die Fra­ge, ob es bei

Mateo Klimowicz

für die Bun­des­li­ga reicht, scheint mit nein beant­wor­tet wer­den zu müs­sen. In der Hin­run­de noch zum spä­te­ren Zweit­li­ga-Abstei­ger nach Bie­le­feld ver­lie­hen, hol­te man ihn nach wenig Spiel­zeit im Win­ter zurück und ver­lieh ihn bis Ende des Jah­res 2023 in die Liga MX, die ers­te mexi­ka­ni­sche Liga und damit geo­gra­phisch näher an sein Hei­mat­land. Von sei­nen Ein­sät­zen für Atlé­ti­co de San Luis in der zwei­ten Sai­son­hälf­te, der Clau­su­ra, hat mir Mexi­ko-Exper­te Osmin berich­tet. San Luis been­de­te die Sai­son als Zwölf­ter, schei­ter­te aber in den Play­offs letzt­lich an Pavel Par­dos altem Ver­ein CF Ame­ri­ca. Kli­mo­wicz kam bereits im drit­ten Spiel der Clau­su­ra zum Ein­satz und berei­te­te direkt ein Tor vor. Auch danach kam er regel­mä­ßig zum Ein­satz und traf gegen Club San­tos Lagu­na am ach­ten Spiel­tag durch­aus sehens­wert:

Kli­mo­wicz Grö­ße und sei­ne Kon­ter­stär­ke auf dem Flü­gel habe Atlé­ti­co sehr gehol­fen, so Osmin über die VfB-Leih­ga­be, die vor allem im rech­ten Mit­tel­feld zum Ein­satz kam, wobei er des­sen Stär­ken er im zen­tra­len Mit­tel­feld sieht. Osmin lobt Kli­mo­wicz Über­sicht, Ball­ge­fühl und Temp0. Die hohen Erwar­tun­gen, die man ange­sichts sei­nes Stamm­ver­eins an ihn hat­te, wur­den also bestä­tigt.

Wer sich an Kli­mo­wicz Auf­trit­te in Stutt­gart erin­nert, sieht häu­fig hän­gen­de Schul­tern vor sich — ent­we­der nach einem ver­sprun­ge­nen Ball auf dem Platz oder nach der Aus­wechs­lung dane­ben. Die­se Eigen­art, schnell wegen Ball­ver­lus­ten oder Schieds­rich­ter­ent­schei­dun­gen frus­triert zu sein, scheint er auch in Mexi­ko nicht abe­legt zu haben. Außer­dem habe er sich, so Osmin, immer mal wie­der in Spie­len durch unnö­ti­ge Läu­fe zu sehr auf­ge­rie­ben, so dass er vor­zei­tig aus­ge­wech­selt wur­de. Ihn feh­le, so unser Exper­te, der Rhyth­mus im Spiel. Soll­te Kli­mo­wicz, der mor­gen 23 Jah­re alt wird um am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de in der bereits begon­ne­nen ers­ten Hälf­te der neu­en Sai­son, der Aper­tu­ra, bereits 14 Minu­ten zum Ein­satz kam, also beim VfB noch eine Chan­ce erhal­ten? Osmin sieht in ihm noch Poten­zi­al für die Bun­des­li­ga und zumin­dest was die Leis­tun­gen in Mexi­ko angeht, scheint Kli­mo­wicz das zu bestä­ti­gen.

Der Vor­teil an vie­len Neu­zu­gän­gen der letz­ten Jah­re ist in der Tat, dass sie immer noch sehr jung sind. Braucht Kli­mo­wicz, der immer­hin noch einen Ver­trag bis 2025 besitzt, die­se zwölf Mona­te, um end­lich die nöti­ge Wider­stands­fä­hig­keit für die Bun­des­li­ga zu sam­meln? Wer weiß, mit Sebas­ti­an Hoe­neß, der hof­fent­lich zum Jah­res­en­de noch im Amt ist, hat er ja dann auch wie­der einen neu­en Trai­ner in Stutt­gart. Ich bin nach sei­nen bis­he­ri­gen Auf­trit­ten im Brust­ring trotz­dem wei­ter­hin skep­tisch. Soll­te er sich lang­fris­tig — er kam ja bereits 2019 nach Stutt­gart — den­noch bei uns durch­set­zen oder eine gewis­se Ablö­se ein­spie­len, um so bes­ser. War­ten wir mal ab, was die zwei­te Hälf­te sei­nes Lei­h­jah­res bringt.

Roberto Massimo

ist der glei­che Jahr­gang wie Kli­mo­wicz, ist bereits seit 2018 beim VfB unter Ver­trag und war eben­falls in der Ver­gan­gen­heit nach Bie­le­feld aus­ge­lie­hen. In der abge­lau­fe­nen Sai­son lief er jedoch für Aca­dé­mi­co de Viseu in der zwei­ten por­tu­gie­si­schen Liga auf — jenen Ver­ein, der ziem­lich ein­deu­ti­ge Ver­bin­dun­gen zu Mas­si­mos Berat­un­gagen­tur hat — jene Bera­tungs­agen­tur, die vom fran­zö­si­schen FC Metz wegen ihres Geba­rens kürz­lich auf eine schwar­ze Lis­te setz­te. Aber das nur neben­bei, denn Mas­si­mo zeig­te eine star­ke Hin­run­de, nach der auch unser Exper­te, der por­tu­gie­si­sche Jour­na­list Dio­go Matos, viel von ihm erwar­te­te. Mas­si­mo schoss auch nach der WM-Pau­se, im Spiel gegen UD Oli­vei­ren­se, ein Tor, wur­de aber in der Rück­run­de durch einen Mus­kel­fa­ser­riss zurück­ge­wor­fen. Dadurch ver­pass­te er elf Spie­le, so dass die Mann­schaft ohne ihn aus­kom­men muss­te und das auch immer bes­ser schaff­te.

Viseu star­te­te schlecht in die Sai­son, ver­bes­ser­te sich dann unter dem neu­en Trai­ner Jor­ge Cos­ta, ver­pass­te aber nach des­sen Abgang im April letzt­end­lich die Auf­stiegs­plät­ze. Obwohl vor der Sai­son nie­mand mit dem Auf­stieg in die ers­te por­tu­gie­si­sche Liga gerech­net habe, sei die Sai­son unterm Strich als Ent­täu­schung wahr­ge­nom­men wor­den, so Dio­go. Mas­si­mo stand erst im April, nach Cos­tas Abgang wie­der regel­mä­ßig auf den Platz. Da dann das Team auch wie­der schlech­ter spiel­te, sei es schwie­rig für Mas­si­mo gewe­sen, zu glän­zen. Auf­grund der lan­gen Ver­let­zung­pau­se habe sich Viseu auch gegen eine Ver­län­ge­rung der Lei­he oder eine fes­te Ver­pflich­tung Mas­si­mos ent­schie­den, so unser Exper­te. In den ver­blei­ben­den sechs Spie­len, die er in der Rück­run­de absol­vier­te, konn­te er also nicht genug über­zeu­gen.

Auch wenn Mas­si­mo bei sei­nem Leih­ver­ein gute Ansät­ze zeig­te und zumin­dest per­sön­lich, abge­se­hen von der Ver­let­zung, eine erfolg­rei­che Sai­son hat­te, bin ich bei ihm genau­so skep­tisch wie bei Kli­mo­wicz. Auch er hat­te schon vie­le Ver­su­che, in Stutt­gart Fuß zu fas­sen, nie gelang ihm das nach­hal­tig. Und auch gute Spie­le in der zwei­ten por­tu­gie­si­schen Liga sind jetzt nicht unbe­dingt ein Emp­feh­lungs­schrei­ben. Ich ver­mu­te, dass man ver­su­chen wird, ihn in die­sem Som­mer zu ver­kau­fen. Ver­mut­lich nicht nach Metz, aber viel­leicht klappt es ja dies­mal mit der zwei­ten Bun­des­li­ga, in die Mas­si­mo glau­be ich von der Leis­tungs­stär­ke her gut pas­sen wür­de. Nach vier Jah­ren Ver­trag beim VfB ist es mei­ner Mei­nung nach trotz des ver­hält­nis­mä­ßig jun­gen Alters wenig ziel­füh­rend, es noch­mal mit ihm in der Bun­des­li­ga zu pro­bie­ren.

Bei

Clinton Mola

der im März erst 22 wur­de, sind es ande­re Grün­de war­um eine Per­spek­ti­ve in Stutt­gart unwahr­schein­lich erscheint. Wohl aus Grün­den des Heim­weihs kehr­te der ehe­ma­li­ge Chel­sea-Nach­wuchs­spie­ler im ver­gan­ge­nen Som­mer zurück auf die Insel, dies­mal zu Zweit­li­gist Blackb­urn Rovers. Wäh­rend der in der Hin­run­de noch, nach Kurz­ein­sät­zen beim VfB, gele­gent­lich auf dem Platz stand, spiel­te er ab Ende Novem­ber in der Cham­pi­on­ship kei­ne Rol­le mehr und lief statt­des­sen ab Mit­te März noch sie­ben Mal über die vol­len 90 Minu­ten für die U21 der Rovers auf. Laut Scott, Blackb­urn-Fan vom Pod­cast 4000 Holes. war die Nie­der­la­ge im FA-Cup gegen Orel Manga­las Not­ting­ham Forest der Knack­punkt für Mola, der als Links­ver­tei­di­ger zur Pau­se aus­gwech­selt wur­de und danach für Ex-VfB-Stür­mer und Rovers-Trai­ner Jon Dahl Tom­asson kei­ne Opti­on mehr für die ers­te Mann­schaft war.

Scott zufol­ge hat er des­halb auch kei­ne Zukunft in Blackb­urn. Er habe zwar für die U21 stark gespielt, das sei ange­sichts sei­ner Qua­li­tä­ten aber auch nicht über­ra­schend. Den­noch sei ein Abbruch der Lei­he im Win­ter aus sei­ner Sicht die bes­se­re Lösung gewe­sen. Mola brau­che Spiel­pra­xis und Selbst­ver­trau­en, dafür sei eine Lei­he in eine ande­re zwei­te Liga sinn­vol­ler als ein erneu­ter Ver­such in der Bun­des­li­ga. Inter­es­san­ter­wei­se sieht Scott Molas Stär­ken eher als Innen­ver­tei­di­ger in einer Vie­rer­ket­te als als Links­ver­tei­di­ger. Ob er in die­ser Rol­le aller­dings beim VfB aktu­ell eine Chan­ce hat, darf bezwei­felt wer­den. Bei Mola stellt sich die Fra­ge, ob es aus per­sön­li­chen Grün­den unbe­dingt ein eng­li­scher Ver­ein sein muss­te, der ihn für die abge­lau­fe­ne Sai­son auf­nahm. Wirk­lich ziel­füh­rend kann die­se Lei­he weder für den Spie­ler, noch für den VfB gewe­sen sein. Molas Ver­trag läuft eben­falls bis 2024 und müss­te für eine erneu­te Lei­he ver­län­gert wer­den. Auch wenn der VfB im Defen­siv­be­reich mit Abgän­gen wird pla­nen müs­sen, fehlt mir die Fan­ta­sie, um Mola noch­mal in der Bun­des­li­ga zu sehen. Rea­lis­ti­scher erscheint ein Wech­sel zurück nach Eng­land, eher ans unte­re Tabel­len­en­de der Cham­pi­on­ship oder in die League One.

Mit Reser­ve­teams kennt sich auch

Leonhard Münst

aus. Der spiel­te in sei­nem ers­ten Lei­h­jahr eine für sein Alter pas­sa­ble Hin­run­de beim FC St. Gal­len, ver­letz­te sich dann zum Vor­be­rei­tungs­be­ginn im Win­ter schwer und kehr­te erst im Som­mer zurück auf den Platz, als sei­ne Lei­he beim FCSG noch­mal um ein Jahr ver­län­gert wur­de. In der Super League saß er jedoch nur drei Mal auf der Bank und lief sonst nur für die zwei­te Mann­schaft auf, die in der dritt­klas­si­gen Pro­mo­ti­on League den elf­ten Platz beleg­te. Eine gro­ße Ent­wick­lung gab es also bei ihm nicht zu beob­ach­ten, wie mir Mar­co vom Fan­ma­ga­zin SENF berich­tet. Münst, der beim 4:0‑Testspielsieg des VfB II beim VfR Mann­heim erst­mals wie­der das Brust­ring-Tri­kot trug, hat sogar noch einen Ver­trag bis 2025, muss aber erst­mal wie­der auf die Bei­ne kom­men, nach­dem er auch das Sai­son­fi­na­le des “klei­nen ” FCSG ver­let­zungs­be­dingt ver­pass­te. Ver­mut­lich wird man es ange­sichts der Tat­sa­che, dass er erst 21 ist, noch­mal mit einer Lei­he ver­su­chen, in der Hoff­nung, dass er von Ver­let­zun­gen ver­schont bleibt.

Kom­men wir schließ­lich zu

Mo Sankoh

, über den ich mit Wil­ko vom Pod­cast Stu­dio Langs de Rijn sprach, sei­nes Zei­chens Fan von Vites­se Arn­hem. Arn­hem schaff­te letz­ten Endes den Klas­sen­er­halt in der Ere­di­vi­sie unter dem neu­en Trai­ner Phil­ipp Cocu, nachem Tho­mas Letsch den Ver­ein im Herbst gen Bochum ver­las­sen hat­te. San­koh lief ins­ge­samt 21 Mal für Vites­se auf und saß nach der WM-Pau­se nur in fünf Spie­len auf der Bank. Er erziel­te im neu­en Jahr zudem zwei Tore, eins gegen Utrecht und eins gegen Go Ahead Eagles Deven­ter.

Wil­ko zufol­ge habe San­koh vor allem durch sei­nen Ein­satz über­zeugt und sei mit sei­ner Ein­stel­lung einer der Schlüs­sel­spie­ler für Vites­se in die­ser Sai­son gewe­sen. Cocu habe ihm auch des­we­gen mehr Spiel­zeit gege­ben, weil San­kohs Kör­per­lich­keit und Kampf um jeden Ball im Abstiegs­kampf wich­tig gewe­sen sei. In sei­ner Rol­le als Mit­tel­stür­mer habe er das Ver­trau­en Cocus mit Leis­tun­gen zurück­ge­zahlt. Im Selbst­ver­trau­ren sieht Wil­ko auch die größ­te Ent­wick­lung bei San­koh im Ver­lauf des Jah­res, nach­dem San­koh ja nach der schlim­men Ver­let­zung gegen Fürth die vor­ver­gan­ge­ne Sai­son kom­plett ver­passt hat­te.

Reif für die Bun­des­li­ga sieht er ihn aller­dings noch nicht und in der  Tat ist das schwer zu beur­tei­len. San­koh ist erst 19, kann also noch diver­se Ent­wick­lungs­sprün­ge machen. Offen­sicht­lich trau­te man ihm vor zwei Jah­ren die Bun­des­li­ga zu, nach einer lan­gen Ver­let­zung­pau­se und einer guten Sai­son in einer schwä­che­ren Liga als der Bun­des­li­ga scheint er unge­fähr wie­der am glei­chen Punkt wie 2021 zu ste­hen, als er die Regio­nal­li­ga mit neun Toren in 15 Spie­len kurz und klein geschos­sen hat­te und auf dem Sprung in die Bun­des­li­ga war.  Ich gehe nicht davon aus, dass man ein Talent sei­ner Güte noch ein­mal ver­leiht, statt­des­sen wird man ihm in der Sai­son­vor­be­rei­tung die Mög­lich­keit geben, sich zu bewei­sen. Und wer weiß: Viel­leicht sieht man ihn ja in der kom­men­den Sai­son schon wie­der im Brust­ring.

Sie­ben Lei­hen leis­te­te sich der VfB also in der ver­gan­ge­nen Sai­son, von denen nur die wenigs­ten einen Mehr­wert für Ver­ein und Spie­ler brach­ten. Alexis Tibid wech­sel­te nach der Lei­he nach Alt­ach immer­hin nach Frank­reich, für Teto Kli­mo­wicz scheint es bis­lang in Mexi­ko bes­ser zu lau­fen als vor­her in Bie­le­feld. Rea­lis­ti­scher­wei­se sehen wir aber nur Wahid Fag­hir und Mo San­koh in nähe­rer Zukunft in Stutt­gart. Da bei­de Mit­tel­stür­mer sind, hängt, wie Medi­en­be­rich­ten zu ent­neh­men war, auch viel an der Zukunft von Ser­hou Gui­ras­sy. Der Rest scheint, soll­te er nicht die Vor­be­rei­tung kom­plett domi­nie­ren, kei­ne Zukunft in Stutt­gart zu haben. Der Kader soll ver­klei­nert wer­den und ob man einen Spie­ler als Back­up an Bord behält, soll­te wohl­über­legt sein in Zei­ten, in denen man trotz bevor­ste­hen­dem Por­sche-Deal wei­ter aufs Geld ach­ten muss. Auch den Spie­lern bringt ein Pen­deln zwi­schen Bank und Tri­bü­ne in Stutt­gart nichts und dar­auf läuft es für die meis­ten hin­aus. Ohne­hin stan­den die Lei­hen die­ser Sai­son eher unter dem Mot­to Kader­hy­gie­ne, von vorn­her­ein konn­te man eigent­lich nur mit einer Rück­kehr von Fag­hir und San­koh rech­nen. Auch wenn der VfB natür­lich auch in Zukunft Spie­ler ver­lei­hen wird, wäre zu wün­schen, dass die­se Lei­hen für alle Betei­lig­ten ziel­füh­ren­der sind.

Zum Bei­spiel wie bei

Matej Maglica

den der VfB per Rück­kauf­op­ti­on aus St. Gal­len hol­te und am Sonn­tag direkt nach Darm­stadt wei­ter ver­lieh. Mag­li­ca ver­passt nur fünf von 36 Par­tien und war , wie mir Mar­co von SENF erklärt, wich­ti­ger Bestand­teil und unum­strit­te­ner Stamm­spie­ler beim FCSG, der in der Rück­run­de immer wei­ter in der Tabel­le abrutsch­te. Das habe aber weni­ger an Mag­li­ca gele­gen, der einer der kon­stan­tes­ten gewe­sen sei. Wäh­rend Mar­co vor einem Jahr im Rück­blick auf Mag­li­cas Lei­he in der Schweiz des­sen Spiel­eröff­nung, Ruhe im Spiel­auf­bau und das Kopf­ball­spiel als Stär­ken aus­ge­macht hat­te, habe er sich vor allem was die Ruhe am Ball anging, wei­ter­ent­wi­ckelt. Mar­co kann sich kaum an gro­be Schnit­zer Mag­li­cas erin­nern, der in einem 4–3‑3 als Innen­ver­tei­di­ger ein­ge­setzt wur­de. In St. Gal­len hät­te man ihn auch auf­grund sei­ner Per­sön­lich­keit gern behal­ten. Mar­co sieht ihn auf län­ge­re Sicht als Bun­des­li­ga-Ver­tei­di­ger, er brau­che aller­dings Spiel­pra­xis, die er ja jetzt in Darm­stadt erhält, wo sich Blog­ger-Kol­le­ge Mat­thi­as im Kickschuh.Blog direkt dem Neu­zu­gang gewid­met  hat.

Wir wer­den sehen, wie Mag­li­ca sich dort ent­wi­ckelt und ob es gut war, ihn an einen mög­li­chen Kon­kur­ren­ten um den Klas­sen­er­halt zu ver­lei­hen. Ihr hört das dann wöchent­lich in unse­ren Pod­cast-Fol­gen und lest von sei­ner Hin­run­de im Herbst dann an die­ser Stel­le.

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