Etwas später als ihr es gewohnt seid, kommt diese Saison der Rückblick auf die Rückrunde der vom VfB verliehenen Spieler.
Aber irgendwie ist diese Saison auch alles etwas später. Zum ersten Mal seit 2013 und mit Ausnahme der Corona-Saison 2029/2020 bestreitet der VfB sein letztes Saisonspiel im Juni, davon musste ich mich erstmal erholen. Die Saisons der sieben Spieler, die der VfB an andere Vereine verliehen hatte, waren da schon beendet, in wenigen Tagen werden sie entweder wieder in Bad Cannstatt auf den Trainingsplatz stehen oder im nun geöffneten Transferfenster den Verein wechseln — entweder permanent oder wieder leihweise. Höchste Zeit also für einen Rückblick. Auch diesmal gehen wir wieder alphabetisch vor und beginnen mit
Momo Cissé
Über den haben wir im dritten und letzten Halbjahr seiner Leihe mit dem polnischen Sportjournalisten Jacek gesprochen, der nicht nur ein ausgezeichneter Kenner des polnischen Fußballs ist, sondern auch Fan von Wisla Krakau, dem Leihverein Momo Cissés. Wisla war in der vergangenen Saison aus der Ekstraklasa abgestiegen und kämpfte nun wieder um den Aufstieg. Nachdem sie zur WM-Pause lediglich auf Platz 10 standen, arbeiteten sie sich in der Rückrunde auf Platz 4 vor und qualifizierten sich damit hinter den beiden Direktaufsteigern LKS Lodz und Ruch Chorzow für die Aufstiegsplayoffs, in denen sie mit 1:4 relativ deutlich an Puszcza Niepolomice scheiterten. Der Aufschwung steht vor allem in Zusammenhang mit dem Namen Kiko Ramirez. Der ehemalige Trainer wurde als Sportdirektor zurückgeholt und verstärkte das Team gezielt, außerdem, so Jacek, hätten die Fans Geld für ein dreiwöchiges Trainingslager in der Türkei gesammelt, welches sich die meisten Konkurrenten in der Liga nicht leisten könnten.
Während Cissé vor der WM-Pause schon keinen besonderen Eindruck hinterließ, aber immerhin elf Mal in der Liga und einmal im Pokal auf dem Platz stand, war sein Arbeitspensum in der Rückrunde sehr überschaubar. Erst am 12. Mai stand er das erste Mal im Spieltagskader und absolvierte 45 Minuten gegen Nieciecza. Es folgten 62 Minuten gegen Podbeskidzie und 58 gegen Sosnowiec und das war es auch schon wieder. Jacek zufolge kamen die Einsätze vor allem deshalb zustande, weil andere Flügelspieler verletzt waren oder nicht zur Verfügung standen — womit auch Mateusz Mlynski gemeint war, dem der Trainer einen Denkzettel verpassen wollte, indem er Cissé den Vorzug gab. Gegen Nieciecza und Podbeskidzie habe die VfB-Leihgabe nicht mal schlecht gespielt, so Jacek, gegen Sosnowiec habe er jedoch schlecht ausgesehen in einem Spiel, welches Wisla wahrscheinlich den direkten Aufstieg kostete.
Im November sei bereits klar gewesen, erklärt Jacek, dass Cissé in Krakau keine Zukunft habe, anders als andere Leihspieler gibt es im Verein auch keine Reservemannschaft, für die er hätte auflaufen können. Letztlich hätten seine technischen und taktischen Schwächen sein Tempo und seine Laufstärke nicht kaschieren können, so dass es auch für die zweite polnische Liga zuletzt für Cissé nicht reichte. So sieht er dessen Perspektive eher in den unteren französischen Ligen — also dort, wo der VfB ihn 2020 ablösefrei verpflichtete. In der Tat muss man sich fragen, wie es für Cissé, der 2020/2021 immerhin auf fünf Bundesliga-Teileinsätze kam, weitergehen soll. Sein Vertrag läuft 2024 aus, wenn überhaupt könnte man mit ihm noch eine sehr geringe Ablöse generieren. Eine Vertragsverlängerung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Sollte sich in diesem Transfersommer kein neuer Verein finden, würde man ihn wahrscheinlich in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga einsetzen. Die eineinhalb Jahre Leihzeit in Krakau hat er jedenfalls nicht genutzt, um Werbung für sich zu machen, weder für einen weiteren Vertrag beim VfB, noch woanders. Auch wenn er in seiner Zeit beim VfB von Verletzungen gebeutelt wurde, scheint es für ihn auf diesem Niveau schlichtweg nicht zu reichen.
Etwas besser lief es bei
Wahid Faghir
über den ich mit Casper gesprochen habe, Fan von Faghirs Leihverein FC Nordsjælland und Podcaster bei Nordsjælland Dreamin’. Der mittlerweile 19jährige kam nach seiner Rückkehr nach Dänemark zunächst nur zu Teileinsätzen, verletzte sich dann in der Hinrunde und kam kurz vor der WM-Pause mit einem Tor gegen Aalborg BK, bei denen mittlerweile Thomas Hitzlsperger als Investor eingestiegen ist, wieder in die Spur. Das setzte sich in der zweiten Saisonhälfte und der entscheidenden Meisterrunde fort, als immerhin drei weitere Tore schoss und eins vorbereitet, bevor er die letzten drei Spiele wegen kleinerer Verletzungen verpasste. Nordsjælland, das lange die Tabelle anführte, musste die Tabellenführung und damit den Titel am Ende doch den FC Kopenhagen abgeben. Die Enttäuschung, so Casper sei groß, schließlich habe man vorher den schlechten Saisonstart des FCK ausnutzen können.
Trotz regelmäßiger Einsätze habe Faghir seine Hoffnungen auf eine bessere zweite Saisonhälfte jedoch nicht erfüllt, erklärt Casper. Faghir, der sich zu Saisonbeginn erst in Form bringen musste, habe sich nie richtig ins Team eingefunden und seine Fähigkeiten deshalb auch nicht effektiv einbringen können. Faghir sei in der zweiten Saisonhälfte als Neuner gesetzt gewesen, ihm habe allerdings die Konstanz gefehlt, was man vielleicht auch daran sieht, dass er seine drei Tore in den ersten beiden Spielen des neuen Jahres erzielte. Gleichzeitig hätten aber auch die taktische Ausrichtung und die Spielweise nicht zu seinen Stärken gepasst. Letztlich sein der Verein zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn ergebe, die Kaufoption über 2,5 Millionen Euro zu ziehen. Wohl auch weil, so Casper, Faghir sich kaum weiterentwickelt habe während seiner Leihe.
Bei Wahid Faghir, vor zwei Jahren mit Spannung erwartetes Talent, liegen die Dinge also ein wenig anders. Wie schon bei anderen Leihen scheint das Spielsystem seines Leihvereins nicht wirklich zu ihm gepasst zu haben, was nicht das erste Mal die Frage aufwirft, wonach der VfB die Leihvereine seiner Spieler aussucht und wie viel Auswahl er dabei wirklich hat. Dass Faghir die Konstanz fehlt, ist bei seine immer noch blutjungen Alter wenig verwunderlich. Gleichzeitig konnte er sich in einer schwächeren Liga als der Bundesliga auch nicht in dem Maße durchsetzen, als dass der Trainer, taktisches mismatch hin oder her, nicht an ihm vorbei gekommen sei. Der VfB hat angekündigt, seinen Kader verkleinern zu wollen, andererseits ist es nicht zielführend, erneut so viele Spieler zu verleihen. Sollte Faghir in der Vorbereitung nicht einen Riesensprung mache, dürfte ihm eine weitere Leihe blühen. Hoffentlich diesmal zu einem passenderen Verein. Bliebe er beim VfB, hätte man immerhin einen weiteren Zentrumsstürmer als Backup für Guirassy, sollte der bleiben. Ob es dafür schon reicht, scheint allerdings aktuell noch fraglich.
Die Frage, ob es bei
Mateo Klimowicz
für die Bundesliga reicht, scheint mit nein beantwortet werden zu müssen. In der Hinrunde noch zum späteren Zweitliga-Absteiger nach Bielefeld verliehen, holte man ihn nach wenig Spielzeit im Winter zurück und verlieh ihn bis Ende des Jahres 2023 in die Liga MX, die erste mexikanische Liga und damit geographisch näher an sein Heimatland. Von seinen Einsätzen für Atlético de San Luis in der zweiten Saisonhälfte, der Clausura, hat mir Mexiko-Experte Osmin berichtet. San Luis beendete die Saison als Zwölfter, scheiterte aber in den Playoffs letztlich an Pavel Pardos altem Verein CF America. Klimowicz kam bereits im dritten Spiel der Clausura zum Einsatz und bereitete direkt ein Tor vor. Auch danach kam er regelmäßig zum Einsatz und traf gegen Club Santos Laguna am achten Spieltag durchaus sehenswert:
Klimowicz Größe und seine Konterstärke auf dem Flügel habe Atlético sehr geholfen, so Osmin über die VfB-Leihgabe, die vor allem im rechten Mittelfeld zum Einsatz kam, wobei er dessen Stärken er im zentralen Mittelfeld sieht. Osmin lobt Klimowicz Übersicht, Ballgefühl und Temp0. Die hohen Erwartungen, die man angesichts seines Stammvereins an ihn hatte, wurden also bestätigt.
Wer sich an Klimowicz Auftritte in Stuttgart erinnert, sieht häufig hängende Schultern vor sich — entweder nach einem versprungenen Ball auf dem Platz oder nach der Auswechslung daneben. Diese Eigenart, schnell wegen Ballverlusten oder Schiedsrichterentscheidungen frustriert zu sein, scheint er auch in Mexiko nicht abelegt zu haben. Außerdem habe er sich, so Osmin, immer mal wieder in Spielen durch unnötige Läufe zu sehr aufgerieben, so dass er vorzeitig ausgewechselt wurde. Ihn fehle, so unser Experte, der Rhythmus im Spiel. Sollte Klimowicz, der morgen 23 Jahre alt wird um am vergangenen Wochenende in der bereits begonnenen ersten Hälfte der neuen Saison, der Apertura, bereits 14 Minuten zum Einsatz kam, also beim VfB noch eine Chance erhalten? Osmin sieht in ihm noch Potenzial für die Bundesliga und zumindest was die Leistungen in Mexiko angeht, scheint Klimowicz das zu bestätigen.
Der Vorteil an vielen Neuzugängen der letzten Jahre ist in der Tat, dass sie immer noch sehr jung sind. Braucht Klimowicz, der immerhin noch einen Vertrag bis 2025 besitzt, diese zwölf Monate, um endlich die nötige Widerstandsfähigkeit für die Bundesliga zu sammeln? Wer weiß, mit Sebastian Hoeneß, der hoffentlich zum Jahresende noch im Amt ist, hat er ja dann auch wieder einen neuen Trainer in Stuttgart. Ich bin nach seinen bisherigen Auftritten im Brustring trotzdem weiterhin skeptisch. Sollte er sich langfristig — er kam ja bereits 2019 nach Stuttgart — dennoch bei uns durchsetzen oder eine gewisse Ablöse einspielen, um so besser. Warten wir mal ab, was die zweite Hälfte seines Leihjahres bringt.
Roberto Massimo
ist der gleiche Jahrgang wie Klimowicz, ist bereits seit 2018 beim VfB unter Vertrag und war ebenfalls in der Vergangenheit nach Bielefeld ausgeliehen. In der abgelaufenen Saison lief er jedoch für Académico de Viseu in der zweiten portugiesischen Liga auf — jenen Verein, der ziemlich eindeutige Verbindungen zu Massimos Beratungagentur hat — jene Beratungsagentur, die vom französischen FC Metz wegen ihres Gebarens kürzlich auf eine schwarze Liste setzte. Aber das nur nebenbei, denn Massimo zeigte eine starke Hinrunde, nach der auch unser Experte, der portugiesische Journalist Diogo Matos, viel von ihm erwartete. Massimo schoss auch nach der WM-Pause, im Spiel gegen UD Oliveirense, ein Tor, wurde aber in der Rückrunde durch einen Muskelfaserriss zurückgeworfen. Dadurch verpasste er elf Spiele, so dass die Mannschaft ohne ihn auskommen musste und das auch immer besser schaffte.
Viseu startete schlecht in die Saison, verbesserte sich dann unter dem neuen Trainer Jorge Costa, verpasste aber nach dessen Abgang im April letztendlich die Aufstiegsplätze. Obwohl vor der Saison niemand mit dem Aufstieg in die erste portugiesische Liga gerechnet habe, sei die Saison unterm Strich als Enttäuschung wahrgenommen worden, so Diogo. Massimo stand erst im April, nach Costas Abgang wieder regelmäßig auf den Platz. Da dann das Team auch wieder schlechter spielte, sei es schwierig für Massimo gewesen, zu glänzen. Aufgrund der langen Verletzungpause habe sich Viseu auch gegen eine Verlängerung der Leihe oder eine feste Verpflichtung Massimos entschieden, so unser Experte. In den verbleibenden sechs Spielen, die er in der Rückrunde absolvierte, konnte er also nicht genug überzeugen.
Auch wenn Massimo bei seinem Leihverein gute Ansätze zeigte und zumindest persönlich, abgesehen von der Verletzung, eine erfolgreiche Saison hatte, bin ich bei ihm genauso skeptisch wie bei Klimowicz. Auch er hatte schon viele Versuche, in Stuttgart Fuß zu fassen, nie gelang ihm das nachhaltig. Und auch gute Spiele in der zweiten portugiesischen Liga sind jetzt nicht unbedingt ein Empfehlungsschreiben. Ich vermute, dass man versuchen wird, ihn in diesem Sommer zu verkaufen. Vermutlich nicht nach Metz, aber vielleicht klappt es ja diesmal mit der zweiten Bundesliga, in die Massimo glaube ich von der Leistungsstärke her gut passen würde. Nach vier Jahren Vertrag beim VfB ist es meiner Meinung nach trotz des verhältnismäßig jungen Alters wenig zielführend, es nochmal mit ihm in der Bundesliga zu probieren.
Bei
Clinton Mola
der im März erst 22 wurde, sind es andere Gründe warum eine Perspektive in Stuttgart unwahrscheinlich erscheint. Wohl aus Gründen des Heimweihs kehrte der ehemalige Chelsea-Nachwuchsspieler im vergangenen Sommer zurück auf die Insel, diesmal zu Zweitligist Blackburn Rovers. Während der in der Hinrunde noch, nach Kurzeinsätzen beim VfB, gelegentlich auf dem Platz stand, spielte er ab Ende November in der Championship keine Rolle mehr und lief stattdessen ab Mitte März noch sieben Mal über die vollen 90 Minuten für die U21 der Rovers auf. Laut Scott, Blackburn-Fan vom Podcast 4000 Holes. war die Niederlage im FA-Cup gegen Orel Mangalas Nottingham Forest der Knackpunkt für Mola, der als Linksverteidiger zur Pause ausgwechselt wurde und danach für Ex-VfB-Stürmer und Rovers-Trainer Jon Dahl Tomasson keine Option mehr für die erste Mannschaft war.
Scott zufolge hat er deshalb auch keine Zukunft in Blackburn. Er habe zwar für die U21 stark gespielt, das sei angesichts seiner Qualitäten aber auch nicht überraschend. Dennoch sei ein Abbruch der Leihe im Winter aus seiner Sicht die bessere Lösung gewesen. Mola brauche Spielpraxis und Selbstvertrauen, dafür sei eine Leihe in eine andere zweite Liga sinnvoller als ein erneuter Versuch in der Bundesliga. Interessanterweise sieht Scott Molas Stärken eher als Innenverteidiger in einer Viererkette als als Linksverteidiger. Ob er in dieser Rolle allerdings beim VfB aktuell eine Chance hat, darf bezweifelt werden. Bei Mola stellt sich die Frage, ob es aus persönlichen Gründen unbedingt ein englischer Verein sein musste, der ihn für die abgelaufene Saison aufnahm. Wirklich zielführend kann diese Leihe weder für den Spieler, noch für den VfB gewesen sein. Molas Vertrag läuft ebenfalls bis 2024 und müsste für eine erneute Leihe verlängert werden. Auch wenn der VfB im Defensivbereich mit Abgängen wird planen müssen, fehlt mir die Fantasie, um Mola nochmal in der Bundesliga zu sehen. Realistischer erscheint ein Wechsel zurück nach England, eher ans untere Tabellenende der Championship oder in die League One.
Mit Reserveteams kennt sich auch
Leonhard Münst
aus. Der spielte in seinem ersten Leihjahr eine für sein Alter passable Hinrunde beim FC St. Gallen, verletzte sich dann zum Vorbereitungsbeginn im Winter schwer und kehrte erst im Sommer zurück auf den Platz, als seine Leihe beim FCSG nochmal um ein Jahr verlängert wurde. In der Super League saß er jedoch nur drei Mal auf der Bank und lief sonst nur für die zweite Mannschaft auf, die in der drittklassigen Promotion League den elften Platz belegte. Eine große Entwicklung gab es also bei ihm nicht zu beobachten, wie mir Marco vom Fanmagazin SENF berichtet. Münst, der beim 4:0‑Testspielsieg des VfB II beim VfR Mannheim erstmals wieder das Brustring-Trikot trug, hat sogar noch einen Vertrag bis 2025, muss aber erstmal wieder auf die Beine kommen, nachdem er auch das Saisonfinale des “kleinen ” FCSG verletzungsbedingt verpasste. Vermutlich wird man es angesichts der Tatsache, dass er erst 21 ist, nochmal mit einer Leihe versuchen, in der Hoffnung, dass er von Verletzungen verschont bleibt.
Kommen wir schließlich zu
Mo Sankoh
, über den ich mit Wilko vom Podcast Studio Langs de Rijn sprach, seines Zeichens Fan von Vitesse Arnhem. Arnhem schaffte letzten Endes den Klassenerhalt in der Eredivisie unter dem neuen Trainer Philipp Cocu, nachem Thomas Letsch den Verein im Herbst gen Bochum verlassen hatte. Sankoh lief insgesamt 21 Mal für Vitesse auf und saß nach der WM-Pause nur in fünf Spielen auf der Bank. Er erzielte im neuen Jahr zudem zwei Tore, eins gegen Utrecht und eins gegen Go Ahead Eagles Deventer.
Wilko zufolge habe Sankoh vor allem durch seinen Einsatz überzeugt und sei mit seiner Einstellung einer der Schlüsselspieler für Vitesse in dieser Saison gewesen. Cocu habe ihm auch deswegen mehr Spielzeit gegeben, weil Sankohs Körperlichkeit und Kampf um jeden Ball im Abstiegskampf wichtig gewesen sei. In seiner Rolle als Mittelstürmer habe er das Vertrauen Cocus mit Leistungen zurückgezahlt. Im Selbstvertrauren sieht Wilko auch die größte Entwicklung bei Sankoh im Verlauf des Jahres, nachdem Sankoh ja nach der schlimmen Verletzung gegen Fürth die vorvergangene Saison komplett verpasst hatte.
Reif für die Bundesliga sieht er ihn allerdings noch nicht und in der Tat ist das schwer zu beurteilen. Sankoh ist erst 19, kann also noch diverse Entwicklungssprünge machen. Offensichtlich traute man ihm vor zwei Jahren die Bundesliga zu, nach einer langen Verletzungpause und einer guten Saison in einer schwächeren Liga als der Bundesliga scheint er ungefähr wieder am gleichen Punkt wie 2021 zu stehen, als er die Regionalliga mit neun Toren in 15 Spielen kurz und klein geschossen hatte und auf dem Sprung in die Bundesliga war. Ich gehe nicht davon aus, dass man ein Talent seiner Güte noch einmal verleiht, stattdessen wird man ihm in der Saisonvorbereitung die Möglichkeit geben, sich zu beweisen. Und wer weiß: Vielleicht sieht man ihn ja in der kommenden Saison schon wieder im Brustring.
Sieben Leihen leistete sich der VfB also in der vergangenen Saison, von denen nur die wenigsten einen Mehrwert für Verein und Spieler brachten. Alexis Tibid wechselte nach der Leihe nach Altach immerhin nach Frankreich, für Teto Klimowicz scheint es bislang in Mexiko besser zu laufen als vorher in Bielefeld. Realistischerweise sehen wir aber nur Wahid Faghir und Mo Sankoh in näherer Zukunft in Stuttgart. Da beide Mittelstürmer sind, hängt, wie Medienberichten zu entnehmen war, auch viel an der Zukunft von Serhou Guirassy. Der Rest scheint, sollte er nicht die Vorbereitung komplett dominieren, keine Zukunft in Stuttgart zu haben. Der Kader soll verkleinert werden und ob man einen Spieler als Backup an Bord behält, sollte wohlüberlegt sein in Zeiten, in denen man trotz bevorstehendem Porsche-Deal weiter aufs Geld achten muss. Auch den Spielern bringt ein Pendeln zwischen Bank und Tribüne in Stuttgart nichts und darauf läuft es für die meisten hinaus. Ohnehin standen die Leihen dieser Saison eher unter dem Motto Kaderhygiene, von vornherein konnte man eigentlich nur mit einer Rückkehr von Faghir und Sankoh rechnen. Auch wenn der VfB natürlich auch in Zukunft Spieler verleihen wird, wäre zu wünschen, dass diese Leihen für alle Beteiligten zielführender sind.
Zum Beispiel wie bei
Matej Maglica
den der VfB per Rückkaufoption aus St. Gallen holte und am Sonntag direkt nach Darmstadt weiter verlieh. Maglica verpasst nur fünf von 36 Partien und war , wie mir Marco von SENF erklärt, wichtiger Bestandteil und unumstrittener Stammspieler beim FCSG, der in der Rückrunde immer weiter in der Tabelle abrutschte. Das habe aber weniger an Maglica gelegen, der einer der konstantesten gewesen sei. Während Marco vor einem Jahr im Rückblick auf Maglicas Leihe in der Schweiz dessen Spieleröffnung, Ruhe im Spielaufbau und das Kopfballspiel als Stärken ausgemacht hatte, habe er sich vor allem was die Ruhe am Ball anging, weiterentwickelt. Marco kann sich kaum an grobe Schnitzer Maglicas erinnern, der in einem 4–3‑3 als Innenverteidiger eingesetzt wurde. In St. Gallen hätte man ihn auch aufgrund seiner Persönlichkeit gern behalten. Marco sieht ihn auf längere Sicht als Bundesliga-Verteidiger, er brauche allerdings Spielpraxis, die er ja jetzt in Darmstadt erhält, wo sich Blogger-Kollege Matthias im Kickschuh.Blog direkt dem Neuzugang gewidmet hat.
Wir werden sehen, wie Maglica sich dort entwickelt und ob es gut war, ihn an einen möglichen Konkurrenten um den Klassenerhalt zu verleihen. Ihr hört das dann wöchentlich in unseren Podcast-Folgen und lest von seiner Hinrunde im Herbst dann an dieser Stelle.