Stand jetzt nimmt der VfB am kommenden Sonntag den Spielbetrieb in der 2. Bundesliga wieder auf. Was das für uns bedeutet und wie wir damit umgehen.
Irgendwann brauchte ich dann mal eine Pause von der Pause. Wenn Ihr Euch fragt, warum ihr in der vergangenen Woche keine neue Podcast-Folge mit einer VfB-Legende in Eurem Podcatcher gefunden habt: Das ist der Grund. Eigentlich hatte ich ja nach der Aufnahme mit Lennert Brinkhoff zum Bielefeld-Spiel gedacht, dass sei die letzte Podcast-Folge für eine Weile. Zum Glück haben wir uns dann doch für das Alternativprogramm entschieden, Helden vergangener Tage von ihren Heldentaten erzählen zu lassen. Herausgekommen sind vier meiner Meinung nach sehr interessante Podcast-Folgen mit Roberto Hilbert, Andreas Buck, Peter Reichert, Franz Wohlfahrt und Karl Allgöwer. Und Eurem Feedback nach zu urteilen haben sie nicht nur uns großen Spaß gemacht, sondern Euch auch. Aber gute Podcast-Folgen bedeuten immer auch gute Vorbereitung und deswegen: Pause von der Pause.
Es ist und bleibt eine Ausnahmesituation — auch für den Fußball
Jetzt soll, so zumindest der Plan der DFL und der Vereine, am kommenden Wochenende der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Unter Beachtung besonderer Hygienemaßnahmen, versteht sich, die die DFL mit geradezu putziger Detailverliebtheit in ihrem Schreiben an die Clubs festgelegt hat: Jubeln nur mit Füßen oder Ellenbogen — und ohne Publikum natürlich — und Trainer dürfen für Anweisungen kurz den Mundschutz abnehmen. Was ich grundsätzlich vom Umgang des Fußball-Business mit der Coronakrise halte, habe ich ja schon letzte Woche aufgeschrieben. Und knapp eine Woche vor dem — Stand jetzt — Neustart der VfB-Saison mit dem Auswärtsspiel in Wiesbaden weiß ich immer noch nicht so richtig, wie ich mich diesbezüglich fühle.
Natürlich würde ich liebend gern Fußball schauen und darüber reden und schreiben. Aus diesem Grund blogge und podcaste ich ja. Aber es ist und bleibt halt eine Ausnahmesituation und wer weiß, was uns die Spinner auf dem Wasen, dem Marienplatz und anderen Versammlungsorten der Republik am Wochenende eingebrockt haben. Auch im Sport ist weiterhin mehr Ausnahme als Regel: Dynamo Dresden muss auf Beschluss des Gesundheitsamt 14 Tage lang in Quarantäne und zwar die gesamte Mannschaft samt Betreuern. Kann man unter solchen Umständen eine normalen Spielbetrieb und einen fairen Wettbewerb aufrecht erhalten? Und dann ist da noch die, nennen wir sie mal moralische Komponente. Mag sein, dass aus gesundheitlicher Sicht eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs keine Einschränkung der restlichen Bevölkerung bedeutet. Aber die Art und Weise, wie manche Fußballfunktionäre ihre eigene Branche überhöhen und ihre politische Lobbymacht ausnutzen, ist schon befremdlich. Genauso wie die mediale Begleitung durch kicker, Bild und Sky, die wieder einmal aufzeigt, wie sehr der Fußballjournalismus teilweise am Tropf des Objekts seiner Berichterstattung hängt.
Wir machen weiter — aber anders
Trotzdem werde ich mir das Spiel am Sonntag höchstwahrscheinlich anschauen. Um für mich herauzufinden, ob das alles für mich trotzdem Sinn ergibt. Und weil ich den Fußball und die Betrachtung und Einordnung dessen, was auf und vor allem rund um den grünen Rasen passiert, nicht alleine jenen überlassen will, die wie zuletzt Anfang März offenbarten, wer wirklich die häßliche Fratze des Fußballs ist: Mäzene, die mit Funktionären kumpeln und jene Journalisten, die, was die mediale Reichweite und die Lobbymacht angeht, nach oben buckeln und nach unten treten.
Was aber bedeutet das für Rund um den Brustring? Sicherlich nicht business as usual. Aber: Wir werden weiter über den VfB reden und schreiben. Nur vorerst mit einem anderen Fokus. Weniger auf Passstatistiken, expected goals oder das mögliche Comeback von Sasa Kalajdzic. Mehr auf das große Ganze, das Drumherum und was Geisterspiele und die Fortführung der Saison unter diesen Vorzeichen mit uns machen. Das bedeutet, wir werden weiterhin Podcast-Folgen aufnehmen, aber nicht unbedingt jede Woche und wir werden in der Aufnahme mit Sicherheit nicht ausschließlich über die Spiele des VfB sprechen sondern eher am Rande. Stattdessen soll es, wie übrigens auch im Blog, eher darum gehen, was sich aktuell in Sachen Corona und Fußball entwickelt und wie wir das finden. Einen ähnlichen Schwerpunkt wollen wir auch bei den Gegnerinterviews setzen: Wir werden uns, wenn wir jemanden finden, weiter mit Fans anderer Vereine unterhalten, aber eben über andere Sachen als die Neuzugänge des Winters oder den Spielstil des Trainers. Schließlich gehen Vereine, Fanszenen und Städte in Deutschland mit der Krise ganz unterschiedlich um.
Dynamisch
Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders. Denn es gilt heute nach wie vor das Gleiche wie im März: Die Situation ist dynamisch. Wir haben auf jeden Fall noch ein paar Ideen für Extra-Folgen im Hinterkopf. Uns ist klar, dass unsere Herangehensweise vielleicht nicht bei jedem auf Gegenliebe stößt, denn so unterschiedlich wie jeder Fußball wahrnimmt, so unterschiedlich ist auch der Umgang mit dem Thema Geisterspiele. Wir hoffen, Ihr bleibt uns weiterhin gewogen, lest unsere Texte und hört unsere Folgen. Wenn Ihr Feedback habt: Gerne her damit!
Titelbild: © imago
Also mir hat auch die Folge mit Franz Wolfarth Spaß gemacht. Euch doch auch, oder? 😉
Ich fand jedenfalls alle fünf Gespräche höchst interessant. Danke und weiter so!
Aahh, natürlich! Wird ergänzt. Danke für den Hinweis und das Lob!
Viele Grüße, Lennart