Der VfB hat sich in der Innenverteidigung mit Maxime Awoudja von der zweiten Mannschaft des FC Bayern verstärkt Wir haben einen Experten zu unserem Neuzugang befragt.
Der Freitag ist beim VfB scheinbar neuerdings Transfertag. Nachdem zwei Wochen zuvor die Transfers von Fabian Bredlow und Hamadi Al Ghaddioui bekannt gegeben wurden, verkündete der Verein am 5. Juli zwei weitere Neuzugänge: Gegen Abend einigte man sich endlich mit Sasa Kalajdzic, bereits früher am Tage stellten Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat den Spieler vor, um den es heute gehen soll: Maxime Awoudja, 21jähriger Innenverteidiger vom FC Bayern München II. Wenn es um den Nachwuchsbereich und die zweite Mannschaft des Rekordmeisters geht, fragt man am Besten bei Martin (@NaptoFCB) nach, der uns auch schon mit Infos über Julian Green versorgte und mit dem Vertikalpass über Tim Walters Zeit in München sprach.
Echter Münchner Aufstiegsheld
Wie bei den meisten anderen Neuzugängen im Brustring dieses Sommers ist auch Awoudjas Vita aufgrund seines Alters recht überschaubar. Geboren im Februar 1998 in München spielte er bis 2007 beim SV 1880 München, bevor er als Neunjähriger in den Nachwuchs des FCB wechselte. Zehn Jahre später hatte er den Nachwuchsbereich der Münchner durchlaufen und rückte von den A‑Junioren zur zweiten Mannschaft in die Regionalliga Bayern auf. Nach zwei Spielzeiten schaffte er dieses Jahre mit den “kleinen Bayern” den langersehnten Wiederaufstieg in die 3. Liga, nachdem die Zweitvertretung des FCB 2011 aus dieser abgestiegen war. Dass er nach dieser Erfolgsstory in der kommenden Saison zu Heimspielen im Neckarstadion und nicht in der Allianz-Arena aufläuft, liegt Martin zufolge an den hohen Ansprüchen des FC Bayern, der sich ja auf dieser Position nicht zuletzt auch mit Benjamin Pavard verstärkt hat. Lars Lukas Mai komme eher für die Bundesliga-Mannschaft der Münchner in Frage, der das größere Talent sein.
In der Saison 2017/2018 traf er in München auch auf Tim Walter und absolvierte unter ihm 29 Regionalliga-Spiele, am Ende hatten die kleinen Roten allerdings das Nachsehen gegenüber den großen Blauen und landeten auf Platz 2. Martin ist sich sicher, dass ihm die Erfahrung unter Walter bei den Bayern-Amateuren den Einstieg in Stuttgart und in der zweiten Liga erleichtere, da er mit der Anforderung Walters, unter höchster Konzentration auf Positionswechsel richtig zu reagieren, bereits vertraut sei. Nur 18 Spiele konnte Awoudja in der vergangenen Saison absolvieren, was vor allem auf einen Innenbandanriss im Knie und einen Syndesmosebandriss zurückzuführen ist. Martins Einschätzung dazu: “Ich meine mich zu erinnern, dass er tatsächlich in den meisten Spielzeiten zuletzt immer mal wieder eine längere Verletzung drin hatte. Das ist aber bei jungen heranwachsenden Spielern, die viel Muskelaufbau trainieren, nichts ungewöhnliches und kann bei einem ausgewachsenen Körper dann keine Rolle mehr spielen.” Trotz der Verletzungen sei “Bobo”, so sein Spitzname, aber ein absoluter Leistungsträger gewesen. Zwar habe ein Patzer Awoudjas im Relegationshinspiel gegen Wolfsburg II zu einem Gegentor geführt, “wie das ganze Team schüttelte er sich jedoch nur kurz und half mit, den 1:4 Rückstand über beide Spiele hinweg in ein 5:4 zu drehen”, führt Martin aus.
Feiner Fuß vor dem nächsten Schritt
Awoudja ist, klassisch für einen Innenverteidiger, mit 1,88 m relativ groß gewachsen, wobei eine gewisse Körpergröße ja mitunter auch auf Kosten der Beweglichkeit gehen kann. Martin zufolge ist er aber nicht nur kopfballstark, sondern auch schnell auf den Beinen und verfüge über einen für einen Innenverteidiger bemerkenswerten Torabschluss. Von seinen vier Toren in der vergangenen Saison sind entsprechend auch zwei Treffer per Kopf gefallen, einer als Abstauber und dann war dann noch der Distanzschuss gegen Aschaffenburg Anfang September 2018:
⚽??
Was für ein Tor von Maxime Awoudja! #FCBAmateure #MiaSanMia pic.twitter.com/T7j8ZUF8Eu— FC Bayern Campus (@FCBjuniorteam) September 3, 2018
Schwächen habe Awoudja noch im Spielaufbau, was ab und an zu riskanten Ballverlusten führe. Martin sieht dort aber auch eine Weiterentwicklung, an der auch Tim Walter noch arbeiten werde. Ob er nach einem möglichen Wiederaufstieg auch den Sprung in die Bundesliga packt, hängt Martin zufolge auch davon ab, ob er diese Unkonzentriertheiten ablegt. Den Wechsel zum VfB kann Martin nachvollziehen, es sei wohl das für Awoudja perfekte Angebot gewesen, um den nächsten Schritt zu machen. In München ärgerten sich viele Fans, die sich mit der Jugendabteilung nicht auskennen, über den Verlust eines Talents, die Fans der zweiten Mannschaft über den Verlust eines Leistungsträgers. Es sei jedoch “fast schon Tradition” in München, Spielern wie Awoudja bei einer fairen Ablöse keine Steine in den Weg ihrer weiteren Entwicklung zu legen.
Wie sieht die Innenverteidigung aus?
Ich bin gespannt wie die von Martin angesprochen Konzentrationsschwächen im Aufbauspiel mit Tim Walters Mut zum Risiko zusammen passen. Knapp drei Wochen vor Saisonbeginn ist beim VfB immer noch nicht klar, welche Spieler in der kommenden Saison in der Innenverteidigung auflaufen werden. Wechseln Marcin Kaminski und/oder Timo Baumgartl noch? Antonis Aidonis trainiert vorerst mit der U21 in der Oberliga, was darauf hindeuten dürfte, dass einer der beiden eben genannten Spieler in Stuttgart bleibt. Dann sind da noch Marc Oliver Kempf und Holger Badstuber, wobei die Viererkette durch die Verletzung von Borna Sosa zumindest vorübergehend weiter personell geschwächt wird. Sehen wir Awoudja also vielleicht schon gegen Hannover am 26. Juli auf dem Platz? Es kann durchaus sein, dass er seine positive Entwicklung auch zwei Klassen höher als bisher fortsetzt. Das Talent scheint vorhanden und in München nicht den Durchbruch zu schaffen, ist kein Makel. Trotz aller Bereitschaft zu Fehlern seitens des Trainers brauchen wir aber eine eingespielte Verteidigung. Hoffentlich steht die bald fest.