Neu im Brustring: Julian Green

Der VfB hat ges­tern Juli­an Green vom FC Bay­ern ver­pflich­tet. Bis­her flog der US-ame­ri­ka­ni­sche Natio­nal­spie­ler ein wenig unter dem Radar, des­we­gen haben wir uns mit Fans sei­ner ehe­ma­li­gen Ver­ei­ne unter­hal­ten um mehr über ihn zu erfah­ren: Tan­ja (@fschmidt77), HSV-Fan, und Nap­to (@NaptoFCB), Anhän­ger des FC Bay­ern.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo, und vie­len Dank, dass Ihr Euch die Zeit genom­men habt, mit uns über unse­ren Neu­zu­gang Juli­an Green zu spre­chen. War­um konn­te er sich weder beim FCB noch beim HSV so rich­tig durch­set­zen?

Tan­ja: Moin! Ver­mut­lich weiß Nap­to mehr als ich, aber ich schil­de­re mal das eine Jahr, das er beim HSV ver­bracht hat.

Mein Ein­druck war, dass es ihm ein biss­chen an der Ein­stel­lung geman­gelt hat. Zumin­dest klang es immer mal wie­der an, dass Green sich hat hän­gen las­sen, als er kei­ne Ein­sät­ze bekam. Dazu kam noch, dass er auch nicht in der 2. Mann­schaft spie­len woll­te. Man muss aber auch sagen, dass Green nicht in eine funk­tio­nie­ren­de Mann­schaft kam, in der ihm erfah­re­ne Spie­ler wei­ter­ge­hol­fen hät­ten.

Nap­to: Ich hole mal ein wenig wei­ter über die Geschich­te von Juli­an Green aus. Nach einer star­ken U19-Sai­son mit Halb­fi­na­le dt. Meis­ter­schaft hat Green das zwei­te U19-Jahr aus­ge­las­sen und ist direkt zu den Ama­teu­ren. Da hat er in einer star­ken Mann­schaft mit Hojb­jerg, Schöpf, Wei­ser unter einem guten Trai­ner rich­tig stark gespielt. Teil­wei­se auf den Außen, teil­wei­se in der Sturm­spit­ze. Und eben 15 Tore in den ers­ten 16 Spie­len.

Der gro­ße Wen­de­punkt kam dann im Novem­ber, als Klins­mann rum­ge­spon­nen hat und mein­te, er müss­te Green unbe­dingt für die US-Natio­nal­elf sichern. Green hat die ers­te Nomi­nie­rung abge­sagt, war von da an aber im Kopf nicht mehr frei und hat kein ein­zi­ges Tor mehr gemacht. Im April hat er sich dann bei sei­nem ers­ten Län­der­spiel ver­letzt und ist für den Rest der Sai­son aus­ge­fal­len, hat aber dann trotz­dem die WM gespielt.

Durch das Tor und den Hype hat er dann die Boden­haf­tung ver­lo­ren. Ich glau­be, ein zwei­tes Jahr Ama­teu­re gera­de mit mehr Ver­ant­wor­tung hät­te ihm echt gut getan. Er woll­te aber auf kei­nen Fall mehr 4. Liga spie­len und ist dann bekannt­lich zum HSV, wo dann Slom­ka, der ihn unbe­dingt woll­te, kurz spä­ter Geschich­te war. Zu dem Zeit­punkt hat­te Green ja ein hal­bes Jahr bis auf die WM Kurz­ein­sät­ze kei­ne Spiel­pra­xis, nimmt man dann die Ham­bur­ger Zeit dazu, hat er somit 1,5 Jah­re qua­si gar nicht wirk­lich gespielt. Eine Zeit, die in der Ent­wick­lung eines Fuß­bal­lers ent­schei­dend dar­über ist, auf wel­ches Niveau er kommt.

Green kam dann zurück und hat eine rich­ti­ge Ent­schei­dung getrof­fen, näm­lich doch wie­der Ama­teu­re zu spie­len und so regel­mä­ßig Spiel­pra­xis zu bekom­men. Im Gegen­satz zu Gau­di­no und Kurt, mit denen es in die­ser Sai­son mas­si­ve dis­zi­pli­na­ri­sche Pro­ble­me gab, blieb Green auch beschei­den und hat eine ordent­li­che Regio­nal­li­ga­sai­son gespielt in einem sonst sehr pro­ble­ma­ti­schem Team. Den Schritt zu einem ande­ren Ver­ein hät­te er bereits im Som­mer machen müs­sen.

Ob es für Green ohne den unnö­tig früh­zei­ti­gen Hype und die fal­schen Ent­schei­dun­gen für die Natio­nal­elf und für den HSV für den FC Bay­ern gereicht hät­te? Er hät­te jeden­falls sicher eine grö­ße­re Rol­le gespielt. Aber er hat halt 18 Mona­te sei­ner Ent­wick­lung ver­lo­ren.

Rund um den Brust­ring: Traut Ihr ihm grund­sätz­lich zu, in der 2. Liga bei uns eine gute Rol­le zu spie­len und lang­fris­tig (er hat einen Ver­trag bis 2019 unter­schrie­ben) auch in der Bun­des­li­ga Fuß zu fas­sen?

Nap­to: Ich glau­be, dass die zwei­te Liga Greens Ent­wick­lung gut tut. Und vor allem tut es ihm gut, zu einem star­ken Team zu kom­men, das offen­si­ven Fuß­ball spie­len will. Damit es für die Bun­des­li­ga reicht, wird er aber unbe­dingt regel­mä­ßi­ge län­ge­re Ein­sät­ze benö­ti­gen.

Tan­ja: Ich bin mir sicher, dass Green viel mehr kann, als er beim HSV gezeigt hat. Und ich kann mir gut vor­stel­len, dass er beim VfB schnel­ler und bes­ser inte­griert wer­den kann, als vor zwei Jah­ren bei uns. Ob das letzt­lich reicht, hängt wohl sehr stark davon ab, wie sehr Green bereit ist, an sich selbst zu arbei­ten.

Rund um den Brust­ring: Was ist er für ein (Spie­ler-) Typ, was sind sei­ne Stär­ken und Schwä­chen?

Tan­ja: Viel haben wir nicht von ihm zu sehen bekom­men. Er hat aber durch­aus ange­deu­tet, dass er viel Tem­po hat und schnell den Abschluss sucht. Bei uns sah das aller­dings oft­mals eher schlam­pig bis über­has­tet aus (wie­der­um mit der Ein­schrän­kung, dass das zu einem Zeit­punkt war, als der HSV ins­ge­samt gera­de eine ekla­tan­te Offen­siv­schwä­che an den Tag leg­te). Vom Spie­ler­typ wür­de ich ihn mit Bob­by Wood ver­glei­chen wol­len, wobei Wood beim HSV um eini­ges bes­ser zurecht kommt 😉

Nap­to: Green kann in der Offen­si­ve alle Posi­tio­nen beklei­den, sowohl auf den Flü­geln als auch im Zen­trum. Er hat einen guten Rie­cher für die rich­ti­gen Orte, wo der Ball hin­kommt, neigt jedoch manch­mal dazu, zu vie­le Gele­gen­hei­ten aus­zu­las­sen. Spielt er auf den Flü­geln, merkt man ihm das Trai­ning mit Ribe­ry an, man­che Bewe­gungs­ab­läu­fe erin­nern mich an Franck. Green kommt aber dann eher über die Geschwin­dig­keit aus dem Lauf und schlägt nicht so vie­le Haken. Gene­rell schät­ze ich ihn als eher schnel­len Spie­ler ein. Neben manch­mal feh­len­der Kalt­schnäu­zig­keit vor dem Tor fehlt ihm auch kör­per­lich noch ein biss­chen.

Rund um den Brust­ring: Vie­len Dank Euch bei­den für die inter­es­san­ten Ein­bli­cke und schö­ne Fei­er­ta­ge!

Bild: Wikipedia/x0lakiz

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