Nun ist sie gerissen, die Heimserie. Der VfB verliert zu Hause 0:2 gegen Leverkusen und trauert den verschenkten Punkten der Vergangenheit hinterher.
Wieder Freitag, immer noch kein Eurosport-Player, wieder ein Spiel, dass ich nicht in voller Länge gesehen habe. Wem mein Rückblick daher potentiell zu oberflächlich ist, der möge gerne weiter scrollen. Für alle anderen möchte ich auch nach diesem Spiel und zwei Tage vor dem nächsten meine Gedanken zusammenfassen.
Bestandsaufnahme
Nein. Wir haben nicht 2015. Der VfB ist nicht mit einer Niederlagenserie in die Saison gestartet, sondern hat in schöner Regelmäßigkeit Spiele gewonnen, wenn auch ausschließlich zu Hause. Der VfB hat sogar gegen die große Borussia aus Dortmund gewonnen, auch wenn das mittlerweile auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr ist. Der VfB hat zudem sechs Punkte mehr auf dem Konto als vor zwei Jahren und außerdem steht dieses ja — scheinbar — der erste Absteiger schon im Dezember fest (mein Beileid an alle Köln-Fans).
Auf der anderen Seite haben wir seit dem überraschenden Sieg gegen Dortmund in drei Spielen genau ein einziges Tor geschossen (ein Nachschuss eines schlecht parierten Balles) und genau einen Punkt geholt. Vor den schweren Spielen in Hoppenheim und gegen die Bayern stehen wir mit 17 Punkten nur drei Zähler vor einem direkten Abstiegsplatz und es erscheint schwierig, die als Ziel gesetzten 20 Punkte noch zu erreichen. Vor allem, wenn man keine Tore schießt.
Immer noch keine Tore
Alles kacke also? Geht die Abstiegsangst um in Stuttgart, wie die Bild gewohnt reißerisch titelte? Natürlich nicht, denn mit dem Thema Abstieg müssen wir uns schon seit Saisonbeginn befassen und im Dezember steigt (fast) keiner ab. Nichtsdestotrotz haben wir ein Problem: Wir schießen keine Tore. Nicht gegen den Tabellenvorletzten, kaum gegen einen Gegner auf Augenhöhe und leider auch nicht gegen einen besser besetzten Gegner wie Leverkusen. Nur die vier Tabellenletzten haben genauso wenig oder weniger Tore geschossen.

Dabei haben wir ja unsere Chancen durchaus. Whoscored.com zählt für das Spiel in Leverkusen fünf Schüsse direkt aufs Tor, einen mehr als der Gegner, der daraus aber zwei Tore machte. Aber es hilft halt nichts, wenn alles Schüsse aus elf Metern oder mehr abgegeben werden, weil man nicht vernünftig in den Strafraum kommt und sich mit Gewaltschüssen aus der zweiten Reihe wie denen von Emiliano Insua begnügen muss. Mit dessen Namen hängt auch ein entscheidendes Problem beim VfB zusammen: Über Außen kommt nichts.
Neue Abwehr, alte Probleme
Da hilft es auch nichts, Andreas Beck endlich auf die Bank zu setzen. Denn sein Backup heißt Benjamin Pavard, von dem wir wissen, dass er in der Mitte wesentlich besser aufgehoben ist. Und dessen Backup in der Mitte heißt Marcin Kaminski, bei dem sich für mich der Eindruck verfestigt, dass er auf der Bank oder in der zweiten Liga besser aufgehoben ist, als im Strafraum des VfB. Natürlich wäre es zu einfach, das 0:1 als Beleg heranzuziehen, als sich Pavard auf dem Flügel überspielen ließ und Kaminski den entscheidenden Zweikampf verlor. Aber trotzdem und auch trotz Pavards elfmeterreifer Aussetzer ist mir mit ihm in der Innenverteidigung wohler zumute. Bleibt das Problem auf dem rechten Flügel. Denn statt Beck war halt diesmal Pavard offensiv wirkungslos.
Auch Insua brachte insgesamt nur fünf Flanken zustande. Wenn dann auch der neuformierten Offensive in der Mitte, bestehend aus Özcan, Donis und Terodde nicht zentral nichts einfällt, hat man gegen eine Mannschaft wie Leverkusen, die mit dem Selbstvertrauen, seit einer halben Ewigkeit nicht mehr verloren zu haben, daher kommt, einfach keine Chance. Weil die Abwehr einmal mehr halt doch nicht dicht hält, was diesmal sicherlich auch mit den Umstellungen zu tun hatte, wenn auch nicht nur. Alles in allem also ein leider erwartbares und gerade deshalb auch frustrierendes Erlebnis.
Ärgerliche Tabelle
Wird es in den nächsten beiden Spielen auch so laufen? Gegen die Bayern rechne ich mir nun wirklich gar nichts aus, nicht mal ein Unentschieden, nicht mal gegen Tom Starke im Tor. Hoffenheim hat zwar gegen Hannover verloren, aber schaffen wir es dort, unsere Chancen zu nutzen und hinten dicht zu halten? So recht glaube ich noch nicht dran. Beide Spiele zu verlieren wäre zwar ärgerlich aber lange nicht so ärgerlich wie die Tabellensituation, in der wir uns jetzt schon befinden.
Denn es gibt angenehmere Sachen als mit fünf sieglosen Spielen in Folge von einem Abstiegsplatz aus in die Rückrunde zu starten. Dass es dazu kommen könnte, daran sind vor allem solche Spiele wie die in Bremen schuld, als sich der VfB viel zu lange den Ball hin und her schob und keine Idee hatte, wie man den mickrigen 0:1‑Rückstand aufholen könnte. Spiele wie in Hamburg, als man zwar durch eine lächerliche Schiedsrichterentscheidung geschwächte wurde, sich aber bei den Gegentoren auch herzzerreißend doof anstellte. Oder in Frankfurt, als man in letzter Minute einfach den Kopf und sämtliche Abwehrmechanismen ausschaltete.
Keine doofen Niederlagen mehr!

Wenn wir uns eines für die Rückrunde vornehmen, abgesehen vom Klassenerhalt, dann bitte dieses: Dass wir gegen genau diese Gegner nicht verlieren, gegen überhaupt niemanden, der hinter uns steht und möglichst auch nicht gegen die Gegner um uns herum. Damit will ich nicht sagen, dass wir die alle weghauen. Aber verlieren darfst Du halt nicht, wenn eine Niederlage nicht nur bedeutet, dass du keine drei Punkte kriegst, sondern dass der Gegner dir drei Punkte näher kommt oder sich weitere drei Punkte von dir entfernt.
Wie auch immer dieses Fußballjahr zu Ende geht: Wir müssen uns für die Offensive dringend was überlegen. Ob die Lösung darin liegt, für einen 18jährigen mehr als zehn Millionen Euro auszugeben, weiß ich nicht. Gefühlt haben wir genug Spieler, die wissen, wo das Tor steht, aber keinen der sie vernünftig füttert. Also lieber einen holen, und dann den Andi als Beck-up (sorry, der lag auf dem Elfmeterpunkt, der musste sein)? Bin ehrlich gesagt momentan ein wenig ratlos, wie man die offensichtlichen Probleme beheben kann. Vielleicht lasse ich mich einfach von dieser Mannschaft positiv überraschen, denn anders als bei der Mannschaft 2015/2016 weiß ich: Sie kann das.