Die Geister, die ich rief

Groß war allent­hal­ben die Freu­de über das in Stutt­gart geschmie­de­te Bünd­nis zwi­schen dem Fast-Abstei­ger VfB und den bei­den “Welt­mar­ken” Por­sche und Daim­ler plus Anhäng­sel und Sta­di­on­spon­sor MHP. Kurz nach­dem die­ses Bünd­nis auch wirk­lich besie­gelt wur­de und bevor es sich am mor­gi­gen Don­ners­tag in der Zusam­men­set­zung des Auf­sichts­ra­tes nie­der­schlägt, kann man sich des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass in Bad Cannstatt mal wie­der der Schwanz mit dem Hund wedelt.

Vor­ab: Natür­lich ist das klei­ne biss­chen Mit­be­stim­mung, das wir als Mit­glie­der im VfB Stutt­gart e.V. frü­her hat­ten, mit der Aus­glie­de­rung 2017 größ­ten­teils den Bach run­ter­ge­gan­gen. Demo­kra­tisch gewähl­te Reprä­sen­tan­ten der Mit­glie­der wir­ken nicht mehr ope­ra­tiv, son­dern als Kon­troll­organ eines bestell­ten Vor­stands und die letz­ten Jah­re haben gezeigt, dass das mal mehr, mal weni­ger gut klappt. Sei­ner­seits wird das Prä­si­di­um von einem Ver­eins­bei­rat kon­trol­liert, was auch in den letz­ten Jah­ren mal mehr, mal weni­ger gut klapp­te. Viel­leicht war es kein klu­ger Schach­zug von Ger­hard May­er-Vor­fel­der, damals Kras­si­mir Bala­kov einen hoch­do­tier­ten Ren­ten­ver­trag anzu­bie­ten, wegen dem wir Bala sogar spä­ter noch als Co-Trai­ner wei­ter beschäf­ti­gen muss­ten. Aber rein theo­r­ethisch hät­te er bei der nächs­ten Mit­glie­der­ver­samm­lung die Quit­tung dafür bekom­men kön­nen, auch wenn es letzt­lich der dama­li­ge Auf­sichts­rat war, der dem irr­lich­tern­den Spät­werk von MV als Prä­si­dent ein Ende setz­te.

Heu­te kann der Prä­si­dent des e.V. nur noch als einer von bis­her neun und ab Don­ners­tag elf Auf­sichts­rä­ten beauf­sich­ti­gen, was der Vor­stands­vor­sit­zen­de und des­sen Vor­stand so fabri­zie­ren. Aber immer­hin: Er und zwei wei­te­re Prä­si­di­ums-Mit­glie­der sind unse­re Ver­tre­ter im Kon­troll­organ der Fuß­ball-AG. In ande­ren Ver­ei­nen haben Mit­glie­der über eine Fan-Abtei­lung einen direk­te­ren Weg in den Auf­sichts­rat, wie ich vor län­ge­rer Zeit mal in einem noch län­ge­ren Arti­kel recher­chier­te. Beim VfB war das damals schein­bar von ver­schie­de­nen Sei­ten nicht gewollt, wes­we­gen die Idee wie­der in der Schub­la­de ver­schwand und wir wei­ter­hin dar­auf ver­trau­en müs­sen, dass die von uns gewähl­ten Reprä­sen­tan­ten das Wohl der Mit­glie­der sowohl in ihrer Rol­le im e.V. als auch in der in der AG ver­tre­ten.

75+1 mit Ausnahmegenehmigung

Es soll hier nur am Ran­de dar­um gehen, dass schein­bar weder das Wohl, noch die Mei­nung der Mit­glie­der eine Rol­le spiel­ten, als der VfB sich im Dezem­ber für eine Öff­nung der DFL für Inves­to­ren aus­sprach und es auch ver­säum­te, inner­halb der Frist von einem Monat sei­nen Wider­spruch gegen ein Abstim­mungs­er­geb­nis ein­zu­le­gen, das womög­lich dadurch zustan­de kam, dass in Han­no­ver die Kapi­tal­ge­sell­schaft macht, was sie will und nicht, was der e.V. anweist. Das haben die Kol­le­gen vom Ver­ti­kal­pass schon aus­führ­lich getan. Natür­lich wird der VfB in der Mit­glie­der­ver­samm­lung der DFL von der AG ver­tre­ten. Die hat aber in die­sem Fall schein­bar weder Leit­plan­ken noch Vor­ga­ben des Auf­sichts­ra­tes ent­hal­ten, der ein­zi­ge Hauch von (Selbst-) Kri­tik ist ein scheu­er, aber umso öffent­lich­keits­wirk­sa­me­rer Tweet des Prä­si­den­ten, der mehr Demo­kra­tie und Trans­pa­renz for­dert, wäh­rend “der Vor­stands­chef dem DFL-Prä­si­di­um sein Ver­trau­en [schwört]…”, wie Chris­toph bei Stuttgart.international kom­men­tiert. Und natür­lich das Ein­ge­ständ­nis, dass man viel­leicht auch ein biss­chen mehr Trans­pa­renz und Mit­be­stim­mung hät­te wal­ten las­sen müs­sen, ein­ge­hüllt in Erleich­te­rung, dass das DFL-Prä­si­di­um einem das The­ma abmo­de­riert hat.

Nein, es geht hier ganz kon­kret dar­um, wie 50+1 bei unse­rem VfB gelebt wird. Wobei das ja eigent­lich 75+1 ist, denn von der VfB AG kön­nen maxi­mal 24,9 Pro­zent an Inves­to­ren ver­äu­ßert wer­den und wir sind dank des der­zei­ti­gen sport­li­chen Erfolgs hof­fent­lich mei­len­weit davon ent­fernt, auf der Mit­glie­der­ver­samm­lung dar­um ange­bet­telt zu wer­den, die­se Brand­mau­er ein­zu­rei­ßen. Von den 24,9 Pro­zent ent­fal­len ab Som­mer auf Daim­ler und Por­sche je etwa zehn Pro­zent und auf den drit­ten Inves­tor, Aus­rüs­ter Jako, etwa eines. Dass man sich dafür in einem neun­mo­na­ti­gen Pro­zess erst die Geneh­mi­gung des Kar­tell­amts und und dann vom DFL-Prä­si­di­um eine Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung von den Regeln gegen Mul­ti-Club-Owner­ship ein­hol­ten muss­te: geschenkt. Ich will auch gar nicht spe­ku­lie­ren, ob man um des lie­ben Welt­mar­ken­bünd­nis­ses wil­len in Sachen Liga-Inves­tor die Füße still­ge­hal­ten hat. Inter­es­sant wird es bei den Aus­wir­kun­gen und den ver­meint­li­chen Fall­stri­cken des “Por­sche-Deals”.

Ein Versprechen ohne rechtliche Grundlage

Wenn näm­lich der Auf­sichts­rat am Don­ners­tag zusam­men­tritt, wer­den mit Por­sche-Finanz­vor­stand Lutz Mesch­ke und Pro­duk­ti­ons­vor­stand Albrecht Rei­mold zwei zusätz­li­che Auf­sichts­rä­te dem Gre­mi­um ange­hö­ren. Das ist ange­sichts des finan­zi­el­len Ein­stiegs logisch, ver­schiebt aber ganz erheb­lich die Kräf­te­ver­hält­nis­se im Auf­sichts­rat. Hat­te der VfB e.V. mit drei Vier­teln der Antei­le bis­lang sechs von neun Räten zur Auf­sicht ent­sandt — neben dem drei­köp­fi­gen Prä­si­di­um noch Bea­te Beck-Dehar­de, Tan­ja Gön­ner und Alex­an­der Klä­ger -, wäh­rend Daim­ler durch Peter Schy­mon und Franz Rei­ner und Jako durch Tobi­as Rös­chl ver­tre­ten wur­de, so stellt die Ver­eins­sei­te ab Don­ners­tag nur noch sechs von elf Auf­sichts­rä­ten und damit mehr oder min­der genau 50+1. Mir braucht nach der Num­mer mit den unter­schied­li­chen State­ments zur DFL-Abstim­mung übri­gens nie­mand mehr mit “Es gibt nur einen VfB” zu kom­men.

Das wird auch in einem ande­ren Fall deut­lich, der ähn­lich gra­vie­rend ist wie die Tat­sa­che, dass sich die Anteils­ver­hält­nis­se an der AG nicht mehr in der Zusam­men­set­zung des Auf­sichts­ra­tes wider­spie­geln — von einer wei­te­ren Auf­sto­ckung des Rates war übri­gens bis­her nir­gends die Rede. Es geht um den Pos­ten des Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den, des­sen Stim­me soweit ich weiß bei Abstim­mungs-Patts den Aus­schlag gibt und der als Teil des Prä­si­di­al­aus­schus­ses Ent­schei­dun­gen für den Auf­sichts­rat vor­be­rei­tet. Laut Akti­en­ge­setz wird der Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de aus der Mit­te des Gre­mi­ums gewählt, was rein theo­re­tisch heißt, dass auch Tobi­as Rös­chl mit einem Pro­zent der Antei­le an der VfB AG die­sen Pos­ten über­neh­men konn­te. Nun gab es aber als Beru­hi­gungs­pil­le im Zuge der Aus­glie­de­rung die mei­nes Wis­sens nir­gends fest­ge­hal­te­ne aber oft zitier­te Aus­sa­ge, dass der e.V.-Präsident stets auch der Vor­sit­zen­de des Auf­sichts­ra­tes der AG sei, auch wenn ein sol­cher Auto­ma­tis­mus recht­lich nicht durch­setz­bar ist. Solan­ge der VfB e.V. eine über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der Antei­le an der AG hält, soll­te die Umset­zung die­ser Ankün­di­gung de fac­to auch kein Pro­blem dar­stel­len.

Scheinbar keine Formalie

Und sie ist für mich auch alter­na­tiv­los. Natür­lich kann man lang und breit über die demo­kra­ti­sche Legi­ti­ma­ti­on von Ver­eins­ver­tre­tern lamen­tie­ren, die von einem Bruch­teil der mitt­ler­wei­le über 90.000 Ticketsuchen.…pardon Mit­glie­der gewählt wer­den. Oder dar­über, dass wie ein­gangs ange­spro­chen Fans und Mit­glie­der schon im rei­nen e.V. nicht so viel zu sagen hat­ten, son­dern nur den Prä­si­den­ten von Hundts Gna­den abni­cken durf­ten. Wenn uns 50+1 aber wich­tig ist, weil wir nicht wol­len, dass Ver­ei­ne nicht über Umwe­ge wie in Gie­sing oder Uer­din­gen son­dern nach einem fit-and-pro­per-Test des Fuß­ball­ver­ban­des direkt vor die Wand gefah­ren wer­den wie in Bury oder Bol­ton, dann soll­ten wir um jeden Meter Mit­be­stim­mung und Kon­trol­le kämp­fen. Der Prä­si­dent des ein­ge­tra­ge­nen Ver­eins ist qua Amt der höchs­te Ver­tre­ter der Mit­glie­der, des­we­gen wird er auch in einem sepa­ra­ten Wahl­gang gewählt und nicht mit den bei­den wei­te­ren Prä­si­di­ums­mit­glie­dern in einem Rutsch. Inner­halb des Prä­si­di­ums gilt natür­lich genau­so wie im Auf­sichts­rat das Mehr­heits­prin­zip, aber sowohl der Prä­si­dent des e.V. als auch der Vor­sit­zen­de des Auf­sichts­ra­tes reprä­sen­tie­ren und ver­tre­ten die jewei­li­gen Gre­mi­en. Selbst wenn das Ver­spre­chen, dass die­se Ämter beim VfB mit­ein­an­der ver­knüpt wür­den, recht­lich nicht durch­setz­bar ist und von jeman­dem gege­ben wur­de, der es mit der Wahr­heit sel­ber nicht immer so genau nahm, so muss es selbst­ver­ständ­lich sein, dass der höchs­te demo­kra­tisch legi­ti­mier­te Ver­tre­ter des Ver­eins auch die höchs­te Kon­troll­po­si­ti­on in der AG inne hat. Er reprä­sen­tiert den Ver­ein und soll­te auch das höchs­te Gre­mi­um der AG reprä­sen­tie­ren. Da der e.V. auch eine Mehr­heit der Mit­glie­der in den Auf­sichts­rat ent­sen­det, soll­te die Wahl des e.V.-Präsidenten zum Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den nur eine For­ma­lie sein.

Könn­te man mei­nen. Bereit im März ver­gan­ge­nen Jah­res aber ließ Prä­si­di­ums­mit­glied Chris­ti­an Rieth­mül­ler in einem Inter­view mit dem Schwä­bi­schen Tag­blatt zu die­ser The­ma­tik auf­hor­chen, als er die eben erör­ter­te Fest­le­gung für das Amt des Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den als einen Feh­ler bezeich­ne­te. Auch er wür­de sich eine sol­che Rol­le nicht zutrau­en, “da muss man ehr­lich sein und die Inter­es­sen des VfB über die eige­nen Stel­len”. Soso. Eine Kapi­tal­ge­sell­schaft mit 150 bis 200 Mil­lio­nen Euro Umsatz im Jahr und hohen öffent­li­chem Inter­es­se sei für Funk­tio­nä­re eines e.V. mit fünf Mil­lio­nen Euro Etat “Neu­land”. Sein Fazit: Man bräuch­te auch kei­ne ehe­ma­li­gen Pro­fis auf die­sem Pos­ten, son­dern jeman­den mit Gre­mi­e­n­er­fah­rung und der VfB habe ja “rich­tig gute Leu­te im Auf­sichts­rat”. Ich hab mich schon damals gewun­dert, was die e.V.-Funktionäre von 2019 von denen unter­schei­det, die bis 2017 mit drei­stel­li­gen Mil­lio­nen-Etats han­tier­ten und zwar im ope­ra­ti­ven Bereich und nicht als Auf­sichts­gre­mi­um, hielt das Inter­view aber nur für eine wei­te­re unan­ge­brach­te Äuße­rung im Kon­text des unwür­di­gen und undurch­sich­ti­gen Rin­gens um eine vor­ge­zo­ge­ne außer­or­dent­li­che Mit­glie­der­ver­samm­lung.

Der Investor spricht, der Mehrheitseigner schweigt

Bis Car­los Ubi­na, Redak­teur bei den Stutt­gar­ter Zei­tung­Nach­rich­ten mit einer ver­meint­li­chen Stand­lei­tung zu diver­sen Gre­mi­en­mit­glie­dern, kurz vor dem Frei­burg-Spiel berich­te­te, dass auf einer Klau­sur­ta­gung der Gre­mi­en auch zur Debat­te stün­de, wer künf­tig den Auf­sichts­rat führt. Bereits beim fol­gen­den Heim­spiel gegen Mainz mach­te das Com­man­do Cannstatt dazu eine kla­re Ansa­ge. Die schein­bar kei­ne Wir­kung gezeigt hat. Denn in einem wei­te­ren Arti­kel offen­bar­te Ubi­na an die­sem Mon­tag nicht nur, dass Vogts State­ment zur DFL intern nicht abge­spro­chen war — dem Ver­neh­men nach war man sei­tens der AG dar­über “infor­miert”, was aufs Glei­che raus­kommt — son­dern dass er im Som­mer 2023 die Zustim­mung gege­ben haben soll, den Auf­sichts­rats­vor­sitz abzu­ge­ben. Weder Vogt, noch der VfB woll­ten dazu “zum jet­zi­gen Zeit­punkt” Stel­lung bezie­hen. Natür­lich sind bei Ubi­na gleich immer alle und jeder von Vogt irri­tiert, nicht nur die Her­ren auf der ande­ren Sei­te der Mer­ce­des­stra­ße, son­dern auch die in Zuffen­hau­sen. Dass man sich bei Por­sche bei der Kri­tik an Inves­to­ren mit­ge­meint fühl­te, hal­te ich ehr­lich gesagt für Quatsch, dass man ähn­lich wie bis zuletzt Mer­ce­des schein­bar wenig für Mit­glie­der und deren Reprä­sen­ta­ti­on übrig hat, offen­bart ein ande­rer Arti­kel.

Denn am Diens­tag­abend berich­te­ten Tobi­as Fuchs und Phil­ip Kale­ta im Busi­ness Insi­der in schöns­tem Sprin­ger-Sprech, dass es “hin­ter den Kulis­sen” einen “Macht­kampf” zwi­schen dem “Fan-Prä­si­den­ten” und dem Inves­tor Por­sche geben soll. Was bei BWL-Jus­tus nur ein müdes Lächeln her­vor­ruft — wer inves­tiert schon in etwas so Unbe­re­chen­ba­res wie einen Fuß­ball­club — birgt eini­ge Bri­sanz. Dass Por­sche bei Abschluss des Welt­mar­ken­bünd­nis­ses dahin­ge­hend Zusa­gen gemacht wur­den, wür­de zeit­lich zu Ubi­nas Infor­ma­tio­nen über eine Zusa­ge Vogts “im Som­mer” pas­sen und auch Rieth­mül­ler als Prä­si­di­ums­mit­glied und Auf­sichts­rat wird sei­ne Hal­tung bis dahin ver­mut­lich nicht geän­dert haben. Por­sche demen­tiert in die­sem Arti­kel zwar, dass Lutz Mesch­ke sel­ber den Vor­sitz anstrebt, das Demen­ti hat es jedoch in sich:

„Nach inten­si­ven Gesprä­chen mit Claus Vogt und den Mit­glie­dern des Auf­sichts­ra­tes möch­te Por­sche – wie von Claus Vogt zuge­sagt – einen Neu­an­fang im Auf­sichts­rat mit einem neu­en AR-Vor­sit­zen­den, der idea­ler­wei­se aus dem Kreis der vom e.V. gestell­ten AR-Mit­glie­der stam­men soll­te. Por­sche strebt die Über­nah­me des AR-Vor­sit­zes nicht an.“

Noch­mal zum Mit­schrei­ben: Por­sche möch­te (!) einen Neu­an­fang im Auf­sichts­rat und Claus Vogt habe die­sen Neu­an­fang zuge­sagt. Mal ganz abge­se­hen davon, der Spre­cher des Auto­bau­ers und Min­der­heits­eig­ners hier zu Sach­ver­hal­ten Stel­lung nimmt, zu denen der e.V. als Mehr­heits­eig­ner eine Aus­sa­ge ver­wei­gert und damit dem “Part­ner” kom­mu­ni­ka­tiv auf der Nase her­um­tanzt: Wo kom­men wir bit­te hin, wenn ein Inves­tor, der ein Zehn­tel der Antei­le hält, als ers­te Amts­hand­lung nicht nur den Auf­sichts­rat umbau­en will, son­dern den höchs­ten Ver­tre­ter der e.V.-Mitglieder des höchs­ten Amtes in der Fuß­ball-AG ent­he­ben will und sich immer­hin “idea­ler­wei­se” einen vom e.V. ent­sand­ten Ver­tre­ter an des­sen Stel­le wünscht. Idea­ler­wei­se, muss aber nicht. Was glaubt Ihr eigent­lich wer Ihr seid?

Vertrauenssache

Ich weiß natür­lich, wer die sind: Die­je­ni­gen, die in zwei Tran­chen eine Men­ge Geld in die VfB AG ste­cken, das er ohne eine mög­li­che Cham­pi­ons-League-Teil­nah­me noch drin­gen­der gebraucht hät­te als mit, wenn man sieht, wie das Eigen­ka­pi­tal des VfB in den letz­ten Jah­ren dahin­schmolz.  Liegt da der Hase im Pfef­fer? War die Zusa­ge für einen “Neu­an­fang” im Auf­sichts­rat Vor­be­din­gung oder Weg­be­rei­ter des “Welt­mar­ken­bünd­nis­ses” und damit der Schlüs­sel zu einer grö­ße­ren finan­zi­el­len Sta­bi­li­tät? Ich weiß es nicht und es wird nie­mand zuge­ben. Solan­ge sich aber nie­mand sei­tens des VfB zu die­ser The­ma­tik äußert und wenn man noch ein­be­zieht, dass die Aus­sa­gen des Por­sches-Spre­chers zwar wirt­schafts­jour­na­lis­ti­sches Säbel­ras­seln sein könn­ten, eine fal­sche Aus­sa­ge aber immer noch eine fal­sche Aus­sa­ge ist, die man nicht ohne Absi­che­rung der Pres­se gegen­über tätigt, muss man davon aus­ge­hen, dass nicht mehr die Mit­glie­der des VfB Stutt­gart 1893 e.V. über ihre Reprä­sen­ta­ti­on in der Fuß­ball-AG ent­schei­den, son­dern die­se zur Ver­hand­lungs­mas­se zwi­schen Inves­to­ren und Vor­stän­den ver­kom­men ist. Da war Wil­fried Port­hs Mobi­li­sie­rung für Wolf­gang Diet­rich im Daim­ler-Intra­net ja noch Pipi­fax gegen.

Dass ein Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der eines Min­der­hei­ten­ak­tio­närs nicht akzep­ta­bel ist, soll­te ein­leuch­ten. Das glei­che gilt aber auch für einen Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den Rai­ner Adri­on oder Chris­ti­an Rieth­mül­ler, wobei letz­te­rer sich das ja nicht zutraut. Oder für jene Auf­sichs­rats­mit­glie­der, die ihr Man­dat dem e.V. zu ver­dan­ken haben. Schließ­lich wur­de Vogt — und nicht Adri­on oder Rieth­mül­ler — in dem Ver­trau­en wie­der gewählt, dass er als e.V.-Präsident auch wei­ter­hin dem Auf­sichts­rat vor­steht. Es wur­de schließ­lich nie etwas ande­res kom­mu­ni­ziert, die meis­ten Mit­glie­der wis­sen ver­mut­lich nicht ein­mal, dass dies kein Auto­ma­tis­mus ist. Ich erwar­te also vom Auf­sichts­rat­vor­sit­zen­den, dass er sein Amt auch nach dem mor­gi­gen Don­ners­tag noch inne­hat, es nicht für 40 Mil­lio­nen ver­hö­kert hat und dass er den Inves­tor — auch kom­mu­ni­ka­tiv — dar­an erin­nert, wer anteils­mä­ßig Kuchen ist und wer Krü­mel. Und ich erwar­te von den vom e.V. ent­sand­ten Auf­sichts­rä­ten, dass sie den von den Mit­glie­dern zum Prä­si­den­ten gewähl­ten Auf­sichts­rat in ihrem Amt bestä­ti­gen. Das erwar­te ich übri­gens grund­sätz­lich, egal ob der Prä­si­dent Claus Vogt, Wolf­gang Diet­rich oder Win­nie Schä­fer heißt, bevor hier wie­der irgend­wer Schnapp­at­mung wegen Lohn­blog­ge­rei bekommt.

Denn wer die­ses Votum der Mit­glie­der nicht respek­tiert,  kann die­se unmög­lich direkt oder indi­rekt im Auf­sichts­rat der AG reprä­sen­tie­ren — oder im Prä­si­di­um des ein­ge­tra­ge­nen Ver­eins. Das Ver­trau­en wäre dahin. Zumin­dest auf das Prä­si­di­um haben wir als Mit­glie­der immer­hin Ein­fluss und zwar spä­tes­tens im kom­men­den Herbst. Es sei denn, es möch­te sich vor­her jemand 3.000 Euro für eine qua­si kos­ten­lo­se drei­sei­ti­ge Web­site aus den Rip­pen lei­ern las­sen. Immer­hin gäbe es anders als im ver­gan­ge­nen Jahr einen hand­fes­ten Grund.

Zum Wei­ter­le­sen: Auch Oli­ver stellt auf sei­nen Brust­ring­blog fest: “Egal ob Claus Vogt, Chris­ti­an Rieth­mül­ler oder Rai­ner Adri­on, wir haben Euch als Ver­tre­ter unse­res Ver­eins und unse­rer Stim­me in e.V. und AG gewählt.”

Titel­bild: © Alex­an­der Hassenstein/Bongarts/Getty Images

22 Gedanken zu „Die Geister, die ich rief“

  1. Sor­ry Vogt gehört da oben schon lan­ge weg er regiert wie ein Allein­her­scher und nimmt kei­ner­lei Rück­sich­ten auf Per­so­nen oder Mit­glie­der ‚die Leu­te die er auf dem Gewis­sen hat sind zahl­reich dar­un­ter ‚Bizer ‚Schös­ser ‚Hitz,alles was kri­tik an sei­nem Füh­rungs­stil geäus­sert hat ist >Geschich­te ‚Zeit das auch er Geschich­te wird!

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    • Jun­ge Jun­ge. Dein Kom­men­tar offen­bart nicht nur die Wich­tig­keit von Zei­chen­set­zung, son­dern ist ein Para­de­bei­spiel für inhalts­lo­ses Geschwätz, das nach dem Lesen des fun­diert dar­ge­leg­ten Blog-Bei­trags umso mehr weh­tut.

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    • Hal­lo Pierre,

      ob Vogt da “weg gehört” ent­schei­den aber immer noch die Mit­glie­der und nicht ein Inves­tor mit 10 Pro­zent Antei­len. Es geht hier auch nicht per se um Vogt, son­dern um die Struk­tu­ren inner­halb des VfB.

      Vie­le Grü­ße, Lenn­art

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  2. So ein Quatsch, Vogt hat die alten Seil­schaf­ten gekappt und weiß was für uns Fans & Mit­glie­der wich­tig ist. Er ist genau der Rich­ti­ge für unse­ren VfB oder möch­test Du auch Porth zurück?

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  3. Nie­mand will den Prä­si­den­ten abset­zen. Der ist gewählt, bas­ta. Aber ein Neu­an­fang im Auf­sichts­rat ist drin­gend not­wen­dig. Her Vogt soll­te sich auf sein Amt kon­zen­trie­ren und der Ver­ein mit 80 k Mit­glie­dern wird ja wohl einen Fuß­ball­ex­per­ten in sei­nen Rei­hen haben😂Hitz hat man ver­grault, lei­der. Karl All­gö­wer könn­te jetzt mal kon­struk­tiv sein. Statt immer nur von der Sei­ten­li­nie zu kom­men­tie­ren.

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    • Hal­lo Jochen,

      Noch­mal: Es geht nicht per se um Vogt, son­dern dar­um, wer dar­über ent­schei­den kann, wer den mit Abstand größ­ten Anteils­eig­ner wie im Auf­sichts­rat ver­tritt. Die­se Ent­schei­dung kann nur bei den Mit­glie­dern des e.V. lie­fen. Nicht dem Prä­si­den­ten und schon gar nicht beim Inves­tor.

      Vie­le Grü­ße, Lenn­art

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      • Letzt­lich zeigt sich hier doch mal wie­der das gro­ße Dilem­ma eines Tra­di­ti­ons­ver­eins. Die gan­ze The­ma­tik wird zuge­spitzt auf das Span­nungs­feld “Mit­glie­der­in­ter­es­se vs. Kapi­tal­in­ter­es­se”. Für mich ist das aber in die­sem Zusam­men­hang erst­mal die völ­lig fal­sche Fra­ge­stel­lung.

        Die ers­te Fra­ge­stel­lung die es trans­pa­rent zu klä­ren gäl­te wäre doch zunächst war­um Por­sche als Inves­tor offen­sicht­lich schon im Vor­feld die Bedin­gung gestellt hat einen Neu­an­fang im Auf­sichts­rat zu star­ten. Eine rei­ne Macht­fra­ge scheint es ja nicht zu sein, denn sonst wür­de man den Vor­sitz im Auf­sichts­rat ja für sich bean­spru­chen, was aber aktu­ell nicht der Fall zu sein scheint.

        Die zwei­te Fra­ge für mich wäre, was eigent­lich die wich­ti­gen Mit­glie­der­in­ter­es­sen sind, die im Auf­sichts­rat ver­tre­ten wer­den müs­sen. In ers­ter Linie dürf­te da doch der nach­hal­ti­ge sport­li­che Erfolg als das zen­tra­le Inter­es­se hin­ter dem man alle Mit­glie­der ver­sam­meln kann ste­hen. Bei ande­ren Inter­es­sen wird es ver­mut­lich schon schwie­ri­ger zu ver­ste­hen ob die Inter­es­sen der akti­ven Fan­sze­ne unbe­dingt gleich­zu­set­zen ist mit der aller Mit­glie­der. Wenn die­se Fra­ge aber nicht ein­deu­tig beant­wor­tet ist — und ich bin mir sicher, dass sie es nicht ist — ist es schon vom Grund­satz unmög­lich Mit­glie­der­in­ter­es­sen wirk­lich zu ver­tre­ten.

        Am Ende ist es für mich als VfB Fan am Bes­ten, wenn wir einen Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den haben, der den größt­mög­li­chen Bei­trag zu sport­li­chem und wirt­schaft­li­chem Erfolg leis­ten kann. Wenn man klar regelt unter wel­chen Rah­men­be­din­gun­gen (z.B. Umgang mit Spon­so­ren aus Sau­di Ara­bi­en und ähn­li­cher The­men) das statt­zu­fin­den hat, dann wäre es egal von wel­cher “Sei­te” der Vor­sit­zen­de des AR gestellt wird.

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        • Hal­lo Phil­ipp,

          zu ers­ten Fra­ge: Macht­fra­ge schon in dem Sin­ne, dass man zwar nicht sel­ner den Pos­ten inne­hat, aber bestim­men möch­te, wer es ist, bzw. nicht ist. Das steht dem Eig­ner von 10 Pro­zent der Antei­le mei­ner Mei­nung nach nicht zu. Klar kann der die 40 Mil­lio­nen Euro als Hebel ein­set­zen und hat das ja schein­bar auch getan. Wie ich ja schon an ver­schie­de­nen Stel­len aus­ge­führt habe, haben die Mit­glie­der aber den Prä­si­den­ten auch in dem Glau­ben gewählt, dass er sie als AR-Vor­sit­zen­der in der AG ver­tritt. Die­sen Glau­ben mit 40 Mio. Euro aus­he­beln zu wol­len — und dem Hebel nach­zu­ge­ben — ist für mich unred­lich.

          zur zwei­ten Fra­ge: Natür­lich kann man dem sport­li­chen Erfolg alles unter­ord­nen, dann kann man aber die AG auch gleich kom­plett in die Hän­de eines oder meh­re­re Inves­to­ren geben, die müs­sen sich näm­lich mit sowas wie Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen nicht her­um­schla­gen. 😉 Kann man machen und damit 50+1 hin­ter sich las­sen und viel­leicht hat man Glück mit sei­nen Inves­to­ren und es flutscht sport­lich. Mir fal­len aber auch diver­se Gegen­bei­spie­le ein. Natür­lich garan­tiert ein 75+1‑Kontrolle eines e.V. auch kei­nen sport­li­chen Erfolg, aber das ist halt die Grund­satz­de­bat­te bei dem The­ma. Ein Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der von Por­sche ver­tritt für mich die Inter­es­sen von Por­sche und nicht die des VfB. Er ist näm­lich auch nie­man­dem beim VfB Rechen­schaft schul­dig für sein Han­deln, höchs­tens sei­nem Vor­stands­chef und den eige­nen Aktio­nä­ren.

          Vie­le Grü­ße

          Lenn­art

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          • Dem sport­li­chen Erfolg “alles unter­ord­nen” ja eben nicht, sonst hät­te ich das The­ma Spon­so­ren aus Sau­di Ara­bi­en nicht als Bei­spiel genannt. Ich per­sön­lich bin schon der Mei­nung, dass man da als Ver­ein (und somit die Mit­glie­der) kla­re Leit­plan­ken set­zen soll­te. Ich stel­le auch nicht in Fra­ge, dass der Auf­sichts­rat auch mit Ver­eins­mit­glie­dern besetzt sein soll­te.

            Aber noch­mal: Auch die Mit­glie­der des VfB sind eine diver­se Gemein­schaft mit unter­schied­li­chen Ansich­ten zu ver­schie­de­nen The­men. Das Ziel wor­auf ver­mut­lich 99 Pro­zent gro­ßen Wert legen ist sport­li­cher Erfolg. Und des­halb wäre es eben eine gute Vor­ge­hens­wei­se als Ver­ein zu erar­bei­ten inner­halb wel­cher Leit­plan­ken man die­sen sport­li­chen Erfolg errei­chen möch­te und dann sind die­se Vor­ga­ben auch für Inves­to­ren bin­dend (vor­aus­ge­setzt man schafft 50+1 nicht ab).

            Was aber wird beim VfB getan um die Mei­nung der Mit­glie­der zu ken­nen? Ein biss­chen Klün­gel hier ein biss­chen Klün­gel da. Wirk­li­che Befra­gun­gen zu ver­schie­de­nen The­men? Fehl­an­zei­ge. Trans­pa­renz wäre hier abso­lut unab­ding­bar für erfolg­rei­che Struk­tu­ren. Ich bin nicht der Mei­nung, dass ein Tra­di­ti­ons­ver­ein zwangs­läu­fig kei­nen Erfolg haben kann. Es hat schon sei­ne Berech­ti­gung Mit­glie­der in einem gewis­sen Rah­men mit ein­zu­be­zie­hen. Und damit mei­ne ich die grund­sätz­li­chen Spiel­re­geln, die Wer­te des Ver­eins klar zu defi­nie­ren, an denen sich die han­deln­den Per­so­nen dann ori­en­tie­ren müs­sen. Das ist bei uns in kei­ner Wei­se klar.

          • Hal­lo Phil­ipp,

            ok, dann hab ich das falsch ver­stan­den. Bin da voll bei dir inhalt­lich. Trans­pa­renz und Kom­mu­ni­ka­ti­on, Leit­plan­ken für den sport­li­chen Erfolg, kann ich unter­schrei­ben.

            LG, Lenn­art

  4. Lenn­art ich ver­ste­he dei­nen Punkt mit der Struk­tur bzw Ent­schei­dungs­ge­walt, aber de fac­to geht es doch exakt um die Per­son Claus Vogt. Por­sche sagt ja nicht, wir wol­len den AR-Vor­sit­zen­den, son­dern wir wol­len irgend­je­man­den ande­ren.

    Die Kri­tik an sei­ner (Gremien-)arbeit kommt ja wirk­lich seit Jah­ren und von jedem, der mehr als eine Stun­de mit ihm im glei­chen Raum saß, egal ob Hitz, Mislin­tat, die AR-Mit­glie­der, die wegen ihm gegan­gen sind oder jetzt sogar Rieth­mül­ler, der ja wirk­lich alles getan hat, um kon­struk­tiv mit ihm zu arbei­ten.

    Mit sei­nem unab­ge­spro­che­nen, unfass­bar durch­schau­ba­ren State­ment zum Inves­to­ren­the­ma, um sich selbst gut dar­stel­len zu kön­nen, hat er den Vogel aus Ver­eins­sicht abge­schos­sen.

    Vogt hat eine gro­ße Stär­ke und das ist, dass er weiß, was die Fans hören wol­len. Dass die ihm das größ­ten­teils abneh­men und ihn nicht für den König der Schein­hei­li­gen hal­ten ist für mich völ­lig uner­klär­lich. Im Eng­li­schen wür­de man sagen “he’d sell his gran­ny”.

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    • Hi Chris,

      klar, in die­sem Fall bezieht Por­sche ein­deu­tig auf Vogt. Mei­ne Hal­tung zu einem sol­chen Geba­ren des Inves­tors wäre aber bei Wolf­gang Diet­rich die Glei­che gewe­sen: Die Mit­glie­der haben einen Prä­si­den­ten gewählt in dem Glau­ben, dass er den Ver­ein und damit sie auch als Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der in der AG ver­tritt. Da ist das Akti­en­ge­setz beim Wahl­gang erst­mal zweit­ran­gig gewe­sen. Dass a) Por­sche sich her­aus­nimmmt, dem Mehr­heits­ak­tio­när, der die Mit­glie­der ver­tritt, sol­che Vor­ga­ben zu machen, ist genau­so erschre­ckend wie die Tat­sa­che, dass Vogt sich die­ser For­de­rung schein­bar gebeugt hat, wir als Mit­glie­der aber nichts davon erfah­ren haben. Zumal wir immer noch nicht wis­sen, ob er sei­nen “Rück­tritt” nun, wie Sky berich­tet, von einem Mit­glie­der­vo­tum abhän­gig machen will oder nicht. Maxi­mal undurch­sich­tig und intrans­pa­rent. Und damit aus zwei­er­lei Grün­den als Prä­si­dent mMn nicht mehr trag­bar.

      Die Kri­tik am Inves­to­ren­state­ment tei­le ich auch, wobei ich da auch die Hal­tung des AG-Vor­stands pro­ble­ma­tisch fin­de. Aber in der Sache Mit­be­stim­mung zu for­dern und vor der eige­nen Haus­tür nicht gekehrt zu haben…puh. Was die Gre­mi­en­ar­beit angeht, kann ich es nicht objek­tiv beur­tei­len und ich hab lan­ge auf­ge­hört, irgend­wem in die­sem Laden irgend­was zu glau­ben, ohne nicht zumin­dest des­sen Moti­ve hin­ter­fragt zu haben. Wir reden schließ­lich von dem Ver­ein, der sei­ne Mit­glie­der mit einer Fake-Fan-Face­book­sei­te ver­arscht hat. In der Men­ge der Anschul­di­gun­gen wird aber mit Sicher­heit auch ein Fun­ken Wahr­heit ste­cken, viel­leicht mehr. Ich bewer­te vor allem, was ich von außen beur­tei­len kann und das sind die aktu­el­len Vor­gän­ge sowie das erneut unsäg­li­che Rum­ge­ei­er bei der Beset­zung einer sport­li­chen Posi­ti­on.

      Vie­le Grü­ße,

      Lenn­art

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      • Fin­de ich einen wich­ti­gen Punkt von Lenn­art: Claus Vogt ist auf­grund der Geschich­te als Prä­si­dent untrag­bar, egal wel­cher Sei­te man sich jetzt zuord­net. Ist man auf “Por­sche-Sei­te”, dann ist es natür­lich völ­lig inak­zep­ta­bel eine schrift­li­che Ver­ein­ba­rung zu bre­chen. Ver­läss­lich­keit ist in einer Part­ner­schaft ein ganz wich­ti­ger Wert. Rech­net man sich der “Ver­eins­sei­te” zu, dann ist es völ­lig inak­zep­ta­bel, dass ein Prä­si­dent ohne jeg­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on eine sol­che Zusa­ge macht. Die Kon­se­quenz kann eigent­lich nur ein Rück­tritt sein und das wäre dann auch die gesichts­wah­ren­de Lösung für alle Sei­ten. Dann kann ein neu­er Prä­si­dent den Auf­sichts­rats­vor­sitz über­neh­men.

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  5. Hi,

    ver­ste­he dass Du Lenn­art Amt und Per­son nicht tren­nen willst, aber hier scheint es ja wirk­lich um Vogt zu gehen was ich mit jedem sei­ner Inter­views auch mehr nach­voll­zie­hen kann.
    Dass Por­sche sich hier öffent­lich äus­sert (und der ev nicht) ist kom­mu­ni­ka­tiv unglück­lich da bin ich bei dir. Aber Por­sche allei­ne könn­te hier ja nichts bewe­gen mit ihren 2 Auf­sichts­rä­ten. Es scheint also bei den ande­ren Inves­to­ren und auch den e.V. Ver­tre­tern eine über­ein­stim­men­de Über­zeu­gung geben dass Vogt an der Stel­le falsch ist.

    Damit stellt sich die Fra­ge wel­che Rol­le die Ver­eins­ver­tre­ter im AR haben sol­len

    a) von den Mit­glie­dern gewählt aber dann haben sie nur Ver­ant­wor­tung gegen­über ihrem Gewis­sen (und ggfs. gegen­über eines Wie­der­wahl­er­folgs) — in etwa das Model eines Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten
    b) von den Mit­glie­dern ermäch­tigt in einem sehr begrenz­ten Rah­men in ihrem Sin­ne zu han­deln. — das ent­sprä­che in etwa den Wahl­män­nern in den USA

    Bis­her haben wir das mei­nes Wis­sens in der SAt­zung nicht fest­ge­legt. Damit ergibt sich Auto­ma­tisch a) und die Ver­tre­ter kön­nen sich ihre eige­nen Gedan­ken machen und ent­spre­chend han­deln. Es ist dann wich­ti­gen die rich­ti­gen Leu­te zu wäh­len deren Han­deln den eige­nen Vor­stel­lun­gen ent­spre­chen wird — aber man kann sich da auch täu­schen

    Falls wir eher in Rich­tung b) gehen woll­ten müss­ten wir das den­ke ich in der Sat­zung stär­ker ver­an­kern. Ggfs. direkt rein schrei­ben wie AR Ver­tre­ter bei gewis­sen Fra­gen für den Ver­ein stim­men müs­sen (z.B.: der Prä­si­dent muss immer zum AR Vor­sit­zen­den gewählt wer­den), ggfs könn­te man das mit Mit­ar­bei­ter­be­fra­gun­gen kom­bi­nie­ren (bei Ent­schei­dun­gen einer gewis­sen Reich­wei­te müs­sen die Mit­glie­der befragt wer­den und der Ver­tre­ter muss ent­spre­chend han­deln). In so einem Sze­na­rio ist die gewähl­te Per­son gar nicht so wich­tig weil sie durch die Sat­zung ein­ge­schränkt und im Prin­zip von den Mit­glie­dern fern­ge­steu­ert wird.

    Bei­de Model­le haben Vor- und Nach­tei­le und auch eige­ne Risi­ken. Ggfs soll­ten wir die­se Fra­ge aber mal bei der Mit­glie­der­ver­samm­lung dis­ku­tie­ren

    VG Andre­as

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    • Hal­lo Andre­as,

      ganz im Gegen­teil: Ich will expli­zit Amt und Per­son tren­nen. Ob man Vogt als Auf­sichts­rats­chef für geeig­net hält oder als Prä­si­dent muss jeder für sich ent­schei­den, auch Lutz Mesch­ke. Und natür­lich kann Por­sche mit zwei Auf­sichts­rä­ten nichts allei­ne ent­schei­den. Ich fin­de es als Min­der­heits­eig­ner aber ziem­lich ver­mes­sen, rein­zu­ge­hen und zu sagen “Wir wol­len einen Neu­an­fang und zwar was den vom Mehr­heits­eig­ner ent­sand­ten Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den angeht.” Das machst Du ja nur, wenn Du es auch durch­set­zen kannst, sonst machst Du Dich lächer­lich. Und zur Durch­set­zung ist das Zustan­de­kom­men eines 40 Mio Euro schwe­ren Welt­mar­ken­bünd­nis­ses ein ziem­lich guter Hebel und ich bin mir sicher, dass der auch ange­setzt wur­de, wenn ich mir die bis­he­ri­ge Bericht­erstat­tung anschaue. Laut Ubi­na hängt ja die zwei­te Tran­che indi­rekt davon ab.

      Juris­tisch alles fein, für mich hat es weni­ger mit Mit­be­stim­mung im Rah­men eines Min­der­heits­eig­ners zu tun und mehr mit Erpres­sung. Wenn Vogt dem zustimmt, ist das sei­ne Sache. Die Mit­glie­der aber weder dar­über zu infor­mie­ren noch sich dar­an zu hal­ten, ist maxi­mal schwie­rig und dis­qua­li­fi­ziert ihn mei­ner Mei­nung nach anders als die­ses dif­fu­se “Er hat Hitzlin­tat ver­grault” als Prä­si­dent.

      Was dei­ne Model­le angeht ten­die­re ich Rich­tung a) mit Aus­nah­men, die Rich­tung b) gehen. Er kann nicht ohne die MV mehr als 24,9 % der Antei­le ver­kau­fen (las­sen) und wenn es ein Mit­glie­der­vo­tum zum The­ma DFL-Inves­tor gege­ben hät­te, wäre ver­mut­lich recht­lich nie­mand dar­an gebun­den gewe­sen, ein ande­res Abstim­mungs­ver­hal­ten wäre aber schwe­rer zu recht­fer­ti­gen gewe­sen.

      “Es ist dann wich­tig die rich­ti­gen Leu­te zu wäh­len deren Han­deln den eige­nen Vor­stel­lun­gen ent­spre­chen wird – aber man kann sich da auch täu­schen”

      Das ist für mich der Knack­punkt. Selbst wenn Diet­richs Aus­glie­de­rungs­ver­spre­chen bzgl AR-Vor­sitz juris­tisch nicht halt­bar ist, sind bis­her alle davon aus­ge­gan­gen, dass sich dar­an gehal­ten wird und haben Vogt mit dem Wis­sen gewählt, dass er als Prä­si­dent auch zum Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den gewählt wird vom AR. Wür­de jetzt zum Bei­spiel Adri­on AR-Vor­sit­zen­der und ich fän­de das gut, dann hät­te ich bei der MV auch für ihn stim­men wol­len.

      LG, Lenn­art

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      • Hal­lo Lenn­art,

        ich hal­te das im Gegen­satz zu Dir nicht für ver­mes­sen von Por­sche, son­dern für völ­lig legi­tim. Wir leben in einer frei­en Markt­wirt­schaft, wir haben zwei Par­tei­en die einen Deal ein­ge­hen möch­ten. Natür­lich hat Por­sche mit 40 Mil­lio­nen Euro ein star­kes Argu­ment, aber nie­mand zwingt den Auf­sichts­rat die­sem Deal zuzu­stim­men. Es wur­de ja im Vor­feld offen­sicht­lich alles kom­mu­ni­ziert.

        Vogt macht das jetzt sehr geschickt. Er trig­gert eine wun­de Stel­le bei der Fan­sze­ne mit dem The­ma Ein­fluss von Inves­to­ren, wo er natür­lich offe­ne Türen ein­rennt. Und damit lenkt er von der alles ent­schei­den­den Fra­ge ab: War­um zum Teu­fel stellt Por­sche die­se For­de­rung? War­um soll­te Por­sche einen Neu­an­fang for­dern, wenn Vogt eine gute Arbeit machen wür­de? Wür­de Por­sche die­se For­de­rung stel­len kön­nen, wenn Vogt im Ver­ein und in der AG völ­lig unan­ge­tas­tet wäre?

        Die­se Fra­gen müss­ten trans­pa­rent beant­wor­tet sein um das zu ermög­li­chen, was Dir (rich­ti­ger­wei­se) wich­tig ist: Mit­be­stim­mung der Mit­glie­der. Die Ant­wort auf die­se Fra­gen wür­de näm­lich mög­li­cher­wei­se dazu füh­ren, dass ein gro­ßer Teil der Mit­glie­der zu der Über­zeu­gung kom­men wür­de, dass Claus Vogt abzu­wäh­len, weil er nicht der rich­ti­ge Prä­si­dent für die­sen Ver­ein ist.

        Für mich ist es abso­lut zweit­ran­gig ob die For­de­rung sei­ner Abwahl von einem gro­ßen oder einem klei­nen Spon­sor kommt oder von der Putz­frau im Tun­nel­club. Ent­schei­dend ist ein­zig und allein der inhalt­li­che Hin­ter­grund die­ser For­de­rung. Jetzt ist es natür­lich recht­lich ver­mut­lich schwie­rig an die Öffent­lich­keit zu gehen und kon­kre­te Vor­wür­fe zu benen­nen, des­halb wür­de ich es gut fin­den, wenn sich Du oder ande­re Blog­ger der The­ma­tik in die­ser Tie­fe mal von die­ser Sei­te nähern wür­den.

        Sol­che Bei­trä­ge füh­ren — kann man hier schön sehen — zu einer inhalt­li­chen und respekt­vol­len Dis­kus­si­on, anders als in Foren und auf X wo mit ein paar Paro­len um sich geschmis­sen wird. Dan­ke dafür, auch wenn wir inhalt­lich nicht in jedem Punkt der glei­chen Mei­nung sind.

        Antworten
        • Hal­lo Phil­ipp,

          ich fan­ge mal von hin­ten an: Die Vor­wür­fe von diver­sen Sei­ten zur Amts­füh­rung (Ubi­na, “Sebas­ti­an Mül­ler”, Tho­mas Hitzl­sper­ger, Bild, Zeit Online) sind ja hin­rei­chend bekannt, ich habe in der Bewer­tung zwei Schwie­rig­kei­ten: Ich kann sie zum einen kaum objek­tiv nach­prü­fen, weil ich weder bei Prä­si­di­ums­sit­zun­gen, noch bei Auf­sichts­rats­sit­zun­gen dabei bin. Zum ande­ren kann ich nach den letz­ten Jah­ren nicht sicher­ge­hen, wel­che eige­ne Agen­da die­je­ni­gen, die die­se Vor­wür­fe äußern haben. In der Sum­me der Anschul­di­gun­gen wird sicher etwas Wah­res ste­cken, aber was genau? Es nervt mich, weil gera­de die Diet­rich-Zeit bei mir ein extre­mes Miss­trau­en gegen­über fast allen beim VfB han­deln­den Per­so­nen gesät hat und die­ses immer wie­der bestä­tigt wird. Ich könn­te natür­lich diver­se Per­so­nen fra­gen, was an den Vor­wür­fen dran ist. Ich kann nur nicht ein­schät­zen, ob die­se Per­so­nen in ihrer Bewer­tung objek­tiv sind.

          Was ich bewer­ten kann, ist das nach Außen sicht­ba­re: Die wie­der­holt schlep­pend ver­lau­fe­ne Suche nach einem Sport­vor­stand, bei der so ziem­lich jeder Name auf der Lis­te direkt bei der Pres­se lan­det. Der Umgang mit Mit­glie­dern bei der DFL-Inves­to­ren-Abstim­mung. Die Nicht-Kom­mu­ni­ka­ti­on, die jetzt auch wie­der zuta­ge tritt nach der gest­ri­gen AR-Sit­zung. Das zu spä­te Ein­grei­fen in Sachen Lab­ba­dia im ver­gan­ge­nen Früh­jahr. Nach all dem wür­de ich ihn bei einer nächs­ten MV nicht noch ein­mal wäh­len. Die Begrün­dun­gen für die Abwahl­an­trä­ge bei der letz­ten MV waren aller­dings so schlecht kon­stru­iert, dass ich denen auch unmög­lich mei­ne Zustim­mung geben konn­te.

          Zum The­ma Por­sche: Natür­lich ist das recht­lich alles legi­tim, was Por­sche macht. Wenn sie das Invest­ment aller­dings wirk­lich vom Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den abhän­gig gemacht haben soll­ten, hät­te das ein Geschmäck­le für mich, genau­so wie der Auf­ruf von Wil­fried Porth im Daim­ler-Intra­net damals, gegen eine Abwahl von Wolf­gang Diet­rich zu stim­men. Natür­lich woll­te Daim­ler den als Prä­si­den­ten hal­ten. Auch wenn es juris­tisch alles fein ist, hal­te ich das für eine Ein­mi­schung in e.V.-Angelegenheiten, die einem Inves­tor nicht zusteht — nenn es mei­net­we­gen “mora­lisch”, auch wenn das natür­lich ein unschar­fer Begriff ist. Ähn­lich ver­hält es sich mei­ner Mei­nung nach hier, wo alle wie selbst­ver­ständ­lich davon aus­ge­gan­gen sind, dass der e.V.-Präsident immer Auf­sicht­rats­vor­sit­zen­der ist.

          Soll­te Vogt dem Gan­zen wirk­lich zuge­stimmt haben — und davon gehe ich aus, sonst wür­de sich Por­sche mit sei­nem State­ment schon seee­ehr weit aus dem Fens­ter leh­nen — und das bis­her ver­schwie­gen haben, dann wird er auch bei der akti­ven Fan­sze­ne kei­nen wun­den Punkt mehr tref­fen. Ich sehe hier zwei Pro­ble­me: Die ver­mut­lich ans Invest­ment geknüpf­te For­de­rung von Por­sche einer­seits und die ver­meint­li­che Zustim­mung ohne drü­ber zu reden von Vogt.

          War­ten wir mal ab, was noch kommt.

          Vie­le Grü­ße, Lenn­art

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  6. Hal­lo Lenn­art, dan­ke für die erneut sehr inter­es­san­ten Ein­bli­cke in ein sport­po­li­ti­sches VfB-The­ma. Was der VfB an Trans­pa­renz ver­mis­sen lässt, musst du wohl stän­dig nach­ar­bei­ten. Dan­ke auch Phil­ipp und Chris für Ihre Bei­trä­ge, die ich sehr kon­struk­tiv Struk­tur fin­de.
    Was die gerech­te Zusam­men­set­zung des AR bezüg­lich der Anzahl betrifft, nicht wer den AR-Vor­sitz inne hat, bin ich der Mei­nung, dass 11 Mit­glie­der, davon 6 vom e.V. ein guter Kom­pro­miss ist. Die­se Kon­stel­la­ti­on spie­gelt 50+1. Ein AR, der das tat­säch­li­che Stim­men­bild 75+1 wie­der gibt, müss­te aus 20 Per­so­nen bestehen. Grund: Dass Jako als Anteils­eig­ner im AR ver­tre­ten sein will, ist nach­voll­zieh­bar. Mit 1% Anteil stellt Jako somit die geringst mög­li­che Anzahl, eben 1 AR. Eben­so nach­voll­zieh­bar ist, dass Por­sche und Mer­ce­des dann mit je 10% Stim­men, wenigs­tens je 2 AR stel­len wol­len, und dann braucht es eben 15 AR vom e.V. um auf 75+1 zu kom­men. Welt­kon­z­re­ne wie die Deut­sche Bank, VW oder Daim­le haben um die 20 AR-Mit­glie­der. Für den VfB fän­de ich das ziem­lich auf­ge­bläht, teu­er und inef­fi­zi­ent.

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    • Hal­lo Tho­mas,

      Sehr ger­ne und ich freue mich auch über die kon­struk­ti­ve Dis­kus­si­on hier. 🙂

      Natür­lich ent­sprach auch 6:2:1 nicht 75:11,4:1 Pro­zent, dafür lagen aber zwei Drit­tel der Sit­ze im AR immer noch unter drei Vier­teln der Antei­le. Beim VfB gilt aber eben nicht 50+1, was gera­de bei Abstim­mun­gen nur einen “Umfal­ler” braucht, son­dern 75+1, wie immer alle beto­nen. Ich stim­me dir aber zu, dass Du so das Gre­mi­um schnell auf­blähst.

      LG, Lenn­art

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