Derzeit nicht im Brustring: Antonis Aidonis, Maxime Awoudja, Darko Churlinov, Pablo Maffeo und Leonhard Münst

Erneut bli­cken wir in der Win­ter­pau­se auf jene Spie­ler, die den VfB vor der Sai­son leih­wei­se ver­las­sen haben. In die­sem Jahr sind das Anto­nis Aido­nis, Maxi­me Awoud­ja, Dar­ko Chur­li­nov, Pablo Maf­feo und Leon­hard Münst.

Die ver­gan­ge­ne Sai­son war in vie­ler­lei Hin­sicht eine beson­de­re. Nicht nur weil sie ver­spä­tet star­te­te und nur an Weih­nach­ten pau­sier­te, son­dern auch weil der VfB mit Pablo Maf­feo und Niko­las Nar­tey ledig­lich zwei Spie­ler zu ande­ren Ver­ei­nen ver­lieh und sich ange­sichts der immer dro­hen­den Qua­ran­tä­ne einen rela­tiv gro­ßen Kader vor­hielt. Im Win­ter wur­de dann noch Maxi­me Awoud­ja für ein hal­bes Jahr ver­lie­hen, aber trotz­dem waren die Leih­ge­schäf­te des VfB ver­gan­ge­ne Spiel­zeit wesent­lich über­schau­ba­rer als in den Jah­ren zuvor. Das ist natür­lich nicht nur dem Coro­na-Kader geschul­det, son­dern auch der Tat­sa­che, dass man nicht wie in man­chen Spiel­zei­ten Trans­fer­feh­ler aus­bü­geln woll­te, in dem man Spie­ler, die man anders nicht los­wur­de, für ein Jahr von einem ande­ren Ver­ein bezah­len ließ. Die Aus­nah­me bleibt da natür­lich wei­ter­hin Pablo Maf­feo, ansons­ten lau­te­te das Mot­to auch in die­sem Trans­fer­som­mer eher “Erfah­rung auf nied­ri­ge­rem Niveau sam­meln”, wenn der VfB-Spie­ler ver­lieh.

In zwei Fäl­len war das die zwei­te Bun­des­li­ga: Anto­nis Aido­nis, der unter Mar­kus Wein­zierl im Abstiegs­jahr 2019 zu kur­zen Bun­des­li­ga-Ein­sät­zen kam und danach den Brust­ring nur in der Ober- und Regio­nal­li­ga trug, schloss sich Auf­stei­ger Dyna­mo Dres­den an und Dar­ko Chur­li­nov, mit Nord­ma­ze­do­ni­en immer­hin EM-Teil­neh­mer aber in der Bun­des­li­ga zu wech­sel­haft, trägt in die­ser Spiel­zeit das königs­blaue Tri­kot des Bun­des­li­ga-Abstei­gers Schal­ke.  Maxi­me Awoud­ja spiel­te wie bereits ange­spro­chen in der ers­ten Jah­res­hälf­te bei Dritt­li­gist Türk­gücü Mün­chen und zog in der Som­mer­pau­se wei­ter zum öster­rei­chi­schen Bun­des­li­gis­ten WSG Tirol. Blei­ben noch zwei Spie­ler mit sehr gegen­sätz­li­chen Zukunfts­aus­sich­ten beim VfB. Wäh­rend U19-Pokal­sie­ger und ‑Vize­meis­ter Leon­hard Münst beim FC St. Gal­len in der schwei­zer Super League den nächs­ten Schritt nach der Regio­nal­li­ga Süd­west machen möch­te, hof­fen bei Pablo Maf­feo alle Betei­lig­ten, dass mit La Liga-Auf­stei­ger RCD Mal­lor­ca end­lich ein Ver­ein wil­lens und in der Lage ist, Micha­el Resch­kes Rekord­trans­fer dau­er­haft zu ver­pflich­ten, wenn auch schon lan­ge nicht mehr zu dem Preis, den Wolf­gang Diet­rich einst voll­mun­dig ankün­dig­te.

Wie immer haben wir uns bei Fans und Exper­ten der jewei­li­gen Ver­ei­ne unse­rer ver­lie­he­nen Spie­ler umge­hört, um zu erfah­ren, wie es für sie in der Hin­run­de bezie­hungs­wei­se der ers­ten Sai­son­hälf­te lief. In der 2. Bun­des­li­ga, der öster­rei­chi­schen und der schwei­zer Eli­te­klas­se ist aktu­ell Win­ter­pau­se, nur die ers­te spa­ni­sche Liga spielt durch, hier gilt also der Stand nach dem Spiel der Mal­lor­qui­ner gegen den FC Bar­ce­lo­na am 2. Janu­ar. Wir wer­den die Spie­ler in die­sem Arti­kel alpha­be­tisch durch­ge­hen und begin­nen mit

Antonis Aidonis

© Martin Rose/Getty Images
© Mar­tin Rose/Getty Images

Über ihn haben wir mit Dyna­mo-Fan Nick gespro­chen, der auch über Sportöko­no­mie und Fuß­ball­trai­ning bloggt. Er hat uns zu sei­nen Aus­füh­run­gen auch zwei Gra­fi­ken zu Aido­nis mit­ge­schickt, die ich hier ger­ne ein­bin­de. Aido­nis gewann, zusam­men mit Leon­hard Münst übri­gens, im Som­mer 2019 den DFB-Pokal der Junio­ren und hät­te um ein Haar das Dou­ble sei­ner Alters­klas­se geholt. Die Leis­tun­gen in der A‑Jugend wur­den auch durch ers­te Bun­des­li­ga-Ein­sät­ze belohnt, in jener fata­len Sai­son, in der ers­te und zwei­te Mann­schaft abstie­gen, wäh­rend die ältes­te Jugend­mann­schaft das Maß (fast) aller Din­ge war. In der Fol­ge­sai­son stand Aido­nis nur vier Mal im Zweit­li­ga-Kader und lief statt­des­sen 16 Mal in der Ober­li­ga Baden-Würt­tem­berg und ver­gan­ge­ne Sai­son 18 Mal in der Regio­nal­li­ga Süd­west auf. Unter Pel­le­gri­no Mat­a­raz­zo reich­te es nur für einen Kader­platz beim 2:0‑Auswärtssieg in Ber­lin.

Inso­fern war der Schritt für einen Spie­ler, der schon höher­klas­sig gespielt hat­te und sich über die vier­te Liga hin­aus bewei­sen woll­te, zum Zweit­li­ga-Auf­stei­ger aus Dres­den durch­aus fol­ge­rich­tig. Selbst vie­len VfB-Fans war Aido­nis bis­lang vor allem wegen sei­ner Namens­ähn­lich­keit zu Ex-Stür­mer Ana­sta­si­os Donis ein Begriff und auch in Dres­den hat­ten die meis­ten wenig von ihm gehört, erklärt Nick, mit der Ein­schrän­kung, dass er als U20-Natio­nal­spie­ler natür­lich bei jenen, die sich im Nach­wuchs­fuß­ball aus­ken­nen, durch­aus als spiel­star­kes und fle­xi­bles Talent bekannt sei. Bei der SGD soll­te er, so Nick, mit die­sem Pro­fil als Back­up ver­schie­de­ne Defen­siv­rol­len abde­cken. Als Stamm­spie­ler sei er jedoch nicht ein­ge­plant gewe­sen, auch weil die Kon­kur­renz in der Dresd­ner Abwehr groß war, die wahl­wei­se als Drei­er- oder Vie­rer­ket­te geplant wur­de.

Auch bedingt durch Ver­let­zun­gen setz­te Dres­dens Trai­ner Alex­an­der Schmidt vor allem auf die Vie­rer­ket­te, in der Aido­nis sich auf der Posi­ti­on des Rechts­ver­tei­di­gers oder bei Umstel­lung auf Drei­er­ket­te als rech­ter Innen­ver­tei­di­ger lang­sam ins Team trai­nier­te. Nick hebt beson­ders Aido­nis star­ken lin­ken Fuß und des­sen Spiel­freu­de her­vor, die jedoch nicht immer zum auf Pres­sing fokus­sier­ten Spiel­stil Schmidts passt. Ins­ge­samt absol­vier­te Aido­nis von den 18 bis­he­ri­gen Spie­len elf, davon vier in der Start­elf und sie­ben von der Bank, zwei Mal spiel­te er durch. Nicht not­wen­di­ger­wei­se das, was man unter Spiel­pra­xis ver­steht, auch wenn dem VfB und Aido­nis klar gewe­sen sein muss oder von Ex-VfB-Nach­wuchs­lei­ter und Dyna­mo-Sport­chef Ralf Becker klar­ge­macht wor­den sein muss, dass er in Dres­den nicht direkt Stamm­spie­ler ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kader­si­tua­ti­on der SGD in die­ser Zweit­li­ga-Sai­son. © Nick N.

Zu spielerisch veranlagt für Dynamo

Es gibt dafür laut Nick aber auch eine schlüs­si­ge Begrün­dung: Aido­nis passt mit sei­nem ball­be­sitz­ori­en­tier­ten Spiel­stil eigent­lich nicht zum defen­siv und auf Pres­sing aus­ge­rich­te­ten Sys­tem des Trai­ners. Nick: “Er ist ein muti­ger und krea­tiv den­ken­der Ver­tei­di­ger, der stets die spie­le­ri­sche Lösung sucht. Beson­ders durch klu­ges Andrib­beln als Halb­ver­tei­di­ger und sei­nen ordent­lich aus­ge­präg­ten lin­ken Fuß besticht er so im Spiel­auf­bau.” Nur wird die­ser von Dyna­mo kaum betrie­ben, wes­we­gen die Mann­schaft in der Hin­run­de auch häu­fig Pro­ble­me hat­te, Rück­stän­de auf­zu­ho­len. So stark sei­ne Aktio­nen mit Ball gewe­sen sei­en, die den Dresd­nern in man­chen Spie­len eine zusätz­li­che spie­le­ri­sche Note im Offen­siv­spiel ver­lie­hen hät­ten, so wech­sel­haft sei­en Aido­nis Leis­tun­gen gegen den Ball gewe­sen. Nick führt exem­pla­risch einen von Aido­nis ver­ur­sach­ten Elf­me­ter gegen Hol­stein Kiel und Pro­ble­me in der Rest­ver­tei­di­gung im direkt vor Weih­nach­ten ver­lo­re­nen Spiel beim Schluss­licht aus Ingol­stadt an. Gera­de im eins gegen eins und in der Straf­raum­ver­tei­di­gung offen­ba­re Aido­nis Schwä­chen, die ange­sichts der Spiel­wei­se schnell dazu geführt hät­ten, dass er Spie­lern mit einem pas­sen­de­ren Pro­fil nach Ende deren Ver­let­zung habe wei­chen müs­sen.

Nicks Fazit: “Wenn er in einem ball­be­sitz­ori­en­tier­ten Team spie­len wür­de, bei­spiels­wei­se als Halb­ver­tei­di­ger einer Drei­er­ket­te, könn­te er sicher einen grö­ße­ren und posi­ti­ve­ren Impact kre­ieren.” Nun, ich ken­ne da eine ball­be­sitz­ori­en­tier­te Mann­schaft mit Drei­er­ket­te und Pro­ble­men in der Rest­ver­tei­di­gung in der Bun­des­li­ga. Nick sieht ihn aller­dings noch nicht auf Bun­des­li­ga-Niveau, hält eine wei­te­re Lei­he zu einem ball­be­sitz­ori­en­tier­ten Zweit­li­ga-Team für sinn­vol­ler, bei dem Aido­nis bes­ser sei­ne spie­le­ri­schen Stär­ken aus­le­ben könn­te. Für Dyna­mo sei er auf­grund sei­ner Fle­xi­bi­li­ät und ange­sichts der Per­so­nal­si­tua­ti­on in die­ser Sai­son ein prak­ti­scher Back­up. Unser Dyna­mo-Exper­te kann sich aber nicht vor­stel­len, dass man sich um eine fes­te Ver­pflich­tung bemü­he, wenn die der­zei­ti­ge sport­li­che Aus­rich­tung bei­be­hal­ten wer­den soll. Der traut Nick durch­aus, trotz einer zwi­schen­zeit­li­chen Ergeb­nis­kri­se, auf­grund der Zwei­kampf- und Pres­sing­stär­ke durch­aus den Klas­sen­er­halt im soli­den unte­ren Mit­tel­feld. Es bleibt abzu­war­ten, ob Aido­nis in den rest­li­chen 16 Sai­son­spie­len einen grö­ße­ren Anteil haben wird.

Grund­sätz­lich kann man sich durch­aus vor­stel­len, war­um der VfB Aido­nis nur ver­lie­hen und nicht ver­kauft hat, denn wie eben bereits ange­schnit­ten passt er mit sei­nem Spiel­pro­fil ziem­lich gut in die Plä­ne von Pel­le­gri­no Mat­a­raz­zo, die vor­se­hen, dass sich auch die Drei­er­ket­te immer wie­der in den Spiel­auf­bau ein­bringt, sei es durch Läu­fe oder klu­ge Spiel­ver­la­ge­run­gen über Dia­go­nal­bäl­le. Dass Aido­nis, der im Mai 21 wird, trotz­dem noch nicht zu mehr Pro­fi­ein­sät­zen für den VfB kam, wird an den von Nick ange­spro­che­nen Schwä­chen lie­gen. Der räumt ein, dass es auch för­der­lich sein kön­ne, von einem Trai­ner zu ler­nen, der die eige­nen Schwä­chen fokus­sie­re und viel­leicht war das auch der Gedan­ken­gang von Mislin­tat und Mat­a­raz­zo. Ob Aido­nis aber wirk­lich im Som­mer weit genug ist für den VfB hof­fent­lich in der Bun­des­li­ga auf­zu­lau­fen, da bin ich eben­so skep­tisch wie unser Exper­te. Viel­sei­ti­ge Spie­ler haben ja oft das Pro­blem, dass sie auf meh­re­ren Posi­tio­nen zwei­te Wahl sind, statt auf einer Stamm­spie­ler. Aido­nis wird es als U‑Nationalspieler sicher auch nicht aus­rei­chen, beim VfB nur die Löcher zu fli­cken, gleich­zei­tig ist die Rest­ver­tei­di­gung auch in die­ser Sai­son eines der gro­ßen defen­si­ven Pro­ble­me. Wenn Aido­nis hier kei­nen Sprung nach vor­ne macht, kann ich ihn mir höchs­tens als inter­nen, sport­lich aber noch nicht unbe­dingt gleich­wer­ti­gen Ersatz für einen mög­li­cher­wei­se aus finan­zi­el­len Grün­den abwan­dern­den Mavro­pa­nos vor­stel­len. Soll­te der VfB im Som­mer die Klas­se und die Mann­schaft größ­ten­teils beiei­an­der hal­ten, ist eine wei­te­re Lei­he viel­leicht wirk­lich kei­ne schlech­te Idee. Aber war­ten wir erst­mal ab, was Nick uns im Som­mer zu erzäh­len hat.

Aus Sach­sen geht es wei­ter nach Öster­reich, wo

Maxime Awoudja

© VfB-exklusiv.de
© VfB-exklusiv.de

spielt, des­sen Start beim VfB mit dem Eigen­tor und dem Platz­ver­weis beim ers­ten Zweit­li­ga-Spiel gegen Han­no­ver denk­bar schlecht ver­lief und der danach auch ver­let­zungs­be­dingt kaum einen Fuß auf Bad Cannstat­ter Boden bekam: Sein zwei­ter und bis­lang letz­ter Pro­fi-Ein­satz im Brust­ring war das desas­trö­se 2:6 gegen den HSV. Nach einer Lei­he zum Münch­ner Dritt­li­gis­ten Türk­gücü, über die wir im Som­mer Bilanz gezo­gen haben nun der nächs­te Schritt nach Öster­reich. Die WSG Tirol hat, wie vie­le öste­rei­chi­sche Ver­ei­ne, vie­le Namens­än­de­run­gen hin­ter sich und spielt nach dem Auf­stieg 2019 aktu­ell wie­der im drit­ten Jahr in Fol­ge in der öster­rei­chi­schen Bun­des­li­ga. Awoud­ja ver­pass­te von den bis­he­ri­gen 18 Sai­son­spie­len nur fünf ver­let­zungs­be­dingt, in den rest­li­chen 13 Spie­len stand er zwölf­mal in der Start­elf, meist über 90 Minu­ten. Im ers­ten Spiel bei Sasa Kalajd­zics altem Ver­ein aus Möd­ling führ­te er sich gleich mit dem Tref­fer zum 1:0 ein, am elf­ten Spiel­tag war beim 2:2 gegen Hart­berg an bei­den Tiro­ler Toren betei­ligt. Über ihn habe ich mit Georg San­der (@sander_georg), Chef­re­dak­teur des öster­rei­chi­schen Online-Fuß­ball­ma­ga­zin 90minuten.at gespro­chen.

Wie es die Zah­len schon ver­mu­ten las­sen, ist Awoud­ja bei der WSG “fixer Bestand­teil der Mann­schaft”, so Georg. In der ver­gan­ge­nen Sai­son erreich­te man in Wat­tens die vor weni­gen Jah­ren ein­ge­führt Meis­ter­grup­pe, in der die ers­ten sechs Mann­schaf­ten der Zwöl­fer­li­ga nach einem Grund­durch­gang mit Hin- und Rück­spiel unter­ein­an­der den Meis­ter und die Euro­pa­po­kal­plät­ze aus­spie­len. Auch wenn die WSG als Letz­te der Meis­ter­run­de nicht ins inter­na­tio­na­le Geschäft kam, mach­te die Mann­schaft den­noch auf sich auf­merk­sam, so dass es nach meh­re­ren Abgän­gen vor allem in der Innen­ver­tei­di­gung an Ver­stär­kung bedurf­te. Awoud­ja sei, so Georg, der Wunsch­spie­ler von Trai­ner Tho­mas Sil­ber­ber­ger gewe­sen. Die Sai­son ver­lief aller­dings, auch bedingt durch den Erfolg des Vor­jah­res, nicht so wie erhofft, erst nach neun Spiel­ta­gen gelang der ers­te von bis­lang vier Sie­gen in 18 Spie­len. Awoud­ja, der sonst eine soli­de Sai­son spie­le, habe dadurch natür­lich auch schwä­che­re Pha­sen gehabt. Immer­hin: Platz­ver­wei­se und Eigen­to­re blie­ben ihm bis­lang erspart.

Sprung zu groß?

Es bleibt natür­lich abzu­war­ten, wie die Rück­run­de für Awoud­ja ver­läuft und ob die WSG es schafft, sich in der Qua­li­fi­ka­ti­ons­grup­pe vor dem Abstieg zu ret­ten. Aus Georgs Sicht könn­te es für Tirol durch­aus sinn­voll sein, Awoud­ja — des­sen Ver­trag im Rah­men der Lei­he um das not­wen­di­ge Jahr bis 2023 ver­län­gert wur­de — nach dem Ende der Lei­he zu ver­pflich­ten, um die Kad­er­fluk­tua­ti­on gering zu hal­ten. Die Bun­des­li­ga könn­te für ihn ein zu gro­ßer Sprung sein, auch wenn die WSG aktu­ell unter ihrem Leis­tungs­ma­xi­mum spie­le und die öster­rei­chi­sche Bun­des­li­ga im Ver­gleich zur deut­schen durch­aus auf­ge­holt habe. Es gebe zwar auch Spie­ler wie Chris­ti­an Gebau­er, die von klei­ne­ren öster­rei­chi­schen Clubs nach Deutsch­land wech­seln, der sei jedoch auch von Bie­le­feld nach Ingol­stadt ver­lie­hen wor­den.

Solan­ge Awoud­ja kei­ne Bom­ben-Rück­run­de hin­legt, kann ich mir vor­stel­len, dass man mit ihm für eine kom­men­de Bun­des­li­ga-Sai­son plant. Natür­lich kön­nen sich Spie­ler auch mit dann 24 noch ent­wi­ckeln, ob die chro­nisch anfäl­li­ge VfB-Abwehr dafür das rich­ti­ge Umfeld ist, weiß ich nicht.  Die Lei­he war ja vor allem dazu ange­dacht, Awoud­ja nach sei­ner lang­wie­ri­gen Ver­let­zung wie­der Spiel­pra­xis zu ver­schaf­fen — der Plan ist auf­ge­gan­gen, auch wenn die WSG nicht das glei­che Leis­tungs­um­feld bie­tet wie in der ver­gan­ge­nen Sai­son. Ich will auch nicht aus­schlie­ßen, dass Mat­a­raz­zo aus ihm noch einen Bun­des­li­ga-Ver­tei­di­ger machen kann. Die Ver­län­ge­rung des Ver­trags um das eine Jahr nach Ende der Lei­he deu­tet aber für mich eher dar­auf hin, dass man mit ihm nach einer voll durch­ge­spiel­ten Sai­son noch etwas Ablö­se gene­rie­ren will.

Aus Öster­reich wie­der zurück in die zwei­te deut­sche Bun­des­li­ga.

Darko Churlinov

© Frederic Scheidemann/Getty Images
© Fre­de­ric Scheidemann/Getty Images

kam nach dem Abstieg 2019 aus Köln zum VfB und lief seit­her in 20 Liga-Spie­len mit dem Brust­ring auf, in der Bun­des­li­ga reich­te es für ihn aber erst nach dem Kreuz­band­riss von Silas für eini­ge Kurz­ein­sät­ze gegen Ende der Sai­son, wobei ihm beim Sieg gegen Augs­burg sogar ein Assist gelang. Nach dem sieg­lo­sen EM-Vor­run­den­aus mit Nord­ma­ze­do­ni­en schloss er sich zu die­ser Sai­son leih­wei­se Bun­des­li­ga-Abstei­ger Schal­ke an, die für den Wie­der­auf­stieg auf Bun­des­li­ga-erfah­re­ne Spie­ler setz­ten. So zog es Mar­cin Kamin­ski nach dem Ende sei­nes Ver­trags beim VfB eben­so nach Gel­sen­kir­chen wie VfB-Auf­stiegs­ga­rant Simon Terod­de. Anni­ka Becker (@annika_be) vom S04-Blog Halb­feld­flan­ke, mit der ich über Chur­li­novs Hin­se­rie gespro­chen habe, weiß zu berich­ten, dass man sich vor allem auf sei­ne Geschwin­dig­keit und sei­ne tech­ni­schen Fähig­kei­ten im Dribb­ling gefreut habe. Der Ver­ein habe ihn durch­aus zutref­fend als Offen­siv­al­roun­der vor­ge­stellt — wie schon bei Aido­nis eine Eigen­schaft, die Fluch und Segen zugleich sein kann.

Zu Beginn der Sai­son kam Chur­li­nov auch regel­mä­ßig auf der rech­ten Außen­bahn in Dimi­tri­os Gram­mo­zis’ 3–1‑4–2 zum Ein­satz. Die Zah­len­ket­te offen­bart schon, dass bei­de Wing­backs sehr offen­siv spie­len, aber trotz­dem “Ver­an­wor­tung für die Defen­si­ve” haben, wie Anni­ka es beschreibt. Da Schal­ke mit Ouwe­jan ähn­lich wie der VfB mit Sosa auf links einen “sehr kon­stan­ten, gefähr­lich flan­ken­den Spie­ler, der (…) auch ver­tei­di­gen kann” hat, sei das Spiel vor der Ver­let­zung von Simon Terod­de Mit­te Novem­ber sehr links­las­tig gewe­sen, auch um Ouwe­jan nach hin­ten abzu­si­chern.

Auf rechts habe Chur­li­nov wegen feh­len­der Fit­ness, Trai­nings­form oder klei­ne­ren Ver­let­zun­gen nicht immer die Nase vor sei­nen Kon­kur­ren­ten Meh­met Aydin und Rein­hold Ranftl gehabt. Chur­li­nov habe sich rein­ge­hängt und sei stark im eins gegen eins gewe­sen, gleich­zei­tig aber bis­wei­len zu eigen­sin­nig gespielt. Dass er von Mit­te Sep­tem­ber bis Mit­te Novem­ber nur auf 33 Spiel­mi­nu­ten kam, lag aber nicht nur an zwei Län­der­spiel­ein­sät­zen über 90 Minu­ten son­dern auch am  ver­lo­re­nen Pokal­spiel gegen 1860, in dem Gram­mo­zis Chur­li­nov aus Per­so­nal­grün­den auf der unge­wohn­ten lin­ken Außen­bahn ein­setz­te, aber nach 22 Minu­ten wie­der vom Feld nahm und in den fol­gen­den Spie­len nicht mehr ein­setz­te. Gegen Darm­stadt kehr­te Chur­li­nov noch ein­mal auf den Platz zurück und fiel dann drei Spie­le mit einer Schul­ter­ver­let­zung aus. Einen bestimm­ten Grund für die weni­ge Spiel­zeit Mit­te der Hin­run­de kann Anni­ka nicht nen­nen, es wur­de immer mal wie­der gemun­kelt, dass dies auch auf per­sön­li­che Pro­ble­me zwi­schen Chur­li­nov und Gram­mo­zis zurück­zu­füh­ren sei. Wie­viel da dran ist? Kei­ne Ahnung.

Balance zwischen Frechheit und Überlegtheit

Zum Hin­run­den­ab­schluss gegen Nürn­berg kehr­te Chur­li­nov dann wie­der auf den Platz zurück, was auch dar­auf zurück zu füh­ren ist, dass sowohl Bül­ter, als auch Terod­de in die­sem Spiel fehl­ten. Chur­li­nov berei­te­te beim 4:1‑Sieg als einer von zwei Mit­tel­stür­mern das ers­te Tor vor und schoss das drit­te Tor sel­ber. Anni­ka zufol­ge kamen ihm dabei sein Neben­mann Mar­vin Pier­in­ger und der hin­ter den Spit­zen agie­ren­de Rodri­go Zala­zar zugu­te: “Chur­li­nov (…) neigt (dazu), die fal­sche Ent­schei­dung zu tref­fen, wenn es ums Abspie­len geht, das trifft auf Zala­zar viel­leicht sogar noch mehr zu und das führt dann dazu, dass die bei­den sich mit einer Mischung aus Fum­mel­buch­sen­kön­nen und Glück nach vor­ne spie­len”. In die­sem Spiel und dem nach­fol­gen­den 1:1 gegen den HSV gab Schal­ke 25 Schüs­se ab, aber nur weni­ge aufs Tor und vie­le von außer­halb des Straf­raums. Anni­ka sieht ihn in der Mit­te, ent­bun­den von Defen­siv­auf­ga­ben auch bes­ser auf­ge­ho­ben als auf dem Flü­gel, wo er ihrer Mei­nung nach einen Rechts­ver­tei­di­ger zur Absi­che­rung bräuch­te. “Für Dar­kos Zukunft wün­sche ich ihn, dass er es mit der Zeit schafft, die schwie­ri­ge Balan­ce zwi­schen Frech­heit und Über­legt­heit zu fin­den”, so Anni­ka.

Sie könn­te sich auch gut vor­stel­len, den aktu­ell 21jährigen noch eine Sai­son bei Schal­ke zu behal­ten. Der Ver­ein hat­te nach dem Abstieg sei­ne Mann­schaft kom­plett neu zusam­men­ge­stellt. Chur­li­nov habe sich gut ein­ge­fügt und auch mensch­lich scheint es in der Mann­schaft zu pas­sen. Für den direk­ten Wie­der­auf­stieg sei es ihrer Mei­nung aber zu früh, und auch Chur­li­nov sieht sie noch nicht als Stamm­spie­ler in der Bun­des­li­ga, außer in einer rei­nen Kon­ter­mann­schaft. Das wür­de jedoch sei­nen Stär­ken im Dribb­ling nicht gerecht, statt­des­sen soll­te er lie­ber wei­ter an sei­nen Schwä­chen in der Ent­schei­dungs­fin­dung arbei­ten, so unse­re Schal­ke-Exper­tin. Eine Kauf­op­ti­on hat der Ver­ein jedoch nicht und auch ich gehe davon aus, dass man in der kom­men­den Sai­son beim VfB wie­der mit Chur­li­nov plant. Ich gehe davon aus, dass er auch des­halb aus­ge­lie­hen wur­de, weil in Stutt­gart mit Rober­to Mas­si­mo und Chris Füh­rich sowie dem im Lau­fe der Hin­run­de zurück­ge­kehr­ten Silas ein Über­an­ge­bot auf dem rech­ten Flü­gel bestand und Mas­si­mo sich in der Vor­be­rei­tung gegen Chur­li­nov durch­setz­te. Je nach­dem, zu wel­chen Ver­käu­fen Sven Mislin­tat im Som­mer gezwun­gen ist, könn­te er gewis­se Lücken mit einem gereif­ten Dar­ko Chur­li­nov wie­der schlie­ßen. Einen Wing­back, der offen­siv gefähr­lich und defen­siv unbe­zwing­bar ist, fin­det man kaum. Auch Silas stei­ger­te sich im Lau­fe der Zweit­li­ga-Sai­son im Defen­siv­spiel. Ob Chur­li­nov für die kom­men­de Sai­son eine Ver­stär­kung sein kann, hängt auch davon ab, was er aus der Rück­run­de macht. Wie bei ande­ren nach dem Abstieg 2019 ver­pflich­te­ten jun­gen Spie­lern kommt er, des­sen Ver­trag bis 2024 läuft, in die­sem, spä­tes­tens aber im Som­mer 2023 an den Punkt, an dem man über­le­gen muss, ob man ihm beim VfB noch mehr Ent­wick­lungs­zeit zuge­ste­hen will oder nicht.

Nächs­ter Halt auf unse­rer Leih­spie­ler-Tour ist die spa­ni­sche Insel Mal­lor­ca und

Pablo Maffeo

© Rafa Babot/Getty Images
© Rafa Babot/Getty Images

Der ansäs­si­ge Real Club Depor­tivo Mal­lor­ca stieg im ver­gan­ge­nen Som­mer auf und tausch­te damit die Liga mit Pablo Maf­fe­os letz­tem Ver­ein, SD Hue­s­ca. Die konn­ten sich eine Wei­ter­be­schäf­ti­gung der Resch­ke-Ver­pflich­tung wegen des Abstiegs nicht leis­ten, glei­ches galt für den FC Giro­na, der im Jahr zu vor mit Maf­feo in den Auf­stiegs-Play­offs schei­ter­te. Alex Fitz­pa­trick (@Mallorcaalex100), der den eng­lisch­spra­chi­gen Pod­cast Tornarem zu Real Mal­lor­ca betreibt und sonst für La Liga TV arbei­tet, war Maf­feo natür­lich durch die vor­he­ri­gen Lei­hen bereits bekannt. Die Rechts­ver­tei­di­ger­po­si­ti­on sei Mal­lor­cas schwächs­te Posi­ti­on gewe­sen und Maf­feo dafür eine gute Lösung, habe er doch mit 24 schon recht viel Erfah­rung. Dem­entspre­chend sei er auch direkt für die Start­elf ein­ge­plant gewe­sen. Dass er im drit­ten Jahr in Fol­ge erneut den Weg nach Spa­ni­en fand, nach­dem ja im Som­mer kurz im Raum stand, dass er in Stutt­gart bleibt, sei übri­gens kein Wun­der, so Alex. Vie­le spa­ni­sche Spie­ler wür­den, wenn sie nicht in die lukra­ti­ve Pre­mie­re League wech­seln irgend­wann in die spa­ni­schen Ligen zurück­keh­ren. Maf­feo habe trotz der ver­pass­ten Sai­son­zie­le mit Hue­s­ca und Giro­na indi­vi­du­ell gute Leis­tun­gen gezeigt.

Auf Nimmerwiedersehen?

Dem­entspre­chend war er auch in einem mal­lor­qui­ni­schen Team ers­te Wahl, dass nach der 0:1‑Niederlage gegen Bar­ce­lo­na am Sams­tag auf Platz 15 von 20 Mann­schaf­ten steht. Laut Alex hängt vie­les davon ab, ob die Mann­schaft im Janu­ar ver­stärkt wird und wie sich Coro­na auf den Kader aus­wirkt. Der Mann­schaft feh­le vor allem ein Mit­tel­stür­mer. Auf der rech­ten Abwehr­sei­te sei Maf­feo jedoch eine Bank und habe sogar an sei­nem Posi­ti­ons­spiel gear­bei­tet, wel­ches auf­grund sei­ner offen­si­ven Spiel­wei­se schon in Hue­s­ca dafür gesorgt hat­te, dass eini­ge Bäl­le in sei­nen Rücken kamen. Und Alex zufol­ge kann er die­se Rol­le auch in der nächs­ten Sai­son spie­len, denn Mal­lor­ca wäre auch im Fal­le eines Abstiegs finan­zi­ell in der Lage, ihn fest zu ver­pflich­ten.

Ich glau­be das Fazit zu Maf­fe­os Lei­he kann man schnell zie­hen: Er sucht einen neu­en Ver­ein, der VfB sucht einen Abneh­mer und Mal­lor­ca sucht einen Rechts­ver­tei­di­ger und kann ihn auch bezah­len. Dass der VfB die im Som­mer 2019 gezahl­te Ablö­se nicht wie­der rein­holt: geschenkt. Die­ser Som­mer ist aber die letz­te Gele­gen­heit, über­haupt eine Ablö­se zu gene­rie­ren, bei einer wei­te­ren Lei­he in der kom­men­den Sai­son müss­te man Maf­fe­os 2023 aus­lau­fen­den Ver­trag ver­län­gern. Soll­te nichts Unvor­her­ge­se­he­nes pas­sie­ren, soll­te Maf­feo in Mal­lor­ca hei­misch wer­den.

Zuletzt wid­men wir uns

Leonhard Münst

…, der in zwei­ein­halb Wochen sei­nen 20. Geburts­tag fei­ert und in die­ser Sai­son an den schwei­zer Erst­li­gis­ten und frü­he­ren VfB-Koope­ra­ti­ons­part­ner St. Gal­len aus­ge­lie­hen ist. Münst gewann gemein­sam mit Aido­nis 2019 den Junio­ren-Pokal und die Vize­meis­ter­schaft und ist neben Li Egloff, Alex Kopf und Sebas­ti­an Hor­nung aus der zwei­ten Mann­schaft und eben Aido­nis einer der weni­gen aus der dama­li­gen Mann­schaft, der noch beim VfB unter Ver­trag steht. Bemer­kens­wert dabei ist, dass er 2018/2019 eigent­lich den Groß­teil der Sai­son noch für die B‑Jugend spiel­te und dem­entspre­chend in der Fol­ge­sai­son immer noch für die U19 spiel­be­rech­tigt war. Jedoch setz­te ihn im Okto­ber 2019 ein Menis­kus­riss für ein gan­zes Jahr außer Gefecht. Nach der Reha fei­er­te er erst im April letz­ten Jah­res sein Debüt in der Regio­nal­li­ga Süd­west und lie­fer­te im Sai­son­end­spurt immer­hin in zehn Spie­len noch ein Tor beim 3:1 in Balin­gen und sechs Assists, vier davon beim 7:1‑Saisonabschluss gegen Stadt­al­len­dorf. als er Mar­cel Sök­ler sei­ne Sai­son­to­re 18 bis 20 auf­leg­te. Wer mit 17 schon bei der A‑Jugend mit­spie­len darf und nach lan­ger Ver­let­zung auch in der zwei­ten Mann­schaft direkt sei­ne Ein­sät­ze bekommt, muss den nächs­ten Schritt irgend­wo zwi­schen der ers­ten und der vier­ten deut­schen Liga machen, die Lei­he zum FCSG war also nur fol­ge­rich­tig. Über Münst habe ich mit Mar­co Mal­ga­ro­li vom St. Gal­ler Fuß­ball­ma­ga­zin SENF gespro­chen.

Wer seit Herbst 2019 nur etwa zehn Pflicht­spie­le im Her­ren­be­reich bestrit­ten hat, fliegt natur­ge­mäß unterm Radar. Auch in St. Gal­len habe Münst nie­mand gekannt, Münst sei einer von vie­len jun­gen Spie­lern mit Poten­zi­al in der Mann­schaft, so Mar­co. Sei­ne Ein­sät­ze im grün­wei­ßen Dress sind jedoch bis­her über­schau­bar: Erst am sechs­ten Spiel­tag Mit­te Sep­tem­ber stand er beim 1:5 gegen Ser­vet­te Genf das ers­te Mal auf dem Platz, zwi­schen­zeit­lich spiel­te er für die viert­klas­si­ge zwei­te Mann­schaft. Es folg­te ein wei­te­rer Super­league-Ein­satz und sogar zwei Spie­le in der Start­elf, bevor er für fünf Spie­le wie­der auf die Bank ver­schwand. In den letz­ten vier Spie­len vor der Win­ter­pau­se kam er dann wie­der zum Ein­satz. Erklä­ren kann sich Mar­co die­se Rota­ti­on des Trai­ners, dem ehe­ma­li­gen VfB-Nach­wuchs­coach Peter Zeid­ler nicht. An Münst läge es nicht, den Mar­co als fei­nen Tech­ni­ker mit Über­sicht und gutem Fuß, also ein Ball­ver­tei­ler im Mit­tel­feld beschreibt. Was ihm noch feh­le, sei­en die wirk­lich töd­li­chen Päs­se und die Tor­ge­fahr. Mar­co sieht Münst auf der Zeh­ner­po­si­ti­on am Bes­ten auf­ge­ho­ben, der Spiel­stil erin­ne­re ihn an Toni Kroos.

Perspektive hinter den Spitzen

Zu dem fehlt ihm dann aber doch noch ein gutes Stück. Bevor er sich in der Bun­des­li­ga eta­blie­ren kann, müss­te sich Münst erst­mal in St. Gal­len einen Stamm­platz erar­bei­ten, die aktu­ell auf Platz 8 der Zeh­ner­li­ga ste­hen. Gera­de gegen direk­te Kon­kur­ren­ten lie­fer­te die Mann­schaft “Kata­stro­phen­auf­trit­te” ab, so Mar­co, die dann Über­ra­schungs­sie­ge gegen Basel oder Bern rela­ti­vier­ten. Eine wei­te­re Sai­son in St. Gal­len, die Erst­klas­sig­keit vor­aus­ge­setzt, wür­de Münst viel­leicht ganz gut tun, oder aber der Ver­such, bei einem ähn­lich star­ken ande­ren Team Fuß zu fas­sen.

Update: Münst hat sich am Diens­tag im Trai­ning das Sprung­ge­lenk gebro­chen und fällt wohl für den Rest der Sai­son aus.

Auf jeden Fall wird er in der Rück­run­de von Matej Mag­li­ca unter­stützt, der Innen­ver­tei­di­ger des VfB II und Kurz­zeit-Mit­tel­stür­mer der ers­ten Mann­schaft wird bis Ende der Sai­son mit Kauf­op­ti­on an den FCSG ver­lie­hen. Auch wenn es nicht so wirkt: Die frü­her bestehen­de Koope­ra­ti­on mit St. Gal­len gibt es nicht mehr, so Mar­co, Bezie­hun­gen gebe es aber wei­ter­hin über Freund­schafts­spie­le und ein­zel­ne Freund­schaf­ten in der Fan­sze­ne.

Wo Münst sei­ne nächs­ten Schrit­te machen wird, muss man sehen. Offen­sicht­lich hat­te er schon im Jugend­be­reich gro­ßes Poten­zi­al, wel­ches nun im Her­ren­be­reich ver­nünf­tig geför­dert wer­den muss. Auch wenn der VfB sel­ten mit klas­si­schem Zeh­ner spielt, könn­te ich mir Münst per­spek­ti­visch gut hin­ter der Spit­ze oder den Spit­zen vor­stel­len, denn gera­de prä­zi­se Päs­se, die auch eine eng gestaf­fel­te Ver­tei­di­gung aus­he­beln kön­nen, feh­len dem VfB seit jeher. Dani­el Dida­vi ist bereits weit über sei­nen Zenit hin­aus, wann auch immer der gewe­sen sein mag und Förs­ter ist eher fürs Pres­sing und den Auf­bau zustän­dig als für den letz­ten Pass. Viel wird auch davon abhän­gen, wie sich die Kar­rie­re von Li Egloff wei­ter­ent­wi­ckelt, der auf einer ähn­li­chen Posi­ti­on spielt und ein hal­bes Jahr jün­ger ist als Münst. Grund­sätz­lich bei­des span­nen­de Spie­ler, die wie so vie­le, die beim VfB einen Ver­trag haben, bald vor dem nächs­ten Kar­rie­re­schritt ste­hen. Soll­te Egloff in der Rück­run­de in der Bun­des­li­ga zum Ein­satz kom­men, hat er wahr­schein­lich die Nase vorn, aber war­ten wir mal ab, was im Som­mer pas­siert. Even­tu­ell hat er das sowie­so, denn Leon­hard Münst ist kurz vor Ver­öf­fent­li­chung die­ses Arti­kels im Trai­ning umge­knickt und könn­te mona­te­lang aus­fal­len. Wir wer­den den Arti­kel gege­be­nen­falls aktua­li­sie­ren.

Fazit

Wie geht es also wei­ter mit unse­ren fünf Leih­spie­lern? Bei den drei jün­ge­ren — Aido­nis, Chur­li­nov und Münst — wird es dar­um gehen, sich für die nächs­te Sai­son beim VfB zu emp­feh­len, die die­ser hof­fent­lich in der Bun­des­li­ga spielt. Dabei darf man die finan­zi­el­le Situa­ti­on nicht außer acht las­sen: Alle drei könn­ten poten­zi­ell als inter­ne Neu­zu­gän­ge teil­wei­se lukra­ti­ve Abgän­ge erset­zen — zumin­dest per­so­nell, qua­li­ta­tiv wären sie nach die­ser Sai­son wohl alle noch kein Ersatz für die Bun­des­li­ga-Mann­schaft. Vor allem im Fal­le des gebür­ti­gen Stutt­gar­ters und mit elf aus Deger­loch nach Bad Cannstatt gewech­sel­ten Münst wäre es ein wich­ti­ges Signal ans eige­ne NLZ, wenn er den Sprung ins Neckar­sta­di­on schaf­fen wür­de. Am Ende muss aber die Leis­tung stim­men, egal woher sie kom­men. Über Pablo Maf­feo müs­sen wir nicht vie­le Wor­te ver­lie­ren, er wird im Som­mer wohl das letz­te Mal in einem die­ser Arti­kel Erwäh­nung fin­den. Inter­es­sant wird es bei Maxi­me Awoud­ja, der Anfang Febru­ar “schon” 24 wird und wohl vor allem auf Emp­feh­lung von Tim Wal­ter von der zwei­ten Mann­schaft der Bay­ern geholt wur­de. Er müss­te sich schon sehr stei­gern, um in den Bun­des­li­ga-Kader zu rut­schen — oder der VfB sehr knapp bei Kas­se sein. Er fällt für mich noch am ehes­ten in die Kate­go­rie, for lack of bet­ter words, Feh­ler in der Kader­pla­nung behe­ben, auch wenn da natür­lich mehr dahin­ter steckt. Die Lei­hen von Niko­las Nar­tey nach Ros­tock und Sand­hau­sen zei­gen, dass das Ver­lei­hen von jun­gen Spie­lern auf sich stei­gern­de Niveaus durch­aus sinn­voll sein kann. Auch in der Rie­ge der dies­jäh­ri­gen Leih­spie­ler sehe ich da durch­aus Poten­zi­al, wobei ich am ehes­ten Leon­hard Münst mit auf eine ein­sa­me Insel mit­neh­men wür­de, müss­te ich mich ent­schei­den. Schau­en wir mal, was unse­re Exper­ten im Som­mer berich­ten.

Übri­gens: In unse­rem wöchent­li­chen Pod­cast Rund um den Brust­ring hal­ten wir Euch auch in der Rück­run­de über die sport­li­chen Geschi­cke unse­rer Stand jetzt sechs Leih­spie­ler auf dem Lau­fen­den. Ein­fach über­all da abon­nie­ren, wo es Pod­casts gibt!

Schreibe einen Kommentar