Der VfB schied im DFB-Pokal mit 1:3 gegen Borussia Dortmund aus, zeigte aber wie in den Wochen zuvor eine ansprechende Leistung, aber auch zu viel Zurückhaltung gegenüber dem Gegner.
Vorab: Gegen Borussia Dortmund aus dem Pokal auszuscheiden ist keine Schande, vor allem nicht, wenn man sich in der Bundesliga gerade erst ein bißchen Luft im Abstiegskampf verschafft hat. An diesem Abend wurden den Brustringträgern an verschiedenen Stellen von einer überlegenen Mannschaft die Grenzen aufgezeigt, die sie momentan noch hat. Gleichzeitig machte sich der VfB in einer starken zweiten Halbzeit das Leben selbst schwer, indem sie zwar häufig vor das gegnerische Tor, dort aber nicht zu wirklich zwingenden Chancen kamen.
Kein Zugriff in der Abwehr
Der Grundstein für die Niederlage wurde aber im Abwehrverhalten gelegt. Zum einen traten die VfB-Spieler in der eigenen Hälfte viel zu zögerlich auf und ließen den Dortmundern vor dem Strafraum zu viel Platz. Zum anderen hatte Jürgen Kramny bei diesem Spiel die Abwehr umgestellt, Sunjic spielte in der Innenverteidigung, Langerak ersetzte Tyton. Vor allem Sunjic stellte in der von Gegenspielern wie Reus und Aubameyang überforderten VfB-Defensive einen Schwachpunkt dar. Zumindest im Stadion hatte man bei jedem Ballkontakt eine unterschwellige Panik. Langerak wirkte bei 1:2‑Führungstreffer der Dortmund in der Abwärtsbewegung etwas behäbig, machte aber sonst ein gutes Spiel. Die fehlende gemeinsame Spielpraxis mag auch etwas zum Abwehrverhalten beigetragen haben, aber im Endeffekt hatte man das Gefühl, die Spieler im Brustring hatten so viel Respekt vor dem Gegner, dass sie jederzeit Angst hatten, in einem Zweikampf überspielt zu werden.
Nichtsdestrotrotz schüttelte sich der VfB nach dem frühen Gegentreffer kurz und kam durch Lukas Rupp zum Ausgleich. Und auch nach dem erneuten Rückstand hätte mit ein bißchen mehr Effektivität im Angriffsspiel durchaus noch etwas möglich gewesen. So aber kam es, wie es kommen musste und der VfB kassierte den spielentscheidenden Konter.
Kramny denkt schon an Berlin
Hat sich Kramny jetzt vercoacht, in dem er die einigermaßen stabile Abwehr umstellte? Auch weil Maxim über 90 Minuten auf der Bank blieb, hatte man das Gefühl, der VfB nutze dieses Spiel, um der zweiten Reihe Spielpraxis auf höchstem Niveau zu geben, weil man sich sowieso nur wenig Chancen auf ein Weiterkommen ausrechnete. Gerade der Rumäne hätte in der zweiten Halbzeit noch einmal für ein offensives Überraschungsmoment sorgen können. Gleichzeitig muss er aber am Samstag gegen Berlin den gelb-rot-gesperrten Daniel Didavi ersetzen. Spielentscheidend waren Kramnys Umstellungen aber sicher nicht. Trotz Sunjics Schwächen entstanden die Gegentore durch Fehler der gesamten Defensive, Daniel Schwaab oder Timo Baumgartl hätten wahrscheinlich kein anderes Ergebnis zustande gebracht.
Die nächste ansprechende Leistung
Vergleicht man das gestrige Spiel jetzt mit anderen Spielen gegen übermächtig wirkende Gegner, erkennt man eine erfrischende Veränderung beim VfB. War es früher so, dass sich die Mannschaft nach mittelmäßigen bis schlechten Spielen gegen Mannschaften auf Augenhöhe regelmäßig gegen Bayern und Dortmund zu Höchstleistungen aufschwang (und dennoch verlor), reiht sich die gute Leistung gestern an die guten Leistungen in Köln, gegen Hamburg und in Frankfurt an.
Hieß es früher: “Wenn wir mit einer Leistung wie gegen Bayern, bzw. Dortmund gegen den nächsten Bundesligagegner antreten, dann gewinnen wir auf jeden Fall”, dann ist man in der jetzigen Situation realistisch genug um das gestrige Spiel richtig einzuschätzen und auch für das Heimspiel gegen die Hertha die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Der VfB hat sich auch gestern nicht wie ein Abstiegskandidat präsentiert, sondern konsolidiert sich mit kleinen Schritten langsam im Mittelfeld der Liga. Und das ist viel mehr wert als ein Pokalhalbfinale.