Da wir gestern Abend Folge 7 des Podcasts aufgenommen haben, kommt der geschriebene Rückblick zum 2:0 gegen Berlin erst heute. Und was soll ich sagen: Die Mannschaft hat mich einmal mehr überrascht, diesmal mit ihrer Kaltschnäuzigkeit.
Denn trotz der hervorragenden Ergebnisse der letzten Wochen fragte man sich vor diesem Spiel, ob die Mannschaft auch gegen einen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte bestehen konnte. Schließlich profitierte man in den vergangenen Spielen auch von eklatanten Abwehrfehlern der Kölner, Hamburger und Frankfurter. Zudem hatte ich vor einer Weile schon geschrieben, dass das System Kramnys mit nur einem Stürmer gegen hoch stehende Mannschaften ohne überragende Abwehrspieler zwar durchaus funktionieren kann, dass man aber gegen eine geordnete Defensive mitunter vor Problemen stünde.
Das hat die Mannschaft zweimal innerhalb einer Woche eindrucksvoll widerlegt. Gegen Dortmund schied man vor allem wegen der überragenden Qualität eines Aubameyang aus, schaffte aber trotzdem den zwischenzeitlichen Ausgleich und konnte während der gesamten zweiten Halbzeit zumindest am Unentschieden schnuppern. Gegen die Hertha, die wegen ihrer guten Abwehrarbeit nicht umsonst vor diesem Spieltag auf Platz 3 standen, war der VfB noch einen Ticken effektiver.
Neu im Brustring: Eiskalte Effektivität
So ließ man hinten durch konzentrierte und engagierte Abwehrarbeit nur zwei Großchancen der Gäste zu. Die eine landete zum Glück am Außenpfosten, die andere verhinderte Tyton mit einer großartigen Parade gegen Ibisevic. Und vorne nutzte der VfB die wenigen Abwehrfehler der Berliner so eiskalt aus, dass man sich fragen musste, wie dieselben Spieler im Herbst so viele Torchancen hatten liegen lassen können.
Diese Effektivität vor dem Tor stellt im aktuell vom VfB praktizierten Spiel nochmal eine neue Qualität dar. Kämpfte man sich gegen Wolfsburg und Köln nach einem Rückstand zurück ins Spiel, musste man gegen Frankfurt und Hamburg einen Vorsprung trotz Gegentor noch über die Ziellinie bringen, so zog man in diesem Spiel dem überraschenden Tabellendritten durch solide Abwehrarbeit und aggressivem Torhunger den Zahn so effektiv, dass am Ende die Null hinten stand.
Mit Glück und Willen das Polster aufbauen
Die beiden Tore des VfB stehen dabei sinnbildlich für die Gründe des aktuellen Höhenflugs. Zum einen ist es das Glück, dass der aus dem Berliner herausgeköpfte Ball Serey Dié so vor die Füße fällt, dass dieser ihn mit dem Außenrist ins Tor dreschen kann. Zum anderen ist es der Willen, unbedingt noch das zweite Tor zu machen, wenn die VfB-Offensive der Hertha-Abwehr an deren Strafraum den Ball abluchst um schließlich den Deckel auf dieses Spiel zu machen.
Der VfB steht jetzt mit 27 Punkten auf Platz 10. Von Europa zu träumen verbietet sich dennoch, denn auch die nächsten Spiele werden einen Kraftakt nötig machen, vor allem die schweren Auswärtsspiele in Gelsenkirchen und Mönchengladbach. Was diese beispiellose Serie aber, abgesehen vom Punktepolster nach unten bewirkt hat: Man kann sich gegen diese Mannschaften durchaus etwas ausrechnen.