Der VfB hat in Frankfurt seine Siegesserie ausgebaut. Erneut schaffte man es, trotz kleiner Wackler und einem Platzverweis, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden und ist endlich wieder in ruhigem Fahrwasser.
Wie sehr ist man eigentlich von dem Verein seines Herzens geschädigt, wenn man sich nicht einmal bei einer 2:0‑Führung zur Halbzeit entspannen kann? So ging es mir zumindest im Frankfurter Waldstadion. Aber so langsam verschwindet die Angst, dass der VfB sich am Ende eines Spiels noch die Punkte abnehmen lässt. Denn auch gestern ließ man sich nicht lang vom Gegentreffer beirren, sondern machte einfach den Sack zu und konnte dank eines Foulelfmeters noch einen Doppelknoten drumherum machen. Und so sangen die VfB-Fans zurecht: “Der VfB ist wieder da!”
Und das ist er wirklich. Jahre ist es her, dass die Brustringträger vier Bundesliga-Spiele und fünf Pflichtspiele in Folge gewannen, dass sie sechs, respektive sieben Spiele ungeschlagen blieben. War man nach dem Sieg gegen Wolfsburg noch freudig überrascht, hatte man doch bei jedem der darauffolgenden Spiele die leise Befürchtung, der VfB könne wieder in alte Muster zurückfallen und die Punkte wieder leichtfertig verschenken.
Nicht dominant, aber effektiv

Zwar war die Mannschaft in keinem der letzten drei Spiele über 90 Minuten dominant, aber sie traf immer zum genau richtigen Zeitpunkt. Sei es das erlösende 3:1 in Köln, der Siegtreffer gegen Hamburg oder gestern das 2:0 durch einen sehenswerten Seitfallzieher Daniel Didavis genau vor der Halbzeitpause. Auch das 3:1 durch Niedermeier gehört in diese Kategorie. Die Chancenverwertung und auch die Torausbeute ist also wesentlich besser als zu Saisonbeginn. Der VfB hat bei seinen vier Siegen zwölf Tore erzielt.
Und gleichzeitig fünf kassiert. Das verdeutlicht, dass hinten noch nicht alles rund läuft. Wie schon beim Ausgleich der Hamburger fehlt der VfB-Abwehr in manchen Momenten hinten der Zugriff. Gleichzeitig stehen Niedermeier und Co. aber hinten so stabil, dass man nicht ständig das Gefühl hat, es klingelt gleich hinter Tyton.
Mit Schwung unten raus
Es macht wieder Spaß, sich den VfB anzuschauen. Denn die Mannschaft nimmt den Lauf, in dem sie ist, auf und nutzt diesen Schwung, um ihn fortzusetzen. In solchen Läufen werden dann auch mal offensichtliche Handelfmeter für den Gegner nicht gegeben. Nicht der einzige Fehler des DFBs und dessen Vertreter an diesem Nachmittag. Aber dazu gleich mehr.

Mit 24 Punkten liegt man jetzt zehn Punkte vor einem direkten Abstiegsplatz und nur überraschende drei Punkte hinter dem Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg. Die haben natürlich eine Negativserie, die der Positivserie des VfB in nichts nachsteht, nichtsdestotrotz kann sich der VfB jetzt als im Mittelfeld angekommen betrachten. Viel wichtiger als der Blick nach oben ist aber der nach unten.
Denn mit dem HSV und Frankfurt wurden direkte Konkurrenten im Abstiegskampf besiegt und überholt. Zugleich musste man auch diese drei Spiele gegen Gegner auf Augenhöhe gewinnen, denn das Programm der nächsten Wochen ist hart. Zunächst kommt morgen Abend Borussia Dortmund ins Neckarstadion. Da es sich hier nur um ein Pokalspiel handelt, wäre die Bestürzung angesichts eines Ausscheidens gegen eine solche Spitzenmannschaft wohl überschaubar. Viel mehr kann sich der VfB auch kaum ausrechnen, da die Schwarzgelben die VfB-Abwehr noch einmal vor ganz andere Probleme stellen können als die letzten Gegner.
Aber auch danach wird es nicht einfacher: Zuerst kommt Berlin, dann geht es nach Gelsenkirchen. In den Folgewochen wechseln sich Spitzenteams und machbare Gegner ab. Ohne das jetzt erspielte Punktepolster wären diese Spiele für den VfB noch wesentlich brisanter, als sie es ohnehin schon sind.
Denn eines ist klar: Der VfB ist wieder da, aber noch lange nicht durch.
DFB: Fehler über Fehler

P.S.: Abschließend noch ein paar Worte zum DFB. Dass Peter Sippel das Spiel zwischenzeitlich, vor allem bei der Bewertung von Fouls völlig entglitt und das Gespann auch ein Handspiel, das zur Abwechslung mal wirklich eins war, übersah, ist das eine und hat auch mit der sonstigen Verbandspolitik relativ wenig zu tun. Bei diesem Spiel traf jedoch auch der Verband eine Fehleinschätzung, indem er einfach mal kollektiv einen ganzen Block im Waldstadion sperrte, in der naiven Annahme, damit seien die Täter bestraft und Ruhe und Ordnung wiederhergestellt.

Wobei schon gefragt werden muss, welche Taten diese Strafen nach sich zogen. Dass das Verbrennen von Fahnen im Block und das Betreten des Innenraums verboten ist: Geschenkt. Aber mit einer Kollektivstrafe eine weit größere Gruppe als die Täter einfach nur deshalb in Sippenhaft zu nehmen, weil sie im gleichen Block stehen, bzw. im Falle des Spiels gegen Darmstadt Eintracht-Fans sind? Da fehlt, wie auch bei Herrn Sippel die Verhältnismäßigkeit.
Ergebnis dieser Strafen war nämlich, dass die aktive Fanszene der Eintracht sich einfach Karten für den Oberrang der gegenüberliegenden Kurve besorgte, so dass während des Spiels Heim- und Gästeblock nur ca. 100 Meter Luftlinie trennten. Glücklicherweise kam es meines Wissens nach zu keinen großen Zwischenfällen, von Fantrennung kann man aber auch nicht wirklich sprechen. Glück für den DFB.