Silas hui, hinten pfui!

1,89 m groß, 19 Jah­re alt. Das war vor dem Start­elf-Debüt von Silas Waman­gi­tu­ka alles, was ich über den Neu­zu­gang, der vor etwas mehr als zwei Wochen vom Paris FC zum VfB Stutt­gart wech­sel­te, wuss­te (zusätz­lich zu den Infos aus unse­rem Arti­kel natür­lich). Doch das soll­te sich im Lau­fe des Spiels ändern.

Die erste Hälfte

Der VfB begann gut, über­nahm in wei­ten Tei­len die Kon­trol­le über das Spiel. Doch kla­re Chan­cen gab es weni­ge — und die­se dann auf bei­den Sei­ten. Denn der VfB kon­trol­lier­te das Spiel­ge­sche­hen zwar wei­test­ge­hend, leis­te­te sich aber defen­siv in der gesam­ten ers­ten Hälf­te eini­ge Feh­ler. Kon­se­quent aus­ge­spielt, hät­te Bochum hier durch­aus das ein oder ande­re Tor erzie­len kön­nen. Doch glück­li­cher­wei­se blieb die spie­le­ri­sche Leis­tung der Bochu­mer auf unte­rem Zweit­li­ga­ni­veau, dort, wo sich der VfL zur­zeit auch tabel­la­risch befin­det. Aus dem Spiel her­aus konn­te der VfL kei­ner­lei Gefahr ent­wi­ckeln, die größ­te Gefahr für die Ver­tei­di­gung ging für den VfB vom eige­nen Auf­bau­spiel aus.

Mit der Rau­te aus Kara­zor, Cas­tro, Kle­ment und Dida­vi konn­te der VfB zwar offen­siv eini­ges bewerk­stel­li­gen, nach hin­ten muss die Abstim­mung mit der Abwehr­ket­te aber wei­ter­hin ver­bes­sert wer­den. Bes­tes Bei­spiel für die offen­si­ve Gefahr: Phil­ipp Kle­ment, der in der 19. Minu­te einen gran­dio­sen Pass quer übers Spiel­feld auf den Fuß von Dani­el Dida­vi schlägt, der unhalt­bar für VfL-Kee­per Rie­mann den Ball aus 15 Metern aufs Tor drischt.

Der VfB, bei Stan­dards bis­her rela­tiv sicher, kas­sier­te in der 39. Minu­te nach einer Ecke auf den frei ste­hen­den Gan­vou­la, auf­fäl­ligs­ter Spie­ler der Bochu­mer, das Gegen­tor.

Trotz 90 Pro­zent ange­kom­me­ner Päs­se (Bochum: 60 Pro­zent) in der ers­ten Halb­zeit, waren die tat­säch­li­chen Chan­cen wie bei den bis­he­ri­gen Spie­len des VfB durch­aus gerecht ver­teilt. Das Unent­schie­den zur Pau­se ging dann auch in Ord­nung.

Zweite Hälfte

Die zwei­te Hälf­te begann mit einem Wech­sel, der sich schnell bezahlt machen soll­te. Tim Wal­ter hol­te einen blas­sen Hama­di Al Ghad­dioui vom Spiel­feld und schick­te Nicolás Gon­zá­lez aufs Feld. Nach nicht ein­mal drei gespiel­ten Minu­ten bedank­te der sich mit einem Traum­tor vom rech­ten Straf­raum­eck in den Win­kel und ließ das Neckar­sta­di­on beben. Und dann? Beru­hig­te sich die Par­tie, bis Dida­vi in der 59. einen schar­fen Pass in den Fünf­me­ter­raum spiel­te, den Gon­zá­lez nur haar­scharf ver­pass­te. Und danach plät­scher­te das Spiel bis zur 80. Minu­te so vor sich hin, bis Gan­vou­la noch­mal aus kur­zer Distanz Kobel abschoss, der den Ball sogar fest hielt. Ins­ge­samt schaff­te es der VfB, defen­siv in Halb­zeit zwei sta­bi­ler zu ste­hen. Bis auf die ange­spro­che­ne Chan­ce des VfL konn­te die­ser nicht wirk­lich gefähr­lich wer­den. Die defen­si­ve Sta­bi­li­tät ging aber ähn­lich zum Spiel in Aue zulas­ten der offen­si­ven Bemü­hun­gen. Dadurch wur­de das Spiel in Halb­zweit zwei auch ein gan­zes Stück unan­sehn­li­cher. Für die Zukunft muss der VfB vor allem gegen spiel­stär­ke­re Geg­ner aber defi­ni­tiv ver­su­chen, den Sack zuzu­ma­chen. Ein drit­tes Tor hät­te Bochum das Genick gebro­chen, egal ob in der 60. oder der 80. Minu­te.

Spieler des Spiels

Pho­to von Mat­thi­as Hangst/Bongarts/Getty Images

Mit sei­nem Start­elf­de­büt fei­er­te Silas Waman­gi­tu­ka einen äußerst sehens­wer­ten Ein­stand beim VfB im Neckar­sta­di­on. In mei­nen Augen der Spie­ler des Spiels, denn er über­zeug­te durch sei­ne beein­dru­cken­de Schnel­lig­keit, Sprit­zig­keit, Ball­si­cher­heit und Wen­dig­keit. Mit ihm wur­de die gesam­te Bochu­mer Defen­si­ve über die gan­zen 90 Minu­ten, die er bis zu sei­ner Aus­wechs­lung für Mario Gomez spiel­te, nicht fer­tig. Kein Wun­der, dass er selbst von der Haupt­tri­bü­ne mit Stan­ding Ova­tions ver­ab­schie­det wur­de!

In der Cannstat­ter Kur­ve sorg­te qua­si jeder Ball­be­sitz von Waman­gi­tu­ka für erstaun­tes Rau­nen. Eine der­ar­ti­ge Ball­kunst hat­te man seit Car­los Manè nicht mehr beim VfB gese­hen. Wenn er sich so wei­ter ent­wi­ckelt, hat der VfB ein Stürm­er­pro­blem — trotz des Abgangs von Ana­sta­si­os Donis. Denn mit Al Ghad­dioui, Gomez, Waman­gi­tu­ka und Gon­za­lez ste­hen vier äußerst fähi­ge Spie­ler zwei Start­plät­zen gegen­über. Und wie es die letz­ten Spie­le aus­sieht, ent­wi­ckeln sich Gon­za­lez und Waman­gi­tu­ka lang­sam, aber sicher zu den Front­run­nern.

Schaut man sich die Zah­len an, so gewann Waman­gi­tu­ka die dritt­meis­ten Zwei­kämp­fe aller VfB-Spie­ler (12) — und das als Stür­mer! Eine Pass­quo­te von über 85 Pro­zent (bes­ter Offen­siv­spie­ler) zei­gen, dass er die Phi­lo­so­phie von Tim Wal­ter schon ver­in­ner­licht hat.

Ein­zi­ges Man­ko: Er blieb als Stür­mer im gesam­ten Spiel ohne Tor­schuss. Doch bei einem sol­chen Heim­spiel­de­büt kann man da schon mal dar­über hin­we­ge­se­hen. Es macht viel Spaß, ihm beim Spie­len zuzu­schau­en und wenn die zukünf­ti­gen Geg­ner sich an ihm so die Zäh­ne aus­bei­ßen wie an Bochum, die im Lau­fe des Spiels noch ein Frust­foul an ihm drauf­pack­ten (63., gel­be Kar­te gegen Decar­li), so wird er noch für eini­ges an Unru­he in der zwei­ten Liga sor­gen. Nach dem Spiel gab es schon die ers­ten Sprü­che in der Kur­ve: “Naja, in einem Jahr ist der wie­der weg — wahr­schein­lich geht er für 40 Mil­lio­nen zurück nach Paris”. Dann ver­mut­lich aber eher zum Stadt­ri­va­len vom Paris FC.

Fazit

Ganz nach dem Mot­to “ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss”, konn­te der VfB gegen Bochum eini­ger­ma­ßen über­zeu­gen. Nach einer ansehn­li­chen ers­ten Halb­zeit beru­hig­te sich das Spiel im zwei­ten Durch­gang. Ein drit­tes Tor hät­te den Ner­ven vie­ler Fans gut getan, aber immer­hin steht der VfB jetzt vor der Län­der­spiel­pau­se auf einem direk­ten Auf­stiegs­platz.

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