Unterm Todesstern

Mit dem Abstieg hat sich der VfB eine Vielzahl von Problemen geschaffen. Das größte Problem war aber schon vorher da und sitzt direkt in der Nachbarschaft.

Wir VfB-Fans haben es ja nach dem zweiten Abstieg in den letzten drei Jahren wirklich nicht einfach. Gott (!) Sei (!) Dank (!) stehen wir in diesen schweren Zeiten nicht alleine da. In unserer dunkelsten Stunde leuchtet uns ein dreizackiger Stern den Weg aus dem Tal der Tränen: Erst verlängert die Mercedes-Benz Bank ihren Vertrag als Haupt- und Trikotsponsor des VfB bis 2023 und dann, am Mittwoch nach dem Abstieg, versichert der neue Chef der Daimler AG, Ole Källenius, dem VfB, dass der Ankerinvestor auch zukünftig hinter dem Verein stehe. Der VfB Stuttgart 1893 e.V. und die Daimler AG – mehr als nur strategische Partner. Freunde fürs Leben!

Das ist natürlich der Eindruck, den uns Verein und Ankerinvestor vermitteln wollen und es ist kompletter Bullshit. Stattdessen verdeutlichte Daimler mit der während der laufenden Aufsichtsratssitzung der VfB AG verschickten Pressemitteilung den Mitgliedern, wer in der Mercedesstraße das Sagen hat. Und zwar auf beiden Straßenseiten. Nicht, dass das eine neue Erkenntnis wäre, aber jetzt, wo es darauf ankommt, aus dem Debakel des Abstiegs Konsequenzen zu ziehen, wird das Machtgefälle am Wasen besonders deutlich: Es gibt keine Konsequenzen. Oder: Der Daimler sagt uns deutlich, dass er Konsequenzen nicht wünscht.

Ein Präsident mit einem Auftrag

Denn die Unterstützung für den Verein besteht einzig und allein darin, denjenigen zu schützen, der die Interessen des Daimlers in der AG aber vor allem auch im eingetragenen Verein vertritt: Wolfgang Dietrich. Wozu hätte man ihn sonst als Präsidenten des Vereins inthronisieren sollen, wenn man ihn jetzt fallen lässt? Und ja: Inthronisieren ist das richtige Wort. Denn schon vor der Wahl Dietrichs zum Präsidenten regte sich Protest gegen ihn. Wegen der Art und Weise, wie er schon als Projektsprecher bei Stuttgart21 mit Kritikern umging. Wegen seiner Firma Quattrex, die finanziell mit Zweitliga-Konkurrenten des VfB in Verbindung stand. Alles kein Problem für jemanden, der ein Ziel vor Augen hat. Kritischen Mitgliedern wurde unter gütiger Mithilfe von Gunter Barner vorgeworfen, eine Nicht-Wahl Wolfgang Dietrichs lege den Verein in “Schutt und Asche” und was Quattrex angeht, gelang es scheinbar, sowohl die DFL, als auch die eigene Compliance-Abteilung zu foppen. Am Ende hatte man immerhin 57 Prozent des Stimmviehs auf Linie gebracht. 

Natürlich wurde Dietrich aber nicht ins Amt gehievt, weil er gerne Mercedes fährt oder beim Daimler einen Berater-Vertrag hat. Sondern weil er skrupellos genug war, die Ausgliederung durchzupeitschen und dem Daimler den Einfluss beim Profiverein vor der Haustür zu sichern, der sich mit den bisherigen, im überschaubaren Rahmen gehaltenen Sponsoringzahlungen nicht erreichen ließ. Dietrich, der alte Medienprofi, lieferte. Mit einer Ausgliederungskampagne auf unterstem Niveau, gespickt mit Diffamierungen und “Wahrheitsbeugungen”. Im Zentrum der Ausgliederungskampagne: Der Ankerinvestor, der jahrelange treue Begleiter, der strategische Partner. Denn, wie uns Finanzvorstand Stefan Heim mehr als einmal weis machen wollte: Der Daimler hat ein Interesse an einem erfolgreichen VfB, weil der Arbeiter am Band dann morgens viel besser gelaunt in die Halle kommt. Ja, auf dem Niveau werden beim VfB Mitglieder für dumm verkauft.

Ein Stadionname zum Schnäppchenpreis

Dass dem geliebten Ankerinvestor das Interesse der Mitglieder und Fans und des Vereins selber schon immer nur sekundär wichtig war, verdeutlicht schon die Tatsache, dass das Neckarstadion, in dem der VfB seine Heimspiele austrägt, schon seit 25 Jahren nicht mehr diesen Namen trägt. 1993 erwarb Daimler die Namensrechte am Stadion für ein Taschengeld von 10 Millionen Mark – auf unbestimmte Zeit. Jahre, bevor Vereine mit den absurdesten Sponsoren-Stadion-Namen Geld scheffelten, stellte man sich in Stuttgart, in diesem Fall bei der Stadt, besonders dumm an und schenkte dem schon damals schwerreichen Konzern quasi eine Werbefläche. Was war der Daimler bloß nur für ein Wohltäter!

2008 wurde das Stadion ein zweites Mal umbenannt. Mittlerweile war Namenssponsoring gang und gäbe und weil der Daimler dem VfB so ein treuer Partner war, zahlte er ihm zu Finanzierung des Umbaus noch einmal 20 Millionen Euro für Namensrechte, die er eigentlich schon hatte. Ein kleines Geschenk unter Freunden. Aber halt an den Daimler. Mit der Einmalzahlung erwarb der Konzern nämlich die Namensrechte für die folgenden 30 Jahre. Aufs Jahr gerechnet sind das etwa 660.000 Euro. Zum Vergleich: Laut diesem Artikel in der Wirtschaftswoche aus 2016 zahlte beispielsweise Coface für die Namensrechte am gleichnamigen Stadion in Mainz etwa 2 Millionen Euro. Jährlich. Aus Dankbarkeit für was auch immer lässt man sich also im Stadtrat und in der Geschäftsstelle des Vereins seit einem Vierteljahrhundert beim Stadionnamen über den Tisch ziehen.

Auch sonst hielt sich der Autobauer lange erstaunlich bedeckt, was die finanzielle Unterstützung des Vereins angeht. Seit man im Jahr 1976 begann, den Brustring auf dem Trikot um einen Sponsorenaufdruck zu ergänzen, war dort nicht ein Mal der Silberstern des Nachbarn zu sehen, bis man sich 2012 dazu durchrang, die Hausbank auf den Trikots zu platzieren. In der Zwischenzeit warb der VfB für Textilien, Bier, Milch, Fotoapparate, Atomkraftwerke, zwielichtige Finanzdienstleister und Handyverträge, aber nie für jenen Konzern, dessen Umsatz angeblich bei VfB-Siegen sprungartig ansteigt, weil seine Mitarbeiter siegestrunken besser und schneller fertigen.

Des Investors Präsident

Nun ist überschaubare finanzielle Unterstützung das eine. Eine ganz andere Hausnummer ist es, wenn man als Vertreter des Hauptsponsors im Aufsichtsrat eines Vereins die eigenen wirtschaftlichen Interessen über die des Vereins stellt. So lautet zumindest der Vorwurf, den die Stuttgarter Nachrichten 2013 erhoben. Daimler, in Person des damals stellvertretenden und später ersten Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Joachim Schmidt, soll einen lukrativen Werbevertrag des VfB mit Konkurrent Porsche verhindert haben. Ja, der verlinkte Artikel ist von Gunter Barner und dessen Artikel sollte man immer mit Vorsicht genießen, weil nie klar ist, welchem Großkopferten er gerade einen Gefallen tun möchte. Ob Dieter Hundt also deshalb auf Linie war, weil seine Firma als Zulieferer vom Daimler abhängig war: Keine Ahnung. Es könnte ihm auch einfach nur egal gewesen sein.

Deutlich wird aber, dass ein mögliches finanzielles Engagement eines Konkurrenten beim VfB beim Daimler auf wenig Gegenliebe stößt. Wäre es da nicht viel einfacher, sich den Einfluss beim Verein für Bewegungsspiele einfach zu kaufen? Nichts anderes hat man mit der Inthronisierung von Wolfgang Dietrich und der von ihm durchgeprügelten Ausgliederung getan. Offensichtlich wird das durch das entlarvende Zitat von Wilfried Porth, der beim VfB mittlerweile zwei Abstiege beaufsichtigt hat: “Er ist der Präsident, den wir wollten”. Nicht nur, dass er in diesem unsäglichen Interview dem “Umfeld” die hohe Erwartungshaltung in die Schuhe schiebt und gleichzeitig betont, dass sein  Unternehmen ja überall im Premiumsegment unterwegs und deswegen mit der sportlichen Situation des VfB nicht zufrieden sei. Nein, er sagt den Mitgliedern des VfB auch noch ins Gesicht, dass sein Unternehmen, das de jure nur eine Minderheit der Anteile hält, de facto nicht nur in der VfB AG, sondern auch im VfB e.V. das Sagen hat. Dass Porsche seine auf der Mitgliederversammlung 2016 etwas wirr angekündigte Förderung der VfB-Jugendarbeit zu Gunsten von Mercedes 2018 wieder einstellte, ist sicher auch nur Zufall. 

Kein Einfluss mehr

Und jetzt: Befinden wir uns in einem veritablen Dilemma. Durch die Ausgliederung haben wir als Mitglieder nur noch Kontrolle über den Vorstand des e.V.: Dr. Bernd Gaiser, den noch zu wählenden Nachfolger von Thomas Hitzlsperger und: Wolfgang Dietrich. Wir können den Aufsichtsrat weder abwählen, noch ihm die Entlastung verweigern, weil der VfB e.V. keinen Aufsichtsrat  mehr hat -was viele Mitglieder erschreckenderweise immer noch nicht kapiert haben. Die einzige Möglichkeit, um diesen Wahnsinn zu stoppen, ist also eine Nicht-Entlastung und Abwahl Dietrichs als Präsident. Dass der Aufsichtsrat der AG nicht gewillt ist, seinen Vorsitzenden zu stürzen, wurde durch die Stellungnahme am Donnerstag deutlich in der sich Kärcher-Chef Hartmut Jenner – der 2016 überhaupt erst mithalf, Dietrich ins Amt zu bringen – und VfB-Legende Hermann Ohlicher – der sich wahrscheinlich einfach freut, beim VfB wichtig zu sein – dementsprechend zu Wort meldeten.

Andererseits: Wollen wir überhaupt, dass ein Investor einen von den Mitgliedern demokratisch gewählten Präsidenten stürzt? Ist das nicht genau das, was in München-Giesing passiert, in Kaiserslautern in Hamburg und anderswo, wo sich ein Verein an einen Investor verkauft hat, der früher oder später seinen Einfluss geltend machen will? War nicht das große Argument für die Ausgliederung, dass der Daimler kein durchgeknallter Milliardär ist, der sich früher oder später mit seinen durchgeknallten Vorstellungen ins Tagesgeschäft einmischt? Genau an diesem Punkt sind wir jetzt angelangt. Ich bin mir sicher, dass es vor der Mitgliederversammlung am 14. Juli noch eine entsprechende Kampagne geben wird, in der vor einer Abwahl Wolfgang Dietrichs eindringlich gewarnt wird, so wie der damalige Aufsichtsratschef Martin Schäfer das 2016 tat. Damals funktionierte es trotz Abstieg. Diesmal auch?

Das Problem heißt Daimler

Wie man es dreht und wendet: Das Problem heißt nicht nur Dietrich, das Problem heißt vor allem Daimler. Denn dem geht es vorrangig um die Wahrung der eigenen Interessen und nicht um den VfB. Aber die PR-Maschine läuft bereits. Wie schon im Abstiegskampf wird jetzt versucht, einen künstlichen Zusammenhalt zwischen den Verantwortlichen des Abstiegs und den Fans und Mitgliedern zu beschwören. Doch mittlerweile verfängt sich das Totschlagargument “Wer gegen Dietrich ist, ist gegen die Mannschaft”, das ich hier schon mal thematisiert habe, nicht mehr. Stattdessen tritt die ganze Arroganz der Macht zu Tage, wenn sich Dietrich an seinen Thron klammert und versucht, das als Treuebekenntnis zum Verein zu verkaufen. Wenn Wilfried Porth ihm die Hand reicht und sagt: “Du bist mein Präsident”. 

Den Daimler werden wir nicht mehr los, aber dafür haben wir ja alle ein Gratistrikot jetzt, ne? Nein, der hat sich eingenistet beim VfB wie das Imperium in der Galaxie. Den silberfarbenen Death Star, der auf der anderen Seite der Mercedesstraße über uns hängt, ist in der Tat unkaputtbar. Aber Darth Dietrich können wir los werden. Ohne Laserschwert, ganz demokratisch. Nicht mit dem Daimler, nicht wegen des Daimlers, sondern trotz des Daimlers.  Oder wie es der geschätzte Kollege Martin vom BrustringTalk formuliert hat:

Mit Euch gibt es kein Wir! 

Titelbild: Death Star by Richard Moniz under CC BY-SA 2.0 (bearbeitet)

14 Gedanken zu „Unterm Todesstern“

  1. Was einem wirklich Angst macht ist das dass schon immer formulierte Argument, dass nach der Ausgliederung das Geld weg ist und wir schlechter dastehen als je zuvor. Schade dass sich so viele Mitglieder von den „Taschenspielertricks “ eines Wolfgang Dietrichs haben blenden lassen und wir unsere Seele, den e.v. , schlichtweg „verkauft“ haben. Ihr habt das wieder einmal sehr gut recherchiert und zusammengefasst. Aber es ist wirklich sehr schwer den „Kopf“ wieder hochzunehmen nach dem Abstieg gegen einen doch sehr „limitierten“ Gegner aus Berlin, der nach dem 0:1 schlichtweg auseinandergenommen worden wäre. Das wird ein (hoffentlich) sehr hartes Jahr in der zweiten Liga, abe4 irgendwann fehlt einem einfach die Kraft den VfB noch zu unterstützen nach diesem „desaströsem“ Jahr in der „Belle Etage“ des deutschen Fußballs. Und das unserer neuer Trainer „Zorniger light“ eigentlich zur „Unzeit“ kommt. Bin sehr skeptisch ob das mal gutgeht. Ein „sehr“ enttäuschter Fan des VfB Stuttgart e.v.

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    • Hallo K.G.,

      Alternativen? Vielleicht ein VfB-Präsident, der nicht dem Ankerinvestor zu gefallen versucht, sondern den Mitgliedern. Da wird sich mit Sicherheit jemand finden.

      Und ansonsten: Ist Kritik nur erlaubt, wenn man eine personelle Alternative zur Hand hat?

      Viele Grüße, Lennart

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  2. Entbehrt jeder Logik. Einerseits soll es Daimler ja offenbar nichts bringen, in den VfB zu investieren, wie der Verfasser selbst andeutet. Andererseits will Daimler, die dunkle Macht aber – obwohl es ja nichts bringt – über ihren eingeschleusten Präsidenten Dietrich die Macht übernehmen ? Ja, was denn jetzt ? Ganz ehrlich: was hat Daimler denn vom Investment beim VfB ? Einem Krisenverein seit vielen Jahren ? Die haben sicher große Freude daran, mit dem Krisenclub in Verbindung gebracht zu werden und dafür auch noch Millionen bezahlt zu haben. Ach ja, das fantastische Namensrecht, ich vergaß…

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    • Hallo MM,

      was Daimler von einem Investment beim VfB hat? Dass die Konkurrenz aus Zuffenhausen nicht mehr vor der Haustür rumlungert. Steht aber auch im Text. Der Verfasser deutet auch keineswegs an, dass es dem Daimler nichts bringt, in den VfB zu investieren.

      Viele Grüße, Lennart

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  3. Ja logisch, Daimler investiert in den VfB, damit es Porsche nicht tun kann und dann nicht selbst ein unglaubliches Vermögen mit dem VfB macht. Welchen wahnsinnigen Vermögensvorteil hatte den Daimler bitte bisher aus dem trotz allem kostspieligen Investment ? Da fällt mir tatsächlich nur der Heim Gedanke ein. Mal nebenbei, die Geschichte mit Porsche passierte, als Daimler längst Sponsor war. Um Deine Wortwahl zu wählen: der Artikel ist kompletter Bullshit. Mit Naivität ist das noch zurückhaltend beschrieben…Der Versuch WD loszuwerden, sollte nicht mit den absurdesten Veröffentlichungen “untermauert” werden. Es ist lediglich richtig, dass Daimler und der AR zu viel Einfluss haben und der AR aus zu vielen Personen besteht. Das ist aber nichts Neues. Das kennt man beim VfB so seit Jahrzehnten.

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    • Hallo MM,

      also ich halte es ja für realistischer, dass Daimler versucht, den Einfluss eines Konkurrenten vor der eigenen Haustür einzudämmen, als dass man seinen Mitarbeitern einen Gefallen tun möchte. Natürlich scheffelt keiner von beiden damit Millionen. Darum geht es aber auch nicht.

      Lies dir den Artikel von Barner noch einmal durch. Wenn es so stimmt, dann ging es um die Nachfolge von EnBW als Haupt- und Trikotsponsor.

      Daimler mag schon immer viel Einfluss gehabt haben, aber jetzt haben sie ihn eben auch noch mit Anteilen an der AG.

      In diesem Fall geht es auch darum aufzuzeigen, warum Dietrich überhaupt im Amt ist und dass es noch ein größeres Probleme gibt als ihn: Porth.

      Klar, kann man natürlich alles in drei Zeilen als Bullshit abtun, wenn man den Text nicht richtig liest. Ist halt ein bißchen blauäugig.

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  4. Wie viel BMW hat denn Hoeneß bei Bayern zugelassen? Stand da nicht mal Opel auf dem Fetzen?
    Daimler war da jahrelang cleverer, die hatten immer den Daumen auf dem VfB, ging ja auch lange gut, aber scheinbar ist der Porth der Sache nicht gewachsen und der Daimer jetzt schon wieder zweitklassig …

    @MM: schon schön, von Dir zu lesen, Ignoranz in reinster Essenz … und das meine ich nicht positiv für Dich

    @Lennart: mach bitte weiter so, vlt. weniger Podcast und mehr schreiben

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  5. Kritik ist wichtig und zulässig. Auch dann, wenn der Kritiker keine Lösungsvorschläge hat, außer der Forderung “Dietrich raus!” Das disqualifiziert den Kritiker und offenbart neben fehlender Kompetenz reine Verschwörungstheorien. Sollten aber nicht Fakten statt Mutmaßungen, falsche Verdächtigungen (Quattrex) und alte Rechnungsbegleichungen (S21) Basis einer Analyse sein? Gegenseitige Schuldzuweisungen sind nicht zielführend. Fakt bleibt aber, dass im Profifußball das Geld regiert, dass ‘Geld eben einfach Tore schießt’, ob man das nun gut findet oder nicht. Vielleicht findet man in den untersten Amateurligen noch die heile Welt der ’11 Freunde sollt ihr sein’. Im Profifußball sollte man Realitätsverlust aber möglichst vermeiden. Ankerinvestoren (so man glücklicherweise hat) lächerlich machen oder gar verteufeln, Ihnen dunkle Machenschaften zu unterstellen ohne Beweise zu liefern, der boykottiert den finanziellen Spielraum auf dem Transfermarkt und damit die positive Entwicklung. Nun könnte man genau diese infrage stellen und den Negativtrend ausschließlich an den handelnden Personen festmachen. Aber dann reicht Kritik allein nicht mehr aus. Dann muss man schon noch nach Alternativen fragen dürfen. Ist es nicht zu billig nur zu meckern? Lasst doch die Verantwortlichen um die neue sportliche Leitung erst mal in Ruhe ihre Arbeit machen. Es bringt nichts, schon jetzt wieder alles schlecht zu reden, indem man den neuen Trainer mit dem “Prädikat Zorniger light” versieht. Und zum guten Schluss noch ein Vorschlag zur Güte: jetzt gilt das “wir sind immer für euch da” aus der Cannstatter Kurve mehr denn je. Liebesentzug in Form von physischer Abwendung, wie in der abgelaufenen Saison, ist kontraproduktiv. Hört endlich auf mit der ständigen Miesmacherei! Es nervt!

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    • Hallo Knut,

      danke für Dein Feedback zum Artikel, da gehe ich gerne detailliert drauf ein.

      “Kritik ist wichtig und zulässig. Auch dann, wenn der Kritiker keine Lösungsvorschläge hat, außer der Forderung “Dietrich raus!” Das disqualifiziert den Kritiker und offenbart neben fehlender Kompetenz reine Verschwörungstheorien.”

      Mein Lösungsvorschlag ist die Abwahl von Wolfgang Dietrich. Ich bin aber nicht in der gesellschaftlichen Position, dass ich Leute kenne, die für dieses Amt in Frage kommen. Soll ich dann einfach gar nichts sagen, obwohl ich weiß, dass Wolfgang Dietrich schlecht für den Verein ist? Die Alternative zum im Artikel angesprochenen Problem wäre keine Ausgliederung gewesen.

      “Sollten aber nicht Fakten statt Mutmaßungen, falsche Verdächtigungen (Quattrex) und alte Rechnungsbegleichungen (S21) Basis einer Analyse sein?”

      Wegen Stuttgart21 gibt es keine offenen Rechungen. Ich wohne nicht in Stuttgart und das Bahnprojekt als solches ist mir völlig wurscht. Welche konkreten falschen Verdächtigungen meinst Du bzgl. Quattrex? Wolfgang Dietrich hat selber gesagt, dass er bis 31. Dezember 2017, also 15 Monate nach seiner Wahl, noch Anteile an Quattrex hielt. Das ist ein Fakt. Genauso wie die Tatsache, dass die Mitglieder vor der Mitgliederversammlung damals darüber nicht in Kenntnis gesetzt wurden, dass der letzte Eintrag im Handelsregister, der Dietrich und Quattrex mit einander verbindet, erst im Mai 2019 gelöscht würde.

      “Gegenseitige Schuldzuweisungen sind nicht zielführend.”

      Was willst Du mir mit diesem Satz sagen? Dietrich hat Fehler gemacht. Sollte man auf diese Fehler nicht hinweisen?

      “Fakt bleibt aber, dass im Profifußball das Geld regiert, dass ‘Geld eben einfach Tore schießt’, ob man das nun gut findet oder nicht. Vielleicht findet man in den untersten Amateurligen noch die heile Welt der ’11 Freunde sollt ihr sein’. Im Profifußball sollte man Realitätsverlust aber möglichst vermeiden. Ankerinvestoren (so man glücklicherweise hat) lächerlich machen oder gar verteufeln, Ihnen dunkle Machenschaften zu unterstellen ohne Beweise zu liefern, der boykottiert den finanziellen Spielraum auf dem Transfermarkt und damit die positive Entwicklung.”

      Dass Geld den Profifußball regiert, darin stimme ich dir zu. Dass Geld eben nicht automatisch Tore schießt, hat der VfB in der abgelaufenen Saison eindrucksvoll bewiesen: Mit den höchsten Transferausgaben der Vereinsgeschichte haben wir die wenigstens Bundesliga-Tore der Vereinsgeschichte geschossen. Was den Ankerinvestor angeht: Ich sehe aktuell keine mit dem Ankerinvestor einhergehende positive Entwicklung. Was ich stattdessen sehe: Ein Investor, der sich wiederholt in Belange einmischt, die nur Vereinsmitglieder etwas angehen. Ein Investor, der sich gerne als großer Wohltäter darstellt, den VfB und die Stadt beim Namenssponsoring des Neckarstadions aber genauso klein hält, wie er das jahrelang beim sonstigen Sponsoring getan hat. Wenn Daimler so ein Wohltäter ist, wieso steigen sie nicht größer als Hauptsponsor ein, als sie es in der Vergangenheit taten? Kannst Du mir die Frage beantworten. Außerdem gehst Du von einer falschen Kausalität aus: Es ist nicht so, dass der VfB einen Ankerinvestor suchte und in Daimler einen gefunden hat. Daimler hat einen Präsidenten gesucht, mit dem man die Ausgliederung endlich durchbringt. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass man Wolfgang Dietrich ohne Gegenkandidat aufstellt und kurz vor der Wahl noch Angst unter den Mitgliedern schürt.

      “Nun könnte man genau diese infrage stellen und den Negativtrend ausschließlich an den handelnden Personen festmachen. Aber dann reicht Kritik allein nicht mehr aus. Dann muss man schon noch nach Alternativen fragen dürfen. ”

      s.o.

      “Ist es nicht zu billig nur zu meckern? Lasst doch die Verantwortlichen um die neue sportliche Leitung erst mal in Ruhe ihre Arbeit machen. Es bringt nichts, schon jetzt wieder alles schlecht zu reden, indem man den neuen Trainer mit dem “Prädikat Zorniger light” versieht.”

      Die Kritik in meinem Artikel richtet sich an Wolfgang Dietrich und Daimler. Vielleicht ist das durch die Formatierung nicht deutlich, aber das was Du zitierst, steht im Kommentar von Oliver Roth.

      “Und zum guten Schluss noch ein Vorschlag zur Güte: jetzt gilt das “wir sind immer für euch da” aus der Cannstatter Kurve mehr denn je. Liebesentzug in Form von physischer Abwendung, wie in der abgelaufenen Saison, ist kontraproduktiv.”

      Kannst Du mir bitte sagen, wann außer beim desaströsen 0:6 in Augsburg es physische Abwendung gegeben hat? Abgesehen davon ist der VfB mehr als der Präsident, ein Trainer, ein Sportdirektor oder eine Mannschaft. Man kann in dem Verein handelnde Personen kritisieren, ohne sich vom Verein abzuwenden.

      “Hört endlich auf mit der ständigen Miesmacherei! Es nervt!”

      Der Vorwurf der “ständigen Miesmacherei” ist so pauschal, dass ich darauf nicht groß eingehen will. Du findest auf unserer Seite genügend Artikel, die sich differenziert mit Themen auseinandersetzen. Weißt Du was mich nervt: Dass wir zum zweiten Mal in drei Jahren abgestiegen sind. Dass wir uns im Aufstiegskampf gegen noch mehr Konkurrenz durchsetzen müssen als vor drei Jahren. Dass wir Geld, dass wir einmal durch die Ausgliederung eingenommen haben, in den Wind geschossen haben. Dass wir seit dem Amtsantritt von Wolfgang Dietrich vor 2,75 Jahren fünf verschiedene Trainer und drei verschiedene Sportdirektoren hatten. Und dass wir als Mitglieder uns jetzt vom Daimler reinpfuschen lassen müssen.

      Viele Grüße, Lennart

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      • Hallo Lennart –

        Mir fehlt die Zeit, um auf deine Replik detailliert einzugehen. Deshalb nur soviel: Solange du dich nicht “in der gesellschaftlichen Position” befindest und sich auch anderweitig keine personelle Alternative zeigt, werden wir wohl mit den jetzt handelnden Personen umgehen müssen. Und wer garantiert denn, dass deine “Lösungsvorschläge” zum großen positiven Umschwung führen? Mir geht’s nicht um die Person Dietrich. Mir geht’s lediglich um die einseitigen Schuldzuweisungen, die uns gegenwärtig nicht weiter bringen. Nochmal: lasst die Leute endlich wieder in Ruhe arbeiten! Ansonsten müsst ihr euch einen gehörigen Anteil am kommenden Misserfolg verbuchen lassen. Sorry, mein Meinung. Und mehr habe ich nicht mehr zu sagen, außer, dass wir hoffentlich alle unserem VfB viel Erfolg wünschen. In diesem Sinne!

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