Der VfB steigt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren in Liga 2 ab. Die einzige Konstante, bei etlichen Trainer- und Managerwechseln, ist Präsident Wolfgang Dietrich. Er ist der Hauptverantwortliche für den Niedergang des Vereins und er muss so schnell wie möglich aus dem Verein entfernt werden.
Nehmen wir einmal an, das gelänge spätestens auf der Mitgliederversammlung im Juli. Können wir dann, als Fans des VfB, in eine positive Zukunft blicken?
Der Moment des Abstiegs
Meine Trauerphase begann am Montag um circa 22:30, als der VfB — man muss es sagen — schon wieder abgestiegen war. In der Cannstatter Kurve beim Public Viewing herrschte Totenstille, wir alle blickten ins Leere. Keiner redete, es herrschte einfach nur Fassungslosigkeit ob der Bilder, die über den Fernsehtruck flimmerten. Nach einem unverdienten Unentschieden, in dem der VfB alleine in der ersten Halbzeit mit 7:1 Torschüssen dominierte, aber zu wenig zwingenden Torchancen kam, war der Akku bei allen Fans leer. Über 15.000 Fans sackten in sich zusammen. Nur kurz noch flammte die Empörung auf, als irgendein Heini vom VfB auf die Idee kam, es sei jetzt die richtige Zeit, ein bescheuertes VfB-Lied über die Lautsprecher schallen zu lassen. Doch auch die verstummte bald wieder.
Trotz des verdienten Abstiegs waren der Schock und die Enttäuschung riesig. Und so standen vielen die Tränen in den Augen — oder zumindest kurz davor. Auch auf dem Heimweg zum Bahnhof in Canstatt wurde kaum geredet, man lief stumm nebeneinander her und nicht einmal die sonst nach Niederlagen aufflammende Wut war zu spüren.
Tag 1 nach dem Abstieg
In der Nacht schlief ich verdammt schlecht, aber am nächsten Morgen war es ein anderes Gefühl als sonst nach Niederlagen. Ich klammere mich sonst an einen Strohhalm, einen positiven Gedanken, warum es nächste Woche anders laufen wird. Am Dienstagmorgen ging das nicht und die Relität, dass es nächste Saison nach Heidenheim und Sandhausen, statt nach Schalke und München ging, wurde mir immer mehr bewusst. Ich war kaum auf Twitter unterwegs, beschäftigte mich mit anderen Dingen als dem VfB.
Tag 2
Und heute, am Mittwoch, wurde es aus irgendeinem Grund wieder besser. Ich kann wohl von Glück sagen, dass ich im Bezug auf den VfB ein hoffnungsloser Optimist bin. Denn ich bin mir sicher, dass der VfB wieder aufsteigen wird.
Die vielen Chancen des VfB
Ja, das wird kein Selbstläufer.
Aber der VfB hat keine Schwierigkeiten, einen finanziell deutlich über dem Durchschnitt der zweiten Liga angesiedelten Kader zu unterhalten.
Er hat in Tim Walter einen Trainer geholt, der spielerisch einiges fordert und der mit Kiel — trotz deutlich schwächerer Einzelspieler — einen sehr guten sechsten Platz erreichen konnte.
Thomas Hitzlsperger genießt als Sportvorstand enormes Vertrauen und er trifft gegenüber der Öffentlichkeit immer den richtigen Ton. Dass der Verein ihm mehr bedeutet als nur sein Job, war am Montagabend auch wieder bestens zu sehen.
Mit Sven Mislintat haben wir einen neuen Perlentaucher, der aber nach den aktuellen Verpflichtungen zufolge keine Höhenflüge veranstaltet, sondern solide Spieler mit Entwicklungspotential holt, die dem VfB in Zukunft auch noch einiges bringen könnten. Er lotst Spieler nach Bad Canstatt, die der VfB nicht so selbstverständlich bekommt und er fliegt dabei nicht wie Reschke a.k.a. Ikarus der Sonne zu nah.
Der VfB (Hitzlsperger, Mislintat) hat trotz der Ungewissheit, ob der VfB nächstes Jahr Bundesliga oder zweite Liga spielt, schon einige Spieler verpflichtet:
Mateo Klimowicz kommt aus Argentinien direkt zum VfB und könnte von der argentinischen Gruppe des VfB schnell aufgenommen werden — hoffen wir mal auf einen Zugang wie Santi, und nicht wie Pablo Maffeo.
Atakan Karazor kommt gemeinsam mit seinem Trainer aus Kiel und kennt bereits das Spielsystem — er muss sich also “nur” an den Verein und seine Mitspieler gewöhnen. Helfen wird ihm dabei sicherlich, dass er den anderen schon etwas beibringen kann.
Philipp Klement, ein offensiver Mittelfeldspieler und in meinen Augen der beste Spieler in Paderborn, wechselt zurück in die zweite Liga, um dem VfB beim Aufstieg zu helfen. Eine tolle Charaktereigenschaft und vor allem ein riesiges Plus in meinen Augen für Hitzlsperger und Mislintat, die ihn mit ihren Plänen von der Zukunft des Vereins überzeugen konnten.
Spieler wie Orel Mangala, Marcin Kaminski und auch Ebenezer Ofori kehren zum Verein zurück und können diesen unterstützen.
Aber am wichtigsten: Hitz macht deutlich, dass hier nicht jeder einfach das tun kann, was er will. Er gibt den Ton an — und wenn ein Spieler dem Verein hilft, darf er bleiben, wenn nicht, muss er gehen. Da kann auch ein Mario Gomez sagen, was er will. Das jedenfalls machte Hitzlsperger in seiner Medienrunde am Mitwoch deutlich — auch Aogo, Beck und Gentner sind davor nicht gefeit.
Der VfB nimmt allein durch die Abgänge von Pavard, Özcan und Grgic knapp 38 Mio Euro ein und hat bisher circa 2,3 Mio ausgegeben. 40 Mio müssen als Verluste durch geringere TV- und Sponsoringeinnahmen ausgeglichen werden, aber bei den weiteren kolportierten Abgängen von Spielern wie Kabak (15 Mio Ausstiegklausel?), Gonzalez oder Maffeo dürfte da noch einiges an Einnahmen dazukommen.
Voraussetzung ist ein neuer Präsident
Wenn also kein Präsident dazwischengrätscht, dessen Familie gerade gut Geld verdient haben dürfte und der sich jetzt doch (BITTE!) zur Ruhe setzen könnte, dann ist einiges an Potential da. Und dann hat ein Trainer wie Tim Walter eventuell auch beim VfB genug Zeit, sein System zu entwickeln und durchzusetzen. Dass Hitzlsperger Geduld mit Trainern hat, haben wir ja gerade gesehen. Und das war wirklich auch der einzige Fehler von Hitzlsperger, einen Fehler, den ich ihm nicht böse nehmen kann.
Trotz Abstieg könnte der VfB in eine gute Zukunft steuern, wenn die Verantwortlichen die Nerven behalten und ihr Konzept durchziehen. Zwingend erforderlich dafür aber ist das Loswerden des aktuellen Präsidenten — ohne wenn und aber. Denn dann könnte der Abstieg erneut eine Emotionalisierung der Fans bewirken, die den VfB zurück in die Bundesliga trägt. Keine Sprüche mehr davon, dass man hinter Bayern und Dortmund die dritte Kraft im deutschen Fußball werden will. Dann habe ich große Hoffnung für meinen Verein.
Und warum ich das schreibe? Weil ich ein hoffnungsloser Optimist bin. Weil ich kein Bruddler sein will, der mit allem unzufrieden ist. Weil ich an Thomas Hitzlsperger glaube. Und weil ich meinen Verein liebe.
Könnt ihr alle mal bitte aufhören mit diesem Optimismus? So macht Katastrophentourismus keinen Spaß.
Also tut ganz Deutschland einen gefallen, in dem ihr euch öffentlich zerfleischt, Dietrich nicht abwählt und komplett im Chaos versinkt.
Aber auch mal was inhaltliches. Die Spieler haben gültige Verträge. Wenn ein Gomez entscheidet beim VfB zu bleiben, kann sich der liebe Herr Hitz auf den Kopf stellen.
Hallo,
Du bist ja süß. Aus welchem Loch kommst Du denn jetzt gekrochen?
Viele Grüße, Lennart
Hallo,
bin auch der Meinung, dass der VfB gute Chancen in der zweiten Liga hat, wenn er diese besser nutzt als in der 1 Liga.
Bin genauso der Meinung, dass wir ein neuen Präsidenten brauchen, und am liebsten ein neues Aufsichtsratsmitglied von Mercedes.
Was mir ein wenig sorge macht, wir wechseln seit Jahren den Präsidenten und Aufsichtsratsmitglieder, und es wurde immer schlechter (früher im Stadion, Gesänge: “Vorfelder raus”).
Für die Diskussion wäre es besser, wenn nicht nur plumpe Parolen (Dietrich raus) auch Alternative Namen genannt werden.
Vom Gefühl würde ich sagen:
Jürgen Klinsmann: ‑Aufbruch Stimmung verbreiten. ‑Gute Mischung aus Sport und Management.
Mathias Sammer: ‑Erfahrung. ‑Gute Mischung Sport/Management (wird sich das nicht an tuen)
Norbert Haug: ‑Sympathisch.
Folgende Personen könnte ich mir schlecht vorstellen:
Dieter Buchwald, Thomas Berthold, Karl Allgöwer
PS: War bei der Ausgliederung unentschlossen, habe dann aber leider dafür gestimmt.
Ich selber habe ein Problem, mit einem Investor, der keinen geographischen oder traditionellen Bezug auf den VfB hat, bei dem es hauptsächlich um neue Geschäftsfelder geht. Was ist Euer Meinung?