Auch im Heimspiel gegen den SC Freiburg gelingt dem VfB kein Sieg, die Tabellensituation bleibt prekär. Aber kann man den Punktverlust am Unparteiischen und den letzten fünf Minuten festmachen? Und wer ist schuld am Leiden Guido Buchwalds?
Wisst Ihr, was viel erheiternder ist, als sich mit dem derzeitigen Zustand des VfB zu beschäftigen?
Genau. Humor statt Abwehrslapstick, Lach- statt Wadenkrämpfe, Lachen statt Kopfschütteln. So habe ich den Sonntag abend zugebracht, in Mannheim im Rosengarten.
Hilft aber natürlich nichts, denn der VfB, von dessen Heimspiel gegen Freiburg ich nur die erste halbe Stunde live und den Rest am Montag im re-live gesehen habe, buhlt weiter energisch um Aufmerksamkeit, gibt sich nicht damit zufrieden, einfach mal ein unaufgeregtes Heimspiel ohne meinen vollständigen Fokus zu absolvieren. Dabei rede ich noch gar nicht über Guido Buchwald (später dann). Um es kurz zu machen:
? Der @VfB ist anstrengend.
— Lennart Sauerwald (@l_sauerwald) February 5, 2019
Den Faden verloren
Fangen wir heute mal direkt mit dem größten Aufreger an und arbeiten uns dann langsam in nüchternere Gefilde vor. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit zeigte Schiedsrichter Deniz Aytekin dem zur Halbzeit eingewechselten und bis dahin ziemlich unauffälligen Mario Gomez innerhalb von wenigen Minuten zwei gelbe Karten, die in einem Platzverweis resultierten. In der vierten der anschließend nachgespielten fünf Minuten traf Freiburg in Überzahl noch zum Ausgleich. Im Wissen, was am Ende passieren würde, schaute ich mir gestern das gesamte Spiel noch einmal an und konnte mir fast nicht vorstellen, dass Aytekin gegen Ende des Spiels so sehr seine Linie verlieren würde. Bis zu dieser 89. Minute fand ich nämlich seine Entscheidungen größtenteils eigentlich ziemlich nachvollziehbar. Gut, bei Benjamin Pavards völlig sinnloser Eskalation im eigenen Strafraum hatten wir vielleicht auch ein bißchen Glück, wobei der Freiburger Spieler Schlotterbeck den Schubser Pavards auch dankend annahm. Was den Unparteiischen aber dazu bewog, Gomez vom Platz zu schicken, kann ich nicht nachvollziehen. Die vom Spieler selber später wieder revidierte Verschwörungstheorie, der Platzverweis sei Rache für das Hinspiel, können wir denke ich ad acta legen. Man kann auch meinetwegen die erste gelbe Karte noch damit rechtfertigen, dass Gomez versucht, sich im Zweikampf mit dem Ellenbogen den hinter ihm stehenden Gegenspieler vom Leib zu halten.
Für die zweite gelbe Karte, bei der Gomez vorher handelsüblich mit den Armen nach oben springt und seinen Gegenspieler leicht am Kopf touchiert, fehlt mir allerdings jegliches Verständnis. Wenn Du dafür, im Wissen dass es einen Platzverweis nach sich zieht, Gelb gibst, musst Du die Hälfte aller Lufzweikämpfe im Spiel abpfeifen. Zumal Gomez auch in dieser Situation die Augen nur auf dem Ball hat und der Freiburger quasi von unten an den Ellenbogen springt. Schwache Leistung vom Schiedsrichter in dieser Szene und wie wir schon in der letzten Saison leidvoll erfahren mussten hilft einem der VAR in diesem Fall auch nicht, weil der sonst jede gelbe Karte überprüfen müsste. Genauso unverständlich sind für mich fünf Minuten Nachspielzeit in einer Halbzeit, in der es zwar zwei Tore und einen Platzverweis gab, aber nichts davon übermäßig viel Zeit in Anspruch genommen hat. Das bei längeren Telefonkonferenzen mit Köln durchaus mal ein paar Minuten mehr als gewöhnlich nachgespielt werden — geschenkt. Aber drei Minuten hätten hier völlig gelangt, vielleicht noch vier. Hätte der VfB also ohne die wirre Spielleitung in den letzten fünf Spielminuten die drei Punkte in Stuttgart behalten?
Selber schuld
Vielleicht wäre es de facto so gewesen, dass eine kürzere Nachspielzeit und ein VfB-Spieler mehr drei Punkte bedeutet hätten. Der VfB täte aber schlecht daran, die Schuld für den erneut verpassten Sieg dem Schiedsrichter in die Schuhe zu schieben, wie es nicht nur viele VfB-Fans nach dem Spiel taten, sondern auch Trainer Markus Weinzierl, der das aber natürlich pflichtschuldigst auf der VfB-Homepage wieder revidierte. Denn es war ja nicht so, als hätte der VfB die Freiburger in den 89 Minuten vorher an die Wand gespielt und hätte die Gegentore nur durch widrige Umstände kassiert. Ganz im Gegenteil: Schaut man sich das Spiel, wie ich es getan habe, erst in der Wiederholung in Gänze an, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass dieses 2:2 eigentlich ziemlich leistungsgerecht war, auch wenn es dem VfB in der Tabelle nicht weiterhilft. Wir hatten zwar in den üblichen Kategorien Ballbesitz, Zweikampf- und Passquote die Nase vorne, bei den Torschüssen ist die Statistik jedoch ausgeglichen. Dass gute Zweikämpfe und Pässe und viel Ballbesitz den Brustringträgern keine Tore oder Punkte garantieren, ist nichts neues. Wichtig ist in diesem Fall nicht nur aufm Platz, sondern vorm Tor. Und da brachten beide Mannschaften von ihren 17, respektive 16 Schüssen jeweils nur vier aufs Tor. Je zweimal klingelte es, zweimal nicht. Und die Qualität der Chancen schätzt zumindest Understat bei den Freiburgern als höher ein und errechnet ein xG-Ergebnis von 0,83:2,42 aus VfB-Sicht.
Natürlich hätte der VfB dieses Spiel durchaus gewinnen können — und müssen. Aber wenn Du halt in der zweiten Woche in Folge in den ersten fünf Minuten noch so im Tiefschlaf bist, dass Du deinen Matchplan quasi kurz nach Spielbeginn schon wieder über den Haufen werfen kannst, weil Du einem Rückstand hinterher läufst, dann wird das halt schwer. Vor allem in der ersten Halbzeit musste man sich fragen, was beim VfB eigentlich das größere Problem ist: Das Abwehrverhalten, das sich mit einem Pass in den Rückraum aushebeln lässt, oder eine Offensivkonzept, welches größtenteils weiterhin aus Flanken (Whoscored.com zählt 35) besteht. Denn obwohl sich der VfB nach dem Führungstreffer der Freiburger anders als in den letzten Spielen nicht binnen kurzer Zeit weitere Gegentore einfing, war er auch nicht in der Lage, dem Gegner sein Spiel aufzudrücken oder den Ausgleich spielerisch zu erzwingen. Stattdessen fielen die die beiden Tore in der zweiten Halbzeit mehr oder minder aus dem Nichts oder zumindest aus einem ziemlich ausgeglichenen Spiel heraus.
Zu viel Aufwand für zu wenig Tore
An dieser Stelle gilt es auch einmal zu loben, schließlich muss man ja mittlerweile zwei VfB-Tore in einem Spiel schon als etwas Besonderes betrachten. Zunächst Nicolas González, der zwar freistehend wild über das Tor schoss, aber beide Tore durch kluge Zuspiele — einmal auf Insua mit der Brust, einmal auf Didavi mit dem Fuß — einleitete. Auch wenn er weiterhin nicht so viele Tore schießt, wie wir uns das vielleicht von ihm erwarten, zeigt er doch, dass er vor dem Tor meistens ganz gute Ideen und gelegentlich auch genügend Übersicht hat. Der zweite Spieler, der sich am Sonntag ein Lob verdiente, war Alexander Esswein, bei dem ich meine ursprüngliche Einschätzung etwas revidieren muss. Anders als Steven Zuber, sein Gegenstück und Co-Neuzugang auf dem linken Flügel, machte Esswein über rechts richtig Betrieb, durchbrach die Halbfeldflankeneintönigkeit mit Vorstößen auf die Grundlinie und leitete mit einem langen Ball auf den eben angesprochenen González auch den Ausgleich ein. Zuber hingegen konnte sich vorne kaum durchsetzen. Generell war die linke Seite mit ihm Insua, sieht man einmal von dessen Ausgleichstor ab, eher schwach unterwegs, während der rechte Außenverteidiger Pavard deutlich sichtbarer und aktiver war.
Das Problem: Es fallen weiterhin zu wenig Tore, verglichen mit dem Aufwand, den der VfB betreibt. Auch Markus Weinzierls mutige Idee, Mario Gomez ein weiteres Mal zu Beginn auf der Bank zu lassen, ging nicht nur wegen des frühen Gegentreffers nicht auf. Der VfB war über 83 Minuten kaum in der Lage, den Freiburgern richtig gefährlich zu werden und bezahlte am Ende die Strafe für das frühe Gegentor. Und auch das 2:2 musste so nicht fallen, unabhängig von der Anzahl der Brustringträger auf dem Platz. Schließlich war es ja nicht so, dass sich die Mannschaft durch die Abwesenheit von Gomez hinten neu sortieren musste. Natürlich waren sie einer weniger, aber wenn Du den Ball halt einfach rauskloppst oder zumindest versuchst, ihn kontrolliert in den eigenen Reihen zu halten, dann passiert Dir sowas auch nicht. Und wenn Du direkt nach Wiederanpfiff fast schon das 2:0 kassierst, weil Du wieder mit dem Kopf überall anders bist, nur nicht auf dem Platz, dann darfst Du dich nicht darüber beschweren, dass Du dieses Spiel nicht gewinnst.
Schluss mit Blabla
Der VfB ist momentan mal wieder, wie der Vertikalpass es nennt, der Verein für Blabla. Woche für Woche schafft man es nicht, die hochtrabenden Ankündigungen, die nach dem jeweils letzten Spiel getätigt wurden, zu erfüllen. Einzelne Lichtblicke wie González und Esswein und in Teilen Mario Gomez, der seine Karriere momentan für den Verein hintenan zu stellen scheint täuschen nicht darüber hinweg, dass die Mannschaft mental nicht zu 100 Prozent auf dem Platz ist, zumindest nicht von Beginn an. Auch gegen die Bayern brauchte es erst den Ausgleich, damit sich die Mannschaft schüttelte und in der Lage war, dem Gegner Paroli zu bieten. Wie schon angesprochen fehlt es eigentlich in beiden Spielrichtungen an Gedankenschnelligkeit und Aufmerksamkeit. Dann hilft es auch nichts, dass wir wissen, dass wir zu leicht Fehler zulassen. Wir müssen sie abstellen.
Die Aussichten sind also weiterhin trübe. Auch nach 20 Spielen ist die Saison des VfB historisch schlecht, um nicht zu sagen die schlechteste: Die wenigsten Punkte, die meisten Niederlagen, die schlechteste Tordifferenz, immerhin nur die zweitwenigsten Tore und die zweitmeisten Gegentore. Warum diese wöchentliche Statistik des Grauens? Weil sie verdeutlicht, wie sehr am Wasen aktuell wieder der Baum brennt. Das Heimspiel gegen Freiburg hätte ein Heimsieg sein müssen, genauso wie wir am Sonntag in Düsseldorf gewinnen müssen, die zuletzt immerhin auch Federn gelassen haben. Aber was bringt uns das? Die Freiburger Abwehr, das hat man bei den beiden Gegentreffern gesehen, ist ähnlich labil wie unsere, aber im Endeffekt sind Mannschaften wie Freiburg und Düsseldorf halt locker in der Lage, uns ein bis zwei Tore einzuschenken.
Kritik und Support
Mehr will ich zu dem Elend auf dem Platz gar nicht schreiben, es fällt mir auch ehrlich gesagt außer den genannten Punkten nichts Positives zum VfB ein. Im Gegenteil:
VfB Stuttgart: Guido Buchwald nicht mehr Aufsichtsrat des VfB https://t.co/u7HYZibbKA pic.twitter.com/JV2C3gI3lV
— Stuttgarter Zeitung (@StZ_NEWS) February 4, 2019
Wenn der Spielbericht schon so spät kommt, können wir das Thema auch noch mit abhandeln. Dass zu allem Überfluss auch noch ein Mitglied des AG-Aufsichtsrates am Tag nach dem Spiel zurücktritt, ist maximal nervig. Es scheint beim VfB auf keiner Ebene Ruhe einzukehren. Dabei klammere ich übrigens explizit die derzeit herrschende Kritik an Dietrich aus.
Man täte gut daran, die ganzen dämlichen Nebenkriegsschauplätze zu vergessen und sich auf die Mannschaft, den Trainer und den Nichtabstieg zu konzentrieren, Das wäre mal ein Lerneffekt.
— MIMO (@midimo123) February 3, 2019
In der Tat ist es möglich, gleichzeitig die Mannschaft zu unterstützen und die Ablösung von Wolfgang Dietrich zu fordern. Dass dies nicht in der Rückrunde geschehen wird und auch nichts zum Klassenerhalt beitragen wird, ist allen Beteiligten klar. Aber es muss auch deutlich gemacht werden, dass das Schiff nicht nur deshalb zu sinken droht, weil die Mannschaft Ihre Arbeit nicht anständig macht, sondern auch deshalb, weil der Kapitän zwar schon den Hafen am Horizont sehen meint, aber auf dem Weg dorthin mit seiner Art der Führung und seiner Vorstellung von Personalpolitik ständig vom Kurs abkommt und das Schiff zum Schlingern bringt. Das hat das Commando Cannstatt relativ ausführlich zum Ausdruck gebracht. Auch wenn ich nicht mit allem zu 100 Prozent übereinstimme, wird deutlich: Hier geht es um mehr, als sich einfach nur in sportlich schlechten Zeiten am Kopf des Fisches abzuarbeiten. Aber zurück zu Guido Buchwald.
Sportliche Kompetenz oder nicht?
Nach eigener Aussage wurde er im Anschluss an das Spiel gegen Freiburg von anderen Aufsichtsratsmitgliedern persönlich für die sportliche Situation des Vereins verantwortlich gemacht, was ihn nach einer schlaflosen Nacht dazu getrieben habe, seine Posten als Aufsichtsrat und Botschafter des e.V. niederzulegen. Jetzt wissen wir natürlich nicht, wer ihn da genau wie angegangen ist, aber dass es im Aufsichtsrat nicht harmonisch zuzugehen scheint, dürfen wir wohl annehmen. Das ist aber meiner Meinung nach kein Grund, Guido Buchwald zum verstoßenen Mahner und zum Kronzeugen gegen die Vereinsführung zu erheben, wie es beispielsweise Heiko Hinrichsen in den Stuttgarter Nachrichten oder George Moissidis im kicker tut. Auch hier muss man die in der Überschrift gestellte Frage abwägen, wobei im Falle Buchwald irgendwie beides zutrifft. Einerseits hat Buchwald bereits letztes Jahr bewiesen, dass er lieber die Rolle von Thomas Berthold einnehmen würde, als er Sport1 sein wirres Interview gab: Die des ehemaligen Spielers, der alles besser weiß und den ein Kopfball im Mai 1992 dazu berechtigt, mal so richtig über den VfB herzuziehen. Das Problem: Buchwald ist nicht einfach ein Altvorderer, sondern als Aufsichtsrat in einer herausragenden Rolle beim VfB. Was ihn scheinbar nicht daran hindert, freimütig zuzugeben, dass er von Korkuts Entlassung überrascht gewesen sei und von der Vertragsverlängerung im Sommer nichts gehalten habe.
Jetzt wird eingewendet: Ja seht ihr! Der Buchwald ist mit seiner Kritik intern nicht mehr durchgedrungen und sieht keine andere Möglichkeit mehr, als sich mit einem Hilferuf an die Presse zu wenden! Aber ganz ehrlich: Was hätte denn beispielsweise diese öffentlich getätigte Aussage geändert? Korkut war ja schon entlassen, es ging hier lediglich ums Nachtreten und darum, sich als Stimme der Weisheit oder der Vernunft darzustellen. Ganz absurd wird, wenn er zum einen “breitere sportliche Kompetenz” im Verein anmahnt, seine eigene Rolle und Kompetenz dabei scheinbar kleinredet, auf diese Fertigkeiten bei Aufsichtsratskollege Hermann Ohlicher aber nichts kommen lässt. Auch Thomas Hitzlsperger sei “ein hervorragender Fachmann”, wie sehr der eingebunden sei, könne der mit der Beaufsichtigung der VfB AG beauftragte Aufsichtsrat Guido Buchwald aber nicht sagen. Halten wir also fest: Abgesehen von Ohlicher und Hitzlsperger keine weitere sportliche Kompetenz beim VfB? Und achja: Zwischen ihm und Michael Reschke “ist da leider nicht viel Kommunikation”. Ja, Junge, Du bist Aufsichtsrat und nicht Reschkes Kollege. Und die sportliche Kompetenz im Verein fehlt doch sowieso in ausreichendem Maße, mit wem soll Reschke denn da kommunizieren?
Kein Gegenbeispiel
Wie ihr wisst (und oben lesen könnt) halte ich Wolfgang Dietrich als VfB-Präsident und AG-Aufsichtsratsvorsitzenden für eine komplette Fehlbesetzung, strategisch wie auch menschlich. Das heißt aber nicht, dass jemand wie Guido Buchwald, den anscheinend die mehr oder minder erzwungene Entschuldigung für sein Interview immer noch genervt hat und der sich dann durch eine persönliche Anschuldigung bemüßigt sah, die Brocken hinzuwerfen, das leuchtende Gegenbeispiel ist. Der seit seinem Karriereende bis vor ein paar Jahren vor allem für den KSC (!), die Kickers (!) und in Japan aktiv war, von der Übergabe der Meisterschale an Fernando Meira und der Tätigkeit als Ehrenspielführer vielleicht mal abgesehen. Dem es in einer schwierigen Phase nach dem Trainerwechsel und dem Fehlstart des neuen Trainers wichtiger war, vereinsinterne Rechnungen öffentlich zu begleichen und der sich jetzt gekränkt zurückzieht. Dabei würde es andererseits (s.o.) sogar zu Dietrichs Ignoranz passen, dass er Buchwald und dessen Interview — und nicht seine eigene Amtsführung — für die Proteste und die schlechte Stimmung rund um den VfB verantwortlich macht. Aber von mir aus hätte Buchwald, wie Hansi Müller damals, gerne schon direkt nach diesem Interview zurücktreten dürfen. Es geht Guido Buchwald ganz offenbar nicht darum, den Verein durch seine Äußerungen vor Schaden zu bewahren oder wie Moissidis es formuliert:
Buchwald wurde zum Verhängnis, dass er sich nicht in die Reihe der Ja-Sager und Abnicker einreihen wollte. Dass er Entscheidungen hinterfragte und, wie es schon zu seiner Profizeit immer seine Art war, ehrlich Stellung bezog. Dass er aufbegehrte, wenn mal wieder einsame Entscheidungen gefällt wurden. Was zur Jobbeschreibung eines Aufsichtsrats gehören sollte.
Es geht Buchwald meiner Meinung nach vor allem um eine persönliche Kränkung, die er nicht auf sich sitzen lassen wollte. Hätte er Schaden vom Verein abwenden wollen, hätte er sich das Interview damals sparen können, denn außer dreckiger Wäsche, widersprüchlichen Aussagen und ein paar allgemeinen Durchhaltefloskeln war da wenig erhellendes dabei. Stattdessen verlieh er vor allem seinem Geltungsbedürfnis Ausdruck, so wie es auch Thomas Berthold in dieser schweren Zeit wiederholt tut und wie es viele ehemalige Spieler generell tun, wenn es bei ihrem Ex-Verein mal wieder schlecht läuft. Dabei wird meistens absichtlich übers Ziel hinausgeschossen, weil das Doppelpass-/Sky90-Publikum ein solch wildes Poltern honoriert und weil man sich ab einer gewissen Anzahl absolvierter Bundesliga-Spiele und gewonnener Titel als Spieler scheinbar alles an Aussagen erlauben kann. Wir dürfen also davon ausgehen, von Guido Buchwald vor Ende dieser Saison noch einmal etwas zu hören. Dann wieder in seiner alten Rolle.
Exzellente Spielanalyse ohne Vereinsbrille und auch die Buchwald-Kritik trifft den Kern sehr gut. Wäre ihm wirklich am Wohl des VfB gelegen, hätte er selbst nach einer neuerlichen Auseinandersetzung (wissen wir eigentlich, wer aus dem Aufsichtsrat in die Auseinandersetzung mit Guido verwickelt war?) den Ärger bis Ende der Saison einfach heruntergeschluckt, wäre bei einem Ausscheiden von Reschke und Dietrich ggf. sogar noch einmal in einen neue Position gekommen oder hätte eben Ende Mai “Adele” gesagt. So trägt sein Ausscheiden aus dem VfB-Gremium lediglich zu weiterer Unruhe bei, die der Verein aktuell genauso gut gebrauchen kann, wie eine neuerliche Verpflichtung von Yıldıray Baştürk.
Hallo Clemens,
danke für Dein Feedback. Laut Bild-Zeitung war es wohl Wilfried Porth, Vertreter unseres geliebten Ankerinvestors, der Buchwald da beschuldigt hat. Wobei ich den Ärger über seine Indiskretion nachvollziehen kann, allein die Reaktion ist mehr als peinlich.
Viele Grüße, Lennart