Stillstand im Abstiegskampf

Die schlech­te Nach­richt des 19. Spiel­tags: Der VfB ver­lor sein Aus­wärts­spiel in Mün­chen deut­lich. Die gute Nach­richt: Die Kon­kur­renz im Tabel­len­kel­ler tat es ihm gleich.

Was machen wir jetzt aus die­sem Spiel? Einer­seits war der VfB in der Lage, die Nach­läs­sig­keit der Bay­ern mit einem ziem­lich prä­zi­sen Ver­ti­kal­pass von Gent­ner (!) und einem tor­des­mo­nats­ver­däch­ti­gen Distanz­schuss von Donis zu bestra­fen und sie im Anschluss bis zur Halb­zeit arg in Bedräng­nis zu brin­gen. Gleich­zei­tig leis­te­ten sich die Brust­ring­trä­ger bei zwei der vier Gegen­to­re ein ziem­li­ches Cha­os im Abwehr­ver­bund, das vier­te Eigen­tor der lau­fen­den Sai­son und einen Tor­wart­feh­ler. Einer­seits ver­än­der­te Mar­kus Wein­zierl sei­ne Auf­stel­lung und ließ zum ers­ten Mal in die­ser Spiel­zeit Mario Gomez auf der Bank und dafür Ana­sta­si­os Donis und Nico­las Gon­za­lez stür­men. Gleich­zei­tig lös­te sich die Hoff­nung, die Münch­ner wie im Mai 2018 aus­zu­kon­tern, bereits nach fünf Minu­ten in Wohl­ge­fal­len auf und als die Münch­ner in der zwei­ten Halb­zeit das Tem­po anzo­gen, hat­te der VfB doch nur wie­der das Nach­se­hen und durf­te sich beim Tor­pfos­ten bedan­ken, dass er nicht noch Gegen­tor Num­mer 43 kas­sier­te.

Schlechte Vorzeichen

Viel­leicht ist das Bes­te, was wir aus die­ser Par­tie mit­neh­men kön­nen, das, was am Sams­tag pas­sier­te: Nürn­berg ver­lor etwas unglück­lich in Mainz, Han­no­ver wur­de vom BVB mit 5:1 über­fah­ren (und ent­ließ am nächs­ten Tag wenig über­ra­schend den Trai­ner), Augs­burg unter­lag Mön­chen­glad­bach 0:2.  Hin­zu kommt: Auch die For­tu­na, die sich bereits einen gewis­sen Vor­sprung vor dem VfB erar­bei­tet hat, ging am Sonn­tag zu Hau­se deut­lich gegen Leip­zig unter. Es herrscht also Still­stand im Abstiegs­kampf, kei­ne Mann­schaft konn­te von den teil­wei­se erwart­ba­ren Nie­der­la­gen der ande­ren pro­fi­tie­ren. Auf ein Neu­es am 20. Spiel­tag. Auch an der Rech­nung, die ich nach dem Mainz-Spiel auf­ge­macht habe, ändert sich nichts: Der VfB braucht wei­ter­hin 21 Punk­te aus den 15 ver­blei­ben­den Spie­len, wobei man wahr­schein­lich das Aus­wärts­spiel in Dort­mund wei­ter­hin aus der Glei­chung neh­men muss. 21 aus 14 also.

Es herrscht aber nicht nur in der Tabel­le Still­stand. Auch beim VfB kann man sich der­zeit nicht sicher sein, wie es wei­ter­geht. Auch wenn das Ergeb­nis nicht über­ra­schend ist, die Zustands­be­schrei­bung ist wei­ter­hin erschre­ckend: Der VfB hat in den letz­ten drei Spie­len zehn und in der gesam­ten Sai­son im Schnitt 2,2 Gegen­to­re pro Spiel kas­siert. His­to­risch gese­hen hat­ten wir nur in einer Sai­son mehr Gegen­to­re nach 19 Spie­len — in der Abstiegs­sai­son 1974/1975 — und noch nie in der Bun­des­li­ga­ge­schich­te des Ver­eins weni­ger Tore und Punk­te zu die­sem Zeit­punkt als in die­ser Sai­son. Das heißt alles nicht unbe­dingt, dass wir am Sai­son­ende abstei­gen, schließ­lich haben wir, wie eben beschrie­ben, nach wie vor drei Punk­te Vor­sprung auf Han­no­ver und Nürn­berg. Aber die Vor­zei­chen sind alles ande­re als gut.

Wenig entgegen zu setzen

So ansehn­lich die ers­ten Halb­zeit abge­se­hen von den ers­ten fünf Minu­ten war, muss man die alte Fra­ge stel­len: Can they do it gegen Frei­burg und Düs­sel­dorf? So geht es auch Tobi­as Escher in sei­ner Spiel­ana­ly­se auf 11Freunde.de:

Das Pro­blem: Es wird nicht so ein­fach mög­lich sein, die Spiel­wei­se aus der Par­tie gegen die Bay­ern auch gegen ande­re Geg­ner anzu­wen­den.

Denn es ist halt doch etwas ande­res, ob Du gegen die Bay­ern anrennst und ver­suchst, das Unmög­li­che mög­lich zu machen oder ob Du es mit einem zähen Geg­ner auf Augen­hö­he zu tun hast. Anders als gegen Mainz in der Vor­wo­che spiel­te sich der VfB in Mün­chen nur weni­ge Chan­cen her­aus und nutz­te von die­sen weni­gen Chan­cen auch nur eine. Danach schei­ter­te Donis an Neu­er und Gon­za­lez am Pfos­ten. Ansons­ten konn­te der VfB dem Tabel­len­zwei­ten offen­siv nicht mehr viel ent­ge­gen­set­zen im zwei­ten Durch­gang, was sich auch im xG-Wert von 0,38 bei Under­stat oder 1,14 bei Bet­ween the Posts aus­drück­te: 

Auch wenn man sich die rest­li­chen Zah­len anschaut, waren der Aus­gleich und der Gleich­stand zur Pau­se nicht mehr als Nadel­sti­che der Brust­ring­trä­ger: Der VfB hat­te nur 29 Pro­zent Ball­be­sitz, spiel­te nur knapp 290 Päs­se, über 400 weni­ger als der Geg­ner. Am Ende zähl­ten die Sta­tis­ti­ker 19 Tor­schüs­se der Bay­ern und sie­ben des VfB. Was scha­de ist: Die Kon­kur­renz aus Augs­burg, Frei­burg und Düs­sel­dorf hat es geschafft, den Bay­ern in ihrem Sta­di­on trotz Rück­stand Punk­te abzu­neh­men. Die Kol­le­gen von Mia­s­an­rot hal­ten fest: 

Frü­her war eine bay­ri­sche Füh­rung bei­na­he gleich­be­deu­tend mit einem Sieg. Aktu­ell rei­chen klei­ne Schwin­gun­gen, um eine Par­tie zum Kip­pen zu brin­gen. 

Aber am Sonn­tag kipp­te die Par­tie eben nicht, der VfB war in der zwei­ten Halb­zeit nicht mehr in der Lage, sich der Angrif­fe der Bay­ern zu erweh­ren. 

Was macht Mut?

Die Mut­ma­cher für die kom­men­den Wochen sind also weni­ge: Das nach wie vor unver­än­der­te Tabel­len­bild. Ozan Kabak, der zwar einen ent­schei­den­den Zwei­kampf ver­lor, aber sonst ein für einen 18jährigen gutes Debüt gab und zwei Mal durch muti­ge Ver­ti­kal­päs­se in die Spit­ze auf sich auf­merk­sam mach­te. Ana­sta­si­os Donis, der zeigt, dass der VfB auch ohne Mario Gomez Tore schie­ßen kann. Aber: Wird sich Mario Gomez auch in den nächs­ten Spie­len frei­wil­lig auf die Bank set­zen? Wäre es viel­leicht sogar sinn­voll gewe­sen, ihn beim Stand von 2:1 ein­zu­wech­seln, in der Hoff­nung, dass er doch noch aus dem Nichts ein Tor macht? Und wie lan­ge dau­ert es noch, bis der Stuhl von Trai­ner Mar­kus Wein­zierl anfängt zu wackeln? Micha­el Resch­ke sah sich nach dem Spiel zu einem ers­ten Treue­be­kennt­nis zu Wein­zierl genö­tigt und wir alle wis­sen, wohin sich so etwas ent­wi­ckeln kann, wenn die Ergeb­nis­se aus­blei­ben.

Wird die Mann­schaft in den nächs­ten bei­den Spie­len ähn­lich ener­gisch auf­tre­ten wie beson­ders in den Minu­ten nach dem über­ra­schen­den Aus­gleich? Oder lässt sie sich, wie so häu­fig, auf das spie­le­ri­sche Niveau der Geg­ner zie­hen, wel­ches ja ein­deu­tig unter dem der Bay­ern liegt? Was machen wir aus die­sem Spiel gegen die Bay­ern? Ehr­lich gesagt: Ich weiß es nicht und hof­fe, dass mir ein Heim­sieg gegen Frei­burg und/oder ein Aus­wärts­sieg in Düs­sel­dorf mehr Klar­heit ver­schafft.

Bild: © Mar­ti­na Neu­ge­bau­er-Ren­ner / Pix­a­bay

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