Gegen Bremen fährt der VfB in einem sehr einseitigen Spiel den bereits zehnten Saisonsieg ein und geht mit breiter Brust in die nächsten beiden Wochen.
Ich muss gestehen: Ich komme mir nach VfB-Spielen in letzter Zeit regelrecht ziemlich albern vor. Weil ich allem Erfolgen und Rekorden zum Trotz vor jedem Spiel befürchte, dass heute der Tag ist, an dem der Gegner den VfB auf dem falschen Fuß erwischt und irgendein beliebiger Sommertransfer sein Spiel der Saison macht. Und dann trifft der VfB auf ein Werder Bremen mit Marvin Duksch in der Startelf und Naby Keita auf der Bank und es passiert: nichts. Nach 35 Minuten schießen die Gäste zum ersten Mal überhaupt aufs Tor von Alexander Nübel und es vergehen weitere 53 Spielminuten, bis er das erste Mal einen Schuss parieren muss.
Am meisten Engagement zeigen die Bremer, als sie wie von der Tarantel gestochen kollektiv auf den Schiedsrichter losgehen. Weil Torwart Zetterer von der “häßlichen und teuren Scheiße” (Zitat Cannstatter Kurve), die Chris Führich trug, so irritiert war, dass er diesem den Abschlag in die Füße spielte, statt ihn ins Seitenaus zu kloppen. Dem VfB wurden die Gäste erst in der Nachspielzeit so richtig gefährlich, aber da war der Deckel längst drauf auf diesem Spiel.
Es macht Spaß
Dass das lange nicht der Fall war, ist der einzige Vorwurf, den man der Mannschaft machen könnte, würde es nicht so viel Spaß machen, ihr dabei zuzusehen, mit welch breiter Brust sie den Bremern, denen sie vor einem Dreivierteljahr noch deutlich unterlegen waren, begegneten. Waldemar Anton schnappte sich vor dem 1:0 einfach den Ball im Mittelfeld und nagelte ihn so druckvoll aufs Tor, dass Undav seinen achten Saisontreffer abstauben konnte. Guirassy packte zum Endstand wieder den Panenka aus. Silas strauchelte zwar regelmäßig Beim Abschluss, spielte aber Traumpässe auf Guirassy.
Und überhaupt gewann die Mannschaft im Mittelfeld unzählige Zweikämpfe und befreite sich elegant aus vielen Situationen — und das lange ohne ihren Mittelfeldmotor Angelo Stiller. Selbst kleinere Unkonzentriertheiten fielen unterm Strich nicht ins Gewicht, der VfB machte da weiter, wo er gegen Frankfurt aufgehört hatte. Es war kein Feuerwerk, auch wenn dieser wie schon der letzte Heimsieg viel höher hätte ausfallen müssen, sondern ein souveräner Auftritt einer, ja, einer derzeitigen Spitzenmannschaft.
Die 3 steht
Eine Bezeichnung, die in den kommenden 14 Tagen zum Abschluss eines verrückten Jahres nochmal auf die Probe gestellt wird. Erst kommen die Dortmunder ins Neckarstadion, die sich wohl kaum wie Union erst in der Liga und dann im Pokal anfertigen lassen, dann am Samstag die andere etwas überraschende Spitzenmannschaft aus Leverkusen, bevor der VfB eine Woche vor Weihnachten ins dann hoffentlich nicht mehr vom Schnee überwältigt München reist. Werde ich vor diesen Spielen auch wieder super nervös sein und befürchten, dass jetzt unsere Stunde geschlagen hat? Selbstverständlich! Aber selbst wenn es so kommen sollte, werde ich am nächsten Tag auf die Tabelle blicken und in der Punktespalte die 3 vorne erblicken und wissen, daß alles gut ist. Und meistens komme ich mir nach VfB-Spielen ja sowieso albern vor.
Souverän trat übrigens nicht nur die Mannschaft auf dem Platz auf, auch die Kurve zeigte die richtige Reaktion auf die Provokationen der vergangenen Wochen.
Schon vor Anpfiff:
Souveräner Heimsieg. ✌️#VfB #VfBSVW pic.twitter.com/vqsvHlxwnj— Vertikalpass (@vertikalpass) December 2, 2023
Hoffen wir, dass die Botschaft für die beiden anderen Heimspiele in dieser Woche angekommen ist.
Titelbild: © THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images
1 Gedanke zu „Souverän“