Am ersten Adventspieltag kommt es gegen den SV Werder Bremen zum Duell zweier Traditionsvereine. Eine vergleichsweise machbare Aufgabe, bevor es gegen Leverkusen und zu Bayern München geht.
Bevor es hier um das Spiel gegen Werder Bremen geht, möchte ich kurz ein anderes Duell völlig wertfrei erwähnen: Am Sonntag trifft Leverkusen auf dem BVB. Sollten die Leverkusener gewinnen, kann der VfB mit einem Sieg einen Abstand von vier bis sechs Punkten auf Rang 4 schaffen. Sollten die Schwarzgelben gewinnen, könnte der VfB aus eigener Kraft theoretisch noch Meister werden. Dazu kommt noch, dass wir bis Ende der Rückrunde maximal auf Platz 11 abrutschen könnten.
Diese Sätze im Dezember, kurz vor Ende der Rückrunde zu hören, sind einfach Balsam für die Seele. Ich glaub, viele können das wahrscheinlich gar nicht mehr hören, aber trotzdem ist es wichtig zu betonen wie gut es für uns läuft. Das können unsere Gäste aus dem Norden wahrscheinlich weniger von sich behaupten. Die Bremer stehen im verflixten zweiten Jahr nach dem Aufstieg zwar auf Platz 12 in der Bundesligatabelle, trotzdem beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz gerade mal drei Punkte. Die Hanseaten sind zudem bekannt dafür im Laufe der Saison nachzulassen und sich entweder noch knapp zu retten, wie im letzten Jahr (vier Punkte Abstand auf den Relegationsplatz, zweitschwächste Rückrundenmannschaft) oder eben nicht. Wie in ihrer Abstiegssaison, als man vermeintlich schon gerettet war und am Ende doch abgestiegen ist.
Aber zurück zum VfB: Fakt ist, diese Mannschaft ist eine Spitzenmannschaft. Einige Expert*innen glauben und hoffen vielleicht auch, dass dieser Lauf ein Ende nimmt, aber so recht will das Ende nicht eintreten — im Gegenteil. Von der Top 5 sind wir die einzige Mannschaft, die im Vergleich zu den expected Points (xPTS) underperformed. Denn eigentlich sind wir nach dem xPTS-Modell von understat sogar auf Platz 2. Im Vergleich: Die Überraschungsmannschaft Union Berlin lag am 12. Spieltag auf Platz 1 und war nach xPTS gerade mal die 12.beste Mannschaft. Und wer behauptet, das liege alles an Serhou Guirassy, der hat wahrscheinlich Deniz Undav noch nicht kennengelernt. Der Erfolg hat aber auch seine schlechten Seiten. Die Spekulationen rund um die Zukunft von Guirassy sind mittlerweile Alltag, dazu kommen erste Gerüchte über andere Leistungsträger wie Anton auf. Dass es auch kein lang bestehendes Geht-Er-Geht-Er-Nicht?-Gerücht braucht, um einen Schlüsselspieler zu verlieren, beweist zudem der Endo-Abgang. Und natürlich wird der VfB sich von solche Abgänge nie wieder erholen bla bla bla. Aber ganz ehrlich? Lieber hab ich sowas, als mir bei ‑1°C Samstagabend eine 0:3 Heimklatsche gegen den FC Augsburg zu geben und voller Sorge auf die Tabelle zu schauen.
Personalsituation
Hiroki Ito wird dieses Jahr wohl nicht mehr spielen. Der japanische Nationalspieler hat sich im hinteren Oberschenkelmuskel verletzt und befindet sich zurzeit in Reha in Japan. Wahrscheinlich werden wir ihn erst im Februar wiedersehen, denn vom 12.01. bis 10.02. findet der Asian Cup in Katar statt. Li Egloff hat sich bei der U21 verletzt und er fällt ebenfalls vorerst aus. Alex Nübel war laut Sebastian Hoeneß Anfang der Woche erkältet, hinter seinem Einsatz steht ein kleines Fragezeichen.
Startaufstellung
Mittlerweile ist aus dem klassischen 4–2‑3–1 ein 4–4‑2 geworden. Statt Millot kehrt Guirassy wieder in die Startelf. Für den verletzten Ito rückt Anton in die Innenverteidigung, dafür darf Joshua Vagnoman den rechten Flügel beackern. Sollte Nübel ausfallen, würde ich mir Dennis Seimen wünschen.
Statistik
VfB Stuttgart gegen Werder Bremen bedeutet der ewige Tabellenvierte empfängt den ewigen Tabellendritten. Wer von einem Sprung in der Tabelle bei einem Sieg hofft, der wird enttäuscht sein. Die Hanseaten besitzen zurzeit einen gemütlichen Vorsprung von 141 Punkten. In 108 Bundesligaduellen ist die Bilanz etwas ausgeglichen. Insgesamt konnten wir 38 mal durchsetzen, während die Bremer 36mal dreifach punkteten. Ganze 34 mal trennte man sich unentschieden. Zwar konnte sich Bremen beim letzten Besuch mit 0:2 durchsetzen, zuvor warteten die Hanseaten sechs Spiele auf ein Sieg gegen uns. Das letzte Mal vor dem 0:2 im Februar diesen Jahres, gelang den Bremern 2013 ein Sieg im Neckarstadion. Diese Saison ist Bremen auswärts sehr schwach. In fünf Spielen konnten Ole Werners Jungs einen Punkt in der Ferne holen. Während der VfB im Verlauf der Saison am drittmeisten aufs Tor schoss, ist Bremen im Vergleich harmlos. Mit 128 Schüssen aufs Tor ist man Vorletzter in dieser Statistik. Zudem hat der VfB relativ viel Pech. Bereits fünf mal traf man das Aluminium — der dritthöchste Wert. Bremen dagegen erwischte das Torgestell bis jetzt nur einmal. In der Defensive dagegen sind die Norddeutschen recht “physisch”. Sie haben die drittmeisten Fouls begangen und wurden am viertmeisten verwarnt.
Fazit
Bremen geht als mittelgroßer Underdog in das Spiel. Ich erwarte, dass sie eher defensiv kompakt stehen und uns auskontern wollen. Aber mit Deniz Undav und Serhou Guirassy haben wir zwei Top-Stürmer in unseren Reihen, denen ich zutraue das Bremer Bollwerk zu brechen. Mit einem Sieg könnten wir uns weiterhin in den Top 3 festbeißen. Das Schönste an dem Spiel: Sollten wir verlieren, werden wir im Gegensatz zum Spiel im Februar nicht auf dem Relegationsrang abrutschen, sondern lediglich im schlimmsten Fall punktgleich mit dem viertplatzierten Dortmunder sein. Ich tippe auf ein schönes 3:2.
Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images