Erneut tritt der VfB zum Samstagabend-Topspiel an. Zu Gast im Neckarstadion ist diesmal Werder Bremen. Wir sprachen vorab mit Matti und Knie vom Werder-Podcast mit dem besten Namen: Hör Mal Werder Hämmert.
Rund um den Brustring: Matti, Knie, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für unsere Fragen genommen habt! Werder steht Mitte der Hinrunde in der zweiten Saison nach dem Wiederaufstieg in der unteren Tabellenhälfte. Wie zufrieden seid ihr mit der bisherigen Saison und wo seht ihr Werder am Saisonende?
Hör Mal Werder Hämmert: Nach einer Phase der Angst vor einem enormen Leistungseinbruch mit einer Verkettung negativer Nachrichten inklusive schlechter Leistungen, haben Veränderungen in der Spielweise dazu geführt, dass die akute Krisenstimmung sich wieder etwas gelegt hat. Leider ist das in den Ergebnissen noch nicht erkennbar, dafür aber auf dem Platz. Gegner wie Leverkusen oder jetzt Stuttgart helfen nur leider nicht, um auch die Ergebnisse wieder sprechen zu lassen. Dennoch sind wir mit dieser Entwicklung gerade relativ zufrieden — das lässt sich allerdings nur mit Überzeugung aussprechen (bzw. ausschreiben), wenn bis Weihnachten noch ein paar Punkte gesammelt werden..
Der Transfer von Naby Keita erregte im Sommer Aufsehen, gegen den VfB könnte erstmals nach langer Verletzungszeit wieder im Kader stehen. Was erwartet Ihr Euch von ihm?
Zwischen erneutem wochenlangen Ausfall und Premieren-Hattrick ist alles möglich. In seinem ersten Kurzeinsatz hat er direkt maßgeblich drei Chancen ermöglicht — sein erster Startelf-Einsatz mündete in einer erneuten Verletzung. Ein halbwegs realistisches Szenario wäre, wenn er bis zur Winterpause ein wenig Spielzeit kriegt, wieder voll fit wird, um dann in der Rückrunde eine wichtige Rolle zu spielen. Jene wird wird insbesondere zu Beginn wegweisend dafür wie tief Werder wirklich im Abstiegskampf steckt.
Am Samstag wird wohl auch Michael Zetterer statt Jiri Pavlenka zwischen den Pfosten stehen. Eure Meinung zum Torwartwechsel?
Unsere Meinung ist, dass wir keine Meinung haben wollen. Seit es in der zweiten Liga schon mal passiert ist, flammt die Diskussion immer wieder auf. Das ist nicht einer schlechten Leistung von Pavlenka zuzuschreiben, sondern guten Leistungen beider Keeper. Vor einigen Jahren wäre man mit einem Keeper mit solchen Leistungen schon zufrieden gewesen. Wir glauben nicht, dass das aktuell ein entscheidender Faktor ist, weshalb wir uns voll auf Oles Meinung verlassen. “Zum Glück” ist Pavlenka heute, Donnerstag, krank, sodass sich die Diskussion zum Wochenende sowieso erstmal wieder entspannt.
In Kürze wird der VfB wohl den Einstieg eines zweiten Investors, namentlich Porsche, bekanntgeben. In Bremen scheint sich der Verein für das Thema zu öffnen, was beim Spiel gegen Leverkusen in der Ostkurve mit entsprechenden Spruchbändern quittiert wurde. Wie dramatisch ist die finanzielle Lage in Bremen und wie steht Ihr zu der Thematik?
Ach, dieses leidige Thema. Die Lage in Bremen ist seit Jahren dramatisch, durch den Abstieg sah es zeitweise offenbar äußerst schlecht aus. Zum Glück ist Baumi ein sehr guter Verkäufer. Dass die sportliche Leistung nicht mehr der vordergründige Indikator dafür ist, ob ein Verein langfristig erfolgreich ist, macht in unseren Augen vieles von diesem schönen Sport kaputt. Investoren/Anteilseigner gleichen Verluste aus, die u.a. durch horrende Ablösen entstehen und man wird diese Plastikclubs nicht mehr los.Wir sind keine Finanzexperten und das zusätzlich auch nicht in der Fußballbranche, aber kreativere Lösungen (wie es St. Pauli angeteasert hat) kitzeln uns da mehr. Dennoch entwickelt sich da eine konsternierte Akzeptanz dessen, was da vor sich geht.
Vor der Saison wechselte Niklas Füllkrug zum BVB, als Ersatz kam Rafael Borré von der Eintracht, Euer bester Torschütze ist aktuell Marvin Ducksch. Auf wen müssen wir bei Euch noch aufpassen und wo seht ihr die Stärken udn Schwächen Werders?
Schwächen? Der Tabellen-12. spielt einwandfrei! Nein, im Ernst: Vor ein paar Wochen noch hätten wir ganz eindeutig auf die häufigen Fehler im Defensivverbund hingewiesen. Diese gibt es tatsächlich nur noch vereinzelt. Die leidige 6er Position hat man kreativ in den Griff bekommen und trotzdem ist dieser Bereich häufig die Ursache für Gegentreffer. Noch nicht alle Automatismen greifen dort bei bspw. bei der Übergabe von Gegenspielern. Eine weitere Ursache liegt auf den Außenpositionen: durch das Spiel mit der Dreierkette, sind diese teils sehr hochstehend, bei einem Verlust führt das hin und wieder zu klaffenden Lücken auf den Flügeln.
Aufpassen solltet ihr auf Romano Schmid. Durch Füllkrugs Weggang ist Werders Spiel flacher und pass-intensiver geworden, wovon Schmid enorm profitiert. Eine solche Leistungsexplosion hat ihm wohl kaum einer zugetraut. Wenn Schmid den Ball und eine Anspielstation hat, ist er aktuell kaum aufzuhalten. Leider steht er noch nicht so auf’s Tore schießen. Spätestens zur zweiten Halbzeit heißt die andere Waffe Justin Njinmah: wir würden empfehlen sich diesen Herrn bei der Einwechslung genau anzuschauen, ab dann ist er bei seinem Tempo nur noch in Umrissen erkennbar. Der macht enorm Bock.
Wie bewertet Ihr die Arbeit von Trainer Ole Werner, der Werder ja zurück in die Bundesliga und letzte Saison zum Klassenerhalt geführt hat?
Wir sind unfassbar glücklich, dass es mit Werner im zweiten Anlauf damals geklappt hatte. Wir möchten bitte nie wieder einen anderen. Auch ganz objektiv betrachtet, war es beeindruckend, wie er unter enormen Druck nach dem siebten Spieltag die Mannschaft stabilisiert hat und in der Vorsaison vergleichsweise entspannt den Klassenerhalt sicherte. Geiler Typ.
Wer fehlt denn bei Euch am Samstag?
Opitz und Rapp, bei denen allerdings auch kein Einsatz zu erwarten gewesen wäre und leider auch Pieper, der sich den Fuß gebrochen hat. Aber auch jener wurde durch eine vorherige Verletzung durch die defensive Stabilisierung aus der Startelf verdrängt. Pavlenka ist noch unklar, aber zurzeit ja auch verdrängt. Wenn in der Innenverteidigung nichts passiert, sieht es eigentlich ganz gut aus diesbezüglich.
Abschließend Eure Tipps zu Aufstellung und Ergebnis?
Die Aufstellung dürfte aufgrund der mehrfach erwähnten Stabilisierung nicht ändern. Zetterer — Deman, Jung, Friedl, Veljkovic, Weiser — Stage, Schmid, Bittencourt — Ducksch, Borré. Tatsächlich war Borré gegen Leverkusen äußerst unauffällig und wir hätten uns den schnellen Njinmah gewünscht, vielleicht passiert das ja am Samstag.
Beim Ergebnis hoffen wir natürlich, aber ein Stuttgarter Sieg ist offensichtlich realistischer: 3:1 für euch.
Titelbild: © Christof Koepsel/Getty Images