Kann der VfB am Sonntag in Heidenheim auf dem Auftaktsieg gegen Hannover aufbauen? Über den FCH und das Spiel sprachen wir mit Sarah (@heidekopf1846), Heidenheim-Fan aus Kanada. English version below!
Rund um den Brustring: Hallo Sarah und danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, um unsere Fragen zu beantworten. Stell Dich doch bitte erstmal vor und erklär uns, wie die Heidenheim-Fan geworden bist, obwohl Du in Toronto lebst.
Sarah: Ja, ich kann nachvollziehen, dass es sich komisch anhört, dass man Heidenheim-Fan ist und nicht in der Region wohnt, geschweige denn in Deutschland, sondern in Kanada. Zum 1. FC Heidenheim bin ich zum Einen über die Dokumentation “Trainer!” gekommen, zum anderen durch einen Aufenthalt in der Region, als ich vor ein paar Jahren für meine graduate school dort recherchiert habe. Ich habe dann von der Mannschaft und deren Aufstieg durch die Ligen unter Frank Schmidt erfahren und habe mich in diese Mentalität, bestehend aus harter Arbeit, Entschlossenheit und Leidenschaft, verliebt.
Es ist die sechste Saison des FCH in der zweiten Bundesliga, in zwei der letzten drei Jahre beendete man die Saison unter den Top 6. Wie weit ist die Bundesliga noch für den Verein weg? Glaubst Du, dass das mit dem Aufstieg bald klappt und was ist das Saisonziel?
Das ist die große Frage im Moment. In den letzten Jahren haben wir einen stetigen Fortschritt gesehen und jedes Jahr Verbesserungen. Jetzt muss man sich natürlich auch mit dem Aufstieg beschäftigen. Letztes Jahr war es so knapp, es fehlten nur zwei Punkte!
Kann Heidenheim den Aufwärtstrend fortsetzen? Das hängt davon ab, ob der Aufstieg auch wirklich das Ziel des Vereins ist. In die erste Liga aufzusteigen ist eine Herausforderung für sich, schon allein aus wirtschaftlicher Sicht. Ich weiß nicht, ob die Vereinsführung das wirklich machen will. Aber wenn der Aufstieg kommen soll, müssen wir eine Heidenheimer Mannschaft sehen, die verlässlich gegen jeden Gegner gut spielt, nicht erst, wenn alle Stricke reißen. Konstanz ist der Schlüssel zum Erfolg.
Wie zufrieden bist Du mit der Vorbereitung und den Transfers? Heidenheim hat vier U19-Spieler in die Mannschaft befördert, außerdem kamen Biankadi und Hüsing aus Rostock, Föhrenbach aus Freiburg und Angreifer David Otto wurde aus Hoffenheim ausgeliehen. Ist der Kader schon fertig, oder siehst Du in diesem Transferfenster noch Verbesserungsbedarf?
Biankadi und Otto zeigen schon auf dem Platz, wie viel sie wert sind, mit diesen Transfers bin ich also sehr glücklich. Heidenheim hat ein gutes Auge für Talente und ich denke, sie werden sich im Laufe der Saison noch weiterentwickeln. Oliver Hüsing aus Rostock zu holen war klug, auch wegen seiner Führungsqualitäten. Das zeigt mir auch, dass man in Heidenheim auch an die langfristige Stabilität des Teams denkt. Ich meine, Marc Schnatterer geht ja auch irgendwann mal in Rente!
Der eben erwähnte David Otto hat sein erstes Tor für den Verein am letzten Wochenende beim Auswärtsspiel in Osnabrück erzielt. Damit ist Heidenheim vor dem Spiel am Sonntag Tabellenführer. Was sagst Du zur Leistung am ersten Spieltag?
Ich war von Ottos Leistung beeindruckt und das Tor nehme ich natürlich auch gerne. Er hat die Möglichkeit gesehen und sie genutzt. Das ist genau die Art von Engagement, die wir auf dem Platz brauchen: Chancen suchen bis zum Abpfiff.
Auf Grundlage dieses Spiels und der Vorbereitung: Was sind die Stärken und Schwächen des FCH-Teams in diesem Jahr?
Ein Lichtblick ist die viel stabilere Defensive — das hat man auch im Spiel gegen Osnabrück gesehen. Dort waren wir zwar stark unter Druck, konnten unser Tor aber gut verteidigen. Ich kann unsere Defensive und ihre positive Entwicklung gar nicht genug loben.
Heidenheim spielt auch viel schneller und schreckt auch vor Herausforderungen nicht zurück. Die Schüsse sind härter, die Läufe schneller und die Mannschaft ist allgemein viel aggressiver. Wenn wir uns die Testspiele und das letzte Spiel anschauen, ist klar, dass wir noch häufiger in die Offensive gehen müssen. Man kann mit Unentschieden und Glückstreffern auch nur eine begrenzte Anzahl von Punkten holen. Ich glaube, wir haben eine starke Offensive, wir müssen sie nur nutzen.
Trainer Frank Schmidt ist eine Vereinslegende, genauso wie Flügelspieler Marc Schnatterer, beide sind gemeinsam seit 2008 in Heidenheim. Wie wichtig ist diese Kontinuität für den Verein?
Sie ist sehr wichtig. Über die Jahre hat der Verein eine bestimmte Spielform entwickelt und diese Kontinuität ist ein Schlüssel zum Erfolg des Teams. Schmidt weiß, was im FCH-System funktioniert und Schnatti ist dafür verantwortlich, das umzusetzen. Wirklich eine gute Kombination für den Verein.
Torwart Kevin Müller hat zwei Jahre lang für unsere zweite Mannschaft aufgelaufen, seit 2015 spielt er in Heidenheim. Wie wichtig ist er?
Letztes Jahr hat Kevin Müller gezeigt, dass er für den 1. FC Heidenheim unverzichtbar ist. Er hat einige unglaubliche Dinger gehalten und uns einige Spiele gerettet. Ich gehe davon aus, dass er weiterhin stark sein wird, vor allem mit einer verlässlichen Abwehr, die ihn unterstützt. Wir haben das Glücl, dass Vitus Eicher auch ein talentierter Torhüter ist, der zur Not einspringen kann. Sollte Müller weiterhin verletzt sein, steht er am Wochenende schon zwischen den Pfosten.
Normalerweise frage ich gegnerische Fans vor einem Auswärtsspiel, was man in ihrer Stadt unternehmen und sehen sollte, abgesehen vom Fußball. Du warst ja schon in Heidenheim, kannst Du etwas abseits des Üblichen empfehlen?
Ja, ich war in Heidenheim. Der Blick auf die Stadt vom Schloß Hellenstein ist unschlagbar. Danach empfehle ich einen Spaziergang entlang einen der wunderschönen Schloßberg-Wege in die Innenstadt. Sagt der Knöpfleswäscherin hallo! Den Tag würde ich bei einem Bier und etwas zu Essen im Jumm Changas abschließen, im Konzerthaus neben der roten Skulptur.
Letzte Frage: Was ist dein Tipp für Sonntag?
Stuttgart hat gegen Hannover stark gespielt, auf jeden Fall erstklassig. Ich denke das Spiel wird eine gute Standortbestimmung für Heidenheims Stärken. Haben sie Bundesliga-Niveau? Ich glaube sie nah dran, aber noch nicht so weit. Ich bin mal realistisch und tippe auf einen 3:1‑Sieg von Stuttgart.
Can VfB build on the win against Hannover when we play at Heidenheim on sunday? We talked to Sarah (@heidekopf1846), Heidenheim supporter from Toronto, Canada, about FCH and the match.
Rund um den Brustring: Hi Sarah and thank you for taking the time to answer our questions. First, I would like you to introduce yourself to our readers and explain to us, how you became a supporter of Heidenheim, although you live in Toronto.
Sarah: Yes, I understand it is a little bit strange to hear about a Heidenheim fan outside of the region, let alone in Canada!
I came to FC Heidenheim through a combination of the documentary Trainer! and spending time in the region during my graduate school research a few years back. After learning about the team and their ascent through the leagues under Frank Schmidt, I couldn’t help but fall in love with their ethos of hard work, determination, and passion. I’ve been a fan ever since.
It’s the sixth season for FCH in the 2nd Bundesliga, in two of the last three years, Heidenheim finished in the top 6. How far is the Bundesliga really away for the club? Do you think, they could make it anytime soon and what’s the goal for this season?
This is the question of the moment. Over the years, we’ve seen a steady progression through the ranks, with improvement every year. At this point, obviously, one must consider promotion to be on the table. They were so close last year—only two points out!
Can Heidenheim maintain that upward momentum? It depends if promotion is indeed the goal. Moving up to the top league has its own set of challenges, even from a strictly business perspective. I have no idea if management is looking to make that commitment. But if promotion is the plan, we will need to see a Heidenheim team that is overall more reliable on the pitch against all their opponents, not just when the chips are down. Consistency will be key.
How content are you with the pre-season and the transfers? Heidenheim promoted four U19 players to the first team, Biankadi and Hüsing arrived from Rostock, Föhrenbach from Freiburg and you got striker David Otto on loan from Hoffenheim. Is the roster finished or do you still see room for improvement in this transfer window?
Biankadi and Otto are already proving their worth on the field, so I am very happy with those moves. Heidenheim has a good eye for talent and I think we’ll continue to see them grow as the season progresses. Of course, it was smart to grab Oliver Hüsing form Rostock, especially with his leadership potential. That, more than anything, suggests to me that Heidenheim is thinking about the long-term stability of the team. I mean, Marc Schnatterer has to retire eventually!
The aforementioned David Otto scored his first game for the club last weekend in the away match at Osnabrück. That makes Heidenheim leader of the league before sunday’s game. What do you think about the performance on matchday 1?
I was impressed with Otto’s performance and his goal was certainly welcome. He saw an opportunity and took advantage of it. That’s the sort of energy we need on the field: to get out there and keep looking for chances until the final whistle.
Based on this match and the pre-season: What are the strengths and weaknesses of this year’s FCH team?
One bright spot I am seeing is a much tighter defense—this was clear in the game against Osnabrück. Although we spent the majority of the game on our heels, we played a very tight game and protected our goal. I can’t say enough good things about how our defense has developed.
Heidenheim is also playing a much faster game and not backing down from challenges. The kicks are harder, the runs are quicker, and the team is more aggressive overall. That said, going off the last game and our pre-season results, it is clear that we need to go on the offensive more often. There are only so many points you can accumulate from ties and lucky chances. I think we have a strong offensive line-up, now we just have to use it.
Coach Frank Schmidt is a club legend, as is winger Marc Schnatterer, both of them are together in Heidenheim since 2008. How important is this continuity for the club?
It is so important! Over the years the club has really developed a certain style of play and this consistency has been key to the team’s success. Schmidt knows what’s going to work in the FCH system and Schnatti is key in ensuring that vision is realized. It’s been a really great combination for the club.
Goalkeeper Kevin Müller used to play for our reserve team for two years, since 2015, he plays in Heidenheim. How important is he?
Last season, Kevin Müller proved himself indispensable to FC Heidenheim. He’s made some incredible saves and kept us in more than a few games. I expect that he will continue to be strong in net, especially with a reliable defense supporting him. We are lucky that Vitus Eicher is also a talented goalkeeper and can fill in when needed. We might see him in goal again this weekend if Müller remains injured.
Usually I ask the opponent’s fans before an away game about what do to and see in their hometown other that watching a football match. You have already been to Heidenheim. What can you recommend for sightseeing off the beaten path?
I have been to Heidenheim! The view of the city from the Schloß Hellenstein can’t be beat. After that, I’d recommend wandering down one of the beautiful Schloßberg paths to the city centre and saying hello to the Knöpfleswäscherin. I’d end my day by grabbing a beer and something to eat at Jimmy Changas—it’s in the Konzerthaus next to the red scooter sculpture.
Final question: What is your prediction for sunday?
Stuttgart played a strong game against Hannover—top tier play for sure. I think the match this weekend will be a good barometer of Heidenheim’s ability. Are they at a Bundesliga level? They are close, but I am not sure we are there yet. Being realistic, I think Stuttgart will win it, 1–3.