Rund um das Spiel gegen Dortmund

Die Punk­te, die der VfB in Bie­le­feld ver­spielt hat, muss er sich jetzt woan­ders holen.  Ob das aus­ge­rech­net gegen Dort­mund klappt?

Es ist jetzt echt an der Zeit, dass man auch als Fan ein biss­chen die Ruhe bewahrt. Dass der Elf­me­ter, der den Augs­bur­ger Sieg gegen Mainz unter der Woche ein­lei­tet, ein Witz war? Geschenkt. Wenn der FCA sich jetzt abset­zen soll­te, was er selbst mit zwei Sie­gen in Fol­ge noch nicht ent­schei­dend getan hat, müs­sen wir eben zwei ande­re Mann­schaf­ten hin­ter uns las­sen. Kein aus­sichts­lo­sen Unter­fan­gen, wenn man noch gegen Ber­lin und die lang­sam wie­der abrut­schen­den Wolfs­bur­ger spielt. Aber gegen die und auch gegen die zwei Geg­ner aus dem Tabel­len­mit­tel­feld — Mainz und Köln — darf der VfB nicht so schlam­pig mit sei­nen Tor­chan­cen umge­hen. Gegen die bei­den Top­teams im Rest­pro­gramm bedeu­tet das die fast siche­re Nie­der­la­ge: gegen Bay­ern und heu­te Abend gegen Dort­mund. Womit wir zur

Personalsituation

kom­men.

Dass Wal­de­mar Anton für die­ses Spiel aus­fällt, war bereits am ver­gan­ge­nen Sams­tag klar, als Schieds­rich­ter Patrick Ittrich die Spie­ler an einer sehr kur­zen Lei­ne hielt und vie­le gel­be Kar­ten ver­teil­te — unter ande­rem auch die fünf­te an den VfB-Ver­tei­di­ger. Die gro­ße Über­ra­schung kam am Mitt­woch mit der erneu­ten Coro­na-Infek­ti­on von Sasa Kalajd­zic, ein Aus­fall, der min­des­tens genau­so schwer wiegt. Denn so fehlt dem zurück­keh­ren­den Bor­na Sosa vor­ne der zen­tra­le Ziel­spie­ler und die zum Offen­siv­trio redu­zier­ten Mar­moush, Füh­rich und Tomás müs­sen dafür ihre Tor­ge­fähr­lich­keit unter Beweis stel­len. Der Voll­stän­dig­keit hal­ber: auch Dani­el Dida­vi und Phil­ipp Förs­ter feh­len, die wären aber im vom Ver­ti­kal­pass the­ma­ti­sier­ten de fac­to 13-Mann-Kader wahr­schein­lich sowie­so kei­ne Alter­na­ti­ve gewe­sen.

Wie also könn­te eine

Mögliche Aufstellung

aus­se­hen?

Nun, die ergibt sich irgend­wie von sel­ber. Sten­zel muss dies­mal eine ande­re Lücke in der Vie­rer­ket­te fül­len und für Kalajd­zic rutscht für Manga­la in die Start­elf. Was gleich­zei­tig bedeu­tet, dass da noch weni­ger poten­zi­el­le Ver­stär­kun­gen auf der Bank sit­zen.

Und wie sieht die

Lage beim Gegner

aus?

aus? Dar­über haben wir mit BVB-Fan Cars­ten (@caschy) gespro­chen.

Wie ist Dein Gefühl vorm Spiel?

Der BVB muss natür­lich arbei­ten und er hat eini­ges gut­zu­ma­chen. Mein Gefühl vor Spie­len ist fast immer iden­tisch — es gibt kei­ne leich­ten Geg­ner und es müss­te schon 4:0 für den BVB in der 85. Minu­te ste­hen, damit mei­ne Pum­pe ruhi­ger geht. Es sind natür­lich ande­re Vor­aus­set­zun­gen als beim 34. Hor­ror-Spiel­tag 1992 bei bei­den Mann­schaf­ten, doch der VfB wird alles nach vor­ne wer­fen wol­len und müs­sen auf­grund der der­zei­ti­gen Tabel­len­si­tua­ti­on. Ich sehe da kein Spiel zwi­schen einem CL-Teil­neh­mer und einer Mann­schaft, die gegen den Abstieg kämpft. Das wird ein Spek­ta­kel und ange­sichts von Dort­munds Rum­pel-Defen­si­ve rech­ne ich mit guten Chan­cen für den VfB, auch wenn Sasa aus­fällt. Den­noch: 2:2.

Wer fällt bei Euch aus?

Der BVB hat der­zeit nicht nur Pro­ble­me, dass eini­ge Spie­ler aus­fal­len, dass man z. B. einen Sancho nicht erset­zen konn­te und dass Haa­land nur einen Bruch­teil der Spie­le machen konn­te. Es feh­len gesun­de Spie­ler auf ihren Stamm­po­si­tio­nen, denn wenn man sich die kata­stro­pha­len Feh­ler von Can in der Abwehr anschaut, dann weiß man, dass eini­ges im Argen liegt. Es fehlt, von Außen betrach­tet, ein „Wir“ und eine Mann­schaft, die wie ein Uhr­werk arbei­tet. Ich bin eigent­lich unger­ne Schwarz­se­her, doch als Dort­mun­der nervt es lang­sam, jedes Jahr vor einem „Umbruch“ zu ste­hen. Und der wird auch bald wie­der ein­mal fol­gen, denn die Streich­lis­te ist lang. Klar, das ist aus Stutt­gar­ter Sicht der­zeit ein Luxus­pro­blem.

Wo lie­gen aktu­ell Eure Stär­ken und Schwä­chen und auf wen müs­sen wir beson­ders auf­pas­sen?

Die größ­te Schwä­che erwähn­te ich bereits: die Abwehr, die noch schlech­ter aus­se­hen wür­de, wenn wir nicht vor der Sai­son einen gewis­sen Gre­gor Kobel ver­pflich­tet hät­ten. Es macht Spaß ihm zuzu­schau­en, wenn er gera­de mal nicht vom Stel­lungs­spiel sei­ner Vor­der­leu­te genervt ist. Auf­sei­ten des VfB hät­te ich tat­säch­lich ger­ne Sasa Kalajd­zic gese­hen, aber man kann nicht alles haben. Viel­leicht ist es ganz gut, dass er nicht spielt 😉

Statistik

Cars­ten hat es bereits ange­spro­chen: Die Defen­si­ve macht der Borus­sia in die­ser Sai­son sor­gen. Auch wenn Defen­siv­spiel natür­lich immer Auf­ga­be der gesam­ten Mann­schaft ist: Mit 42 Gegen­tref­fern hat der BVB mehr Tore kas­siert als Bie­le­feld und nur unwe­sent­lich weni­ger als Augs­burg oder Wolfs­burg. Ande­rer­seits haben sie auch die zweit­meis­ten Tore erzielt, natür­lich nach den Bay­ern, die ihnen nach der 4:1‑Klatsche gegen Leip­zig auch punk­te­mä­ßig wie­der ent­eilt sind — wenn sie ihr Über­zahl­spiel gegen Frei­burg nicht doch noch am grü­nen Tisch ver­lie­ren. Ansons­ten lief es in der Rück­run­de für die Borus­sia eher so la la, was auch den Rück­stand auf die Bay­ern erklärt. Sie ver­lo­ren nicht wirk­lich häu­fig, wenn dann aber hef­tig und gegen die direk­te Kon­kur­renz, denn auch gegen Lever­ku­sen setz­te es im Febru­ar ein 2:5. Bes­ter Tor­schüt­ze ist, natür­lich Erling Haa­land mit 16 Tref­fern, gefolgt von Mar­co Reus mit neun. Es ist das 114. Auf­ein­an­der­tref­fen bei­der Mann­schaf­ten, das 104. in der Bun­des­li­ga. Meis­tens hat­te der VfB in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren das Nach­se­hen, mit drei pro­mi­nen­ten Aus­nah­men: dem 4:4 im West­fa­len­sta­di­on vor fast genau zehn Jah­ren, dem 2:1‑Heimsieg 2017 und natür­lich dem 5:1‑Auswärtssieg in der ver­gan­ge­nen Sai­son.

Fazit

Ob es dies­mal wie­der für eine Über­ra­schungs­sieg reicht? Ein schwan­ken­der BVB scheint dem VfB zu lie­gen, angeb­lich soll Mar­co Rose ja bei einer Nie­der­la­ge im Neckar­sta­di­on vor dem Aus als Trai­ner ste­hen. Gleich­zei­tig ist der VfB natür­lich nicht der glei­che wie im Dezem­ber 2020. Grund­sätz­lich knüpf­te die Mann­schaft gegen Bie­le­feld ja auch an die enga­gier­ten zwei­ten Halb­zei­ten in den drei Spie­len davor an. Es gelang ihr nur erneut nicht, eine Füh­rung sou­ve­rän zu ver­tei­di­gen, wenn sie sie schon nicht aus­baut. Die Abwehr ohne Wal­de­mar Anton macht mir auch ehr­lich gesagt noch mehr Sor­gen als der Aus­fall von Sasa Kalajd­zic, denn auch gegen den BVB wer­den wir zu unse­ren Chan­cen kom­men. Die Fra­ge ist nur: Blei­ben wir bis zum Abpfiff kon­zen­triert genug, damit uns nicht noch­mal so ein Lap­sus unter­läuft wie im Hin­spiel? Wie ein­gangs gesagt: Die­ser Abstiegs­kampf braucht Geduld, er wird wohl zumin­dest für uns erst im Mai ent­schie­den sein. Trotz­dem habe ich nichts dage­gen, wenn wir heu­te den Grund­stein dafür legen und Haa­land gegen den VfB wei­ter tor­los bleibt.

Titel­bild: © Chris­ti­an Kas­par-Bart­ke/­Get­ty Images

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