Beim Auswärtsspiel in Bielefeld lässt der VfB zu viele Chancen liegen. Nicht zuletzt die, sich im Abstiegskampf etwas Luft zu verschaffen.
Omar Marmoush versuchte es, ebenso wie Chris Führich und Tiago Tomás. Am Ende war nur einer aus dem Offensivquartett mit dem Brustring erfolgreich: Sasa Kalajdzic brachte seine Mannschaft im zweiten direkten Abstiegskampf-Duell in Folge per Handelfmeter in Führung. Dass diese am Ende nur einen und nicht wie erhofft drei Punkte einbrachte, lag vor allem an der miserablen Chancenverwertung des VfB — aber nicht allein. Denn erneut zeigte die Mannschaft im Spielaufbau Schwächen, die es den Gästen immer wieder erlaubten, Gegenangriff zu setzen, von denen einer schließlich den Ball ins Tor fand.
Ein Problem, welches sich schon durch die ganze Saison zieht: Der VfB verliert im Mittelfeld immer wieder leichtfertig den Ball durch Fehlpässe oder Zweikämpfe und ist dann auch nicht in der Lage, zweite Bälle zurück zu erobern. Immerhin: Die Mannschaft ist gegen ebenbürtig Gegner meist in der Lage, das zu kaschieren, indem Marmoush, Führich und Tomás dann doch häufig genug durchbrechen können. Zuletzt gelang das drei Mal spektakulär durch Punktgewinne in der Schlussphase nach zwischenzeitlichem Rückstand. Diesmal ging der VfB in Führung und schaffte es mehrfach nicht, den Deckel auf dieses Spiel zu machen.
VfB engagiert, Gegner effektiv
Man kann es Pech nennen, wie bei Führichs Schuss in der ersten Halbzeit oder Mavropanos Kopfball nach der Pause. Aber viele Chancen des VfB wurden auch leichtfertig vergeben. Entweder weil der Abschluss zu überhastet und damit ungenau aufs Tor kam oder — und auch das ist kein neues Problem — die Schusspositionen eher suboptimal waren. Dennoch hatten die Brustringträger immer noch genug Großchancen im Strafraum der Ostwestfalen, die aber bis auf den Elfmeter eben alle vergeben wurden. Vielleicht wog der Ausfall von Borna Sosa am Ende doch schwerer als gedacht, denn der Schütze des Elfmetertores brachte den Ball im gesamten Spiel nur einmal aufs Tor — eben beim Elfmeter.
Im Gegenzug nutzte der Gegner erneut seine einzige Großchance zum Tor. Es war wieder eine Verkettung von verlorenen Kopfballduellen und mangeldnem Stellungsspiel, das Florian Krüger den Ausgleichstreffer ermöglichte. Am Ende einer anstrengenden Partie merkte man dann, wie es beim VfB schon wieder in den Köpfen arbeitete, als jeder Ball hoch und weit hinausgeschlagen wurde, um bloß nicht noch gegen den Tabellenvorletzten zu verlieren, bevor dieses auch spielerisch schwer verdaulich Spiel mit der Kopfverletzung von Fabian Klos sein trauriges Ende fand. An dieser Stelle gute Besserung nach Bielefeld! Es war schön zu sehen, wie angemessen und geistesgegenwärtig Fans und Spieler, insbesondere Aushilfssanitäter Sasa Kalajdzic, auf die erschreckende Szene reagierten.
Zähes Schneckenrennen
Zurück zum Sportlichen: Wie das 3:0 der vor zwei Wochen noch unfassbar passiven Augsburger gegen Wolfsburg am Sonntag zeigte, ist der Abstiegskampf auch in diesem Jahr ein unglaublich zähes Schneckenrennen um die Nicht-Abstiegsplätze. Eigentlich konnte sich der VfB diesen Punktverlust gegen die direkte Konkurrenz nicht leisten, andererseits hätten auch drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge angesichts des Restprogramms keine Garantie auf den Klassenerhalt bedeutet. Wie man eine schmeichelhaft Führung über die Zeit bringt, bewies Union Berlin am Freitagabend, dem VfB gelingt das derzeit nur noch, wenn er selber so spät wie möglich trifft.
Angesichts der Spielstärke der Mannschaft gerade nach dem Ausgleich habe ich weiterhin ein diffus positives Gefühl, was den Abstiegskampf angeht, in den jetzt vielleicht sogar noch Wolfsburg hineingezogen werden könnte. Der VfB muss aber weiter auf sich gucken, hat mit Spielen gegen Berlin und Wolfsburg auch weiterhin alles in der eigenen Hand, auch wenn es bis zuletzt knapp sein wird. Die Mannschaft muss jede Chance ergreifen, die sich ihr bietet. Jede.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass sieht nicht Kalajdzic, sondern punktemäßig auch den VfB als Ersthelfer, Stuttgart.International sieht eine Partie in der “viel gekämpft und wenig gespielt wir”.
Titelbild: © Martin Rose/Getty Images