Der VfB hätte vielleicht gegen Dortmund was holen können und hätte vielleicht wieder tief in den Tabellenkeller rutschen können. Keines von beidem ist eingetreten.
Freitagabendspiele sind eine Qual, Flutlicht-Romantik hin oder her. Und das nicht nur wegen der meist bescheidenen Anfahrt im Berufsverkehr, die in am vergangenen Freitabend in ziemliches Chaos ausartete. Nein, sie sind vor allem deshalb eine Qual, weil Du im Falle einer Niederlage das ganze Wochenende mit bangem Blick auf die Konkurrenz ertragen musst. Würde Bayern schon wieder gegen Augsburg stolpern? Holt Hertha ausgerechnet im “Derby” (zwölf Partien, erste Begegnung 2010) zum Befreiungsschlag aus? Und kann man Wolfsburg nach der deutlichen Niederlage in Augsburg vergangenes Wochenende überhaupt noch irgendwas zutrauen? Mal wieder hatte der VfB seine Hausaufgaben nicht gemacht und hoffte darauf, dass diese nicht kontrolliert würden. Glück gehabt: Am Ende holten die letzten fünf letztplatzierten Mannschaften der Bundesliga durch die Bank weg null Punkte. Nichts passiert also.
Nichts passierte auch am Freitagabend im verregneten Bad Cannstatt auf dem seifigen Rasen des Neckarstadions. Zumindest nichts, was man sich erhofft hatte. Der VfB spielte nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt mit jener letzten Konsequenz, die man braucht, um endlich mal eine der Topmannschaften dieser Liga zu schlagen, die zudem gefühlt mal wieder stark am Wanken ist. Stattdessen reichten den Gästen zwei Slapstick-Szenen der VfB-Abwehr und die erneut erbarmungswürdige Chancenverwertung der Brustringträger, um drei relativ leicht verdiente Punkte einzufahren. Dabei bot der BVB dem VfB durchaus etwas an, gerade vor dem Strafraum hatten die Hausherren mitunter richtig viel Platz, wenn sie den Ball nicht schon im Aufbau verspielten. Aber dann mangelte es an der Entscheidungsfindung.
Alibischüsse reichen nicht
Dabei ist eigentlich klar, dass man eine Mannschaft wie Dortmund, trotz ihrer immer wieder auftretenden Schwächen und auch nachdem sie bereits in der ersten Halbzeit bereits zweimal verletzungsbedingt wechseln mussten, eigentlich nur durch schnelles, überfallartiges Spiel nach vorne kriegt. Der VfB hingegen spielte sich meist recht umständlich vorne fest und verlegte sich dann auf Alibischüsse aus der Distanz, deren xG-Wert wahrscheinlich im Promillebereich lag. Weg war die Chance und der Ballbesitz. Matarazzo fehlte im Spiel nach eigener Aussage die “Galligkeit”, mir mangelt es da an Ernsthaftigkeit. Aus 20 Metern einfach mal draufhalten, weil man der Meinung ist, der Ball würde sich mit magischer Kraft den überschaubaren Schießkünsten wiedersetzen und doch den Ball ins Tor finden, reicht aktuell nicht. Klar ist es ärgerlich, dass erst der beste Flankengeber und dann sein bester Kunde ausfallen. Aber dann müssen eben andere Mechanismen greifen.
Hinzu kam, dass die Chancen schlechter waren als die gegen Bielefeld. Wohl auch deshalb, weil man beim VfB nicht all in ging, um ein Gegentor wie im Hinspiel nach eigener Ecke zu vermeiden. Stattdessen rasselte Mavropanos mit Karazor zusammen, Stenzel rutscht weg und Müller zieht im entscheidenden Moment die Hand weg vom Ball. Alles so Kleinigkeiten, die verhindern, dass Du im Abstiegskampf mal nen großen Schritt machst. Wobei man das mit den Schritten einschränken muss. So richtig raus kommt da unten keiner, der mal richtig drin war. Gladbach und Wolfsburg schauten mal kurz in den Abgrund, machten dann aber wieder kehrt und selbst Augsburg traue ich trotz fünf Punkten Vorsprung auf uns noch zu, da unten reinzurutschen. Nichts passiert also und nächste Woche geht das Ganze von vorne los. Dann hoffentlich mit Sosa und Sasa und immerhin mit einem Samstagsspiel.
Zum Weiterlesen: Dem Vertikalpass machte das Spiel überhaupt keinen Spaß, Stuttgart.international vermisst das Aufbäumen.
Titelbild: © Matthias Hangst/Getty Images