No offense, no party

Der VfB hat bei For­tu­na Düs­sel­dorf am Frei­tag­abend mit 0:1 ver­lo­ren. Mit­ent­schei­dend dafür, dass es für die Brust­ring­trä­ger am Ende nicht ein­mal zu einem Unent­schie­den reich­te war neben einer erneut lach­haf­ten Schieds­rich­ter­leis­tung die Tat­sa­che, dass sie mit der dicht ste­hen­den Düs­sel­dor­fer Abwehr nichts anzu­fan­gen wuss­ten.

Sowohl Trai­ner als auch Mann­schaft schie­nen zunächst ihre Leh­ren aus der ers­ten Halb­zeit am Mon­tag gegen den FC St. Pau­li gezo­gen zu haben. Dies­mal spiel­te Alex­an­dru Maxim wie­der von Beginn an, auch Boris Tash­chy durf­te neben Simon Terod­de von Beginn an ran. Auch sah die Abwehr wesent­lich sta­bi­ler aus als vor Wochen­frist, als man sich ein ums ande­re Mal von den Ham­bur­ger Außen­stür­mern über­lau­fen ließ. Es war also eigent­lich alles ange­rich­tet für einen Aus­wärts­sieg in einem stim­mungs­vol­len, wenn auch von außen lei­der sehr häß­li­chen Sta­di­on.

Das Kreativ-Vakuum

Kreativer als die VfB-Offensive: Die farbliche Sitzkombination im Düsseldorfer Stadion. Bild: © VfB-Bilder.de
Krea­ti­ver als die VfB-Offen­si­ve: Die farb­li­che Sitz­kom­bi­na­ti­on im Düs­sel­dor­fer Sta­di­on. Bild: © VfB-Bilder.de

Lei­der haper­te es beim VfB dann jedoch am ande­ren Spiel­feld-Ende. Zum Sai­son­auf­takt ließ St. Pau­li dem VfB am Ende die Lücken, die Maxim und Gent­ner nutz­ten, um das Spiel zu dre­hen. Düs­sel­dorf ließ zwar Tor­schüt­zen­kö­nig Terod­de auch ein­mal zu viel gewäh­ren, der ver­gab aber wie am Mon­tag erneut sei­ne Groß­chan­ce und füt­ter­te im Block schon die Spe­ku­la­ti­on, dass Spie­ler bei uns grund­sätz­lich ihre Form ver­lie­ren. So weit wür­de ich noch nicht gehen, aber es ist zumin­dest scha­de, dass Terod­de nicht gleich zu Beginn der Sai­son den Unter­schied machen kann.

Das Kar­di­nal­pro­blem liegt aber weni­ger als bei ihm, als bei der gan­zen Anla­ge des Offen­siv­sys­tems. Maxim und Zim­mer began­nen auf den Flü­geln und brach­ten beim Stand von 0:0 wenig, nach dem Rück­stand offen­siv gar nichts mehr zustan­de. Hier bewahr­hei­te­te sich die weit­ver­brei­te­te Ver­mu­tung, dass vie­le Zweit­li­gis­ten sich gegen den VfB hin­ten rein­stel­len wer­den, erst recht mit einer Füh­rung im Rücken. Schon damals, in grau­er Vor­zeit, als es für die Brust­ring­trä­ger in der Bun­des­li­ga noch klei­ne Geg­ner gab, berei­te­te die­se Kon­stel­la­ti­on der Mann­schaft Kopf­zer­bre­chen. Jah­re spä­ter, in der zwei­ten Liga und um vie­le Krea­tiv­spie­ler ärmer setz­te sich die­ses Dilem­ma fort. Kei­ner hat­te einen Plan, wie die For­tu­na-Abwehr zu über­win­den war. Das Ergeb­nis: Ein­falls­lo­ses Kick, dem in den meis­ten Fäl­len man­gels nach­rü­cken­der Spie­ler — auch ein altes Pro­blem —  nicht mal ein Rush und erst recht kein Tor folg­te.

Der VfB Stuttgart der 2. Liga

Das hing auch, aber natür­lich nicht aus­schließ­lich, mit Alex­an­dru Maxim zusam­men. Der Spie­ler mit der Num­mer 10 fand sich meis­tens näher an der Mit­tel- als an der geg­ne­ri­schen Tor­li­nie wie­der. Ob es dar­an lag, dass sei­ne Rücken­num­mer dies­mal nicht mit sei­ner Posi­ti­ons­num­mer über­ein­stimm­te? Auf jeden Fall blieb er in die­sem Spiel — mal wie­der —  den Beweis schul­dig, dass er wirk­lich der die­ser Liga über­le­ge­ne Spie­ler ist, zu dem ich ihn ver­gan­ge­ne Woche erkor. Je län­ger das Spiel lief, des­to ver­zwei­fel­ter und aus­sichts­lo­ser wur­den die Angriffs­ver­su­che der Brust­ring­trä­ger.

pic041Auch Mitch Langerak (gelber Fleck) brachte offensiv keine Verbesserung. © VfB-Bilder.de
Auch Mitch Lan­ge­rak (gel­ber Fleck) brach­te offen­siv kei­ne Ver­bes­se­rung. © VfB-Bilder.de

Ich habe ja immer noch Anpas­sungs­pro­ble­me an die zwei­te Liga und wäh­ne mich jede Woche in einem DFB-Pokal­spiel. So hat­te ich auch die­se Woche wie­der das Gefühl, dass sich hier ein “Klei­ner” mit allem was er hat gegen den über­mäch­ti­gen VfB stemmt und ver­sucht, ihm ein Bein zu stel­len. Natür­lich ist der VfB in die­ser Ver­fas­sung kein “Gro­ßer”.  Wie am Frei­tag­abend am Rhein zu beob­ach­ten war, ist er nicht der FC Bay­ern der zwei­ten Liga, son­dern eben der VfB Stutt­gart der zwei­ten Liga: Ein biß­chen dus­se­lig, ein biß­chen zurück­ge­lehnt und vor allem ziem­lich ideen­los.

Das Pro­blem: Wir kön­nen es uns nicht mehr erlau­ben, für sol­che Pro­ble­me, wie sie im Spiel gegen Düs­sel­dorf auf­tre­ten, kei­ne Lösung parat zu haben. Natür­lich kann nie­mand im Voll­be­sitz sei­ner geis­ti­gen Kräf­te damit rech­nen, dass der VfB die Liga über­rollt. Aber das wird nicht das letz­te Mal sein, dass ein Geg­ner ver­sucht, uns mit Defen­siv­fuß­ball den Zahn zu zie­hen. Und es ist eben nicht der Pokal, wo ein Aus­schei­den zwar ärger­lich, aber ver­schmerz­bar wäre und es ist nicht die ers­te Liga, wo man sich am Ende mit einem 10. Platz zufrie­den geben kann. Der VfB muss so schnell wie mög­lich so vie­le Punk­te wie mög­lich sam­meln und sich einen  größt­mög­li­chen Vor­sprung auf die Nicht-Auf­stiegs­plät­ze erar­bei­ten. Nicht auf­stei­gen ist wie schon häu­fi­ger betont kei­ne Opti­on.

Jetzt gegensteuern!

Immer­hin scheint man in der sport­li­chen Lei­tung ver­stan­den haben, wor­um es geht. Luhuk­ay sagt, man müs­se jetzt nicht jam­mern. Finanz­chef Ste­fan Heim beton­te, dass der VfB noch finan­zi­el­le Mög­lich­kei­ten hat und immer wie­der wur­de betont, dass die Mann­schaft noch ver­stärkt wer­den muss. Nur: Das muss jetzt auch irgend­wann mal pas­sie­ren! Der August ist zur Hälf­te rum. Trotz der Leis­tungs­stei­ge­rung in der Innen­ver­tei­di­gung ver­fügt der VfB immer noch nicht über eine auf­stiegs­taug­li­che Vie­rer­ket­te. Insua und Klein konn­ten auch die­se Woche nicht über­zeu­gen. Und offen­siv reicht es eben auch noch nicht. Tobi­as Wer­ner schlug zwar eine gefähr­li­che Flan­ke, blieb aber nach sei­ner Ein­wechs­lung so ideen­los wie Jean Zim­mer auf der ande­ren Sei­te.

Natür­lich ist die Sai­son erst zwei Spiel­ta­ge alt. Aber nach die Alarm­glo­cken in der ver­gan­ge­nen Sai­son alle­samt defekt zu sein schie­nen, muss die­ses Jahr so früh wie mög­lich auf Fehl­ent­wick­lun­gen reagiert wer­den. Der VfB muss sich offen­siv wie defen­siv ver­stär­ken und muss dann end­lich auch so domi­nant auf­tre­ten, wie es Han­no­ver der­zeit tut. Am kom­men­den Sams­tag geht es zum DFB-Pokal­spiel ins Saar­land. Es bleibt zu hof­fen, dass man sich dort das Selbst­ver­trau­en holt, um anschlie­ßend auch in Sand­hau­sen zu über­zeu­gen.

Zuletzt, auch weil es teil­wei­se spiel­ent­schei­dend war, noch was zu den Schieds­rich­ter­leis­tun­gen bei VfB-Spie­len. Der Unpar­tei­ische des ers­ten Spiels hol­te sich die kicker-Note 5 und auch die­se Woche war die Leis­tung einer Kata­stro­phe. Zunächst war uns das gar nicht so unrecht, schie­nen doch vie­le Ent­schei­dun­gen eher für uns zu lau­fen. Aber der Mann in Schwarz ver­sau­te nicht nur eine, son­dern gleich zwei Elf­me­ter­si­tua­tio­nen und ver­darb dem VfB damit einen Punkt­ge­winn, auch wenn der nicht voll­ends ver­dient gewe­sen wäre. Es ist halt alles etwas klei­ner in die­ser Liga, auch die Über­sicht der Unpar­tei­ischen.

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