Der VfB darf sich erstmals nach sieben Jahren wieder Derbysieger nennen, besiegt den Karlsruher SC verdient in deren Stadion mit 3:1. Ein rundum gelungener Sonntagnachmittag, in fast jeder Hinsicht.
Zehn Spieltage war die erste Zweitliga-Saison des VfB seit einer halben Ewigkeit vor diesem Spiel alt und nun würde sich im auseinander fallenden Old-School-Stadion in Karlsruhe die Gemütslage am Wasen in den kommenden Wochen entscheiden. Eine Niederlage in diesem Spiel hätte die Brustringträger nicht nur sportlich erneut zurück geworfen, auch die Stimmung wäre nach der Klatsche in Dresden und dem Arbeits-Heimsieg gegen München wieder dahin gewesen. Es stand also durchaus mehr auf dem Spiel, als man das von einem elften Spieltag erwarten konnte.
Tor, Zittern, Tor, Zittern, Derbysieg
Der VfB, und das lässt einen wieder ein bisschen hoffnungsvoller auf den Rest der Hinrunde blicken, nahm diese Herausforderung an. Wie schon in den Heimspielen gegen 1860 (6. und 18. Minute) und Fürth (2. und 4. Minute) legten es die Stuttgarter auf ein schnelles Tor an und erzielten dieses auch. Carlos Mané konnte zwar seinen Premierentreffern noch keine weiteren folgen lassen, zeigte sich aber erneut als starker Vorbereiter und legte Takuma Asano dessen ersten Treffer im Brustring mustergültig auf. Ein Start nach Maß ins Derby also, dem dann erneut eine sehr zähe Vorstellung bei eigener Führung folgen sollte. Vielleicht ist auch zu viel verlangt, dass die Mannschaft einen angeschlagenen Gegner bereits in der ersten Halbzeit mit einem zweiten Tor an den Rand einer Niederlage bringt. Am Sonntag hätte es auf jeden Fall zur Beruhigung beigetragen.
Das war auch nach in der zweiten Halbzeit der Fall. Zuerst schlug Emiliano Insua eine Zuckerflanke auf den Kopf von Simon Terodde, der anschließend salutierend in die Rauchschwaden vor dem Gästeblock lief. Dann nahm der Außenverteidiger bei einer, zugegebenermaßen aus kurzer Distanz geschlagenen, Flanke etwas unbeholfen den Arm zu Hilfe und schenkte dem K** den Anschlusstreffer. Erneut Zittern beim Gästeanhang, auch wenn die Brustringträger in dieser Saison erst einmal, im Bochum, eine Führung verspielt hat. Aber der VfB kann eben neben einem Simon Terodde auch einen Alexandru Maxim von der Bank bringen. Der Mittelfeldspieler scheint sich mittlerweile damit abgefunden zu haben, nicht automatisch von Beginn an auf dem Feld zu stehen. Zumindest hat es keinen Einfluss auf seine Leistung. Erneut Insua besorgte mit einer schönen Flanke die Vorarbeit und Maxim ließ erst noch gemächlich zwei Karlsruher aussteigen, um schließlich das weiß-rote Derbyglück perfekt zu machen. Schaut man unter den Strich, war es trotz der zwischenzeitlichen Zitterphasen ein durchweg verdienter Derbysieg bei traumhaftem Herbstwetter.
Kaminski debütiert, Terodde trifft erneut
Besonders hervorheben sollte man an dieser Stelle auch nochmal Hannes Wolfs Entscheidung, Marcin Kaminski zu seinem VfB-Debüt zu verhelfen, und das im defensiven Mittelfeld. Dort gab der eigentliche Innenverteidiger, den viele schon als den nächsten Fehleinkauf auf dieser Position abgestempelt hatten, eine ziemlich solide Vorstellung ab und setzte diese, nachdem Fast-Torschütze Toni Sunjic gegen Torschütze Simon Terodde ausgetauscht wurde, in der Innenverteidigung fort. Überhaupt: Terodde. Nach seiner Verletzung trifft er zum zweiten Mal in Folge und hat jetzt nach elf Spieltage ebenso wie Christian Gentner doch immerhin schon vier Tore auf dem Konto. Hoffentlich kann er seine Serie am kommenden Wochenende gegen Bielefeld ausbauen, gemeinsam mit einem hoffentlich dann endgültig fitten Daniel Ginczek. Der VfB springt nach dem zweiten Sieg in Folge und dem dritten Sieg in vier Ligaspielen auf Platz Zwei und ist mit drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Braunschweig wieder ein ernstzunehmenderer Aufstiegskandidat.
Alles im Rahmen
Apropos ernstzunehmend. Natürlich müssen wir nicht nur über das Derby, sondern auch auch über das *kreisch* Derby reden. Viel wurde im Vorhinein über den Hass und die Gewalt berichtet, im Vergleich zum medialen Tamtam blieb es dann aber am Sonntag eigentlich verhältnismäßig ruhig. Zwar wurde im Gästeblock Pyrotechnik gezündet, aber das schon fast geordnet jeweils zu Beginn der beiden Halbzeiten und bis auf die unglaublich dämliche Böllerei und einen Bengalo, den Kevin Großkreutz später relativ nah an den Werbebanden wiederfand, auch relativ harmlos.
Auch auf der Gegenseite blieb es ruhig, anscheinend wollte man es bei den Gastgebern nach dem Platzsturm im Spiel gegen Nürnberg auch etwas ruhiger angehen lassen. Stimmungsmäßig kamen beide Seiten irgendwie nicht so richtig aus dem Quark, wobei man das immer schlecht beurteilen kann, wenn man selber im Block steht. Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, da wäre mehr gegangen.
Erschreckend ist jedoch nach wie vor, neben der Einfallslosigkeit der Karlsruher bei Spruchbändern und beim Abfackeln von selbst gebastelten Plüschtieren, die Organisation rund ums Wildparkstadion. Lassen wir den Bus-Shuttle mal außen vor, der so reibungslos lief, dass man Karlsruher nur im Stadion zu Gesicht bekam. Aber warum man für 3000 Gäste-Fans nur eine Handvoll Tore aufmacht, ist mir genauso unbegreiflich wie die Tatsache, dass man bereits 20 Minuten vor Anpfiff einen Haufen Ultras auf die Laufbahn direkt neben den Gästeblock lässt, nur damit die ein Stück Stoff ausrollen und das dann kurz vor Anpfiff hochhalten. Zum Glück blieb es hier bei Pöbeleien.
Aber genug gemeckert.
Derbysieger!
Hoffen wir, dass der VfB jetzt gegen die Arminia mit neuem Trainer seine Serie ausbaut und sich endlich oben festsetzt. Ein Sieg gegen Bielefeld würde das Ergebnis vom Sonntag noch vergolden.