Nichts abgeschenkt

Der VfB schei­det zwar im Pokal mit 0:2 bei Borus­sia Mön­chen­glad­bach aus, zeigt aber gegen den Bun­des­li­gis­ten eine soli­de bis gute Leis­tung. Zu mehr reich­te es man­gels Offen­si­ve und Abge­zockt­heit nicht. Immer­hin: An der Ein­stel­lung lag es dies­mal nicht.

Man hat­te ja von Beginn an schon den Ein­druck, dass ange­sichts des Der­by-Hypes die Hälf­te der Fan­sze­ne das Pokal­spiel am Nie­der­rhein schon fast ver­ges­sen hat­te. Und so rich­te­te sich auch nach dem Aus­schei­den bei den meis­ten der Blick direkt auf das Spiel am Sonn­tag. Dabei konn­te man beim ers­ten Auf­tritt der Brust­ring­trä­ger in einem Bun­des­li­ga-Sta­di­on seit Mai eini­ge inter­es­san­te Ansät­ze beob­ach­ten.

Außenseiter mit Ballgewinnen

Der VfB fand sich dies­mal der unge­wohn­ten Rol­le des Außen­sei­ters wie­der und nahm sie gut an. Die Gast­ge­ber spiel­ten zuwei­len etwas nach­läs­sig und ermög­lich­ten den Gäs­ten im Mit­tel­feld und am eige­nen Straf­raum vie­le Ball­ge­win­ne. Dass man die­se nicht in Tore ver­wan­deln konn­te, lag vor allem dar­an, dass der VfB ohne Stür­mer ange­reist war. Terod­de war (und ist) ange­schla­gen und kann auch nicht gera­de von sich sagen, dass er einen Lauf hat, Gin­c­zek soll­te nach dem Kurz­ein­satz am Frei­tag­abend geschont wer­den. Der VfB trat also offen­siv mit Özcan und Tash­chy sowie Mané und Asa­no auf den Flü­geln an,

Der VfB scheiterte mit seinen Angriffen immer wieder an der Fohlenabwehr. Bild: © VfB-Bilder.de
Der VfB schei­ter­te mit sei­nen Angrif­fen immer wie­der an der Foh­len­ab­wehr. Bild: © VfB-Bilder.de

die sich aber alle­samt zu häu­fig in der gut gestaf­fel­ten Glad­ba­cher Abwehr fest­lie­fen. Betrach­tet man die vie­len Ball­ge­win­ne und Angriffs­ver­su­che, kann man durch­aus zu dem Schluss kom­men, dass mit einem treff­si­che­ren Stür­mer hier durch­aus etwas mög­lich gewe­sen wäre.

Statt­des­sen schlu­gen die Gast­ge­ber zwei­mal zu, als die VfB-Abwehr, die sonst vie­le Bäl­le gewann und ange­sichts des Geg­ners und der bis­he­ri­gen Leis­tun­gen in der Liga eine gute Figur abgab, ent­we­der zu weit auf­ge­rückt oder zu weit von den Gegen­spie­lern weg war. Erneut setz­te Trai­ner Han­nes Wolf in der Innen­ver­tei­di­gung auf Toni Sun­jic, der bei bei­den Gegen­tref­fern offen­bar­te, dass er der Traum-Gegen­spie­ler jeder Kon­ter­mann­schaft ist. Am Ende war es dann vor allem die indi­vi­du­el­le Stär­ke und die Abge­zockt­heit der Glad­ba­cher Offen­si­ve, die dem VfB das Genick brach.

VfB hält auch nach Rückstand dagegen

Hat mal also wegen der Auf­stel­lung und ange­sichts der Tat­sa­che, dass der VfB wohl in wei­te­ren 180 Minu­ten Spiel­zeit kein Tor mehr geschos­sen hät­te, das Pokal­spiel ein­fach so abge­schenkt? Nun, die­sen Vor­wurf kann man der Mann­schaft die­ses Mal nicht machen. Wie schon häu­fi­ger gegen star­ke Geg­ner zeig­ten sich die Spie­ler sehr enga­giert und gaben sich auch nach dem 1:0 weder auf, noch lie­ßen sie sich wie in Dres­den über­rol­len. Nach dem Füh­rungs­tref­fer ver­fiel die VfB-Abwehr zwar bis Ende der ers­ten Halb­zeit ziem­lich in Hek­tik, berap­pel­te sich aber in der Pau­se und luchs­te den Glad­ba­chern auch nach dem Sei­ten­wech­sel immer wie­der den Ball ab und setz­te zu Gegen­an­grif­fen

Kein Grund, lange die Köpfe hängen zu lassen! Bild © VfB-Bilder.de
Kein Grund, lan­ge die Köp­fe hän­gen zu las­sen! Bild © VfB-Bilder.de

an. Man merk­te der Mann­schaft an, dass sie nur wenig zu ver­lie­ren hat­te und wünsch­te sich, sie wür­den auch in der Liga manch­mal so mutig und unbe­küm­mert auf­tre­ten.

Hät­te man Dani­el Gin­c­zek bereits wie­der über 90 Minu­ten ein­set­zen sol­len, um die Chan­cen auf ein Wei­ter­kom­men zu erhö­hen, auf die Gefahr hin, dass er sich viel­leicht erneut ver­letz­te? Viel­leicht. Ganz unwich­tig wäre ein Wei­ter­kom­men auch nicht gewe­sen, ver­dien­ten die Gast­ge­ber laut RP Online doch mit dem Ein­zug ins Ach­tel­fi­na­le rund eine Mil­li­on Euro. Aber, so bit­ter sich das immer noch anhört: Wir haben mit einer Zweit­li­ga-Mann­schaft bei einem Bun­des­li­gis­ten und Cham­pi­ons League-Teil­neh­mer gespielt. Ein Aus­schei­den gegen einen klas­sen­hö­he­ren Ver­ein, und spielt er auch noch so schlud­rig, ist kei­ne Schan­de. Das soll­ten wir eigent­lich am Bes­ten wis­sen, war doch der VfB in den letz­ten Jah­ren gut dar­in, sich im Pokal gegen klas­sen­tie­fe­re Ver­ei­ne durch­zu­wursch­teln.

Zeit für eine Serie

Auf der ande­ren Sei­te hät­ten auch Dani­el Gin­c­zek und ein ange­schla­ge­ner Simon Terod­de ein Wei­ter­kom­men nicht garan­tiert, hät­te der Cham­pi­ons League-Teil­neh­mer viel­leicht bei einem Gegen­tref­fer noch ein­mal zusätz­lich Gas gege­ben. Jetzt gilt es, den Fokus umso mehr auf die Liga zu legen und die ent­gan­ge­nen Ein­nah­men auf ande­rem Weg, wenn auch über einen län­ge­ren Zeit­raum, wie­der rein zu holen. Das Der­by soll­te nicht nur aus offen­sicht­li­chen Grün­den gewon­nen wer­den, son­dern auch, weil man sich nicht mehr vie­le Punkt­ver­lus­te, geschwei­ge denn Nie­der­la­gen leis­ten kann, wenn man auf­stei­gen möch­te. Der Auf­stei­ger mit den meis­ten Sai­son­nie­der­la­gen in den letz­ten zehn Jah­ren war St. Pau­li mit zehn Plei­ten, die meis­ten Teams unter den ers­ten drei hat­ten am Sai­son­ende vier bis sechs Nie­der­la­gen auf dem Kon­to. Der VfB hat nach zehn Spie­len bereits derer drei. Zeit, eine Serie zu star­ten.

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