Am Sonntag steht eine weitere Begegnung an, die es schon länger nicht mehr gegeben hat: Der VfB empfängt Arminia Bielefeld. Wir haben uns vor dem Spiel mit Arminia-Fan Maike (@masi_76) über ihren Verein, dessen aktuelle Situation und das Spiel unterhalten.
Rund um den Brustring: Hallo Maike, erzähl doch bitte kurz was über Dich: Seit wann bist Du Arminia-Fan und warum?
Maike: Arminia-Fan bin ich seit über 20 Jahren. Bei mir war das ein schleichender Prozess, es gab nicht DAS EINE SPIEL, das mich zum Fan gemacht hat. Da ich gebürtige Bielefelderin bin, lag Arminia natürlich nah. Man hat es als Arminia-Fan nicht leicht, aber bei uns gilt “Leiden schafft Leidenschaft” und von beidem gibt es bei Arminia reichlich.
Rund um den Brustring: Seit die Arminia 2009 aus der Bundesliga abgestiegen ist, pendelt sie zwischen dritter und zweiter Liga. Wie kam es dazu, dass Ihr in die Drittklassigkeit abgerutscht seid?
Maike: Das Abrutschen in die Drittklassigkeit hatte mehrere Ursachen. Zum einen natürlich die Finanzen. Arminia war noch nie auf Rosen gebettet, aber unter anderem durch den Ausbau der Osttribüne und die finanziellen Einbußen in den anderen Ligen nach 5 Jahren Erstligazugehörigkeit standen wir zwischenzeitlich kurz vor der Insolvenz. Gleichzeitig herrschte auch im Umfeld bzw. im Verein eine große Unruhe, die sich auch auf die Spieler übertragen hat. Aufgrund der sehr beschränkten finanziellen Mittel war es außerdem kaum möglich, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen.
Rund um den Brustring: Nach der bitteren Relegations-Niederlage gegen Darmstadt seid ihr 2015 in Liga 2 zurück gekehrt und habt die letzte Saison auf Platz 12 abgeschlossen. Kann sich die Arminia wieder langfristig in der 2. Liga etablieren oder sogar die Bundesliga in Angriff nehmen? Was meinst Du?
Maike: Arminias Ziel in den nächsten Jahren sollte ganz klar die Festigung in der 2. Liga sowie die finanzielle Konsolidierung sein. Sowas hängt allerdings auch immer von vielen Faktoren ab, unter anderem auch im entscheidenden Moment einfach mal ein Quäntchen Glück zu haben. In ein paar Jahren können wir dann hoffentlich wieder nach oben schauen und das eine oder andere Erstliga-Jahr zu Arminias Geschichte hinzufügen.
Rund um den Brustring: Ihr hattet einen schlechten Saisonstart, habt am vergangenen Wochenende Euren ersten Sieg in der Liga geholt. Die klassische Frage: Woran lag’s? Am Trainer Rüdiger Rehm, der ja dann entlassen wurde?
Maike: Schwierige Frage. Auf dem Papier hatte sich die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison kaum verändert. Der kurzfristige Abgang von Norbert Meier hat sicherlich für Unruhe gesorgt. Rüdiger Rehm mag ein guter Trainer sein, ich denke aber, dass er einfach zu viel auf einmal wollte. Er hatte eine bestimmte Spielweise im Kopf, konnte sie den Spielern nicht vermitteln beziehungsweise hatte nicht das passende Spielermaterial dafür. Die Mannschaft wirkte dadurch sehr verunsichert auf dem Platz. Zusätzlich wurden einige Spieler auf falschen Positionen eingesetzt. Statt dann auf Altbewährtes zu setzen, hat er zu viel experimentiert.
Rund um den Brustring: Soll Interimstrainer Carsten Rump noch ersetzt werden? Wie ist da der aktuelle Stand? Wen hättest Du gerne?
Maike: Leider muss Carsten Rump bis spätestens Dienstag ersetzt werden, da er die nötigen Lizenzen nicht hat. Er ist ein Armine durch und durch, daher wird er sicherlich irgendwann den Trainerposten übernehmen. Er hat der Mannschaft das Selbstvertrauen und die Spielfreude zurückgegeben.
Zum jetzigen Zeitpunkt in der Saison kann man keine Experimente mehr machen, daher sollte es meiner Meinung nach ein erfahrener Trainer mit Zweitliga- und Abstiegskampferfahrung sein. Der ist aber vermutlich nicht gerade günstig zu haben, daher ist die Trainersuche sicherlich schwierig.
Rund um den Brustring: Was traust Du der Arminia nach diesem Saisonstart noch zu?
Maike: Die letzten beiden Spiele (Pokal und Liga) haben gezeigt, dass die Jungs es können. Es war sicherlich kein schöner Fußball, aber sie haben gekämpft, jeder war für den anderen da und sie haben wieder Leidenschaft gezeigt. Arminia ist im Team an stärksten und wenn das funktioniert, dann ist vielleicht sogar noch ein Mittelfeldplatz möglich.
Rund um den Brustring: Was sind die Stärken der Arminia? Wie kann sie dem VfB am Sonntag gefährlich werden?
Maike: Die Stärken habe ich bereits genannt. Genau diese machen sie für jeden Gegner gefährlich. Der VfB hat einen Erstliga-Kader und ist am Sonntag eindeutig Favorit. Aber genau das kann Arminia zu Gute kommen.
Rund um den Brustring: Und die Schwächen?
Maike: Die Schwächen hat man besonders in den ersten Saisonspielen gesehen. Wir sind hinten zu anfällig und vorne schießen wir zu wenig Tore beziehungsweise brauchen zu viele Chancen dafür. Leider haben wir momentan auch einige personelle Ausfälle zu verkraften, die Arminias Kader sicherlich schlechter kompensieren kann als zum Beispiel der vom VfB.
Rund um den Brustring: Mit Christoph Hemlein steht auch eine ehemaliger VfB-Spieler bei Euch im Kader, der ja momentan leider verletzt ist. Welchen Stellenwert hat er für Eure Mannschaft?
Maike: Hemlein spielt fast immer, das alleine sagt schon viel über seinen Stellenwert aus, allerdings ist er aktuell leider verletzt. “Locke” haut sich immer voll rein, kann auch die Mannschaft mitreißen, aber er dürfte gerne noch ein paar mehr Tore schießen. 😉
Rund um den Brustring: Das letzte Aufeinandertreffen gab es am 2. Mai 2009. Hast Du noch Erinnerungen an Spiele gegen den VfB und welche?
Maike: Ich habe es leider noch nie zu einem Auswärtsspiel in Stuttgart geschafft. Da der VfB meistens in anderen Tabellenregionen unterwegs war/ist als Arminia, waren das aber immer interessante David-gegen-Goliath Spiele, von denen wir die letzten Liga-Duelle nicht verloren haben.
Rund um den Brustring: Dein Tipp fürs Spiel?
Maike: Die letzten beiden Spiele machen Hoffnung, allerdings wird es in Stuttgart und mit einer Kulisse von über 50.000 alles andere als einfach. Da ich aber ein ewiger Optimist bin und sowie so nie gegen meine Mannschaft tippen kann, sage ich 1:1.
Rund um den Brustring: Danke für das Gespräch!
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