Der VfB gewinnt gegen Arminia Bielefeld mit 3:1. Nicht zuletzt und vor allem dank Simon Terodde, der endlich an seine Form der letzten Saison anknüpft und mit seinen drei Toren dafür sorgt, dass der VfB trotz eines mäßigen Spiels erneut drei Punkte einsammelt und weiter am oberen Tabellenende bleibt.
Ein einfacher Gegner war die Arminia nicht, dass muss man ihnen durchaus zugestehen. Und vor einem Jahr hätte der VfB ein Spiel gegen einen solchen Gegner — im Tabellenkeller mit dem Rücken zur Wand stehend, gleichzeitig mit einem Interimstrainer im Aufwärtstrend — noch verloren. Damals wäre der Pfosten-Abpraller vielleicht hinter Mitch Langerak, beziehungsweise damals Przemyslaw Tyton, im Tor eingeschlagen und damals hätte Simon Terodde, also eher Martin Harnik oder Timo Werner, nicht dreimal genetzt oder wenn, dann höchstens ans Außennetz.
Fehlpässe machen Bielefeld stark
Wir befinden uns jetzt aber in der Saison 2016/2017 und in der zweiten Bundesliga. Das bedeutet vor allem, dass der VfB solche Spiele trotzdem gewinnt. Weil Simon Terodde eben, im Gegensatz zu Martin Harnik und Timo Werner, nicht nur das genau richtige Format für die Liga hat, sondern weil er auch die Bälle so aufgelegt bekommt, dass er sie problemlos verwerten kann. Und es kommt hinzu, dass Bielefeld eben Bielefeld ist und kein Erstligist. Dennoch: Lange sah es so aus, als würde der VfB erneut an einem alten Problem scheitern: Der Unfähigkeit, einen stark aufspielenden, auf dem Papier unterlegenen
Gegner niederzukämpfen.
Denn nach dem 1:0, welches den geneigten VfB-Fan an rot-weiße Slapstick-Momente der jüngeren Vergangenheit erinnerte, beging die Mannschaft den gleichen Fehler wie schon beim Sieg gegen 1860 München (das ich so was schreiben kann, zeigt schon, dass dies eine Klage auf hohem Niveau ist): Man ließ den Gegner durch Unkonzentriertheiten ins Spiel kommen. Auch Bielefeld spielte eine Menge Fehlpässe und ermöglichte so dem VfB, die Führung lange zu halten. Im Endeffekt kam es dann aber doch so, wie man befürchtet hatte: Die Brustringträger waren im Spiel nach vorne zu schludrig, verloren wichtige Bälle im Mittelfeld, beschränkten sich im Offensivspiel auf lange Bälle und kassierten gegen nicht aufgeben wollende Arminen den Ausgleich. Erneut kann man ihnen nicht mal den Willen absprechen. Es fehlte einfach erneut an der Kreativität und Konzentration. Warum erschließt sich mir immer noch nicht und auch Trainer Wolf scheint dafür noch kein durchschlagendes Rezept gefunden zu haben. Entweder fehlt es der Mannschaft an individuellem Können — woran ich nicht glaube — oder es fehlt ihr am Glauben und der Überzeugung, dass ein Tor gegen eine solche Mannschaft nicht reicht.
Terodde saves the day
Ähnliches passierte schon im Derby, nur hatte man da zu diesem Zeitpunkt schon einen Vorsprung von zwei Toren heraus geschossen. Dementsprechend unzufrieden war Hannes Wolf auch mit der Spielweise seiner Mannschaft. Dass sich seine Unzufriedenheit darauf beschränkte, haben wir Simon Terodde zu verdanken, der seine Torjägerqualitäten immer mehr unter Beweis stellt und erst eine Flanke von Emiliano Insua zum 2:1 einnickte, um kurz vor Schluss endlich den Sack zuzumachen und Jenni, die wir schon im Podcast zu Gast hatten, zur Marathon-Teilnahme zwang:
Wenn Terodde heut 3 Tore schießt hab ich ein 42,195 km langes Problem.
— Jenni? (@ocean_ave14) November 6, 2016
Und an dieser Stelle muss man die Mannschaft wie auch schon gegen München und Karlsruhe dafür loben, dass sie, mit ein bisschen Glück, das Spiel nicht vollends kippen ließ und dass sie, nachdem sie relativ bald nach dem Ausgleich wieder in Führung gegangen, die drei Punkte dann auch überzeugend nach Hause brachten. Es geht also durchaus bergauf beim VfB. Drei Liga-Siege in Folge sowie ein zweiter Platz mit nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer und drei Punkten Vorsprung erreicht man nicht unverdient oder nur mit Glück. Es sind eben diese Momente wie beim 2:1, die den Unterschied zwischen Triumph und Scheitern, zwischen diesem und letztem Jahr machen.
Jetzt auch gegen die obere Tabellenhälfte punkten
Nichtsdestotrotz muss die Mannschaft weiter an sich arbeiten und endlich die Schwächephasen nach der eigenen Führung abstellen. Es kann nicht immer gut gehen. Es kann auch mal passieren, dass man plötzlich in eine Situation gerät, aus der man sich ergebnistechnisch nicht mehr so erfolgreich befreien kann wie in den letzten drei Spielen. Zum Glück werden auch Trainer und Sportdirektor nicht müde, das zu betonen. Die Zeiten, in der man die Nachlässigkeiten der Mannschaft mit Alibis entschuldigt, scheinen endlich vorbei zu sein, wie auch das Benjamin beim Tragischen Dreieck feststellt.
Als nächstes geht es jetzt gegen die Mannschaften, die dem VfB tabellarisch auf Augenhöhe begegnen. Das Team sollte die Länderspielpause nutzen, um Methoden zu finden, wie man das alte Problem endlich zu den Akten legen kann und auch gegen Mannschaften wie Union Berlin und Hannover 96 eine Führung bringt.