Im Eichhörnchen-Modus

In Gel­sen­kir­chen sam­melt der VfB einen wei­te­ren Punkt gegen den Abstieg. Dabei wäre dies­mal deut­lich mehr drin gewe­sen als vor einer Woche.

Und da liegen wir wieder 0:1 hinten. Bild: © Photo Maik Hölter TEAM2sportphoto Pool
Und da lie­gen wir wie­der 0:1 hin­ten. Bild: © Pho­to Maik Höl­ter TEAM2sportphoto Pool

Schon wie­der nur ein Punkt. “Schon wie­der”? “Nur?” Hel­lo schwie­ri­ges Umfeld, my old fri­end! Nein, aber im Ernst: Es ist doch eigent­lich schön, dass der VfB wie­der in der Lage ist, dass ein 1:1 in einem Bun­des­li­ga-Spiel zu wenig sein kann. Das kann­ten wir bis­her eigent­lich nur aus der zwei­ten Liga und, wenn man ganz ehr­lich ist, so fühl­te sich das Spiel am Frei­tag­abend auch an. Schon die Köl­ner hat­ten sie­ben Tage zuvor dem VfB häu­fig den Ball über­las­sen und sich zurück­ge­zo­gen, die Schal­ker taten es ihnen gleich. Bei­de Mann­schaf­ten ste­hen im Tabel­len­kel­ler und vor allem die Schal­ker zeig­ten eine Leis­tung, die nur in Ansät­zen bun­des­li­ga­taug­lich war. Aber, auch das ken­nen wir aus der zwei­ten Liga, das hielt den VfB nicht davon ab, sich ein biss­chen sel­ber in die Bre­douil­le zu brin­gen. Das Foul von Kempf vor dem Aus­gleich war unnö­tig, die Schwä­che bei lan­gen Frei­stoß­flan­ken auf den lan­gen Pfos­ten kein Ein­zel­fall, wie der wei­te­re Spiel­ver­lauf zei­gen soll­te. Am Ende hat­ten die Brust­ring­trä­ger ein deut­li­ches Chan­cen­plus — und auch mehr expec­ted goals — aber trotz­dem nur einen Punkt.

Ja, eben “nur” einen Punkt, weil Schal­ke so limi­tiert war. Und weil sie, das dür­fen wir nicht ver­ges­sen, ein direk­ter Kon­kur­rent im Kampf um den Klas­sen­er­halt sind. Und die hält man am Bes­ten durch Sie­ge auf Distanz, Unent­schie­den sind da nur die zweit­bes­te Opti­on, auch wenn Mar­tin Har­nik das schon anno 2016 im Zwie­ge­spräch am Zaun des Darm­städ­ter Gäs­te­blocks anders sah. An solch dunk­le Zei­ten möch­te ich aber gar nicht erin­nern, denn es lief auch sehr viel gut in die­sem Spiel. Die Abwehr und die bei­den Sech­ser vor ihr stand größ­ten­teils sta­bil, mehr noch, sie war meist ball­si­cher und zwei­kampf­stark. Nicht nur Meis­ter-Zwei­kämp­fer Endo, son­dern auch Orel Manga­la, der 80 Pro­zent sei­ner Zwei­kämp­fe gewann. Auf den Außen lie­fer­ten Rück­keh­rer Bor­na Sosa und Tan­guy Cou­li­ba­ly gute Vor­trä­ge ab und auch Gon­za­lo Cas­tro schal­te­te sich immer wie­der sehr ansehn­lich ins Offen­siv­spiel ein. Mateo Kli­mo­wicz kam zu sei­nem zwei­ten Start­elf-Ein­satz und hät­te nach vier Minu­ten fasst direkt das 1:0 mar­kiert und Nico Gon­za­lez bewies, dass er auch in der ers­ten Liga bei Elf­me­tern eis­kalt sein kann.

Mehr Kapital schlagen

Er kann es auch in der ersten Liga. Bild: © Friedemann Vogel-Pool/Getty Images
Er kann es auch in der ers­ten Liga. Bild: © Frie­de­mann Vogel-Pool/­Get­ty Images

Es fehl­te halt nur immer das gewis­se etwas. Die Flan­ken von Bor­na Sosa fan­den kei­nen Abneh­mer, Gon­za­lo Cas­tro hielt den Ball viel­leicht etwas zu lan­ge — auch weil man ihn ließ — und ver­pass­te den rich­ti­gen Zeit­punkt fürs Abspiel, Teto Kli­mo­wicz kam trotz sei­nes enga­gier­ten Auf­tritts vorm Tor nicht so rich­tig zum Zug, eben­so­we­nig wie der zur Halb­zeit aus­ge­wech­sel­te Sasa Kalajd­zic. Viel­leicht hät­te ein Dani­el Dida­vi in der Schluss­pha­se noch für einen über­ra­schen­den Schnitt­stel­len­pass und damit die durch­aus ver­dien­te Füh­rung sor­gen kön­nen. Ich hät­te es zumin­dest ger­ne aus­pro­biert. Viel­leicht wäre aber auch dann, wie so häu­fig im Spiel, ein Schal­ker Fuß dazwi­schen gewe­sen oder ein Schuss wäre so geklärt wer­den, dass wir es erneut nicht schaff­ten, im zwei­ten Ver­such die Bude zu machen. Es war ein zähes Spiel, so zäh eben wie vie­le Par­tien in der ver­gan­ge­nen Sai­son.

Das schö­ne ist: Es gibt auch wie­der ande­re Spie­le, in denen wir gera­de auf den Außen wie­der ein wenig mehr Platz haben. Gleich­zei­tig bedeu­tet das natür­lich auch mehr Gefahr für das Tor von Gre­gor Kobel. Zumin­dest mehr, als Köln und Schal­ke aus­strahl­ten. Auch drei Tage nach Abpfiff des Frei­tags­spiels schwan­ke ich noch zwi­schen Ärger über ver­pass­te Punk­te und Erleich­te­rung, dass der VfB kei­nen Fehl­start hin­ge­legt hat. Klar ist: Wir müs­sen ein­fach mehr Kapi­tal aus den Feh­lern unse­rer Kon­kur­ren­ten schla­gen. In den kom­men­den Wochen jetzt halt erst­mal aus der Fer­ne. Und wei­te­re unse­re Punk­te sam­meln. Zur Not eben im Eich­hörn­chen-Modus: Einen nach dem ande­ren.

Titel­bild: © Frie­de­mann Vogel-Pool/­Get­ty Images)

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