In Gelsenkirchen sammelt der VfB einen weiteren Punkt gegen den Abstieg. Dabei wäre diesmal deutlich mehr drin gewesen als vor einer Woche.
Schon wieder nur ein Punkt. “Schon wieder”? “Nur?” Hello schwieriges Umfeld, my old friend! Nein, aber im Ernst: Es ist doch eigentlich schön, dass der VfB wieder in der Lage ist, dass ein 1:1 in einem Bundesliga-Spiel zu wenig sein kann. Das kannten wir bisher eigentlich nur aus der zweiten Liga und, wenn man ganz ehrlich ist, so fühlte sich das Spiel am Freitagabend auch an. Schon die Kölner hatten sieben Tage zuvor dem VfB häufig den Ball überlassen und sich zurückgezogen, die Schalker taten es ihnen gleich. Beide Mannschaften stehen im Tabellenkeller und vor allem die Schalker zeigten eine Leistung, die nur in Ansätzen bundesligatauglich war. Aber, auch das kennen wir aus der zweiten Liga, das hielt den VfB nicht davon ab, sich ein bisschen selber in die Bredouille zu bringen. Das Foul von Kempf vor dem Ausgleich war unnötig, die Schwäche bei langen Freistoßflanken auf den langen Pfosten kein Einzelfall, wie der weitere Spielverlauf zeigen sollte. Am Ende hatten die Brustringträger ein deutliches Chancenplus — und auch mehr expected goals — aber trotzdem nur einen Punkt.
Ja, eben “nur” einen Punkt, weil Schalke so limitiert war. Und weil sie, das dürfen wir nicht vergessen, ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt sind. Und die hält man am Besten durch Siege auf Distanz, Unentschieden sind da nur die zweitbeste Option, auch wenn Martin Harnik das schon anno 2016 im Zwiegespräch am Zaun des Darmstädter Gästeblocks anders sah. An solch dunkle Zeiten möchte ich aber gar nicht erinnern, denn es lief auch sehr viel gut in diesem Spiel. Die Abwehr und die beiden Sechser vor ihr stand größtenteils stabil, mehr noch, sie war meist ballsicher und zweikampfstark. Nicht nur Meister-Zweikämpfer Endo, sondern auch Orel Mangala, der 80 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Auf den Außen lieferten Rückkehrer Borna Sosa und Tanguy Coulibaly gute Vorträge ab und auch Gonzalo Castro schaltete sich immer wieder sehr ansehnlich ins Offensivspiel ein. Mateo Klimowicz kam zu seinem zweiten Startelf-Einsatz und hätte nach vier Minuten fasst direkt das 1:0 markiert und Nico Gonzalez bewies, dass er auch in der ersten Liga bei Elfmetern eiskalt sein kann.
Mehr Kapital schlagen
Es fehlte halt nur immer das gewisse etwas. Die Flanken von Borna Sosa fanden keinen Abnehmer, Gonzalo Castro hielt den Ball vielleicht etwas zu lange — auch weil man ihn ließ — und verpasste den richtigen Zeitpunkt fürs Abspiel, Teto Klimowicz kam trotz seines engagierten Auftritts vorm Tor nicht so richtig zum Zug, ebensowenig wie der zur Halbzeit ausgewechselte Sasa Kalajdzic. Vielleicht hätte ein Daniel Didavi in der Schlussphase noch für einen überraschenden Schnittstellenpass und damit die durchaus verdiente Führung sorgen können. Ich hätte es zumindest gerne ausprobiert. Vielleicht wäre aber auch dann, wie so häufig im Spiel, ein Schalker Fuß dazwischen gewesen oder ein Schuss wäre so geklärt werden, dass wir es erneut nicht schafften, im zweiten Versuch die Bude zu machen. Es war ein zähes Spiel, so zäh eben wie viele Partien in der vergangenen Saison.
Das schöne ist: Es gibt auch wieder andere Spiele, in denen wir gerade auf den Außen wieder ein wenig mehr Platz haben. Gleichzeitig bedeutet das natürlich auch mehr Gefahr für das Tor von Gregor Kobel. Zumindest mehr, als Köln und Schalke ausstrahlten. Auch drei Tage nach Abpfiff des Freitagsspiels schwanke ich noch zwischen Ärger über verpasste Punkte und Erleichterung, dass der VfB keinen Fehlstart hingelegt hat. Klar ist: Wir müssen einfach mehr Kapital aus den Fehlern unserer Konkurrenten schlagen. In den kommenden Wochen jetzt halt erstmal aus der Ferne. Und weitere unsere Punkte sammeln. Zur Not eben im Eichhörnchen-Modus: Einen nach dem anderen.
Titelbild: © Friedemann Vogel-Pool/Getty Images)