Das war nix

In Glad­bach woll­te der VfB eine erfolg­rei­che Hin­run­de mit dem zwölf­ten Sai­son­sieg krö­nen, blieb dabei aber in den Start­lö­chern ste­cken und kas­siert statt­des­sen die fünf­te Nie­der­la­ge. Ein schlech­tes Timing für einen schlech­ten Tag, aber auch ein Fin­ger­zeig für die Rück­run­de.

Äh, nun­ja. Klar, es ist natür­lich ein biss­chen unfair, die­sen Tweet nach dem Spiel raus­zu­kra­men, schließ­lich hat der VfB trotz der Nie­der­la­ge am Nie­der­rhein die nach gewon­ne­nen Spie­len erfolg­reichs­te Hin­run­de der eige­nen Bun­des­li­ga-Geschich­te abge­schlos­sen, nur zwei Mal — 1996/1997 und in der Meis­ter­sai­son 1983/1984 — hol­ten die Brust­ring­trä­ger aus 17 Spie­len mehr Punk­te, näm­lich genau einen. Aber die vor Selbst­ver­trau­en strot­zen­de Nach­richt auf der frü­her Kurz­nach­rich­ten­dienst genann­ten Platt­form fasst die Her­an­ge­hens­wei­se des VfB an die­ses Spiel lei­der ganz gut zusam­men. Wie nach den sechs Sie­gen in Fol­ge in der Hin­run­de oder nach dem 5:0‑Auftaktsieg gegen Bochum lan­de­te die Mann­schaft auf dem Hosen­bo­den und ver­darb sei­nen Fans nach einem gewon­ne­nen Junio­ren-Tur­nier, einem domi­nan­ten Test­spiel sowie lang­fris­ti­gen und signal­ge­ben­den Ver­trags­ver­län­ge­run­gen mit wich­ti­gen Spie­lern ganz spät noch den Start ins Fuß­ball­jahr ein biss­chen.

Den Gladbacher Mut belohnt

Die Borus­sia aus Mön­chen­glad­bach ist in die­ser Sai­son eine ziem­li­che black box, etwas weni­ger mys­te­ri­ös könn­te man auch von einer Wun­der­tü­te spre­chen: Sie haben nach Darm­stadt die meis­ten Tore kas­siert — auf Platz 3 folgt übri­gens Bochum — haben aber mit Franck Hono­rat den bes­ten Vor­la­gen­ge­ber der Liga, der auch prompt das 1:0 ein­lei­te­te. Auf kei­nen Geg­ner konn­te sich der VfB so lan­ge vor­be­rei­ten und von kei­nem, außer den Bay­ern, ließ er sich in der ers­ten Spiel­mi­nu­te so über­ra­schen: Einen lan­gen Ball in die Stutt­gar­ter Hälf­te hat­te Chris Füh­rich eigent­lich schon erobert, ver­lor ihn dann aber im Dribb­ling und hat­te dann das Pech, dass sei­ne Hin­ter­leu­te in Gedan­ken über­all waren, nur nicht auf dem Rasen des Borus­sia-Parks. Die Glad­ba­cher waren immer einen Schritt schnel­ler, so dass Roc­co Reitz den Ball zwi­schen Anton und Zag­adou hin­durch auf Robin Hack spie­len konn­te, der sich von sei­nem an die­sem Tag leicht über­for­der­ten Gegen­spie­ler Pas­cal Sten­zel lös­te und nach gera­de mal 21 Sekun­den die Füh­rung klar­mach­te. Etwas bes­se­res konn­te der Borus­sia in die­sem Spiel gar nicht pas­sie­ren, was man auch an der gren­zen­lo­sen Freu­de über die frü­he Füh­rung beim Tor­schüt­zen sehen konn­te. In einer Sai­son, in der der Abstiegs­kampf zwar eigent­lich kein The­ma, aber den­noch in Sicht­wei­te ist, eine gro­ße Erleich­te­rung.

Aber genug von der Borus­sia, die sich mit zuneh­men­der Spiel­dau­er immer wei­ter hin­ter die Mit­tel­li­nie zurück­zog. Der VfB hat­te einen nicht über­mä­ßig selbst­be­wuss­ten, aber muti­gen Geg­ner stark gemacht und fand in der Fol­ge kaum ein Mit­tel, um die­sen zu bezwin­gen. Natür­lich hat­te Deniz Undav noch vor dem Sei­ten­wech­sel zwei hoch­ka­rä­ti­ge Chan­cen, er blieb aber mit sei­ner Tor­ge­fahr allein auf wei­ter Flur. Josha Vagno­man, dies­mal statt Jamie Lewe­ling auf der Halb­po­si­ti­on auf­ge­bo­ten, konn­te sich eben­so wenig gefähr­lich in Sze­ne set­zen wie Chris Füh­rich und auch im Mit­tel­feld gelang den Krea­tiv­spie­lern nur wenig Erfri­schen­des. Es macht aber wenig Sinn, sich in die­sem Spiel auf ein­zel­ne Akteu­re zu kapri­zie­ren, auch wenn manch einer meint, das wäre bei­spiels­wei­se bei Pas­cal Sten­zel nahe­lie­gend. Dem VfB fehl­te in die­sem Spiel die Reak­ti­ons­schnel­lig­keit, die Zwei­kampf­här­te und die Krea­ti­vi­tät, um eine Mann­schaft zu besie­gen, die sich zwar im Umbruch befin­det, aber immer noch in der Lage ist, die Klas­se ver­gan­ge­ner Tage auf den Platz zu brin­gen, wenn man sie lässt — und die bei­den Tore von Robin Hack waren nicht die ein­zi­gen guten Mög­lich­kei­ten vor der Pau­se.

Der unsichtbare Guirassy

Schon in Mün­chen zeig­te sich der VfB in kniff­li­gen Duel­len im Mit­tel­feld nicht durch­set­zungs­stark genug — es sind die­se Sze­nen, in denen Wata­ru Endo dann doch mit­un­ter fehlt. Dan Axel Zag­adou gewann gera­de mal zwei Drit­tel sei­ner Zwei­kämp­fe und hat­te damit noch den bes­ten Wert sei­ner Mann­schafts­kol­le­gen. Nicht nur das: Er lief auch mehr Kilo­me­ter als bei­spiels­wei­se Chris Füh­rich, dem die Glad­ba­cher vor allem in der zwei­ten Halb­zeit schlicht den Rasen zustell­ten. Abseits von die­sen Sta­tis­ti­ken war es aber neben der wei­ter­hin abso­lu­ten Harm­lo­sig­keit bei Stan­dards (Undav gegen Augs­burg mal aus­ge­nom­men) die offen­si­ve Spiel­an­la­ge, die dazu führ­te, dass man anders als bei den ärger­li­chen Nie­der­la­gen gegen Hof­fen­heim und Hei­den­heim nie den Ein­druck hat­te, der VfB sei in der Lage, die­ses Spiel zu dre­hen. Denn die Brust­ring­trä­ger ver­such­ten mit Gui­ras­sy zu spie­len, obwohl der gar nicht auf dem Feld stand. Das offen­bar­te sich zum einen in der ers­ten Halb­zeit in vie­len lan­gen Bäl­len gegen eine zuneh­mend tief­stehen­de Borus­sia und ohne einen Wand­spie­ler der mit die­sen etwas anfan­gen kann — wie eben unse­re AFCON-Teil­neh­mer. In der zwei­ten Halb­zeit ver­such­ten Füh­rich und Co. häu­fi­ger, sich am Glad­ba­cher Straf­raum durch­zu­kom­bi­nie­ren, fan­den aber in der Mit­te kei­nen Ziel­spie­ler, weil Deniz Undav nicht immer dort stand, wo Gui­ras­sy nor­ma­ler­wei­se steht, son­dern dort, wo er stün­de, wenn Gui­ras­sy auf dem Platz wäre.

Wie schon wäh­rend der letz­ten Abwe­sen­heit unse­res Top­stür­mers fällt es sei­nen Kol­le­gen mit­un­ter — nicht immer — schwer, sich spie­le­risch von sei­ner Prä­senz zu lösen. Hier muss Sebas­ti­an Hoe­neß drin­gend neue Ansät­ze fin­den, denn wie schon die Nach­barn aus Hei­den­heim waren auch die Glad­ba­cher immun gegen die Lock­ver­su­che der VfB-Defen­si­ve, sie muss­ten ja mit einer 2:0‑Führung nach 20 Minu­ten auch erst­mal nicht mehr viel machen, son­dern über­spiel­ten statt­des­sen ihrer­seits die unkon­zen­trier­ten Brust­ring­trä­ger ein ums ande­re Mal vor der Pau­se. Nach dem Wech­sel war es dann gera­de­zu absurd, wie mas­siert sie den eige­nen Straf­raum ver­tei­dig­ten, aber es war erfolg­reich. Die Borus­sia der ver­gan­ge­nen Jah­re hät­te den Teu­fel getan, sich wie ein Geg­ner in einer unse­rer Zweit­li­ga-Sai­sons der­art zu ver­schan­zen. Durch die­ses Spiel woll­ten sie, ver­mut­lich wie durch die Sai­son, ein­fach durch­kom­men und taten alles dafür.

Zu sich selbst finden

Nach all den Lob­prei­sun­gen der letz­ten drei­ein­halb Wochen mit einer Nie­der­la­ge, bei der man über wei­te Stre­cken ziem­lich harm­los daher­kommt, in das neue Jahr zu star­ten ist natür­lich vom Fee­ling her eher uncool, zumal von hin­ten Dort­mund und Frank­furt anschie­ben. Und fünf Nie­der­la­gen — ja ich weiß, das ist eine Kla­ge auf hohem Niveau — hät­ten es dann doch nicht sein müs­sen, nach­dem schon Hof­fen­heim und Hei­den­heim eher unnö­tig war. Aber es ist eben auch nur das: Die fünf­te Nie­der­la­ge im 17. Sai­son­spiel. Dass die Rück­run­de kein Spa­zier­gang wird, nur weil wir in der Hin­run­de so gut waren, ist selbst­er­klä­rend. Gegen Bochum muss die Mann­schaft wie­der zu sich fin­den und mit der Situa­ti­on bes­ser umge­hen. Zur Situa­ti­on zählt natür­lich auch, dass man der­zeit kei­nen Silas und kei­nen Jeong von der Bank brin­gen kann, die viel­leicht auch nicht immer das Spiel dre­hen, aber schein­bar mehr Ein­fluss haben kön­nen als die Ersatz­bank in die­sem Spiel, die ohne die Rou­ti­niers Bred­low und Hara­guchi — gleich­zei­tig die bei­den Spie­ler mit den gerings­ten Chan­cen auf eine Ein­wechs­lung — einen Alters­schnitt von 20 Jah­ren hat­te. Viel­leicht hät­ten Raul Pau­la und Jovan Milo­se­vic ein biss­chen Unbe­küm­mert­heit in das fest­ge­fah­re­ne Ball­ge­schie­be ent­lang der Glad­ba­cher Mau­er gebracht, wer weiß. Aber es ist so, wie es ist und ich sehe gra­de auch nicht, wo wir einen Leih­spie­ler her­neh­men sol­len, der uns kurz­fris­tig in den nächs­ten vier bis fünf Wochen bis zum Ende der Kon­ti­nen­tal­tur­nie­re wei­ter­hilft.

Nein, die Mann­schaft muss wie nach Leip­zig, nach Hei­den­heim und nach Mün­chen wie­der auf­ste­hen, die Unzu­läng­lich­kei­ten die­ses Spiels auf­ar­bei­ten und gegen Bochum das tun, was sie schon gegen Frei­burg, gegen Dort­mund und gegen Augs­burg getan hat: Eine Reak­ti­on zei­gen. Die Rück­run­de geht ja auch erst kom­men­den Sams­tag los.

Titel­bild: © Fre­de­ric Scheidemann/Getty Images

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