Bonuspunkte

Der VfB gewinnt ziem­lich über­ra­schend das Aus­wärts­spiel in Mön­chen­glad­bach. Wie das Wort Bonus in Stutt­gart am Sams­tag eine neue Bedeu­tung bekam.


Mit Boni ist das ja bei uns so eine Sache. Nein, ich rede nicht von zusätz­li­chen Geld­zah­lun­gen, son­dern von Bonus­spie­len. Das waren in der Ver­gan­gen­heit, vor allem in der letz­ten Abstiegs­sai­son, die Par­tien gegen Bay­ern, Dort­mund und der­glei­chen, in denen sich der VfB nichts aus­rech­ne­te, genau­so auf­trat und fol­ge­rich­tig die Hucke voll bekam. “Bonus­spie­le”, das Gegen­stück-Wort zu “In Mainz muss man nicht gewin­nen”. In Mön­chen­glad­bach muss­te der VfB auch nicht gewin­nen — über­haupt müs­sen wir in die­ser Sai­son gar­nix mehr — und tat es trotz­dem. Das Ergeb­nis: Drei Bonus­punk­te, nach­dem wir bereits mit dem Heim­sieg gegen Augs­burg die 40-Punk­te-Mar­ke über­schrit­ten und schließ­lich auch die rech­ne­risch absur­des­te Abstiegs­ge­fahr gebannt hat­ten.

Das erin­nert natür­lich an die letz­te Sai­son nach dem Auf­stieg, als der VfB hin­tenraus eine Men­ge über­ra­schen­de Sie­ge hol­te und sich am Ende mit 51 Zäh­lern Platz 7 sicher­te. Der ist vor dem letz­ten Spiel­tag zwar auch noch in Schlag­di­stanz, aber sonst lässt sich die aktu­el­le Situa­ti­on mit der dama­li­gen kaum ver­glei­chen. Nicht nur, dass am kom­men­den Sams­tag zum ers­ten Mal seit acht Jah­ren am letz­ten Spiel­tag der glei­che Trai­ner auf der VfB-Bank sitzt wie am ers­ten: Der Klas­sen­er­halt war in die­sem Jahr nicht das Ergeb­nis eines absur­den Rück­run­den­laufs, son­dern der Lohn für eine Mann­schaft, die regel­mä­ßig die dafür not­wen­di­gen Punk­te hol­te und sich dabei auch von Rück­schlä­gen nicht aus der Bahn wer­fen ließ. Schließ­lich bestand die Erfolgs­for­mel 2018 dar­in, früh in Füh­rung zu gehen und die­se mit Hau­en und Ste­chen über die Zeit zu brin­gen.

Unwahrscheinliche Eskalation 

Das konn­te dies­mal schon des­halb nicht klap­pen, weil Glad­bach kurz vor Abpfiff der ers­ten Halb­zeit dann doch end­lich einen Feh­ler der enga­giert, aber mit­un­ter etwas unkon­zen­triert ver­tei­di­gen­den VfB-Mann­schaft aus­nutz­te und unser favo­ri­te Badenser Lars Stindl zur Füh­rung traf. Es hat­te sich irgend­wie schon abge­zeich­net: Dem VfB gelang nach vor­ne gegen die Haus­her­ren nicht viel, die wie­der­um lie­ßen immer wie­der ihre Klas­se auf­blit­zen, ohne dar­aus Kapi­tal zu schla­gen. Wie schon im Hin­spiel und beim Pokalaus hat­te man immer das Gefühl, es wür­de gleich brenz­lig. Dass der VfB bis zur 72. Minu­te zwar bes­ser ins Spiel, aber nicht auf die Anzei­ge­ta­fel kam, über­rasch­te ange­sichts der Per­so­nal- und Tabel­len­si­tua­ti­on sowie der Stär­ke und Situa­ti­on des Geg­ners nicht wirk­lich. Es sah eben so aus, als wür­de es ein­fach nicht rei­chen. Sei es drum, dach­te ich mir. Soll ich viel­leicht doch auf die Kon­fe­renz umsch…? JAAAAAAAA, ENDO! An die­ser Stel­le muss ich weh­mü­tig dar­an erin­nern, was das für eine gei­le Aus­wärts­tour gewe­sen wäre, vor allem als Sasa Kalajd­zic Pas­cal Sten­zels Schuss zum sei­nem 16. (!) und dem Sieg­tor des VfB abfälsch­te.

Statt­des­sen also Eska­la­ti­on vorm Sky-Recei­ver und die han­tie­ren ja neu­er­dings ger­ne, ziem­lich sinn­frei, weil ohne Ein­ord­nung, mit expec­ted goals. Heu­te wäre es mal inter­es­sant gewe­sen, denn der VfB hol­te den Aus­wärts­sieg laut Under­stat mit 0,53 xG — und hat­te damit erstaun­li­cher­wei­se einen höhe­ren Wert als Glad­bach. Hät­te Sten­zel direkt getrof­fen, hät­te sich die Wahr­schein­lich­keit der bei­den Tref­fer auf einen Wert von gera­de Mal 0,03 addiert. Alles natür­lich sta­tis­ti­sche Spie­le­rei, aber es zeigt, wie über­ra­schend die­ser Aus­wärts­sieg kam, den der VfB am Ende sou­ve­rän über die Zeit klöp­pel­te. In der Ver­gan­gen­heit hät­ten mich die letz­ten zehn Minu­ten im den Ver­stand gebracht, bei die­sem Spiel war ich tie­fen­ent­spannt: Wenn’s klappt, geil, wenn nicht, ist es halt so.

Was passiert am letzten Spieltag? 

Und in die­ser Situa­ti­on befin­den wir uns auch vor dem letz­ten Spiel­tag. Ein Sieg gegen Bie­le­feld, eine Nie­der­la­ge von Uni­on und ein wei­te­rer Stol­pe­rer der Borus­sia gegen abstiegs­be­droh­te Bre­mer und der VfB wäre erneut Sieb­ter. Wäre ganz nett und wenn es so kommt, nehm ich’s. Aber wol­len wir wirk­lich Dank eines Sie­ges von Salz­burg-Nord gegen Uni­on und indem wir Bie­le­feld statt Bre­men in die zwei­te Liga schi­cken in den Euro­pa­po­kal kom­men, der uns nach ein­hel­li­ger Mei­nung eh nicht gut tut? Muss jeder sel­ber wis­sen, zumal es nach der lach­haf­ten fünf­ten gel­ben Kar­te, die VAR-Skan­dal­schieds­rich­ter Sascha Ste­ge­mann Wata­ru Endo zeig­te, gegen Bie­le­feld eh kein Selbst­läu­fer wird. Aber es wären ja auch nur Bonus­punk­te.

Zum Wei­ter­le­sen: Für den Ver­ti­kal­pass ist beim VfB noch nicht die Luft raus. 

Titel­bild: © ima­go

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