Was bedeutet für Sie Erfolg, Herr Dietrich?

Hal­lo Herr Diet­rich, ich hät­te da eine Fra­ge…

Was bedeu­tet für Sie Erfolg?

Wie ich auf die­se Fra­ge kom­me? Nun, wenn mich mei­ne Erin­ne­rung nicht trügt, sind Sie für die­ses Video ver­ant­wort­lich:

In die­sem Video haben Sie uns auf­ge­for­dert, “Ja zum Erfolg” zu sagen. Also: Was bedeu­tet für Sie Erfolg?

Drei Trainer und zwei Sportdirektoren?

Kann man es Erfolg nen­nen, dass der VfB, seit wir Ja gesagt haben, bereits drei ver­schie­de­ne Trai­ner gehabt hat? Wenn das Erfolg ist, dann hät­ten wir auch nein zum Erfolg sagen kön­nen, denn stän­dig wech­seln­de Trai­ner hat­ten wir auch schon, bevor Sie uns die Fra­ge nach dem Erfolg gestellt haben. Sogar schon, bevor der Daim­ler sich anschei­nend dazu ent­schied, Sie mit allen Mit­teln zu inthro­ni­sie­ren und der Auf­sichts­rat mit publi­zis­ti­scher Unter­stüt­zung die größ­ten Geschüt­ze auf­fuhr, um ihre Wahl sicher­zu­stel­len. Sie mögen das anders sehen — aber ich kann an die­ser Stel­le kei­nen Erfolg erken­nen.

Ist es als Erfolg zu wer­ten, dass der VfB in der glei­chen Zeit zwei ver­schie­de­ne Sport­di­rek­to­ren beschäf­tigt hat, von denen einer kurz vor Sai­son­be­ginn die Arbeit des ande­ren fort­set­zen soll­te, nach­dem die­ser schon ange­fan­gen hat­te, den Kader zu pla­nen? Ist es ein Erfolg, dass Ihr Wunsch-Sport­di­rek­tor einen Trai­ner ent­lässt, um dann im Schnell­schuss­ver­fah­ren einen Nach­fol­ger zu holen, von dem man befürch­ten muss­te, dass er in Stutt­gart kei­ne grö­ße­re Zukunft haben wür­de, als bei sei­nen bis­he­ri­gen Sta­tio­nen? Dür­fen wir unter Erfolg ver­ste­hen, dass die­ser Trai­ner sei­nen Ver­trag ver­län­gert bekam, ohne dass er sel­ber dar­auf dräng­te, so dass man ihm nun noch ein wenig län­ger das Gehalt zahlt, ohne eine Gegen­leis­tung zu bekom­men? Gehört zu Ihrer Erfolgs­ge­schich­te, dass Ihr neu­er Sport­di­rek­tor einen Groß­teil des Erfolgs-Gel­des aus­gab, um eine Mann­schaft zusam­men zu stel­len, mit der besag­ter Trai­ner nichts anfan­gen konn­te? Ist es für Sie ein Erfolg, dass der bemit­lei­dens­wer­te drit­te Trai­ner in Ihrer Amts­zeit nun den schlech­tes­ten Ein­stand aller VfB-Trai­ner hat? Ich glau­be nicht.

Platz 18 und ein loses Mundwerk?

Viel­leicht ist  Erfolg ja gleich­be­deu­tend mit Platz 18 in der Bun­des­li­ga und wir müs­sen die im Video abge­bil­de­te Tabel­le ein­fach nur auf den Kopf dre­hen, damit wir Ihre Ver­si­on von Erfolg tei­len. Ist es das? Sind fünf Punk­te und 24 Gegen­to­re aus zehn Spie­len ein Zei­chen von Erfolg? Der schlech­tes­ten Bilanz nach zehn Spiel­ta­gen in der Bun­des­li­ga-Geschich­te des VfB? Noch schlech­ter als in der Abstiegs­sai­son 2015/2016? Einer Bilanz, mit der wir gera­de­wegs zurück in die zwei­te Liga schlit­tern, wenn wir so wei­ter­spie­len wie bis­her? Ein Erfolg wäre für mich, wenn wir zum ers­ten Mal seit gefühlt zehn Jah­ren eine Sai­son hät­ten, in der wir uns nicht in Angst um unse­ren Ver­ein zit­ternd die Haa­re rau­fen müss­ten.

Erfolg setzt ja Pro­fes­sio­na­li­tät vor­aus, da wer­den Sie mir sicher zustim­men. Haben wir, als wir ja zu Erfolg und Pro­fes­sio­na­li­tät gesagt haben, auch ja gesagt zu einer Laber­ta­sche, die Sie in den Auf­sichts­rat der AG gehievt haben, die aber schein­bar weder in der Lage ist, die AG zu beauf­sich­ti­gen, noch im Sin­ne der VfB Stutt­gart Miß­stän­de intern und nicht über das erst­bes­te Mikro­fon zu kom­mu­ni­zie­ren? Ich dach­te, ein ja zum Erfolg und zu Pro­fes­sio­na­li­tät bedeu­tet auch ein nein zu pro­fi­lie­rungs­süch­ti­gen Ex-Spie­lern in Füh­rungs­po­si­tio­nen, die die Backen nicht hal­ten kön­nen und dann zurück­tre­ten müs­sen.

Gespött und Daimler-Millionen?

Ist Erfolg viel­leicht öffent­li­ches Anse­hen? Jaha, der VfB ist wie­der wer. In den Sati­re­spal­ten der Repu­blik.

Gleich­auf mit dem HSV, wobei die ja zumin­dest bei den Trai­ner­ent­las­sun­gen wie­der vor­ge­legt haben. Aber gut, wir spie­len auch erst Anfang Dezem­ber gegen Augs­burg. Aber zurück zum The­ma: Es gibt ja kei­ne schlech­te Publi­ci­ty. Ist Erfolg Medi­en­reich­wei­te? Dann herz­li­chen Glück­wunsch. Denn nicht nur ihr frei­dre­hen­des Auf­sichts­rats­mit­glied sorgt dafür, dass der VfB mal wie­der zum Gespött der Liga gewor­den ist. Nein, sie bie­ten auch Jour­na­lis­ten, sei es in Fern­se­hen oder im Print, Gele­gen­heit, den hane­bü­chens­ten Blöd­sinn über den VfB zu erzäh­len. Wuss­ten Sie schon, dass besag­tes Auf­sichts­rats­mit­glied angeb­lich einen Kom­plott aus­heckt, um den Bäckers­sohn aus Göp­pin­gen hier zu instal­lie­ren? Das sind die Schlag­zei­len, die sich ein jeder erfolg­rei­cher Bun­des­li­gist wünscht, oder nicht?

Wenn ich mir das Video oben noch ein­mal anschaue, dann kommt mir eine Idee. Viel­leicht ist Erfolg ja gleich­be­deu­tend mit Geld. Und nicht irgend­ein Geld. Nein, Geld von “star­ken, regio­nal ver­wur­zel­ten Unter­neh­men”, denn die sind ja unser Heim­vor­teil. Einen Teil haben Sie ja schon ein­ge­sackt. Ist das der Erfolg, für den wir Ihnen dank­bar sein sol­len? Weil unser gelieb­ter Anker­in­ves­tor, auf des­sen Geheiß sie ja wahr­schein­lich über­haupt erst Prä­si­dent wur­den und in des­sen Auf­trag Sie uns ver­mut­lich über­haupt erst die Fra­ge nach Erfolg oder Miss­erfolg gestellt haben, uns 41,5 Mil­lio­nen über­wie­sen hat, damit Ruhe im Kar­ton unterm Stern ist? Das waren bestimmt har­te Ver­hand­lun­gen mit dem Inves­tor. Und wie läuft es sonst so bei der Suche? Schein­bar eher nicht so erfolg­reich, wenn ich lese, dass Sie im Okto­ber 2017 einen wei­te­ren Inves­tor für Mit­te 2018 ankün­dig­ten. Nicht, dass ich per­sön­lich beson­ders scharf wäre, noch einen Inves­tor zu haben. Aber wir reden ja hier von Ihnen. Ich bin übri­gens ziem­lich sicher, dass die­ser omni­nö­se Inves­tor mir zustim­men wür­de, dass man die bereits ange­spro­che­nen Punk­te nicht als Erfolg ver­bu­chen kann. Einen erneu­ten Abstieg übri­gens auch nicht.

Mit allem durchkommen

Herr Diet­rich, es tut mir leid, so kom­men wir nicht wei­ter. Viel­leicht hat der Erfolg für Sie gar nichts mit dem Erfolg des VfB zu tun. 

Viel­leicht ist Erfolg für Sie viel­mehr, immer irgend­wie durch­zu­kom­men. Bei der Wahl zum Prä­si­den­ten bei­spiels­wei­se. Da haben 57,2 Pro­zent der Mit­glie­der für Sie gestimmt. Das war das schlech­tes­te Wahl­er­geb­nis aller VfB-Prä­si­den­ten. Und dass, obwohl ihnen der Auf­sichts­rat nicht ein­mal einen Gegen­kan­di­da­ten gegen­über gestellt hat und jene, die gegen sie stim­men woll­ten, dif­fa­miert hat. Und obwohl die DFL vor ihrer Kan­di­da­tur erst­mal prü­fen muss­te, ob die­se über­haupt zuläs­sig ist, weil Sie sich bei unse­ren dama­li­gen Zweit­li­ga-Kon­kur­ren­ten schein­bar auch ganz gut aus­kann­ten. Wer gegen sol­che Wid­rig­kei­ten ankämpft und durch­kommt, ist wahr­haf­tig ein Erfolgs­mensch.

Erfolg­reich ist auch, wer dum­mes Zeug erzählt und damit durch­kommt. Das ging ja schon nach Ihrer Wahl los, als Sie uns Mit­glie­dern vor­war­fen, gegen jeg­li­che Sat­zungs­än­de­run­gen zu sein und dabei ver­schwie­gen, dass wir über alle Ände­run­gen, gute wie schlech­te, nur im Block abstim­men dürf­ten. Reak­ti­on? Gleich null. Den Mit­glie­dern mit der Aus­sicht auf regio­na­le Inves­to­ren Schlaf­trop­fen ver­ab­rei­chen und nur vier Mona­te spä­ter bekannt geben, dass man auch für Fonds offen sei? Kein Pro­blem, ein­zig die 11Freunde grif­fen das auf. Wich­tig für den Erfolg ist, sol­che Unstim­mig­kei­ten gleich unter den Tep­pich zu keh­ren und sich statt­des­sen kräf­tig sel­ber zu loben, grund­los einen Ver­trau­ens­vor­schuss ein­zu­for­dern oder die ver­eins­in­ter­ne Oppo­si­ti­on per­sön­lich anzu­grei­fen.

Extra Bavariam nulla vita, et si vita, non est ita

Erfolg bedeu­tet auch immer, sich mit erfolg­rei­chen Men­schen zu umge­ben. Und wer ist in Deutsch­land erfolg­rei­cher als der Ver­ein aus der bay­ri­schen Lan­des­haupt­stadt? Des­we­gen lot­sen Sie nicht nur deren Kader­pla­ner nach Stutt­gart und das schein­bar lan­ge bevor sie vor dem Pro­blem stan­den, wie sie jetzt am Bes­ten ihren Sport­di­rek­tor los­wer­den. Nein, sol­che Bezie­hun­gen hegt und pflegt man, damit der Glanz auch auf einen selbst abstrahlt:

Da las­sen Sie es sich natür­lich auch nicht neh­men, wenn Gun­ter Bar­ner und sein Arbeit­ge­ber zu einer Podi­ums­dis­kus­si­on ein­la­den, auf dem Podi­um neben Uli Hoe­neß zu sit­zen. Ja, genau, dem Uli Hoe­neß, ihrem Vor­bild. Von dem Sie so viel ler­nen kön­nen. Zum Bei­spiel wie man einen Ver­ein so sehr im Griff haben kann, dass man sich qua­si alles erlau­ben kann und die Men­schen einem den­noch bei Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen zu Füßen lie­gen. Dass man auf unters­tem Niveau über Men­schen reden kann und trotz­dem von einer Zei­tung noch zu einer Podi­ums­dis­kus­si­on ein­ge­la­den wird, denn man hat ja so gro­ßen Erfolg. Da hei­ligt der Zweck irgend­wann die Mit­tel. Aber das Prin­zip ken­nen Sie ja.

Ach, das ist alles so ver­wir­rend. Erklä­ren Sie uns doch ein­fach mal, wie das mit dem Erfolg ist, zu dem wir ja gesagt haben. Erklä­ren Sie das den Mit­glie­dern, die sich selbst in der letz­ten Ein­stel­lung des sehr gelun­ge­nen Vide­os zum 100. Geburts­tag von Carl Thumm noch Ihre pene­tran­te und schein­bar vor allem Ihr Ego befrie­di­gen­de Mit­glie­der­wer­bung antun müs­sen. Den Fans, die zu zehn­tau­sen­den ins Neckar­sta­di­on und zu tau­sen­den in die Gäs­te­blö­cke in Ros­tock, Mainz, Frei­burg, Leip­zig, Han­no­ver und Hof­fen­heim strö­men, auf der Suche nach dem Erfolg, den sie uns ver­spro­chen haben. Erklä­ren Sie uns mal, wie Ihre Erfolgs-Tag­träu­me von der Cham­pi­ons League und Platz 3 hin­ter Mün­chen und Dort­mund umsetz­bar sind, wenn wir jedes Jahr den Trai­ner wech­seln und noch­mal abstei­gen soll­ten.

Ich wün­sche viel Erfolg dabei!

Bild im Titel: © VfB-exklu­siv

4 Gedanken zu „Was bedeutet für Sie Erfolg, Herr Dietrich?“

  1. Ich fin­de es gut, dass G. Buch­wald ( Laber­ta­sche ist respekt­los) sich zu Wort gemel­det hat und ich neh­me an, dass er das öffent­lich mach­te weil er intern nicht gehört wur­de. Das Argu­ment, dass es zu einem ungüns­ti­gen Zeit­punkt vor einem schwe­ren Spiel pas­siert ist, ist lächer­lich. Als ob es ande­re als schwe­re Spie­le gäbe.

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  2. Hal­lo Leu­te,

    zunächst Mal möch­te ich sagen, dass ich immer sehr ger­ne die Bei­trä­ge eures Blogs lese und auch die Pod­cast-Epi­so­den ver­fol­ge. Ihr macht das Top, wei­ter so, auch wenn es momen­tan wie­der etwas schwe­rer fällt bei unse­rem Her­zens-Cha­os­club.
    Nor­ma­ler­wei­se fal­le ich nicht wirk­lich dadurch auf, Blog­bei­trä­ge zu kom­men­tie­ren, meist lese ich ein­fach nur, des Inter­es­ses wegen oder aus Frust­be­wäl­ti­gung – geteil­tes Leid ist ja bekann­ter­ma­ßen hal­bes Leid. Die aktu­el­le Sai­son jedoch nötigt mir dann doch der Griff zum Schrei­ber bzw. zur Tas­ta­tur ab um die­sem auf­ge­stau­ten Frust irgend­wie noch Herr zu wer­den. Ich bin, ob der Ent­wick­lung der ver­gan­ge­nen Mona­te, ins­be­son­de­re der ver­gan­ge­nen Wochen ein­fach nur noch fas­sungs­los und arbei­te mich gera­de aus mei­ner Schock­star­re her­aus. Ich glau­be beim VfB hat man wie­der alles falsch gemacht, was man falsch machen kann und hin­zu kommt dann auch noch, dass uns For­tu­na voll­stän­dig abkömm­lich ist! Momen­tan weiß ich auch über­haupt nicht, wie wir aus die­ser ver­fah­re­nen Lage wie­der raus­kom­men sol­len, geschwei­ge denn, wer den Kar­ren wie­der aus dem Dreck zie­hen kann. Unse­re soge­nann­ten Füh­rungs­spie­ler ver­krie­chen sich ja nur all­zu gern hin­ter faden­schei­ni­gen Inter­views oder ein­fach durch nichts sagen, sowie jeder auch nur mög­li­chen Aus­re­de, die Ihnen durch unse­re “Füh­rungs­rie­ge” gege­ben wird. Manch­mal den­ke ich, ich sit­ze im Kaba­rett und das ist alles gar nicht wahr, was da in der Mer­ce­des­stra­ße pas­siert. Wir sind tat­säch­lich zu einem lächer­li­chen Pro­vinz­klub ver­kom­men und das tut ein­fach nur noch weh. Am meis­ten schmerzt mich, dass auch ich einer der­je­ni­gen war, der unse­ren Son­nen­kö­nig Diet­rich in Amt und Wür­den gewählt hat, ganz ein­fach weil ich mir nach all den tur­bu­len­ten Jah­ren wie­der mehr Ruhe gewünscht habe. Ich habe mich von die­sem selbst­herr­li­chen ….. total hin­ters Licht füh­ren las­sen. Ich war von der Aus­glie­de­rung über­zeugt, weil ich Schin­del­mei­ser und Wolf ver­traut habe. Wie sich gezeigt hat, haben wir wohl einen pac­tum dia­bo­li­cum geschlos­sen. Bin gespannt wo die Rei­se hin gehen wird. Im Moment habe ich kei­ner­lei Zuver­sicht auf Bes­se­rung, aber da spricht auch der Pes­si­mist aus mir, oder viel­mehr der Rea­list.
    Jetzt lass ich das aber auch mal gut sein. Vie­len Dank für die Mög­lich­keit der Frust­be­wäl­ti­gung!

    S

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    • Hal­lo Sebas­ti­an,

      dan­ke für Dein Lob erst­mal.

      “Wie sich gezeigt hat, haben wir wohl einen pac­tum dia­bo­li­cum geschlos­sen.”

      Uns wäre es glau­be ich allen lie­ber, wir wür­den uns in Wolf­gang Diet­rich täu­schen. Aber momen­tan sieht es lei­der ein­fach nicht danach aus. Wir sind glau­be ich alle ziem­lich rat­los, wie es zu die­ser Situa­ti­on kom­men konn­te. Dan­ke auf jeden Fall für Dei­ne Gedan­ken, jeder­zeit ger­ne wie­der.

      Vie­le Grü­ße, Lenn­art

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