Advent, Advent, ein Präsident

Der VfB hat wie­der einen Prä­si­den­ten, ein kom­plet­tes Prä­si­di­um und ganz viel vor­weih­nacht­li­che Besinn­lich­keit. Ein Kom­men­tar zur aktu­el­len Stim­mungs­la­ge.

Vor­ab ein Dis­clai­mer: Auch dies­mal war ich, wie schon im Som­mer, aus bekann­ten Grün­den nicht bei der Mit­glie­der­ver­samm­lung vor Ort und kann des­halb nichts zur Stim­mung in der Schley­er­hal­le sagen, son­dern mei­ne Erkennt­nis­se nur aus dem zie­hen, was ich über Twit­ter und pri­va­te Chats mit­be­kom­men habe. Wem das als Grund­la­ge nicht aus­reicht, der möge die­sen Arti­kel über­sprin­gen.

Viel­leicht soll­ten wir unse­re Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen immer in der Weih­nachts­zeit abhal­ten. Oder lag die besinn­li­che Stim­mung viel­leicht gar nicht an der Jah­res­zeit, son­dern dar­an, dass beim VfB eine neue Kul­tur, ein neu­er Umgang mit­ein­an­der ein­kehrt? Ich hat­te mich ja in den letz­ten Wochen sehr dar­über geär­gert, dass es auch ein hal­bes Jahr, nach­dem Wolf­gang Diet­richs Prä­si­dent­schaft Geschich­te ist, noch Leu­te rund um den VfB gibt, die mei­nen, wei­ter intri­gie­ren zu müs­sen.

Das rief wie­der­um Tho­mas Hitzl­sper­ger auf den Plan, der mir nicht nur bei Twit­ter wider­sprach, son­dern mich auch noch in sei­ner Rede zitier­te. Dan­kens­wer­ter Wei­se selbst­ver­ständ­lich ohne Namens­nen­nung, das über­nahm dann die VfB-Twit­ter-Time­line für ihn. Sei es drum: Ich ste­he dazu, dass ich mich über die Vor­komm­nis­se vor der Mit­glie­der­ver­samm­lung geär­gert habe, gera­de im Lich­te auch der sport­li­chen Gesamt­si­tua­ti­on. Letz­te­re kann man kor­ri­gie­ren, zum Bei­spiel heu­te Abend in Darm­stadt. Um die Zeris­sen­heit des VfB wie­der zu kit­ten, braucht es wahr­schein­lich ein wenig mehr als ein Tor, bei dem Mario Gomez nicht im abseits steht.

Und ich glau­be, der VfB hat ges­tern den ers­ten Schritt dort­hin gemacht. Nicht nur weil man mit der Sat­zungs­än­de­rung einen Feh­ler kor­ri­giert und mit der Nicht-Ent­las­tung Wolf­gang Diet­richs den Geist der ver­gan­ge­nen Weih­nacht ver­trie­ben hat. Son­dern auch, weil es eine über­schau­ba­re Anzahl von Rede­bei­trä­gen gab und nie­mand einen Antrag auf Ende der Debat­te stell­te. Weil die Mit­glie­der­ver­samm­lung über­haupt nur fünf Stun­den dau­er­te. Weil der VfB einem der Red­ner in der all­ge­mei­nen Aus­spra­che stan­te pede ein Prak­ti­kum anbot. Viel­leicht auch, weil im Neckar­sta­di­on in der nächs­ten Sai­son wie­der Stutt­gar­ter Hof­bräu aus­ge­schenkt wird und nicht mehr Krom­ba­cher. Vor allem aber, weil Chris­ti­an Rieth­mül­ler, der nicht Prä­si­dent wur­de, sei­nem Gegen­über Claus Vogt fast schon eupho­risch zum Wahl­sieg gra­tu­lier­te und sich vor­stel­len kann, auch in Zukunft eine Posi­ti­on beim VfB zu beklei­den.

Und nicht zuletzt auch, weil Claus Vogt die Auf­ga­be mit Respekt und Demut anzu­ge­hen scheint, wenn er sich schon Gedan­ken macht, ob er sich zu sehr in den Vor­der­grund rückt, wenn er aus­wärts nach Darm­stadt fährt. Zumin­dest für den Moment wirkt es so, als wür­den Ver­eins­füh­rung und Fans wie­der näher zusam­men­rü­cken und sich auf Augen­hö­he begeg­nen.

Ist der Weg vom Cha­os- und Klep­per­les- zurück zum respek­ta­blen Ver­ein also schon gemacht? Wel­che Hin­der­nis­se erwar­ten uns auf dem Weg dort­hin? Nun, zunächst muss Claus Vogt, dem ich an die­ser Stel­le ganz herz­lich gra­tu­lie­re, erst ein­mal die Arbeit auf­neh­men und sich den Rea­li­tä­ten in Ver­ein und Auf­sichts­rat stel­len. Auch er wird unan­ge­neh­me Ent­schei­dun­gen tref­fen müs­sen, nicht alle Wahl­ver­spre­chen hal­ten kön­nen und am Ende die­ser Sai­son ist er schon so lan­ge genug im Amt, dass ein ver­pass­ter Auf­stieg im Zwei­fel auch ihm ange­las­tet wür­de und sei­ne Chan­cen auf eine Wie­der­wahl bei der nächs­ten ordent­li­chen Mit­glie­der­ver­samm­lung kom­men­des Jahr schmä­lern könn­te. Auch wenn wir uns nach der gest­ri­gen Ver­an­stal­tung alle selig in den Armen lie­gen: Es gibt in die­sem Ver­ein noch sehr viel zu tun.

Was mich opti­mis­tisch stimmt: Claus Vogt und Tho­mas Hitzl­sper­ger schei­nen sich der Grö­ße der Auf­ga­be bewusst zu sein. Das offen­bar­te Hitzl­sper­ger die­se Woche im Inter­view mit den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten und auch bei sei­ner Rede auf der Mit­glie­der­ver­samm­lung. Bei­de zei­gen eine Lei­den­schaft für ihr Amt und vor allem auch für den Ver­ein und sei­ne Mit­glie­der, die ich in der Ver­gan­gen­heit ver­misst habe. Ich bin zwar noch grund­skep­tisch, aber opti­mis­tisch und bin gespannt: Auf die Ein­rich­tung einer Fan­ab­tei­lung, auf die Ein­füh­rung des Frau­en­fuß­balls, aufs Hof­bräu, aufs neue Club­zen­trum — auch wenn ich da gespannt bin, wie die gemein­sam Finan­zie­rung mit der Stadt klappt, wenn es schon beim Neckar­sta­di­on am Auf­stieg hängt — und dar­auf, ob der VfB im Herbst 2020 ein paar Schrit­te wei­ter ist als heu­te.

Sehr lesens­wer­te, fun­dier­te­re und aus­führ­li­che Rück­bli­cke auf die Ver­samm­lung gibt es übri­gens beim Ver­ti­kal­pass und bei VfB STR. Wir wer­den uns in der nächs­ten Pod­cast-Fol­ge natür­lich noch ein­mal damit befas­sen.

Bild: “Advent” von Wikipedia/Lie­sel unter CC-BY-SA 3.0

 

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