Wieder im Brustring: Die verliehenen Spieler des VfB

Der Trans­fer­som­mer stockt wäh­rend der Euro­pa­meis­ter­schaft noch etwas. die Gerüch­te­kü­che bro­delt dafür umso mehr. Ganz ohne viel Auf­se­hen wer­den zum Trai­nings­auf­takt am 4. Juli aber vor­aus­sicht­lich gleich acht Spie­ler auf dem Platz ste­hen, die ver­gan­ge­ne Sai­son kein Brust­ring­tri­kot tru­gen: Die ver­lie­he­nen Spie­ler. Wir haben uns ange­schaut, wie ihre Rück­run­de ver­lief und wel­che Per­spek­ti­ven sie beim VfB haben.

Als ich im Win­ter eine Bilanz der ers­ten Halb­se­rie unse­rer ver­lie­he­nen Spie­ler zog, fiel die­se gemischt aus. Ich hat­te die Hoff­nung, dass Ömer Bey­az, Gil Dias, Wahid Fag­hir, Luca Pfeif­fer, Juan José Perea und Mo San­koh die­se ver­bes­sern wür­den und dass die Lei­hen von Tho­mas Kas­t­a­n­a­ras nach Ulm und Jovan Milo­se­vic nach St. Gal­len die­se vor­an brin­gen wür­den. Die ober­fläch­li­che Bilanz: Zwei Abstie­ge, zwei Mal knapp die Klas­se gehal­ten, ein sou­ve­rä­ner Klas­sen­er­halt, ein Auf­stieg und zwei Euro­pa­po­kal-Qua­li­fi­ka­tio­nen. Dahin­ter steckt natür­lich ganz unter­schied­lich viel Spiel­zeit, so dass sich Fabi­an Wohl­ge­muth und Sebas­ti­an Hoe­neß gut über­le­gen müs­sen, was sie mit die­sen acht Akteu­ren — alle­samt Offen­siv­spie­ler, in der kom­men­den Sai­son anfan­gen kön­nen. Wie schon im Win­ter geschrie­ben sind Lei­hen immer mit dem Risi­ko ver­bun­den, dass sich beim Leih­ver­ein per­so­nell etwas ändert oder die­se in sport­lich her­aus­for­dern­de Situa­tio­nen gera­ten, in denen die För­de­rung von Spie­lern ohne Erfah­rung und ohne Per­spek­ti­ve im Ver­ein nicht an ers­ter Stel­le ste­hen. Aber der Rei­he nach.

Begin­nen wer­den wir auch dies­mal in alpha­be­ti­scher Rei­hen­fol­ge mit

Ömer Faruk Beyaz

der für ein Jahr an den tür­ki­schen Süper­li­gis­ten Hat­ayspor aus­ge­lie­hen war. Wie im Win­ter habe ich mich auch dies­mal mit Hat­ay-Fan Ali Ateş aus­ge­tauscht, die mir von Bey­az Ent­wick­lung in der Rück­run­de berich­ten konn­ten. Nach­dem Bey­az zu Beginn der Sai­son mehr­fach auf der Bank saß, ver­pass­te er ab Anfang Janu­ar nur drei Spie­le wegen einer Blind­darm-Ope­ra­ti­on und eine Par­tie wegen einer Gelb­sper­re. Er spiel­te jedoch sel­ten durch. Trai­ner Vol­kan Demi­rel, vor einem Jahr von unse­ren Exper­ten als wich­ti­gen Fak­tor bei der Ent­wick­lung jun­ger Spie­ler benannt, trat Ende April nach vier Nie­der­la­gen in Fol­ge und dem Absturz auf den dritt­letz­ten Platz zurück, unter sei­nem Nach­fol­ger Özhan Pulat saß Bey­az zwei Spie­le in Fol­ge durch­gän­gig auf der Bank, bevor er am letz­ten Spiel­tag beim klas­sen­er­hal­ten­den 2:0 gegen Rize­s­por noch ein­mal den Groß­teil des Spiels auf dem Feld stand. Im Win­ter hat­te Hat­ayspor noch zwei Punk­te vor einem Abstiegs­platz gestan­den, am Ende mach­te ein Punkt den Unter­schied.

Ömer Beyaz bei Hatayspor. © Ahmad Mora/Getty Images
Ömer Bey­az bei Hat­ayspor. © Ahmad Mora/Getty Images

Der Grund für die vie­len Ein- und Aus­wechs­lun­gen von Bey­az lie­ge dar­in, dass Demi­rel im Lauf der Rück­run­de im Abstiegs­kampf ver­schie­de­ne Auf­stel­lun­gen durch­pro­bier­te und Bey­az dadurch häu­fi­ger rein- und raus­ro­tier­te, erklärt uns Ali. Als Ergän­zungs­spie­ler — anders kann man sei­ne Rol­le nicht beschrei­ben —  trug er sich auch kaum in Offen­siv­sta­tis­ti­ken ein, weder ein Tor noch eine Vor­la­ge ste­hen für ihn zu Buche, sieht man mal von einem Pokal­spiel Mit­te Janu­ar ab. Ins­ge­samt beschei­nigt Ali Bey­az wie auch dem Rest der Mann­schaft gro­ßes Enga­ge­ment im Abstiegs­kampf und das obwohl teil­wei­se Gehäl­ter wohl nicht pünkt­lich gezahlt wer­den konn­ten. Demi­rel habe sich sehr für den Club auf­ge­rie­ben und mehr­mals sei­nen Rück­tritt ange­bo­ten. Auch Pulat kennt den Ver­ein als ehe­ma­li­ger Co-Trai­ner sehr gut und schaff­te schließ­lich den Klas­sen­er­halt. Für Bey­az hat­te der Trai­ner­wech­sel Ali zufol­ge kei­ne grö­ße­ren Aus­wir­kun­gen. In der aktu­el­len 11Freun­de-Aus­ga­be vom Juli fin­det sich übri­gens ein sehr lesens­wer­ter Arti­kel von James Mon­ta­gue über das Erd­be­ben in der Pro­vinz Hat­ay und die Ent­wick­lung des Ver­eins in den letz­ten bei­den Spiel­zei­ten. Laut Ali sei immer noch offen, ob Hat­ayspor in der kom­men­den Sai­son wie­der in Antak­ya spie­len kann, auch wenn es Bemü­hun­gen in die­se Rich­tun­gen gebe.

Und Bey­az? Der sam­mel­te bei Hat­ayspor so viel Ein­satz­zeit wie in sei­ner gesam­ten bis­he­ri­gen Pro­fi­kar­rie­re noch nicht. Ende August wird er 21 und ist damit immer noch ziem­lich jung. Ali traut ihm zu, per­spek­ti­visch eine Rol­le beim VfB zu spie­len, dafür müs­se er aber auch zah­len­mä­ßig mehr zum Offen­siv­spiel bei­tra­gen. Für rea­lis­ti­scher hält er einen wei­te­ren Wech­sel in die Tür­kei, auch einer Ver­pflich­tung durch Hat­ayspor wäre er nicht abge­neigt. Er sieht bei Bey­az ein gewis­ses Poten­zi­al, dass sich nach ein oder zwei Jah­ren kon­stan­ter Spiel­zeit ent­fal­ten könn­te. In Stutt­gart müs­sen sie in die­sem Som­mer auf jeden Fall eine Ent­schei­dung tref­fen: Bey­az Ver­trag läuft im kom­men­den Jahr aus, eine erneu­te Lei­he wäre also mit einer Ver­trags­ver­län­ge­rung ver­bun­den. Dafür wie­der­um müss­te das Ver­trau­en in Bey­az Ent­wick­lung schon sehr groß sein. Des­halb wird man sich, wie schon ver­schie­dent­lich kol­por­tiert, in die­sem Som­mer ver­mut­lich tren­nen. Hat­ayspor ver­fügt laut Kicker über eine Kauf­op­ti­on, mit der der VfB nach der ablö­se­frei­en Ver­pflich­tung je nach Höhe des damals gezahl­ten Hand­gelds viel­leicht noch ein klei­nes Trans­fer­plus machen könn­te. Ob ein Ver­ein mit Zah­lungs­schwie­rig­kei­ten und einer Infra­struk­tur im Wie­der­auf­bau die­se aber zieht, ist unge­wiss.

Ähn­lich sind die Per­spek­ti­ven und Moda­li­tä­ten bei

Gil Dias

des­sen Ver­trag 2025 aus­läuft und der beim VfB schon vor sei­ner ein­jäh­ri­gen Lei­he zum Con­fe­rence League-Teil­neh­mer Legia War­schau über­schau­ba­re Per­spek­ti­ven hat­te, weil er für das 4–3‑3 von Bru­no Lab­ba­dia (ein Name wie aus einer ande­ren Zeit) geholt wur­de und für Sebas­ti­an Hoe­neß nicht nur des­halb nicht geeig­net war. Wie sei­ne Bilanz beim pol­ni­schen Rekord­meis­ter zeigt, scheint es ihm nicht nur an der Kom­pa­ti­bi­li­tät, son­dern auch an der Qua­li­tät zu feh­len — und mit­un­ter auch an der Ein­stel­lung, wie uns Legia-Fan Kuba Żyw­ko erklärt. Kam Dias in der Hin­run­de immer­hin noch zu Teil­ein­sät­zen, so absol­vier­te er in der Rück­run­de gan­ze 22 Minu­ten auf dem Platz, stand vier Mal gar über­haupt nicht im Kader. In der Zwi­schen­run­de der Con­fe­rence League durf­te er beim Aus gegen Mol­de immer­hin für 20 Minu­ten ran, ins­ge­samt lief er in der Sai­son sogar drei Mal für die viert­klas­si­ge zwei­te Mann­schaft von Legia auf. Dort erziel­te er Anfang März gegen Lechia Tomas­zow auch sein ein­zi­ges Sai­son­tor.

Für einen Offen­siv­spie­ler natür­li­che eine ver­hee­ren­de Bilanz. Zumal, wie Kuba erläu­tert, der Kader in der Rück­run­de sehr dünn besetzt war und fast jeder, der zwei gesun­de Bei­ne hat­te, zum Ein­satz kam — bis auf Dias. “Das spricht Bän­de bezüg­lich sei­ner Form”, so Kuba.

Legia lag zur Win­ter­pau­se bereits neun Punk­te hin­ter der Tabel­len­spit­ze, am Ende wur­de man Drit­ter und qua­li­fi­zier­te sich für den Euro­pa­po­kal. Kuba zufol­ge habe man im Ver­ein bereits im Win­ter die Ent­schei­dung getrof­fen, dass die Meis­ter­schaft außer Reich­wei­te sei und des­halb zwei der bes­ten Spie­ler, Bar­to­sz Slisz und Ernest Muci, ver­kauft — ohne sie jedoch ange­mes­sen zu erset­zen. Das kos­te­te Trai­ner Kos­ta Run­ja­ić nach einem spä­ten 1:1 gegen den spä­te­ren Meis­ter Jagiel­lo­nia Bia­lys­tok schließ­lich den Job kos­te­te. Ange­sichts der Tat­sa­che, dass vie­le Ver­ei­ne in der Spit­zen­grup­pe zwi­schen­durch Schwä­che­pha­sen hat­ten, wäre die Meis­ter­schaft laut Kuba und vie­len ande­ren Fans, die ihren Unmut gegen Sai­son­ende deut­lich mach­ten, mit ein biss­chen mehr finan­zi­el­lem Invest­ment durch­aus mög­lich gewe­sen. Statt­des­sen schied man sang- und klang­los gegen Mol­de aus dem Euro­pa­po­kal aus, bla­mier­te sich gegen Auf­stei­ger Puszc­za Nie­poło­mice, ver­lor zum ers­ten Mal seit 24 Jah­ren die pres­ti­ge­träch­ti­ge Par­tie gegen Wid­zew Łódź und ver­spiel­te häu­fig Füh­run­gen.

Ähn­lich unzu­frie­den wie mit der ver­pass­ten Titel­chan­ce ist Kuba auch mit Dias. Für die weni­ge Spiel­zeit habe Dias erstaun­lich viel Scha­den ange­rich­tet. So gibt er ihm die Mit­schuld am Sieg­tref­fer von Łódź in der 93. Minu­te, nur kurz nach Dias Ein­wechs­lung (Nr. 17):

Im ers­ten Spiel des neu­en Trai­ners Gon­ça­lo Feio gegen Raków führ­te Legia lan­ge nach einem Tor des ehe­ma­li­gen Nürn­ber­gers Tomas Pek­hart, ver­spiel­te die aber in der 83. Minu­te, nur kurz nach Dias Ein­wechs­lung:

In der Tat sieht Dias auch in die­ser Sze­ne nicht gut aus. Kuba wirft Dias anhand die­ser Sze­nen vor, dass ihm im Lau­fe der Rück­run­de irgend­wann vie­les egal wur­de. Dazu passt aus sei­ner Sicht auch, dass Dias und ein ande­rer Spie­ler bei einer nächt­li­chen Sauf­tour foto­gra­fiert wur­den, was zwar vom Ver­ein nicht sank­tio­niert wur­de, den Fans aber klar­ge­macht habe, “was sei­ne Prio­ri­tä­ten sind, sie lagen nicht auf dem Platz”.

Selbst wenn man die Ent­täu­schung unse­res Exper­ten über den Sai­son­ver­lauf ein­be­rech­net, ist die Ver­pflich­tung von Gil Dias für den VfB nach wie vor ein gro­ßes Miss­ver­ständ­nis. Aus wel­chen Grün­den auch immer sah er sich nicht in der Lage, wäh­rend sei­ner Lei­he Wer­bung für sich zu machen. Bei sei­ner Ver­pflich­tung hat­te ich ja dar­auf ver­wie­sen, dass er sei­ne bes­te Zeit hat­te, als man auf ihn setz­te und ihm Ver­trau­en schenk­te. Ange­sichts der schein­bar limi­tier­ten Fähig­kei­ten war das weder in Stutt­gart noch in War­schau der Fall. Bei Dias bin ich mir sehr sicher, dass man für ihn aktiv einen Abneh­mer sucht oder gege­be­nen­falls sogar gewillt ist, den Ver­trag auf­zu­lö­sen. Die Ablö­se hat er ja bekannt­lich schon mit sei­nem Tor gegen Pader­born im Pokal wie­der rein­ge­holt, ansons­ten reiht er sich in die lan­ge Lis­te jener Spie­ler ein, bei denen man sich noch Jah­re spä­ter fragt, wel­chen Sinn die­ser Trans­fer eigent­lich damals hat­te.

Der Plan mit

Wahid Faghir

war da schon etwas offen­sicht­li­cher. Er kam 2021 gemein­sam mit Bey­az zum VfB, erziel­te ein Tor in der Nach­spiel­zeit gegen Uni­on Ber­lin und wur­de in der Fol­ge­sai­son zurück in sei­ne däni­sche Hei­mat ver­lie­hen. Zu Beginn die­ser Sai­son zog es ihn dann zum deut­schen Zweit­li­ga-Auf­stei­ger aus Elvers­berg. Da unser Exper­te aus dem Win­ter dies­mal lei­der ver­hin­dert war, sprach ich dies­mal mit SVE-Fan Dani­el. Fag­hir leg­te in der Hin­run­de direkt los wie die Feu­er­wehr und erziel­te in den ers­ten sie­ben Spie­len drei Tore und berei­te­te eins vor. Danach setz­te ihn eine Mus­kel­ver­let­zung bis Ende des Jah­res außer Gefecht, kurz vor Erschei­nen unse­res Arti­kels im Win­ter stieg er wie­der ins Trai­ning ein.

Wahid Faghir in Elversberg. © Andreas Schlichter/Getty Images
Wahid Fag­hir in Elvers­berg. © Andre­as Schlichter/Getty Images

Auch Fag­hir konn­te sich in die­sem Kalen­der­jahr in kei­ne Sta­tis­tik ein­tra­gen. Nach ein paar Kurz­ein­sät­zen zu Jah­res­be­ginn fiel er von Mit­te Febru­ar bis Ende März erneut wegen Ober­schen­kel­pro­ble­men aus und brach­te es danach noch auf fünf Ein­sät­ze mit etwa jeweils 20 Minu­ten Spiel­zeit. Fag­hir habe nach dem Sai­son­start eigent­lich Lust auf mehr gemacht, erklärt Dani­el, er habe aber nach der Win­ter­pau­se nicht rich­tig fit gewirkt und auch bei ihm habe es Gerüch­te über man­geln­de Pro­fes­sio­na­li­tät gege­ben. In einer funk­tio­nie­ren­den Elvers­ber­ger Mann­schaft, die als Auf­stei­ger sou­ve­rän den Klas­sen­er­halt erreich­te, war dann schnell kein Platz mehr für ihn. Dani­els Urteil: “Wenn er rich­tig fit wäre, sein Deutsch und sei­ne Ein­stel­lung bes­ser wären, hät­te er uns bestimmt wei­ter­hel­fen kön­nen. So war es lei­der ein Miss­ver­ständ­nis wo wir wahr­schein­lich auch nicht mehr an einer wei­te­ren Lei­he inter­es­siert sind.” Er rech­net damit, dass Fag­hir sich über Ein­sät­ze in der 3. Liga emp­feh­len muss.

Immer­hin läuft sein Ver­trag ein Jahr län­ger als der von Bey­az und wie bei die­sem ist 21 immer noch kein Alter, um einen Spie­ler end­gül­tig abzu­schrei­ben. Hin­zu kommt die nicht uner­heb­li­che Ablö­se zwi­schen vier und fünf Mil­lio­nen, die der VfB damals für ihn auf den Tisch leg­te. Zu Sai­son­be­ginn deu­te­te Fag­hir ja das Poten­zi­al, dass man in Stutt­gart mit­un­ter auf­blit­zen sah, durch­aus an, bevor ihm sei­ne Ver­let­zungs­an­fäl­lig­keit einen Strich durch die Rech­nung mach­te. Inwie­fern die­se auch etwas mit sei­nem immer wie­der wech­sel­haf­ten Fit­ness­zu­stand zu tun hat, ver­mag ich nicht zu sagen. Es scheint jedoch so, als müs­se Fag­hir, der bei sei­ner ers­ten Lei­he vor allem tak­tisch nicht ins Team pass­te und in Elvers­berg mehr ver­letzt war als dass er spiel­te, in der kom­men­den Sai­son end­lich sei­ne Chan­ce nut­zen, sei­ne Pro­fi­kar­rie­re rich­tig in Schwung zu brin­gen. Beim VfB wird er es schwer haben, denn selbst wenn meh­re­re Offen­siv­kräf­te den Ver­ein ver­las­sen soll­ten, wür­den die­se wohl eher durch Neu­zu­gän­ge ersetzt als durch einen ver­let­zungs­an­fäl­li­gen 21jährigen ohne Spiel­pra­xis. Nach­dem wir in der Ver­gan­gen­heit schon eini­ge Lei­hen hat­ten, die für alle Betei­lig­ten eher ent­täu­schend waren, muss der nächs­te Zug sit­zen — für den VfB und für Fag­hir.

Kom­men wir zu zwei Spie­lern, die noch vor dem nächs­ten Kar­rie­re­schritt ste­hen und des­we­gen ver­lie­hen wur­den. Wir begin­nen mit

Thomas Kastanaras

der aller­dings mit 21 Jah­ren noch älter ist als Bey­az und Fag­hir. 2022 schoss er die U19 noch zum zwei­ten Pokal­sieg bin­nen drei Jah­ren und wur­de in der Fol­ge in den Pro­fi­ka­der hoch­ge­zo­gen. In der Bun­des­li­ga fei­er­te er in der vor­letz­ten Sai­son unter Pel­le­gri­no Mat­ar­raz­zo bei der Heim­nie­der­la­ge gegen Frank­furt sein Debüt, des­sen Nach-Nach­fol­ger Bru­no Lab­ba­dia setz­te ihn zu Beginn des Jah­res 2023 noch ein paar Mal ein, häu­fi­ger stand er jedoch für die zwei­te Mann­schaft in der Regio­nal­li­ga auf dem Feld, bevor ihn in Mai ein Mit­tel­fuß­bruch außer Gefecht setz­te, des­sen Gene­sung sich bis in den Dezem­ber zog. In der Hin­run­de der abge­lau­fe­nen Sai­son saß Kas­t­a­n­a­ras dann bei den Spie­len gegen Hei­den­heim und Bre­men auf der Bank traf aber in acht Regio­nal­li­ga-Spie­len sechs Mal — ein ein­deu­ti­ges Zei­chen, dass ihm eine höhe­re Liga gut tun wür­de. Im Win­ter folg­te des­halb die nach­voll­zieh­ba­re Lei­he zum dama­li­gen Dritt­li­ga-Spit­zen­team aus Ulm, mit dem er am Ende den Durch­marsch in die zwei­te Liga fei­er­te.

Thomas Kastanaras in Ulm. © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
ULM, GERMANY — MARCH 10: Tho­mas Woer­le, Head coach of SSV Ulm 1846 gives ins­truc­tions to Tho­mas Kas­t­a­n­a­ras of SSV Ulm 1846 during the 3. Liga match bet­ween SSV Ulm 1846 and SV Sand­hau­sen at Donau­sta­di­on on March 10, 2024 in Ulm, Ger­ma­ny. (Pho­to by Chris­ti­an Kas­par-Bart­ke/­Get­ty Images)

Laut Ulm-Fan @achtzehn46, mit dem wir über Kas­t­a­n­a­ras Rück­run­de bei den Spat­zen gespro­chen haben, sei die Vor­freu­de auf Kas­t­a­n­a­ras groß gewe­sen, er ging davon aus, dass man ihn als Stamm­spie­ler für eine gemein­sa­me Sturm­rei­he mit Leo Sci­en­za geholt habe, zum Felix Higl (ja, der Sohn unse­res ehe­ma­li­gen Meis­ter-Co-Trai­ners) erst in der Rück­run­de anfing zu tref­fen. Kas­t­a­n­a­ras traf direkt bei sei­nem Debüt gegen Unter­ha­ching als Ein­wech­sel­spie­ler, bleib beim fol­gen­den Star­t­el­fein­satz eher blass und traf dann wie­der von Bank kom­mend gegen Duis­burg. Es folg­te Ende März noch ein Tref­fer gegen Aue, bevor er im April mit einem Tor zum Lan­des­po­kal-Aus der Kickers bei­trug. Abge­se­hen davon stand er aber nur noch ein­mal in die­ser Rück­run­de län­ger als 60 Minu­ten auf dem Platz, stand ins­ge­samt nur drei Mal in der Start­elf. Das lag laut unse­rem Exper­ten auch an Felix Higl, der immer bes­ser wur­de, wes­we­gen Trai­ner Tho­mas Wör­le Kas­t­a­n­a­ras eher als Ein­wech­sel­spie­ler sah. Wenn er spiel­te lief er als zen­tra­le Spit­ze oder auf dem lin­ken Flü­gel eines Drei­er-Angriffs auf.

Kas­t­a­n­a­ras sei häu­fig in Situa­tio­nen rein­ge­kom­men, in denen Ulm nur noch eine Füh­rung ver­tei­di­gen und gege­be­nen­falls ein paar Kon­ter fah­ren muss­te, bei denen Kas­t­a­n­a­ras nicht immer gut aus­ge­se­hen habe. Unser Exper­te lobt sei­ne Schnel­lig­keit, den guten Schuss und die Tech­nik, sieht aber noch Poten­zi­al in der Ent­schei­dungs­fin­dung und in der Luft. Er wäre des­halb auch einer mit­un­ter kol­por­tier­ten fes­ten Ver­pflich­tung von Kas­t­a­n­a­ras mit Rück­kauf­op­ti­on für den VfB nicht abge­neigt, gera­de nach dem Wech­sel von Sci­en­za nach Hei­den­heim. Ein Ziel­spie­ler wie Higl sei Kas­t­a­n­a­ras zwar nicht, aber eine “wert­vol­le Ergän­zung”. Er traut ihm auf jeden Fall zu, sich zu einem Top­spie­ler in der zwei­ten Liga zu ent­wi­ckeln, für die Bun­des­li­ga sei es aller­dings noch zu früh für Kas­t­a­n­a­ras.

Auch wenn der jun­ge Stür­mer in Ulm viel­leicht nicht die Ein­satz­zei­ten hat­te, die er sich von einem Wech­sel in die drit­te Liga erhofft hat, kann die­ses hal­be Jahr durch­aus hilf­reich für sei­ne Ent­wick­lung gewe­sen sein, denn der Regio­nal­li­ga ist er offen­bar ent­wach­sen und in der punk­te­mä­ßig erfolg­reichs­ten VfB-Bun­des­li­ga­mann­schaft aller Zei­ten mit zwei abso­lu­ten Tor­ma­schi­nen hät­te er schlicht­weg kein Land gese­hen. Auch in Ulm war ein biss­chen ein Opfer des Erfolgs, die regel­mä­ßi­ge Ein­satz­zeit auf einem geho­be­nen Level soll­te man den­noch nicht unter­schät­zen, vor allem in einer Mann­schaft, die anders als die Ver­ei­ne ande­rer Leih­spie­ler von Erfolg zu Erfolg eilt. Aber auch bezüg­lich sei­ner Zukunft muss der VfB in die­sem Som­mer eine Ent­schei­dung tref­fen, denn — ihr könnt es Euch mitt­ler­wei­le den­ken — sein Ver­trag läuft nur noch ein Jahr. Ich gehe davon aus, dass Kas­t­a­n­a­ras sich in der Vor­be­rei­tung noch­mal bewei­sen darf und dass man dann, wie schon bei Mag­li­ca, einen Ver­kauf mit Rück­kauf­op­ti­on anstrebt, soll­te er sich nicht durch­set­zen. Dass Kas­t­a­n­a­ras Poten­zi­al hat, konn­te er schon in den Nach­wuchs­mann­schaf­ten im Brust­ring nach­wei­sen, mitt­ler­wei­le scheint auch sei­ne Ein­stel­lung zu stim­men. Für mich ist also noch zu früh, um ihn kom­plett abzu­ge­ben.

Das Pro­blem haben wir immer­hin bei

Jovan Milosevic

nicht, denn der wur­de erst im ver­gan­ge­nen Som­mer ver­pflich­tet und mit einem Ver­trag bis 2027 aus­ge­stat­tet, nach­dem Sven Mislin­tat ihn wohl schon vor sei­nem Abschied von Voj­vo­di­na Novi Sad los­ge­eist hat­te. Der 18jährige kam in der Hin­run­de auf gesam­mel­te 26 Ein­satz­mi­nu­ten bei fünf Ein­sät­zen und durf­te in der ers­ten Pokal­run­de gegen Reut­lin­gen für 14 Minu­ten ran.  Milo­se­vic teilt sich als Ser­be das Schick­sal mit Ömer Bey­az, denn nicht-EU-Aus­län­der sind für die Regio­nal­li­ga nicht spiel­be­rech­tigt, so dass er auch dort nicht auf Ein­satz­mi­nu­ten kam. Auch hier war eine Lei­he die logi­sche Fol­ge. Der Leih­ver­ein ist uns bereits gut bekannt, es ging zum ehe­ma­li­gen Koope­ra­ti­ons­ver­ein aus St. Gal­len, bei denen bereits Leo Münst und Matej Mag­li­ca zeit­wei­se aktiv waren und von denen unser Schwei­zer EM-Teil­neh­mer Leo Ster­giou an den Neckar wech­sel­te. Erneut stand mir hier Mar­co vom Fan­zine SENF für Fra­gen zu Milo­se­vics Rück­run­de zur Ver­fü­gung.

Jovan Milosevic, hier noch in der Hinrunde im Brustring. © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
Jovan Milo­se­vic, hier noch in der Hin­run­de im Brust­ring. © Chris­ti­an Kas­par-Bart­ke/­Get­ty Images

Der FCSG hat­te den Start ins Jahr ziem­lich ver­mas­selt, man habe also eine gewis­se Erwar­tungs­hal­tung an den jun­gen Stür­mer gehabt, als er rela­tiv spät im Febru­ar zur Mann­schaft stieß. Auch weil zu die­sem Zeit­punkt eini­ge Spie­ler aus­fie­len, unter ande­rem Stamm­spie­ler Wil­lem Geub­bels. Statt die­sem lief also Milo­se­vic Mit­te Febru­ar neben Ex-VfB-Spie­ler Chadrac Ako­lo im grün-wei­ßen Dress gegen den FC Win­ter­thur auf, traf bereits nach sechs Minu­ten und muss­te 28 Minu­ten spä­ter mit einem Bän­der­riss im Sprung­ge­lenk aus­ge­wech­selt wer­den. Die­se Ver­let­zung habe ihn weit zurück­ge­wor­fen, erklärt Mar­co, erst Anfang April stand er wie­der auf dem Platz. Da ja auch ande­re Stamm­spie­ler ver­letzt aus der Win­ter­pau­se kamen, konn­te Milo­se­vic nicht die erwar­te­te Sofort­hil­fe dar­stel­len. Er steu­er­te beim 3:3 in Lau­sanne die zwi­schen­zeit­li­che 3:2‑Führung bei, ohne den Punkt wäre St. Gal­len nicht nach der Tei­lung der Liga in der Meis­ter­run­de gelan­det, so Mar­co. In der Meis­ter­run­de traf er noch­mal gegen den alten und neu­en Meis­ter aus Bern, steu­er­te zudem gegen Yver­don-Sport noch eine Vor­la­ge bei. Auch wenn Milo­se­vic unter dem mitt­ler­wei­le nach Bochum gewech­sel­ten Peter Zeid­ler in einem 4–4‑2 als zwei­ter Stür­mer agier­te, sieht Mar­co ihn eher als klas­si­schen Neu­ner. Am Sai­son­ende zog Milo­se­vic übri­gens mit dem FC St. Gal­len in den Euro­pa­po­kal ein.

Wie schon bei Kas­t­a­n­a­ras sieht unser Exper­te Milo­se­vic noch nicht weit genug für die Bun­des­li­ga und wür­de ihm zur Ent­wick­lung ein wei­te­res Jahr in St. Gal­len emp­feh­len, ver­weist dabei auch auf die gute Ent­wick­lung des ein­gangs erwähn­ten Ster­giou. Mar­co sieht ihn als Stür­mer Num­mer 3, eine Rang­fol­ge, die er beim VfB ver­mut­lich nicht inne­hät­te. Ange­sichts der an sich guten Erfah­run­gen mit St. Gal­len hal­te ich das nicht nur für einen sinn­vol­len, son­dern auch rea­lis­ti­schen Weg. Natür­lich muss das lang­fris­ti­ge Ziel sein, die Anzahl der Lei­hen zu redu­zie­ren. Soll­te Milo­se­vic aber  kei­nen Rie­sen­sprung in der Vor­be­rei­tung machen, bleibt ver­mut­lich nur eine wei­te­re Lei­he als Opti­on, auch wenn schein­bar in der 3. Liga bis zu drei Nicht-EU-Aus­län­der im Kader ste­hen dür­fen. Nach Ein­sät­zen in der Schwei­zer Liga wäre die drit­te deut­sche Spiel­klas­se aber für Milo­se­vic noch mal ein Schritt zurück. Span­nend bleibt auf jeden Fall wie bei Kas­t­a­n­a­ras, wie groß sein Poten­zi­al wirk­lich ist.

Die­ses wie­der­um scheint

Luca Pfeiffer

bereits aus­ge­schöpft zu haben. 2021 wech­sel­te er aus Würz­burg zum FC Midt­jyl­land und wur­de ein Jahr spä­ter zum SV Darm­stadt 98 ver­lie­hen, bei dem er mit 17 Tref­fern in 32 Zweit­li­ga-Spie­len auf sich auf­merk­sam mach­te. 2022 ver­pflich­te­te ihn der VfB von sei­nem däni­schen Stamm­ver­ein, Pfeif­fer blieb aber in 19 Bun­des­li­ga-Ein­sät­zen ohne Scor­er­punkt. Immer­hin traf er beim 6:0 im Pokal gegen Bie­le­feld zwei Mal und leg­te eine Run­de spä­ter in Pader­born sowie im Rele­ga­ti­ons-Rück­spiel ein Tor auf. Den­noch eine über­schau­ba­re Bilanz für einen Stür­mer, wes­we­gen die erneu­te Lei­he zum Auf­stei­ger aus Darm­stadt zunächst wie eine gute Lösung schien. In der Hin­run­de wur­de er jedoch häu­fig als Ziel­spie­ler für lan­ge Bäl­le ein­ge­setzt, wie uns SVD-Exper­te Mat­thi­as, vom Kickschuh.Blog im Win­ter berich­te­te, was ange­sichts von Pfeif­fers Kopf­ball­schwä­che wenig ziel­füh­rend war. Nach­dem Pfeif­fer kurz vor Weih­nach­ten beim 3:3 gegen Hof­fen­heim an allen drei Darm­städ­ter Toren betei­ligt war und im Win­ter mit Sebas­ti­an Pol­ter end­lich ein rich­ti­ger Ziel­spie­ler nach Süd­hes­sen kam, wären die Vor­zei­chen für eine bes­se­re Rück­run­de Pfeif­fers eigent­lich opti­mal gewe­sen. Er spiel­te zwar die ers­ten vier Par­tien des Kalen­der­jah­res kom­plett durch, stand danach aber nur noch vier Mal auf dem Platz, drei Mal ver­zich­te­te Trai­ner Lie­ber­knecht gar kom­plett auf sei­ne Anwe­sen­heit im Kader. Mat­thi­as erläu­tert, dass Pol­ter zwar nicht wie erhofft ein­ge­schla­gen habe, Oscar Vil­helms­son und Juli­an Jus­t­van jedoch Pfeif­fer als Optio­nen in der Offen­si­ve den Rang abge­lau­fen hät­ten.

Luca Pfeiffer in Darmstadt. © Matthias Hangst/Getty Images
Luca Pfeif­fer in Darm­stadt. © Mat­thi­as Hangst/Getty Images

Das Enga­ge­ment kön­ne man ihm nicht abspre­chen, jedoch habe die schwe­re Sai­son beim VfB und die Erfolg­lo­sig­keit vor dem Tor in Darm­stadt wohl auch an sei­nem Selbst­be­wusst­sein gezehrt, zumal es ja für die gan­ze Mann­schaft, die als Tabel­len­letz­ter wie­der abstieg, nicht gut lief. Dass die Lili­en der­art chan­cen­los sein wür­de, habe ihn über­rascht, so Mat­thi­as, ins­be­son­de­re die Tat­sa­che, dass die Rück­run­de noch schlech­ter ver­lief als die Hin­run­de. Da der Ver­ein bei Neu­ver­pflich­tun­gen nicht ins Risi­ko gehen woll­te, sei man unter dem Strich schlicht nicht kon­kur­renz­fä­hig gewe­sen — ein Ein­druck den man auch beim Rück­spiel am Böl­len­fall­tor gewin­nen konn­te, auch wenn der Aus­wärts­sieg damals schwer erkämpft war. Wie es ohne Bun­des­li­ga-Erfah­rung bes­ser lau­fen kön­ne, hät­te Hei­den­heim gezeigt, ver­weist Mat­thi­as auf den Mit-Auf­stei­ger. Für die neue Sai­son stre­be Darm­stadt einen Umbruch an mit Spie­lern, die nicht durch den Miss­erfolg der letz­ten Sai­son belas­tet sei­en. Eine Anschluss­ver­pflich­tung Pfeif­fers hält er also für genau­so unrea­lis­tisch wie eine Zukunft beim VfB, zumal sich Pfeif­fer vor dem letz­ten Sai­son­spiel den Mit­tel­fuß brach und erst­mal aus­fal­len wird.

Auch ohne die­se Ver­let­zung fällt Pfeif­fer leis­tungs­mä­ßig ganz klar eher in die Kate­go­rie eines Gil Dias, betrach­tet man mal nur den aktu­el­len Kader. In einem grö­ße­ren Rah­men scheint es ihm ein wenig zu gehen wie Simon Terod­de, auch wenn der wesent­lich mehr Zweit­li­ga-Erfah­rung hat: Es reicht der­zeit nicht für die Bun­des­li­ga und da Pfeif­fer im August bereits 28 wird, ist auch frag­lich, ob es jemals dafür rei­chen wird. Immer­hin: Sein Ver­trag läuft bis 2026, der VfB könn­te ihn also noch ein­mal ver­lei­hen in der Hoff­nung, dass der Leih­ver­ein im Anschluss Gebrauch von einer Kauf­op­ti­on macht. Ich könn­te mir aber auch vor­stel­len, dass Pfeif­fer sei­ne Chan­cen durch­aus rea­lis­tisch ein­schät­zen kann und sei­ner­seits einen Wech­sel anstrebt, ver­mut­lich in die zwei­te Liga. Das Jahr in Darm­stadt jeden­falls war für alle Betei­lig­ten eine Ent­täu­schung, womit Pfeif­fer in einer Rei­he mit jenen Spie­lern steht, bei denen Lei­hen nicht unbe­dingt der Ent­wick­lung, son­dern der Kader­be­rei­ni­gung die­nen.

Wie das bei

Juan José Perea

ist, ist mir noch nicht ganz klar. Der kam 2022 mit Pfeif­fer zum VfB lief immer­hin 16 Mal im Brust­ring auf, mach­te bei jedem Auf­tritt mit sei­ner Wuse­lig­keit viel Betrieb im geg­ne­ri­schen Straf­raum, konn­te jedoch nur den Anschluss­tref­fer beim 1:2 gegen die Bay­ern Anfang März für sich ver­bu­chen. Ver­gan­ge­nen Som­mer ver­lieh ihn der VfB nach Ros­tock in die zwei­te Liga, wo er mit zwei Toren gegen Wahid Fag­hir und die SV Elvers­berg gleich auf sich auf­merk­sam mach­te. Am drit­ten Spiel­tag schoss er Han­sa gegen den VfL Osna­brück in Füh­rung, wur­de danach jedoch Opfer einer Sys­tem­um­stel­lung und kam ab Mit­te Okto­ber nur noch sel­ten für mehr als eine Halb­zeit zum Ein­satz, wie uns Han­sa-Fan Chris­ti­an im Win­ter erklär­te. Sei­ne Hoff­nung, dass es nach dem Trai­ner­wech­sel zu Mers­ad Sel­im­be­go­vic bes­ser für Perea und Han­sa lau­fen wür­de, wur­de jedoch ent­täuscht. Im Mai muss­te Ros­tock als Vor­letz­ter den Gang in die drit­te Liga antre­ten, Perea berei­te­te in der Rück­run­de ein Tor vor und traf beim pres­ti­ge­träch­ti­gen 2:2 gegen den HSV zum zwi­schen­zeit­li­chen Aus­gleich. Chris­ti­an zufol­ge sei Han­sa offen­siv sehr ideen­los auf­ge­tre­ten, kei­ner der Angrei­fer habe sein Poten­ti­al aus­spie­len kön­nen, zudem habe der FCH auch über kei­nen Unter­schieds­spie­ler ver­fügt. Ekla­tan­te Abwehr­feh­ler in Ver­bin­dung mit der Offen­siv­schwä­che hät­ten dann zum Abstieg geführt.

Juan Perea in Rostock. © Stuart Franklin/Getty Images
Juan Perea in Ros­tock. © Stuart Franklin/Getty Images

Auch Perea habe hier kei­nen posi­ti­ven Unter­schied machen kön­nen, er habe häu­fig “plan­los, unru­hig und nicht ziel­stre­big” gewirkt, auch wenn er ihm das Enga­ge­ment nicht abspre­chen kön­ne, so Chris­ti­an, auch sei­ne Stär­ken in der Schnel­lig­keit und im Zwei­kampf habe man sehen kön­nen. Er sei jedoch kein Spie­ler, der vor­an­geht und habe auch Pro­ble­me beim Abschluss gehabt. Chris­ti­an sieht ihn als klas­si­schen Kon­ter­spie­ler und könn­te ihn sich theo­re­tisch gut auch bei Han­sa in der drit­ten Liga vor­stel­len, das finan­zi­el­le Risi­ko sei ihm dabei aller­dings trotz des für Dritt­li­ga-Ver­hält­nis­se hohen Etat Han­sas zu groß. Ange­sichts sei­nes Pro­fils sieht er für ihn auch beim VfB kei­ne gro­ße Zukunft. Perea wur­de zwar im Febru­ar erst 24, nach der ent­täu­schen­den Bilanz bei einem Zweit­li­ga-Abstei­ger stellt sich für mich aber neben Pro­fil auch die Fra­ge, ob er dem VfB qua­li­ta­tiv wei­ter­hel­fen kann. Ange­sichts der Tat­sa­che, dass er in den letz­ten Jah­ren regel­mä­ßig Ein­sät­ze hat­te, ob in Ros­tock, teil­wei­se beim VfB oder auch vor­her in Grie­chen­land, könn­te ich ihn mir höchs­tens als Kader­spie­ler für die Brei­te vor­stel­len, der viel­leicht nicht unbe­dingt in der Cham­pi­ons League bril­liert, aber in einer Bun­des­li­ga-Sai­son, in der der VfB höchst­wahr­schein­lich nicht wie­der um die ers­ten vier Plät­ze mit­spielt, ab und zu von der Bank kommt. Ob er auch über sei­nen 2026 aus­lau­fen­den Ver­trag hin­aus in Stutt­gart bleibt, wage ich zu bezwei­feln. Viel­leicht kommt es auch in die­sem Som­mer schon zu einem Wech­sel.

Wid­men wir uns zum Abschluss dem gro­ßen Zukunfts­ver­spre­chen in der Leih­spie­ler-Klas­se 2024:

Mo Sankoh

Die Geschich­te von San­koh haben wir hier ja schon öfters erzählt. Er kam aus Sto­ke zum VfB, schoss die Regio­nal­li­ga zu Brei, traf im Pokal bei Dyna­mo Ber­lin und ver­letz­te sich beim 5:1 gegen Fürth, als ein gewis­ser Jamie Lewe­ling für die Gäs­te traf, nach einem Zusam­men­prall mit dem Tor­hü­ter schwer. Als er wie­der fit war, wech­sel­te er leih­wei­se zu Vites­se Arn­heim in sei­ne hol­län­di­sche Hei­mat und schloss sich zur abge­lau­fe­nen Sai­son Liga­kon­kur­rent und Auf­stei­ger Hera­cles Alme­lo an. Jour­na­list Ralph Bli­j­le­vens von der Regio­nal­zei­tung De Twent­sche Cou­rant Tub­an­tia kün­dig­te im Win­ter an, dass San­koh nach eini­gen län­ge­ren Ein­sät­zen in der Hin­run­de nach der Win­ter­pau­se ange­sichts der Rück­kehr von Stür­mer Jizz Horn­kamp weni­ger Minu­ten bekom­men wür­de. Er soll­te Recht behal­ten, San­koh absol­vier­te in die­sem Jahr nur noch ein Spiel über 90 Minu­ten und traf zwei Mal gegen AZ Alk­maar, kurio­ser­wei­se bin­nen zwei Minu­ten mit zwei Ball­be­rüh­run­gen in der Nach­spiel­zeit zum 4:0 und 5:0. Horn­kamp hin­ge­gen habe bewie­sen, war­um er Stür­mer Num­mer 1 sei, so Ralph, gegen Sai­son­ende sei­en vie­le Alme­lo-Fans von San­koh ein wenig ent­nervt gewe­sen, weil es trotz gro­ßen Ein­sat­zes für die Ere­di­vi­sie bei ihm nicht rei­che.

Mo Sankoh. © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
Mo San­koh. © Chris­ti­an Kas­par-Bart­ke/­Get­ty Images

Für die Mann­schaft immer­hin reich­te es, Alme­lo schaff­te knapp den Klas­sen­er­halt mach­te es aber mit deut­li­chen Nie­der­la­gen gegen direk­te Kon­kur­ren­ten wie Waal­wi­jk (0:5) und Excel­si­or Rot­ter­dam (0:4) im Sai­son­end­spurt unnö­tig span­nend. für Hera­cles-Fans also eher eine Sai­son zum Ver­ges­sen, auch wenn der Klas­sen­er­halt an sich als Auf­stei­ger ohne nam­haf­te Neu­zu­gän­ge durch­aus respek­ta­bel sei. Eine Ent­wick­lung über die Sai­son habe er bei San­koh nicht wahr­neh­men kön­nen, so Ralph, er habe zwar im Trai­ning häu­fig Extra­schich­ten vor dem Tor gescho­ben, konn­te aber Horn­kamp nie wirk­lich erset­zen, auch nicht im letz­ten Sai­son­spiel, als weder der Stamm­stür­mer, noch San­koh auf dem Platz stan­den. Auch in der neu­en Sai­son sieht er San­koh ange­sichts der Rück­kehr von Leih­spie­ler Anto­nio Satria­no von Serie C‑Club AC Tren­to nicht im Tri­kot von Alme­lo — und ange­sichts der Leis­tun­gen in den Nie­der­lan­den auch nicht im Brust­ring.

Die Per­so­na­lie Mo San­koh ist und bleibt ein Quell der Frus­tra­ti­on für VfB-Fans. So rich­tig scheint er sich immer noch nicht von einer Ver­let­zung erholt zu haben, die ihn durch­aus die Kar­rie­re hät­te kos­ten kön­nen. Wer weiß, wie er sich wei­ter­ent­wi­ckelt hät­te, wäre nicht ein kom­plet­tes Jahr zurück­ge­wor­fen wor­den. Auch bei sei­nem vor­he­ri­gen Leih­ver­ein Arn­heim war man nicht beson­ders zufrie­den mit ihm, ange­sichts eines Ver­trags bis 2026 wäre eine drit­te Lei­he in Fol­ge mög­lich. Aber wäre es ziel­füh­rend, dar­auf zu setz­ten, dass er in der drit­ten Sai­son nach der Ver­let­zung in der Frem­de den Durch­bruch schafft? Oder lässt man ihn wie even­tu­ell Perea den Kader für drei Wett­be­wer­be im Herbst ergän­zen, auch wenn er in einer nicht mehr ganz so viel klei­ne­ren Liga bei einem Abstiegs­kan­di­da­ten nicht über­zeu­gen konn­te? Ich tue mich wirk­lich schwer mit sei­ner Ein­schät­zung, gera­de weil die Hoff­nung in sein Poten­zi­al so groß waren.

Viel Kaderkorrektur

Alles in allem ist die Bilanz der Leih­spie­ler in der ver­gan­ge­nen Sai­son eher gemischt —  wie schon im Jahr zuvor. Die Zahl von acht ver­lie­he­nen Akteu­ren ist ohne­hin für eine Kader­pla­nung nicht opti­mal, denn alle keh­ren zunächst zurück, mit ganz unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven und blä­hen den Kader in der Vor­be­rei­tung erst­mal auf. Bei meh­re­ren Spie­lern muss Fabi­an Wohl­ge­muth zudem die Ent­schei­dung tref­fen, wie er mit dem einen Jahr Rest­lauf­zeit des Ver­trags umgeht. Fin­det man noch einen Abneh­mer und gene­riert damit eine gewis­se Ablö­se? Oder muss man den Ver­trag aus­lau­fen las­sen, wäh­rend der Spie­ler die Sai­son auf der Tri­bü­ne ver­bringt oder den Ver­trag gar vor­zei­tig auf­lö­sen? Mit Aus­nah­me von Kas­t­a­n­a­ras, Milo­se­vic und San­koh und mit viel Ver­trau­en Fag­hir hat kei­ner der Leih­spie­ler eine eini­ger­ma­ßen rea­lis­ti­sche Per­spek­ti­ve beim VfB, selbst wenn die­ser kom­men­de Sai­son wie­der im Abstiegs­kampf ste­cken soll­te. Erneut dien­ten die Lei­hen in 2023/2024 vor­nehm­lich der Kader­kor­rek­tur, was natür­lich trotz­dem Mit­tel bin­det. Zumal die Regeln für Lei­hen wei­ter ver­schärft wer­den: Ab 1. Juli dür­fen Ver­ei­ne nur noch maxi­mal sechs Spie­ler wäh­rend einer Spiel­zeit ver­lei­hen, die über 21 sind und nicht im Ver­ein aus­ge­bil­det wur­den. Lau­rin Ulrich ist von die­ser Begren­zung also aus­ge­nom­men, Perea und Pfeif­fer bei­spiels­wei­se zäh­len aber rein, Fag­hir wird Ende Juli 21. Nach der über­ra­gen­den Sai­son und ange­sichts drei­er Wett­be­wer­be sehe ich im Bun­des­li­ga-Kader aktu­ell nur weni­ge Leih­kan­di­da­ten — Niko Nar­teys Ver­trag läuft 2025 aus, Spie­ler wie Luca Rai­mund und Samue­le di Bene­det­to könn­ten auch noch in der 3. Liga auf­lau­fen — den­noch hof­fe ich auch die­sen Som­mer, dass das Leih­spie­ler-Seg­ment im Pod­cast in Zukunft wie­der kür­zer wird. Denn ein Erfolgs­re­zept zur Wei­ter­ent­wick­lung von Spie­lern war es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nur sel­ten.

Titel­bild: © sie­he Bild­un­ter­schrif­ten,

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