Neu im Brustring: Genki Haraguchi und Gil Dias

Gleich zwei Spie­ler hat der VfB am ver­gan­ge­nen Mon­tag ver­pflich­tet und am Diens­tag stan­den sie in Pader­born bereits auf dem Platz: Gen­ki Hara­guchi bestritt eine Halb­zeit im Brust­ring, wäh­rend Gil Dias sogar zum Aus­gleich traf. Auch wenn ihr von bei­den schon einen Ein­druck im Brust­ring gewin­nen konn­tet, wol­len wir sie Euch trotz­dem aus­führ­lich vor­stel­len — wie immer mit Unter­stüt­zung von Fans und Exper­ten, die sie bei ihren vor­he­ri­gen Sta­tio­nen haben spie­len sehen.

Da sind sie also: Die ers­ten “rich­ti­gen” Trans­fers von Fabi­an Wohl­ge­muth, nach­dem er die Ver­pflich­tung von Jovan Milo­se­vic ja ver­mut­lich nur noch abwi­ckeln muss­te. Und die Reak­tio­nen waren mit­un­ter vor­her­seh­bar: Man lässt mit Naoui­rou Aha­ma­da und Alexis Tibi­di zwei jun­ge Spie­ler mit Poten­zi­al für ver­meint­lich viel zu gerin­ge Ablö­se­sum­men gehen und ver­pflich­tet statt­des­sen Spie­ler, die jen­seits der 25 sind und ent­we­der kei­nen hohen Wie­der­ver­kaufs­wert mehr brin­gen oder bei denen angeb­lich zwei­fel­haft ist, ob sie den VfB ange­sichts ihrer Vita über­haupt ver­stär­ken kön­nen. Kurz: Es gab schon mehr Vor­freu­de auf Neu­zu­gän­ge als bei Gil Dias von Ben­fi­ca und Gen­ki Hara­guchi von Uni­on Ber­lin. Und auch ich muss zuge­ben: Die bei­den, unab­hän­gig von ihrer sport­li­chen Qua­li­tät, regen nicht unbe­dingt die Phan­ta­sie an, wie es ein Wahid Fag­hir, ein Silas, ein Sasa Kalajd­zic oder ein Ömer Bey­az getan haben. Es sind prag­ma­ti­sche Trans­fers, die bestimm­te Lücken schlie­ßen sol­len so wie bei­spiels­wei­se Dan-Axel Zag­adou die aus­ge­dünn­te Innen­ver­tei­di­gung ver­stär­ken soll­te und Joshua Vagno­man die Außen­bah­nen varia­bler gestal­ten soll­te. Hin­zu kommt: Win­ter­trans­fers sind häu­fig Not­käu­fe, der Markt ist schwie­rig, gera­de nach der Welt­meis­ter­schaft. Wie als sind Dias und Hara­guchi ein­zu­schät­zen? Eher wie Tia­go Tomás, der dem VfB nach sei­nem Leih­wech­sel vor einem Jahr teil­wei­se die Sai­son ret­te­te, oder eher wie Feder­i­co Bar­ba, Alex­an­der Ess­wein oder Ste­ven Zuber? Ihr merkt schon an der Men­ge der auf­ge­zähl­ten Spie­ler, dass der VfB in den ver­gan­ge­nen Win­tern nicht unbe­dingt ein glück­li­ches Händ­chen mit Trans­fers hat­te. Her­aus­fin­den wer­den wir es erst im Lau­fe der Rück­run­de, einen Ein­druck der bei­den wol­len wir Euch jetzt schon ver­mit­teln. Begin­nen wir mit

Gil Dias

genau genom­men Gil Bas­tião Dias, der am 28. Sep­tem­ber 1996 und damit vor knapp 26,5 Jah­ren im in Por­tu­gal eher nörd­lich gele­ge­nen Gaf­an­ha de Naza­ré gebo­ren wur­de. Bereits mit zehn Jah­ren fand er sei­nen Weg in den Nach­wuchs von Sport­ing bevor ihn der SC Bra­ga in der Jugend über­nahm und mit 19 Jah­ren für schlap­pe fünf Mil­lio­nen Euro an die AS Mona­co ver­kauf­te. Für die soll­te er jedoch zunächst kein Spiel machen — nur ein­mal saß er auf der Bank — und wur­de im Win­ter zum ers­ten Mal ver­lie­hen. Für Zweit­li­gist Var­zim SC traf er in 15 Spie­len sechs Mal nach sei­ner Rück­kehr nach Mona­co und einem sie­ben­mi­nü­ti­gen Kurz­ein­satz ging es im Spät­som­mer 2017 dann wei­ter zur Fio­ren­ti­na, für die er in 27 Serie A‑Spielen zwei­mal netz­te. Auch 2018 war mit mitt­ler­wei­le 22 Jah­ren und ein wenig Erst­li­ga-Erfah­rung immer noch kein Platz in Mona­cos Kader für ihn, so dass er im Som­mer an Not­ting­ham Forest ver­lie­hen wur­de, der Ver­ein von Orel Manga­la spiel­te damals noch in der Cham­pi­on­ship, der zwei­ten eng­li­schen Liga. Ange­spro­chen auf die­se Trans­fer­po­li­tik, die an Chel­se­as loan army — und die ande­rer Ver­ei­ne — erin­nert, erklärt mir Mona­co-Exper­te Dami­en Dell­er­ba vom Fan­por­tal La Dia­go­na­le, dass Mona­co zu die­ser Zeit nicht mehr in der Lage war, Stars wie Fal­cao, Mou­tin­ho oder James zu ver­pflich­ten, wenn sie nicht die Regeln des Finan­cial Fair Play ver­let­zen woll­ten. Statt­des­sen soll­ten jun­ge Talen­te ver­pflich­tet wer­den, in der Hoff­nung, die­se teu­er zu ver­kau­fen. Da sowohl der dama­li­ge Sport­di­rek­tor Luis Cam­pos, als auch Prä­si­dent und Vize­prä­si­dent der ASM enge Kon­tak­te zum bekann­ten Spie­ler­agen­ten Jor­ge Men­des pfleg­ten, ver­mu­ten Dami­en nicht unbe­dingt sport­li­che Grün­de hin­ter der Ver­pflich­tung des jun­gen Por­tu­gie­sen (der übri­gens aktu­ell die glei­che Bera­tungs­agen­tur hat wie Car­los Mané *Herz­le­au­gen*). Es sei offen­sicht­lich gewe­sen, so Dami­en, dass Dias damals nicht das Niveau für die inter­na­tio­na­len Ambi­tio­nen Mona­cos hat­te.

Dias bei Nottingham Forest © Catherine Ivill/Getty Images
Dias bei Not­ting­ham Forest © Cathe­ri­ne Ivill/Getty Images

Da Dias bis­he­ri­ge Sta­tio­nen zu weit zurück­lie­gen, um dar­aus Schlüs­se auf sein Leis­tungs­ver­mö­gen im Jahr 2023 zu zie­hen, stei­gen wir in der Hin­run­de der Sai­son 2018/2019 detail­lier­ter in sei­ne Kar­rie­re ein. Bis Janu­ar 2019 spiel­te Dias also beim eng­li­schen Zweit­li­gis­ten aus Not­ting­ham, die in jener Sai­son nicht nur ihn, son­dern auch sei­nen Lands­mann João Car­val­ho für 15 Mil­lio­nen ver­pflich­te­ten, neben wei­te­ren por­tu­gie­si­schen Spie­lern. Dem Forest All Over Pod­cast zufol­ge sei man durch­aus gespannt auf Dias als Teil die­ser por­tu­gie­si­schen Rei­se­grup­pe gewe­sen. Für Forest absol­vier­te er ins­ge­samt 21 Liga- und drei Liga-Pokal­spie­le und stand ins­ge­samt 13 Mal in der Start­elf. Einen gro­ßen Stel­len­wert habe er aller­dings nicht in der Mann­schaft gehabt son­dern sei eher ein Anhäng­sel der Car­val­ho-Ver­pflich­tung gewe­sen. Auf jeden Fall sei er damals nicht unbe­dingt auf Cham­pi­on­ship-Level gewe­sen, erklä­ren die Pod­cas­ter, bei einem Aus­wärts­spiel in Nor­wich kam er in der 83. Minu­te beim Stand von 3:1 für Forest aufs Feld, bei Abpfif stand des 3:3, was auch sei­ner Abwehr­leis­tung als Innen­ver­tei­di­ger ange­las­tet wur­de. Davon habe er sich nicht mehr erholt. Des­we­gen, aber viel­leicht auch weil Mana­ger Aitor Karan­ka zeit­gleich gehen muss­te, ver­lieh Mona­co ihn im Win­ter wei­ter und zwar in die grie­chi­sche Super League zu Olym­pia­kos Pirä­us.

Dias bei Olympiakos Piräus © ARIS MESSINIS/AFP via Getty Images
Dias bei Olym­pia­kos Pirä­us © ARIS MESSINIS/AFP via Get­ty Images

Von England nach Griechenland

Dort traf er auf sei­nen Lands­mann Pedro Mar­tins, der Olym­pia­kos im April 2018 über­nom­men hat­te und die Mann­schaft nach einer für die Ver­hält­nis­se des Ver­eins kas­ta­stro­pha­len Sai­son 2017/2018 neu auf­bau­te, wie Ari vom Pod­cast Gate 7 Inter­na­tio­nal zu berich­ten weiß. Mar­tins habe lan­ge gebraucht, um eine ein­ge­spiel­te Mann­schaft zu fin­den, als Dias im Janu­ar 2019 dort ankam, fehl­te es der Mann­schaft vor allem auf den Flü­geln an Kader­tie­fe. Auf Links­au­ßen hat­te man Dani­el Podence, so Ari, auf der ande­ren Sei­te fehl­ten die Optio­nen. Dias soll­te die Offen­siv­ge­fahr auf der rech­ten Sei­te erhö­hen. Letz­ten Endes brach­te er es bis zum Sai­son­ende nur auf sie­ben Ein­sät­ze in der Liga, zwei UEFA-Pokal-Spie­le und ein Spiel im grie­chi­schen Pokal. Ein Grund dafür sei die feh­len­de Chan­cen­ver­wer­tung gewe­sen. Er traf zwar in einem sei­ner ers­ten Spie­le gegen Dyna­mo Kiev mit einem sehens­wer­ten Distanz­schuss (jap), sein ein­zi­ges ande­res Tor gelang ihm aller­dings im Pokal. Zudem hab er sich zuwe­nig ins Defen­siv­spiel ein­ge­bracht, was ihm bei Mar­tins, der dies von allein sei­nen Spie­lern erwar­te­te und flei­ßi­ge Spie­ler auch mal den talen­tier­te­ren vor­zog, kei­ne Vor­tei­le ein­brach­te. Letz­lich ent­schied sich Olym­pia­kos dage­gen, die Kauf­op­ti­on zu zie­hen, so dass sich Dias im Som­mer 2019 mal wie­der in Mona­co ein­fand.

Dias bei der AS Monaco © VALERY HACHE / AFP
Dias bei der AS Mona­co © VALERY HACHE / AFP

Dort traf er wie­der auf einen por­tu­gie­si­schen Trai­ner, dies­mal Leo­nar­do Jar­dim, der Anfang des Jah­res nach nur drei Mona­ten den Nach­fol­ger sei­ner ers­ten Amts­zeit in Mona­co, Thier­ry Hen­ry beerb­te. Unter ihm kam Dias zu wei­te­ren Ein­sät­zen für die AS, genau­er gesagt 13 in der Ligue 1, bei denen ihm aber weder ein Tor, noch ein Assist gelang. Dami­en zufol­ge sei sein Spiel zwar tech­nisch anspruchs­voll und attrak­tiv gewe­sen, aber lei­der wenig effek­tiv, was auch an der Ent­schei­dungs­fin­dung gele­gen habe. Offen­siv habe ihm die Qua­li­tät gefehlt, um wirk­lich einen Unter­schied zu machen. Und so wur­de er im Janu­ar 2020 erneut ver­lie­hen, dies­mal an den spa­ni­schen Erst­li­gis­ten Gra­na­da CF. Dort kam er in zwölf Spie­len in der Rück­run­de auf gera­de mal 349 Minu­ten. Der knap­pe Kom­men­tar von José Igna­cio Ceju­do Rome­ro von der loka­len Zei­tung Ide­al:

He bare­ly play­ed here. He was used as a left back in a few games by the end of the sea­son becau­se of inju­ries. He did­n’t seem to play any focu­sed some­ti­mes. The coach did­n’t like him. He was signed as a despe­ra­te opti­on for the attack and he did not help at all.

Auf Deutsch: Er spiel­te kaum und kam nur wegen Ver­let­zun­gen über­haupt zu Ein­sät­zen. Ihm habe die Kon­zen­tra­ti­on gefehlt, der Trai­ner habe ihn nicht gemocht und über­haupt sei sei­ne Ver­pflich­tung eine Ver­zweif­lungs­tat gewe­sen und er kei­ne gro­ße Hil­fe gewe­sen. Immer­hin reich­te es am letz­ten Spiel­tag der Sai­son zu einem Assist. Nächs­te Sta­ti­on: FC Fama­licão in sei­ner por­tu­gie­si­schen Hei­mat.

Dias bei Famalicao © PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images
Dias bei Fama­li­cao © PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Get­ty Images

Und wieder zurück nach Portugal

Über sei­ne Zeit dort konn­te mir Dio­go Matos von der Sport­zei­tung Record berich­ten, mit dem ich vor kur­zem erst über Rober­to Mas­si­mos Hin­run­de in Viseu gespro­chen habe. Fama­licão liegt im Bezirk Bra­ga im Nor­den Por­tu­gals und war nach lan­gen Jah­ren in ande­ren Län­dern für Dias wahr­schein­lich auch so eine Art Heim­kehr. Dort absol­vier­te er auch end­lich mal eine gan­ze Spiel­zeit bei einem Ver­ein, lief 31 Mal in der Liga auf, sam­mel­te beim am Ende Tabel­len-Neun­ten immer­hin zwei Assists und traf im Pokal zwei Mal. Man habe gute Erin­ne­run­gen an eine sei­ner frü­he­ren Leih­sta­tio­nen bei Rio Ave gehabt, erklärt Dio­go, außer­dem sei sein Stamm­ver­ein Mona­co ein renom­mier­ter Club, die Erwar­tun­gen sei­en also defi­ni­tiv hoch gewe­sen. In Fama­licão spiel­te er end­lich auch eine wich­ti­ge Rol­le in einer Mann­schaft, hat­te die zweit­meis­ten Spiel­mi­nu­ten und auf­grund sei­ner Viel­sei­tig­keit — dazu gleich mehr — sehr wich­tig. In eini­gen Spie­len sei der mitt­ler­wei­le 24jährige sogar als Kapi­tän auf­ge­lau­fen.

Es wird sei­ne Leis­tung in die­ser Sai­son gewe­sen sein, die Ben­fi­ca dazu ver­lei­te­ten, Dias im Som­mer 2021 für angeb­lich 1,5 Mil­lio­nen von Mona­co zu ver­pflich­ten. Dort kam er in der ver­gan­ge­nen Sai­son auf 653 Minu­ten in zwölf Ein­sät­zen, in der aktu­el­len Spiel­zeit lief er nur im Pokal auf. Immer­hin traf er im ver­gan­ge­nen April zum 2:0 für Ben­fi­ca im Der­by gegen Sport­ing. Abge­se­hen davon kehr­te er bei Ben­fi­ca in die Rol­le des Reser­vis­ten zurück, die er zuvor schon oft beklei­det hat­te. Tomás da Cun­ha, der unter ande­rem für Tri­bu­na­Ex­pres­so schreibt, war von dem Trans­fer genau­so über­rascht wie Cris­tia­no Oli­vei­ra vom eng­lisch­spra­chi­gen Ben­fi­ca Pod­cast. Dias sei vor allem als Ergän­zungs­spie­ler geholt wor­den. Auch Mona­co-Fan Dami­en war über­rascht über den Trans­fer und habe sich gefragt, ob man in Lis­sa­bon viel­leicht etwas in Dias gese­hen habe, was man im Fürs­ten­tum über­se­hen habe, da Ben­fi­ca nor­ma­ler­wei­se auf dem Trans­fer­markt wenig Feh­ler mache. Wie mir bei­de Ben­fi­ca-Exper­ten berich­ten, habe es bei ihm aber ein­fach nicht für den Club gereicht.

Cris­tia­no sagt über Dias:

The issue with Dias is that he con­ti­nues to be the type of play­er that could explo­de at any time but for one reason or ano­ther it never hap­pens. Every club has been tempt­ed by his poten­ti­al and with the hope that with the right con­di­ti­ons and the ide­al envi­ron­ment, per­haps he could final­ly reach that poten­ti­al.

Dribbler mit Potenzial, aber ohne Durchbruch

Dias bei Benfica © CARLOS COSTA/AFP via Getty Images
Dias bei Ben­fi­ca © CARLOS COSTA/AFP via Get­ty Images

Dias sei die Art Spie­ler, dem gefühlt jeder­zeit der Durch­bruch gelin­gen könn­te, was aber aus dem einen oder ande­ren Grund nicht pas­sie­re. Jeder sei­ner zahl­rei­chen Ver­ei­ne erlag der Hoff­nung, dass er im rich­ti­gen Umfeld sein Poten­zi­al end­lich aus­schöp­fen könn­te. Nun also auch der VfB. Eine Hoff­nung, die ich durch­aus nach­voll­zie­hen kann. Es gibt Spie­ler oder Trai­ner, die ein­fach ein bestimm­tes Level nicht errei­chen. Es gibt jene, die über­all funk­tio­nie­ren, eben weil sie die Qua­li­tät haben. Und dann gibt es noch jene, die nur in bestimm­ten Kon­stel­la­tio­nen funk­tio­nie­ren. Simon Terod­de in der zwei­ten Liga ist das bes­te Bei­spiel dafür. Also: Herr­schen beim VfB die rich­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen? Bege­ben wir uns auf Spu­ren­su­che.

Zu Dias Stär­ken zäh­len alle Exper­ten sei­ne Offen­siv­dribb­lings und sei­nen attrak­ti­ven Spiel­stil sowie sei­ne Schuss­tech­nik, von der sich bereits der SC Pader­born am Diens­tag über­zeu­gen konn­te. Ari erzählt, in Pirä­us habe er eine Schuss­ge­nau­ig­keit von über 60 Pro­zent gehabt. Dio­go unter­streicht auch sei­ne Schnel­lig­keit, Tomás ergänzt das um sei­ne Beschleu­ni­gung mit dem Ball. Sei­ne Schwä­chen sehen meh­re­re Exper­ten vor allem in der Ent­schei­dungs­fin­dung, etwas, was sich also in den letz­ten Jah­ren — viel­leicht auch man­gels Spiel­pra­xis, nicht ver­bes­sert hat. In Pirä­us habe er auch tak­ti­sche Defi­zi­te gehabt, so Ari, sowohl in der Rück­wärts­be­we­gung, als auch im Pres­sing. Ari dazu: “Kin­da just plays whats in front of him.” Auch bei Ben­fi­ca, ergänzt Tomás, sei sein Offen­siv­spiel nicht immer ganz durch­dacht gewe­sen.

Und was ist mit der Viel­sei­tig­keit? Nun, sei­ne Posi­ti­ons­kar­te auf transfermarkt.de sieht so aus:

Es wird offen­sicht­lich, dass Gil Dias auf den Außen­bah­nen behei­ma­tet ist, was bei den Stär­ken auch kei­ne Über­ra­schung ist. Bei Forest spiel­te er vor allem auf der lin­ken Sei­te, bei Olym­pia­kos auf auf dem rech­ten Flü­gel, von wo er nach innen zog, um mit sei­nem stär­ke­ren lin­ken Fuß abzu­schlie­ßen — sie­he Pader­born. In Mona­co wie­der­um wur­de er auf der lin­ken Sei­te ein­ge­setzt, Dami­en sah ihn sogar lie­ber auf einer defen­si­ve­ren Posi­ti­on, um sei­ne Tech­nik bes­ser zur Gel­tung zu brin­gen, ohne dass sei­ne Abschluss­schwä­che so sehr ins Gewicht fiel. Gleich­zei­tig sei er aber auch nicht beson­ders defen­siv­stark gewe­sen. Auch wenn er mit­un­ter als Links­ver­tei­di­ger und Wing­back ein­ge­setzt wur­de, im fran­zö­si­schen übri­gens “pis­ton”, must­te ich auch erst­mal goog­len, legen sich fast alle Exper­ten dar­auf fest, dass Gil Dias als Flü­gel­stür­mer am Bes­ten auf­ge­ho­ben ist, je nach Bedarf auf der rech­ten oder lin­ken Sei­te.

Ist der VfB das richtige Umfeld?

Und ist nun die Bun­des­li­ga das rich­ti­ge Umfeld für ihn? Dami­en weist dar­auf hin, dass ihm in Mona­co die Inten­si­tät im Spiel gefehlt habe, was sich aber mit der Zeit gelegt zu haben scheint. Dio­go ist durch­aus der Mei­nung, dass er bei einem Ver­ein wie dem VfB, der “ein paar Level unter Ben­fi­ca ist” (ich kann mich noch an einen 3:0‑Heimsieg vor 15 Jah­ren oder so erin­nern!) durch­aus wich­tig wer­den könn­te. Unse­re Ben­fi­ca-Exper­ten, die ihn zuletzt haben spie­len sehen, sind der Mei­nung, dass ihm sei­ne Geschwin­dig­keit und sei­ne Dribb­lings­tär­ke in der Bun­des­li­ga zugu­te kom­men.

Betrach­tet man Dias bis­he­ri­ge Kar­rie­re und sei­ne Stär­ken und Schwä­chen, so wird zumin­dest nach­voll­zieh­bar, war­um Fabi­an Wohl­ge­muth ihn ver­pflich­tet hat: Das auch mit 26 Jah­ren durch­aus vor­han­de­ne Poten­zi­al, wel­ches er in Fama­licão unter Beweis stel­len konn­te. Dias mag in sei­ner Kar­rie­re ein paar auf­se­hen­er­re­gen­de Tore geschos­sen haben, was er vor allem benö­tigt, ist Spiel­pra­xis und Ver­trau­en. Er scheint auf jeden Fall, ähn­lich wie Tho­mas Kas­t­a­n­a­ras bei sei­nem Start­elf-Debüt, etwas grad­li­ni­ger unter­wegs zu sein also bei­spiels­wei­se ein Juan Perea oder auch ein Chris Füh­rich, die im Zwei­fels­fall noch­mal eine Schlei­fe zu viel dre­hen. Ich sehe ihn, wenn auch womög­lich auf einem ande­ren Level, eher wie Silas, dem eben­so manch­mal die über­leg­te Ent­schei­dungs­fin­dung abgeht, was er zumin­dest vor sei­nen Ver­let­zun­gen aber mit sei­nem Tem­po und sei­nen Dribb­lings kaschie­ren konn­te.

Bleibt nur die Fra­ge, ob der VfB Dias die ange­spro­che­ne Spiel­pra­xis geben kann. Weder Füh­rich noch Silas über­zeug­ten zuletzt auf den Halb­stürm­er­po­si­tio­nen kom­plett, mit Dias hat der VfB hier zumin­dest einen wei­te­ren Her­aus­for­de­rer im offen­si­ven Mit­tel­feld, der zumin­dest im ers­ten Spiel gleich das gemacht hat, was Li Egloff ver­passt hat: Er hat sei­ne Chan­ce genutzt. Es wird inter­es­sant sein zu sehen, wie sich der VfB in den kom­men­den Spie­len in der Offen­si­ve zurech­trüt­telt. Soll­ten Zag­adou und Sosa in die Start­elf zurück­keh­ren, hat Lab­ba­dia im Defen­siv­be­reich meh­re­re Optio­nen mit zumin­dest viel­ver­spre­chen­den spie­le­ri­schen Ansät­zen. In der Offen­si­ve muss es dem VfB gelin­gen, zu mehr und zu gefähr­li­che­ren Tor­schüs­sen zu kom­men und als Rück­fal­l­e­be­ne zumin­dest Ser­hou Gui­ras­sy geschickt ein­zu­set­zen. Beim VfB hat Dias einen Ver­trag bis 2025 unter­schrie­ben. Genug Zeit, um end­lich einen Trai­ner voll­ends von sich zu über­zeu­gen. Ob ihm das gelingt, hängt auch davon ab, wie die­se Sai­son aus­geht und ob er in der Lage ist, dem Offen­siv­spiel des VfB auch gegen schwer zu bespie­len­de Geg­ner die Explo­si­vi­tät zurück­zu­ge­ben, die wir schon lan­ge nicht mehr gese­hen haben. Kurz: Sei­ne Ver­pflich­tung scha­det nicht, sei­ne Ablö­se hat er fast eh schon wie­der ein­ge­spielt. Ob er uns hilft, auch mit­tel- und lang­fris­tig, bleibt abzu­war­ten.

Eine wesent­lich über­schau­ba­re­re Vita hat unser zwei­ter Win­ter­neu­zu­gang,

Genki Haraguchi

Denn der spiel­te, bevor er beim VfB unter­schrieb, in Deutsch­land nur bei vier Ver­ei­nen: Her­tha BSC, For­tu­na Düs­sel­dorf, Han­no­ver 96 und Uni­on Ber­lin. Sei­ne halb­jäh­ri­ge Lei­he nach Düs­sel­dorf las­se ich mal außen vor, aber für die ande­ren drei Sta­tio­nen habe ich mir wie­der kom­pe­ten­te Fans und Exper­ten an mei­ne Sei­te geholt. Mit Jour­na­list und Her­tha Base-Grün­der Marc habe ich über Hara­guchis ers­te Zeit in Ber­lin gere­det, wohin er 2014 von den Ura­wa Red Dia­monds wech­sel­te. Mit 96-Fan Tobi­as habe ich schon län­ger nicht mehr gespro­chen, seit­dem sich unse­re Ver­ei­ne kon­se­quent aus dem Weg gehen, er stand mir aber für Fra­gen zu Hara­guchis Zeit in der nie­der­säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt zur Ver­fü­gung, die v0n 2018 — der Sai­son in der Han­no­ver zum letz­ten Mal aus der Bun­des­li­ga abstieg — bis 2021 andau­er­te. Dann kehr­te er zurück nach Ber­lin, dies­mal aller­dings nach Köpe­nick. Sebas­ti­an habt ihr schon mal bei uns im Pod­cast gehört, hier berich­tet er über Hara­guchis Zeit bei Uni­on.

Stammspieler in Berlin und Hannover

Haraguchi bei Hertha © ROBERTO PFEIL/AFP via Getty Images
Hara­guchi bei Her­tha © ROBERTO PFEIL/AFP via Get­ty Images

Hara­guchi wur­de am 9. Mai 1991 in Kuma­ga­ya in der zen­tral gele­ge­nen Prä­fek­tur Sai­ta­ma gebo­ren. Mit 13 fing er bei den Red Dia­monds an, zehn Jah­re spä­ter zog es ihn als Her­ren­spie­ler zur Her­tha. Für deren Fans sein er eine Wun­der­tü­te gewe­sen, berich­tet Marc, nie­mand habe ihn zuvor spie­len sehen. Man heg­te jedoch die Hoff­nung, dass er sich unter Pal Dar­dai gut ent­wi­ckeln wür­de, der in sei­ner ers­ten Amts­zeit vie­le Spie­ler ver­bes­sert habe und sich mit der Mann­schaft in den drei­ein­halb Jah­ren, die Hara­guchi dort ver­brach­te, von Platz 15 auf Platz 6 hoch­ar­bei­te­te. Für Her­tha lief Hara­guchi 106 Mal auf, kam aber in sei­ner let­zen Sai­son in Ber­lin, 2017/2018, nur noch spo­ra­disch zum Ein­satz. Marc zufol­ge lag das zum einen an der Kon­kur­renz­si­tua­ti­on auf sei­ner Posi­ti­on, die damals noch auf dem Flü­gel war. Mathew Leckie traf direkt im ers­ten Sai­son­spiel jener Sai­son zwei Mal (ratet mal gegen wen) und Valen­ti­no Laza­ro, wie Leckie in jenem Som­mer ver­pflich­tet, galt als viel­ver­spre­chen­des Talent. Nach­dem Hara­guchi also drei Jah­re lang zum erwei­ter­ten Stamm der auf­stre­ben­den Her­tha-Mann­schaft gehör­te, war im Win­ter 2017/2018 erst­mal Schluss in Ber­lin, nach eine Rot­sper­re wur­de er für den Rest der Hin­run­de auch nur noch ein­mal ein­ge­setzt. In Düs­sel­dorf spiel­te in der Rück­run­de fast durch­gän­gig, steu­er­te — eben­falls als Flü­gel­spie­ler — zwei Assists zur Zweit­li­ga­meis­ter­schaft und dem Auf­stieg For­tu­nas bei.

Haraguchi in Hannover © Stuart Franklin/Getty Images
Hara­guchi in Han­no­ver © Stuart Franklin/Getty Images

Er soll­te jedoch nicht nach Ber­lin zurück­keh­ren, Marc zufol­ge eine Tren­nung im Guten: “Solan­ge er da war, war alles okay und als es sport­lich nicht mehr reich­te, gab es eine sehr sau­be­re Tren­nung.” Im Som­mer 2018 folg­te dann der Wech­sel zu Han­no­ver 96, die par­al­lel zum VfB in der ers­ten Sai­son nach dem Wie­der­auf­stieg den Klas­sen­er­halt erreicht hat­ten und nun danach trach­te­ten, sich in der Liga wie­der zu eta­blie­ren. Das war auch die Erwar­tung, die unter ande­rem Tobi­as an Hara­guchi hat­te: Er soll­te der Mann­schaft mit sei­ner in Ber­lin gesam­mel­ten Bun­des­li­ga-Erfah­rung hel­fen und die­se sta­bi­li­sie­ren. Das klapp­te in Han­no­ver bekannt­lich genau­so wenig wie beim VfB, die 96er ver­pflich­te­ten in jenem Som­mer auch Spie­ler wie Wala­ce, Kevin Wim­mer, Flo­rent Mus­li­ja oder Taku­ma Asa­no und stie­gen am Ende ab. Sowohl unter Brei­ten­rei­ter, als auch unter Doll sei Hara­guchi Stamm­spie­ler gewe­sen, so Tobi­as, in den fol­gen­den zwei Jah­ren wur­de er dann in der zwei­ten Liga zum Leis­tungs­trä­ger, ver­pass­te nur zwei Liga­spie­le und traf 15 Mal und berei­te­te zum Bei­spiel Han­no­vers Aus­gleich zum 2:2 in Tim Wal­ters letz­tem Spiel als VfB-Trai­ner vor. In Han­no­ver, so Tobi­as, habe er immer zum bes­se­ren Teil des Kaders und meist auch der Start­elf gehört, eine Ent­wick­lung habe er aber bei ihm nicht sehen kön­nen. Im Som­mer 2021 lief sein noch aus Bun­des­li­ga-Zei­ten gut dotier­te Ver­trag aus. Hara­guchi wäre wohl bei einem Bun­des­li­ga-Auf­stieg in Han­no­ver geblie­ben, so Tobi­as, den aber ver­pas­se der Ver­ein, der sein Gehalt auch nicht mehr hät­te zah­len kön­nen und wol­len.

Arbeitstier ohne Killerinstikt

Statt­des­sen ging es zurück nach Ber­lin, wo sich Uni­on über­ra­schend für die Con­fe­rence League qua­li­fi­ziert hat­te und den Kader mit vie­len ablö­se­frei­en Spie­lern und dem dama­li­gen Rekord­trans­fer Tai­wo Awo­niyi ver­stärk­te. Sebas­ti­an erklärt die Trans­fer­po­li­tik jenes Som­mers so:

Man brauch­te einen gro­ßen Kader und Fle­xi­bi­li­tät, gera­de im Mit­tel­feld. Dafür wur­den Spie­ler benö­tigt, die sich gut ins Gesamt­ge­fü­ge ein­pas­sen und deren Trans­fers wirt­schaft­lich kein all­zu gro­ßes Risi­ko dar­stell­ten. Das traf auf Gen­ki kom­plett zu. Man sah Poten­zi­al bei ihm und der finan­zi­el­le Rah­men war über­schau­bar.

Haraguchi bei Union © Maja Hitij/Getty Images
Hara­guchi bei Uni­on © Maja Hitij/Getty Images

In jener Sai­son lief Hara­guchi 30 Mal in der Bun­des­li­ga für Uni­on auf, fünf Mal im Pokal und sie­ben Mal im Euro­pa­po­kal, ins­ge­samt kommt er für den FCU auf 61 Ein­sät­ze, in der aktu­el­len Sai­son spiel­te aller­dings nur beim Aus­wärts­sieg gegen den VfB durch. Hara­guchi sei ein fes­ter Bestand­teil der Rota­ti­on in einem hart umkämpf­ten Mit­tel­feld gewe­sen, erklärt Sebas­ti­an. Wur­de er bei Her­tha noch auf dem Flü­gel und in Han­no­ver unter diver­sen Trai­nern auf ver­schie­de­nen Posi­tio­nen ein­ge­setzt, eta­blier­te er sich bei Uni­on im zen­tra­len offen­si­ven Mit­tel­feld, wo er ja auch im Pokal am Diens­tag zum Ein­satz kam. Sebas­ti­an sagt zu sei­ner Rol­le: “Unter dem Strich war Gen­ki ein wich­ti­ger und wert­vol­ler Bau­stein im Mann­schafts­ge­fü­ge von Uni­on. Ich hat­te immer das Gefühl, dass genau die­se Rol­le auch die Inten­ti­on des Ver­eins war und dass das am Ende auch so für alle Sei­ten gut funk­tio­niert hat.” Eine Ent­wick­lung habe er bei Hara­guchi nicht ent­de­cken kön­nen, was aber sicher­lich auch dem Alter geschul­det ist, viel­mehr habe ihn sei­ne Kon­stanz beein­druckt. Ähn­lich wie sein ers­ter Abschied aus Ber­lin sei auch sein Trans­fer zum VfB für alle nach­voll­zieh­bar gewe­sen, denn auch bei Uni­on reich­te es für Hara­guchi am Ende nicht mehr regel­mä­ßi­ge Ein­satz­zei­ten?

Was also zeich­net Hara­guchi aus, was wir viel­leicht am Diens­tag noch nicht gese­hen haben? Marc berich­tet, dass Her­tha unter Dar­dai ein biss­chen wie Uni­on gespielt habe: Kom­pakt und dis­zi­pli­niert gegen den Ball mit einem Fokus auf Kon­ter über Ibi­se­vic oder Kalou. Hara­guchi habe da gut rein­ge­passt, da er sich auf­op­fe­rungs­voll in jeden Zwei­kampf warf. Gegen den Ball pass­te sei­ne Spiel­wei­se ziem­lich gut in Dar­dais Sys­tem, so Marc, offen­siv habe ihm aber der “Kil­ler­instinkt” gefehlt. In der Tat kommt Hara­guchi in 160 Bun­des­li­ga-Spie­len nur auf für einen Offen­siv­spie­ler erschre­cken­de sechs Tore und immer­hin 18 Vor­la­gen. Er sei bereits mit einem gewis­sen Grund­ni­veau nach Ber­lin gekom­men, weil er erst mit 23 wech­sel­te, ent­wi­ckel­te sich jedoch in die­sem Bereich nicht wei­ter. In Han­no­ver hin­ge­gen attes­tier­te ihm Tobi­as auch einen guten Umgang mit dem Ball, auch mit dem ruhen­den, er habe aber sel­ten über­mä­ßi­gen Ein­satz und Lei­den­schaft gezeigt, wenn es mal nicht gelau­fen sei. Bei Uni­on sei er vie­le Wege gegan­gen, habe auch das ein oder ande­re erfolg­rei­che Dribb­ling hin­ge­legt und offen­siv vie­le Ball­ge­win­ne ver­zeich­net. Auch er sieht bei Hara­guchi die man­geln­de Tor­ge­fahr — was aber bei Uni­on auch nicht sei­ne Auf­ga­be gewe­sen sei — und attes­tiert ihm einen gro­ßen Ein­satz fürs Team. Tobi­as weist dar­auf hin, dass Hara­guchi, wenn er ein gewis­ses Stan­ding im Team hat, durch­aus auch mal Pro­ble­me laut und öffent­lich anspricht, die ande­ren bei­den attes­tier­ten ihm zudem die fast schon kli­schee­haft typi­sche japa­ni­sche Zurück­hal­tung und Ruhe, die viel­leicht für einen zen­tra­len Mit­tel­feld­spie­ler gar nicht mal das Schlech­tes­te ist.

Puzzleteile

Marc, Tobi­as und Sebas­ti­an trau­en Hara­guchi durch­aus zu, ein wich­ti­ge, wenn auch nicht unbe­dingt eine her­aus­ra­gen­de Rol­le für den VfB im Abstiegs­kampf spie­len zu kön­nen. Klar ist: Nach­dem die Ver­pflich­tung von Joshua Gui­la­vogui schei­ter­te, soll nun er dem VfB mit sei­ner lang­jäh­ri­gen Bun­des­li­ga-Erfah­rung zu mehr Sta­bi­li­tät in der Mit­te ver­hel­fen. Dort klafft nach dem Abgang von Aha­ma­da nun neben Wata­ru Endo, der in den letz­ten Mona­ten und auch wäh­rend Orel Manga­las Aus­fall­zei­ten defen­siv und offen­siv immer mehr Löcher stop­fen muss­te, als einem lieb sein konn­te, eine Lücke, die auch Anker­sech­ser Ata­kan Kara­zor nicht fül­len könn­te. Sebas­ti­an attes­tiert ihm auch eine bis­wei­len unter­schätz­te fuß­bal­le­ri­sche Qua­li­tät. Was deut­lich wird: Hara­guchi ret­tet dir nicht allei­ne die Sai­son, aber wenn es für ihn gut läuft, kann es auch für den VfB gut lau­fen.

Wie kann man die Trans­fers also zum jet­zi­gen Zeit­punkt ein­schät­zen? Nun, sowohl finan­zi­ell als auch sport­lich war klar, dass der VfB im Win­ter nur an klei­nen Stell­schrau­ben dre­hen kann. Und in der Tat fehlt es der Mann­schaft ja nicht unbe­dingt an spie­le­ri­scher Qua­li­tät, son­dern eher an einer gewis­sen Abge­zockt­heit im Kopf und Klar­heit in den Aktio­nen. Bei­de Spie­ler kos­te­ten rela­tiv wenig Ablö­se, Hara­guchi hat gar nur einen Ver­trag über ein­ein­halb Jah­re. Wenn alles gut läuft, hat der VfB mit gerin­gem Ein­satz sei­ne Mann­schaft soweit ergänzt und sta­bi­li­siert, dass sie den Klas­sen­er­halt schafft und im Som­mer viel­leicht end­lich den Über­gang zu einem wie­der eta­blier­ten Bun­des­li­gis­ten ein­lei­ten kann. Soll­te am Sai­son­ende erneut der Abstieg ste­hen, muss man sich natür­lich fra­gen las­sen, ob man mit der Ablö­se für Aha­ma­da und Tibi­di nicht wenigs­tens eine Neu­ver­pflich­tung mit mehr direk­tem Impact hät­te ver­pflich­ten kön­nen. Bei­de Spie­ler wer­den den Ver­ein nicht allei­ne vor dem Abstieg bewah­ren. Es liegt nun an Bru­no Lab­ba­dia, end­lich die rich­ti­gen Tei­le für sein Per­so­nal­puz­zle zu fin­den und an den Spie­lern, sei­ne Vor­ga­ben kon­zen­triert umzu­set­zen. Zu bei­dem kön­nen Dias und Hara­guchi ihren Teil bei­tra­gen. Nicht mehr und nicht weni­ger.

Titel­bild­mon­ta­ge: © Maja Hitij/Getty Images (Hara­guchi) /  © MIGUEL RIOPA/AFP via Get­ty Images

2 Gedanken zu „Neu im Brustring: Genki Haraguchi und Gil Dias“

  1. Vie­len Dank Lenn­art für die wie­der umfas­sen­den Infor­ma­tio­nen zu unse­ren Neu­zu­gän­gen.
    Was euer Netz­werk über Dias sagt, liest sich ziem­lich erschre­ckend und ich wun­de­re mich, dass wir der neun­te Ver­ein sind, der einen Spie­ler mit solch einer Vita ver­pflich­tet. Bin mal gespannt.
    Auf­ge­fal­len ist mir noch “und im Som­mer viel­leicht end­lich den Über­gang zu einem wie­der eta­blier­ten Bun­des­li­gis­ten ein­lei­ten kann.” Was soll­te sich finan­zi­ell bis zum Som­mer ändern? Es wür­de mich über­haupt mal sehr inter­es­sie­ren, war­um wir gefühlt von Heu­te auf Mor­gen nicht ein­mal mehr beschei­de­ne Mit­tel für Trans­fers haben. Mit Coro­na hat­ten alle zu kämp­fen und die ca. 60 Mio. aus dem Sta­di­on­um­bau (dass Weh­rel stän­dig von 130 Mio. redet fin­de ich höchst frag­wür­dig) sind auf vie­le Jah­re ver­teilt. Weißt du, wo man dar­über nach­le­sen kann, wie sich der Per­so­nal­etat in den letz­ten 10 Jah­ren ent­wi­ckelt hat?

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    • Hal­lo Tho­mas,

      ger­ne! Auf Dias bin ich auch gespannt. Mit 26 ist er ja eigent­lich im bes­ten Fuß­bal­ler­al­ter, die Fra­ge ist halt, unter wel­chen Umstän­den er funk­tio­niert. Bei Fama­li­cao in der ers­ten por­tu­gie­si­schen Liga hat es ja geklappt, viel­leicht ist das eher sein Niveau im Gegen­satz zu Ben­fi­ca oder Mona­co.

      Finan­zi­ell wird sich nicht viel ändern, aber ein Abstieg wür­de uns um Jah­re zurück­wer­fen. Wenn Du die Klas­se hältst und viel­leicht nächs­te Sai­son nicht so krass under­per­formst, muss man 2024 viel­leicht nicht wie­der bis in die Nach­spiel­zeit des letz­ten Spiel­tags zit­tern. Denn von der Leis­tungs­star­ke der Mann­schaft her müsst Du nicht so da ste­hen wie aktu­ell. Wir sind nur ein­fach nicht cle­ver genug, was natür­lich auch eine Qua­li­täts­fra­ge ist.

      Die Bun­des­li­ga ver­öf­fent­licht regel­mä­ßig die Jah­res­ab­schlüs­se der Bun­des­li­gis­ten, da kann man es nach­le­sen. Wir lei­den natür­lich mit nem gro­ßen Sta­di­on etwas mehr unter Coro­na. Ich glau­be neben dem — im Ver­gleich zu Frei­burg oder Uni­on — hohen Per­so­nal­etat ist es auch der KfW-Kre­dit, den man noch bedie­nen muss. Und was uns von Ver­ei­nen wie Augs­burg unter­schei­det, neben der obsku­ren Inves­to­ren­struk­tur sind eben die zwei Abstie­ge.

      Vie­le Grü­ße, Lenn­art

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