“Der VfB ist wieder da”! Nach der einer spielerisch wie kämpferisch katastrophalen Leistung beim 0:4 in Gladbach sind die Brustringträger wieder zurück im Abstiegskampf. Die Klatsche am Niederrhein wirft viele Fragen auf, auf die die Mannschaft am Samstag gegen Hoppenheim eine eindeutige Antwort finden muss.Irgendwann nach dem 2:0 Heimsieg gegen den Tabellendritten in Berlin muss es gewesen sein, als sich in der VfB-Mannschaft anscheinend die Meinung durchsetzte, man habe mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun. Es folgte ein Unentschieden in Gelsenkirchen, in dem man immerhin in der zweiten Halbzeit die Kurve kriegt, eine Niederlage nach eigener Führung gegen Hannover und ein Debakel gegen Gladbach. Bevor wir uns diese Entwicklung angucken, zunächst der Blick auf das Spiel.
Das Mönchengladbach eine offensivstarke Mannschaft ist, die ähnlich wie der VfB ihre Schwäche eher hinten hat, konnte man unter anderem in unserem Gegnerinterview mit dem Vollraute-Podcast nachlesen. Die Spieler im Brustring hätten also gewarnt sein können und müssen. Nun kann man gegen einen solchen Gegner trotz des Aufwärtstrends des VfB auch nicht mit einem klaren Sieg rechnen. Man durfte allerdings durchaus erwarten, dass der VfB versuchen würde, die sicherlich vorhandene spielerische Überlegenheit des Tabellenvierten mit Einsatzwillen und einem konzentrierten Auftritt auszugleichen. Dass das funktionieren kann, hat Mainz eindrucksvoll bewiesen.
Es fehlt an allem

Stattdessen war das Spiel ein Best of der Unzulänglichkeiten der letzten Jahre. Es ging damit los, dass die Abwehr den Gladbacher Stürmern aus unerklärlichen Gründen viel zu viel Platz ließ. Kombiniert mit den immer noch vorhandenen spielerischen Defiziten vor allem von Schwaab, Niedermeier und vor allem Insua lud man die Gladbacher immer wieder zu Angriffen, Torschüssen und schließlich auch Toren ein. Die fehlende Bereitschaft, sich den Ball und damit auch die Kontrolle über das Spiel zurück zu erkämpfen setzte sich auch in den anderen Mannschaftsteilen fort. Wobei es im Mittelfeld vor allem schlampige Pässe und aus Konzentrationsmängeln resultierende Ballverluste waren, die dem VfB das Genick brachen. Dementsprechend ging bis auf ein paar fruchtlose Flankenläufe auch nach vorne fast nichts. Vor allem jene Spieler, von denen man sich aufgrund ihrer persönlichen Qualität Impulse erwartete, enttäuschten. Daniel Didavi tauchte unter, Lukas Rupp gelang nichts und auch Filip Kostic spielte unterirdisch.
Wie gesagt: Hätte wenigstens der Einsatz und die mannschaftliche Geschlossenheit gestimmt, man hätte diese spielerischen Mängel ausgleichen können. Aber im Gegenteil: Der VfB schenkte das Spiel nach und nach völlig ab. Christian Gentner, als Kapitän an diesem Tag wie schon häufig in der Vergangenheit völlig überfordert, schmiss gemeinsam mit Tyton — der einzige, der annähernd Normalform erreichte — den Diaprojektor an und erinnerte die mitgereisten VfB-Fans mit dem 2:0 an die guten alten Zeiten, als man sich im Wochentakt per Slapstick-Einlage selbst schlug. Was Jürgen Kramny der Mannschaft in der Halbzeitpause sagte, weiß ich nicht, hilfreich war es nicht. Und so gewannen die Gastgeber am Ende auch in der Höhe absolut verdient mit 4:0.
Läuft’s nur, wenn gar nichts mehr geht?

Der VfB ließ in diesem Spiel alles vermissen, was ihn zu Beginn der Hinrunde stark machte. Das schwerwiegendste Versäumnis war aber jenes, dass man es einem spielstarken Gegner nicht so schwer wie möglich machte. Und so macht sich, wenn man die beiden Spiele zuvor mit in die Betrachtung aufnimmt, das Gefühl breit, dass die Mannschaft auch in dieser Spielzeit nur zu außergewöhnlichen Leistungssteigerungen in der Lage ist, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht. Schalke wäre mit einem couragierteren Auftritt zu schlagen gewesen, Hannover hätte man niederkämpfen müssen und gegen Gladbach kann man zwar verlieren, aber nicht so!
Die Mannschaft muss nun gegen die nächsten Gegner eine deutliche Reaktion zeigen. Dummerweise heißen die Hoppenheim und Ingolstadt, sind also entweder im Aufwärtstrend oder extrem eklig zu spielen. Wie schon nach dem Hannover-Spiel geschrieben: Es ist meiner Meinung nach nicht so, dass die Mannschaft durch den Rückrundenauftakt Kredit aufgebaut hat, der durch Niederlagen wie am Mittwochabend abschmilzt. Vielmehr ist die Mannschaft nach der Hinrunde einiges schuldig, dass sie durch die Siegesserie wieder gut gemacht hat. Das 0:4 war angesichts dieses Kontextes nicht nur eine Frechheit, sondern auch ein Rückfall in Zorniger-Zeiten. Konnte man damals noch davon ausgehen, dass die Spieler von den Erwartungen des Trainers überfordert waren, entfällt dieses Alibi heute. Was natürlich Georg Niedermeier nach dem Spiel nicht davon abhielt, jegliche Einstellungsprobleme zu dementieren und zu versprechen, beim nächsten Spiel alles besser zu machen.
Katastrophal!
Nach dem Hannover-Spiel schrieb ich, dass die Niederlage keine Katastrophe war. Das kann ich jetzt nicht mehr schreiben. Das Spiel war eine Katastrophe in jeglicher Hinsicht. Es liegt jetzt an der Mannschaft, zu beweisen, dass charakterlich gefestigt genug für den Abstiegskampf ist. Und dafür zu sorgen, dass das Katastrophenspiel nicht doch noch zu einer Katastrophenrückrunde führt.