11 Fragen an einen Mönchengladbach-Fan

Inspi­riert von Toms Inter­view mit dem Han­no­ver 96-Blog The Wal­king Red zum Spiel am ver­gan­ge­nen Sams­tag haben wir uns mit Sascha vom Mön­chen­glad­bach-Pod­cast Voll­rau­te über das heu­ti­ge Aus­wärts­spiel am Nie­der­rhein unter­hal­ten.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Sascha, vie­len Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst. Erzähl mal was über Euren Pod­cast! Seit wann pod­cas­tet ihr? War­um habt Ihr Euch ent­schie­den, über die Borus­sia zu pod­cas­ten? Und wie kamt ihr auf die Idee, den Voll­rau­te Pod­cast auch auf Eng­lisch und Fran­zö­sisch anzu­bie­ten?

Sascha: Wir sind ein Pod­cast über die Borus­sia aus Mön­chen­glad­bach. Uns gibt es seit März 2013, also fast genau 3 Jah­re. Zu aller­erst sind wir Fans der Borus­sia, da lag das nahe. Die kon­kre­te Idee gab es bei mir schon etwas län­ger und in einem unacht­sa­men Moment habe ich unse­rem Mit­pod­cas­ter Rei­ni, der damals schon den Exil-Borus­se Pod­cast mach­te, leicht­fer­tig erzählt, dass ich das ger­ne machen wür­de und wel­che Ideen ich schon hät­te und so wei­ter. Von da an hat er nicht mehr locker gelas­sen und fast täg­lich gefragt, wann und wie es wei­ter geht. Da bin ich nicht mehr raus gekom­men. Er war in der zwei­ten Epi­so­de auch direkt zu Gast, spä­ter haben wir Ste­fan, Olaf und zuletzt Manu­el mit dazu genom­men.

Im letz­ten Jahr hat­te Manu­el, der beruf­lich seit eini­gen Jah­ren in Schott­land lebt, die Idee eines Pod­casts für nicht-deutsch spre­chen­de Fans zu machen, 15–30 Minu­ten das wich­tigs­te der Woche rund um Borus­sia.

Der fran­zö­si­che Pod­cast soll ein ähn­li­ches For­mat erhal­ten, die Moti­va­ti­on ist die glei­che — im Moment ist es auch beruf­li­chen Grün­den bei Rei­ni schwie­rig das fort zu füh­ren, aber immer­hin hat­te er die Gele­gen­heit bei einem Test­spiel Borus­si­as in der Schweiz, er lebt dort seit sei­ner Kind­heit, ein Inter­view mit Ibo Tra­o­ré zu machen.

Rund um den Brust­ring: Wie schwer fiel der Abschied von Luci­en Fav­re?

Sascha: Ich glau­be es ist nicht anma­ßend, wenn ich behaup­te, der plötz­li­che Abschied von Luci­en Fav­re hat in der gesam­ten Glad­ba­cher Fan­sze­ne einen gro­ßen Schock aus­ge­löst. Der Ver­ein hat Luci­en Fav­re unheim­lich viel zu ver­dan­ken. Jeder dürf­te wis­sen, dass wir zur Rück­run­de der Sai­son 2010/11 qua­si abge­stie­gen waren. Wir spiel­ten einen grau­en­haf­ten Fuß­ball und Luci­en Fav­re hat es geschafft, inner­halb weni­ger Wochen der Mann­schaft eine Struk­tur zu geben, uns defen­siv zu sta­bi­li­sie­ren und somit den Grund­stein für den spä­te­ren Klas­sen­er­halt zu legen. Es ist nicht über­trie­ben, wenn ich sage, dass der Ver­ein selbst bei einem Abstieg eine kom­plett ande­re Ent­wick­lung genom­men hät­te. Es gab eine Grup­pe um Ste­fan Effen­berg, Horst Köp­pel und diver­sen Inves­to­ren, die ver­sucht hät­ten den Ver­ein auf der Mit­glie­der­ver­samm­lung im Mai qua­si feind­lich zu über­neh­men und ein erneu­ter, der drit­te Abstieg hät­te die­ser Grup­pe enorm in die Kar­ten gespielt. Dazu ist es nicht gekom­men, nicht zuletzt, weil der Abstieg ver­hin­dert wer­den konn­te.

Was in den dar­auf fol­gen­den Jah­ren pas­sier­te, muss man hier nicht wie­der­ho­len, aber die­se sport­li­che Ent­wick­lung ist untrenn­bar zu einem gro­ßen Teil mit der Arbeit von Luci­en Fav­re und natür­lich Max Eberl ver­bun­den und es gab natür­lich auch in der Ver­gan­gen­heit unter Fav­re schwie­ri­ge Pha­sen, die aber alle gelöst wur­den.

Als Fan habe ich mich am Abend als der Abschied öffent­lich wur­de, wesent­lich schlech­ter gefühlt als bei bei­den vor­he­ri­gen Abstie­gen.

Rund um den Brust­ring: Jür­gen Kram­ny hat eine ähn­lich stei­le Serie zu Beginn sei­ner Amts­zeit hin­ge­legt wie And­re Schu­bert. Kann man Eure Situa­ti­on nach dem Rück­tritt Fav­res mit unse­rer ver­glei­chen?

Sascha: Ich glau­be nicht, denn spie­le­risch war das bei Borus­sia in den ers­ten 5 Spie­len der Sai­son wirk­lich nicht gut. Der VfB, so wie ich es wahr­ge­nom­men hat­te, spiel­te eigent­lich einen ganz ordent­li­chen Ball, wie man so sagt.
Kram­ny ist jetzt auf einem guten Weg der Mann­schaft die feh­len­de defen­si­ve Sta­bi­li­tät zu ver­mit­teln. ich könn­te mir aber vor­stel­len, dass ihr das anders bewer­tet.

Rund um den Brust­ring: Ihr seid aus allen Pokal­wett­be­wer­ben aus­ge­schie­den, jetzt geht es für Euch um eine mög­lichst gute Bun­des­li­ga-Plat­zie­rung. Zuletzt waren Eure Ergeb­nis­se ja eher wech­sel­haft: Eine Nie­der­la­ge gegen den HSV, dann der Der­by­sieg, am Wochen­en­de ein Unent­schie­den gegen Augs­burg.  Wor­an liegt das Dei­ner Mei­nung nach? Und: Wo lan­det ihr am Ende der Sai­son? Platz 3?

Sascha: Uns fehlt es seit Wochen an der nöti­gen defen­si­ven Sta­bi­li­tät. Dies wur­de zunächst begrün­det mit der 3‑fach Belas­tung und dar­aus resul­tie­ren­der feh­len­der Trai­nings­mög­lich­kei­ten um der Mann­schaft “das Sys­tem Schu­bert” zu ver­mit­teln. Das braucht natür­lich Zeit und wird auch im Pod­cast häu­fig kon­tro­vers dis­ku­tiert, wie viel Zeit das dau­ern darf. Wir schie­ßen durch unse­re Offen­si­ve immer noch vie­le Tore, das kann man sich auch sehr gut anschau­en, die Defen­si­ve ist bis­wei­len ein voll­kom­men chao­ti­scher Hau­fen.

Mei­ne The­se dazu ist, dass wir gegen 2–3 Mann­schaf­ten mit unse­rer Spiel­wei­se sehr deut­lich einen auf die Müt­ze bekom­men wer­den, gegen 3–6 Mann­schaf­ten sind die Spie­le eng und den Rest spie­len wir an die Wand. Das reicht dann für Platz 5–9, ich hal­te Platz 5 auch für sehr rea­lis­tisch und das soll­te auch das Sai­son­ziel sein. Für Platz 3 müss­ten wir ers­tens unse­re Defen­siv­pro­ble­me schnell in den Griff bekom­men und zwei­tens müss­te die Her­tha end­lich mal den Ein­bruch bekom­men.

Rund um den Brust­ring: Wie bewer­test Du die Sai­son des VfB? Was traust Du uns tabel­la­risch noch zu?

Sascha: Wie schon bemerkt, spie­le­risch konn­te man sich den VfB gut anschau­en, ich gehe mal davon aus, dass ihr nicht mehr in aku­te Abstiegs­ge­fahr gera­ten wer­det, Platz 7, was ja ver­mut­lich für Euro­pa rei­chen wird, ist aber auch schon 7 Punk­te weg, S04 schafft es immer irgend­wie wei­te­re Punk­te zu sam­meln. Dazwi­schen ist es eng, aber ob du jetzt 8 oder 13 wirst ist bis auf die DFL-Koh­le voll­kom­men egal. Und ich glau­be, genau dort wer­det ihr euch am Ende ein­ord­nen.

Rund um den Brust­ring: Vor wel­chem Eurer Spie­ler müs­sen wir uns beson­ders in acht neh­men?

Sascha: Gra­nit Xha­ka, wenn du dem blöd kommst, tritt er dir in den Hin­tern. Aus unse­rer Abtei­lung Atta­cke möch­te ich eigent­lich kei­nen Spie­ler raus heben, aber wenn ich einen Spie­ler nen­nen muss, dann ist es Lars Stindl. Sehr pass­si­cher, schwer vom Ball zu tren­nen und stark im Abschluss. Auf ihn im Duett mit Raf­fa­el wür­de ich auf­pas­sen.

Rund um den Brust­ring: Anders­her­um: Vor wel­chem VfB-Spie­ler habt ihr den meis­ten Respekt?

Sascha: Dida­vi, wenn ich einen raus­neh­men muss. Gute Tor­quo­te.

Rund um den Brust­ring: Wie kann der VfB die Borus­sia zum ers­ten Mal seit April 2013 wie­der schla­gen?

Sascha: Wenn ich euch das jetzt ver­ra­te, bin ich nach­her noch schuld, wenn ihr gewinnt. Wir haben mit Teams Pro­ble­me, die uns früh atta­ckie­ren, fin­den dann oft kei­ne gute Lösung den Ball sicher her­aus zu spie­len, was wie­der­um zu Fehl­päs­sen führt und so wei­ter. Wenn wir in der Vor­wärts­be­we­gung sind, rücken unse­re Außen­ver­tei­der Wendt oder Elve­di (oder Korb) sehr weit auf. So weit, dass sie schnell höher ste­hen als unse­re bei­den 6er Xha­ka und Dahoud. Wenn wir dann den Ball ver­lie­ren und der Ball schnell über außen geflankt wird, wird es im Moment sofort gefähr­lich. Da feh­len ein­fach sowohl Mar­tin Stranzl als auch Alva­ro Dom­in­guez an allen Ecken und Enden.

Lei­der ist es auch zen­tral nicht bes­ser um die Defen­si­ve bestellt. Chris­ten­sen ist sehr talen­tiert und ver­tei­digt auch eini­ges weg, er pro­fi­tiert aber sehr von einem erfah­re­nen Innen­ver­tei­di­ger an sei­ner Sei­te, den es zur Zeit nicht gibt. Nord­tveit ist soli­de, aber nicht der Lea­der auf dem Platz wie Stranzl.

Rund um den Brust­ring: In Eurem Kader ste­hen zwei Spie­ler, die auch in Stutt­gart frü­her hoch geschätzt wur­den. Wel­chen Stel­len­wert haben Mar­tin Stranzl (der ja schon lan­ge da ist) und Ibrahi­ma Tra­o­ré bei Euch?

Sascha: Mar­tin Stranzl steht wie kein zwei­ter Spie­ler für unse­re Defen­siv­stär­ke der ver­gan­ge­nen Jah­re unter Fav­re. Man merkt sehr deut­lich, dass es ohne Stranzl hin­ten wacke­lig ist, er ist ein Spie­ler, an dem sich die jün­ge­ren Spie­ler wie Chris­ten­sen und Elve­di bei der Abwehr­ar­beit auf dem Platz ori­en­tie­ren kön­nen. Es gab Mit­te der 90er mal die Ära Patrick Ander­son. Ende der Sai­son endet die Ära Stranzl. Ein Jam­mer.

Tra­o­ré ist auch eine ech­te Ver­stär­kung, schnell, ball­si­cher, drib­belt sich oft aus 1:3 Situa­tio­nen frei und macht das Spiel schnell. Im Moment pas­sie­ren ihm sehr vie­le Fehl­päs­se, was momen­tan sehr schnell gefähr­lich wird. Im Moment hat er sei­nen Platz an Thor­gan Hazard ver­lo­ren und da Patrick Herr­mann nach sei­ner Knie­ver­let­zung auch wie­der zur Ver­fü­gung steht wird das die nächs­ten Wochen sehr inter­es­sant. Hazard, Tra­o­ré, Herr­mann. Luxus­pro­ble­me.

Rund um den Brust­ring: In der Win­ter­pau­se habt ihr Mar­tin Hin­ter­eg­ger ver­pflich­tet, mit dem wir auch unse­re Abwehr sta­bi­li­sie­ren woll­ten. Wie ist Dein Ein­druck? Hat sich der Trans­fer bis­her für Euch gelohnt?

Sascha: Bis jetzt noch nicht. Auch ihm fehlt ein erfah­re­ner Innen­ver­tei­di­ger von der Kate­go­rie Stranzl oder Dom­in­guez an dem er sich ori­en­tie­ren kann. Ich per­sön­lich fin­de ihn auch rela­tiv lang­sam. Bis­lang haben wir ja noch nicht all­zu viel Geld bezahlt und auch die Abnah­me­pflicht, die behaup­tet wur­de, hal­te ich für Quatsch. Aktu­ell wür­de ich ihn am Ende der Sai­son nicht kau­fen. Lie­ber etwas mehr Geld für Andre­as Chris­ten­sen in die Hand neh­men.

Rund um den Brust­ring: Wenn wir mal nicht unter der Woche gegen­ein­an­der spie­len: Was soll­te man an einem Spiel­tag in Mön­chen­glad­bach besu­chen außer den Borus­sia-Park?

Sascha: Puh, ich kom­me ja selbst nicht aus Mön­chen­glad­bach, son­dern aus dem Ruhr­ge­biet. Frü­her, zu Bökel­berg-Zei­ten, war es nach dem Spiel in Mön­chen­glad­bach-Eicken immer ganz nett. Ich ver­mu­te, dass man dort auch immer noch hin­ge­hen kann. Auch in Fanu­ten­si­li­en von Ver­ei­nen, die nicht aus Köln oder Dort­mund kom­men, soll­te das funk­tio­nie­ren. Könn­te aber durch­aus sein, dass man dazu kei­ne Lust mehr hat, wenn man es dann end­lich vom Park­platz am Borus­sia-Park run­ter geschafft hat.

Rund um den Brust­ring: Vie­len Dank für das Gespräch!

Schreibe einen Kommentar