Der VfB schließt das Fußballjahr mit einem seltenen Ergebnis ab — einem torlosen Unentschieden gegen Hoffenheim — und geht als Sechster in die Winterpause. Das vorweihnachtliche Spiel offenbart: Die Mannschaft ist auf einem guten Weg, aber noch nicht ganz da, wo sie sein will.
Wieder fehlten nur Zentimeter. Vielleicht diesmal ein paar mehr als beim vermeintlichen 1:0 in Bremen oder beim zurückgenommenen Ausgleich gegen die Bayern im letzten Heimspiel. Aber dennoch: Hätte Deniz Undav nur ein bisschen weiter hinten gestanden, hätte der VfB im Heimspiel gegen die TSG Rogon drei Punkte statt nur einem mitgenommen und sich damit für einen engagierten, aber auch glücklosen Auftritt belohnt. Das ist sehr viel Konjunktiv, verdient wäre es nach der mit der rustikalen bis unfairen Gangart komplett überforderten Schiedsrichterleistung von Daniel Siebert allemal gewesen. Dass es am Ende nur zu ebenjenem Punkt reichte, offenbart aber auch, woran es der Mannschaft mit dem Brustring noch fehlt, um sich in die Phalanx der Champions-League-Qualifikanten einzureihen: Solche Spiele trotzdem zu gewinnen.
Blickt man auf die Tabelle nach dem 15. Spieltag, der ja mittlerweile leider regelmäßig den Fußballbetrieb vor dem Fest abschließt, dann fällt auf, dass wir gegen die sechs Mannschaften der oberen Tabellenhälfte, gegen die wir schon gespielt haben, kein einziges Spiel gewonnen haben: Gegen den Tabellenführer aus München, den Vierten Leipzig, den Achten Union und den Neunten Freiburg verlor man, gegen den Zweiten Dortmund und den Fünften Hoppenheim spielte man Unentschieden. Das reicht, auch zurecht, für Platz 6, aber eben auch noch nicht für mehr. Wobei man sich als Betrachter schon fragen muss, wie sich diese Gästemannschaft ins erste Tabellendrittel mogeln konnte.
Sicherlich, sie zeigten die gewisse Härte, die man braucht, um oben mitzuspielen, hatten aber auch Glück, dass Schiedsrichter Siebert lieber gelbe Karten für zu früh ausgeführte Freistöße verteilte als für Knöcheltritte und Bodychecks. Wer aber nach knapp sechzig Minuten das erste Mal überhaupt aufs Tor schießt, der vermiest niemandem das Fest, wie der putzige Gästeblock vorab ankündigte und damit ähnlich erfolgreich war wie die eigene Clubführung beim Versuch, den heimlichen Clubchef vor die Tür zu setzen. Nein, diese Hoffenheimer waren immer noch so schlagbar wie die letzten Jahre, allein dem VfB gelang es ohne El Khannouss und Demirovic nicht, auch wenn sich Deniz Undav redlich mühte, seinen neunten Saisontreffer zu erzielen.
Wer macht den entscheidenden Unterschied?
So verbleibt der VfB nach 15 Spielen auf der Schwelle nach ganz oben — und ich kann damit leben. Im anstehenden Transferfenster besteht die Möglichkeit, die Mannschaft punktuell zu verstärken und vielleicht noch jemanden zu finden, der wie Nick Woltemade gegen Ende der vergangenen Saison auch in so knappen Spielen einen zusätzlichen Unterschied machen kann — ohne die Fähigkeiten unseres 50-Millionen-Sturms in Frage stellen zu wollen. Denn bei allem Bemühen können Chris Führich und Tiago Tomás als Rotationsspieler diese Lücke nicht füllen, auch wenn sie offensiv ebenso wie der immer besser aufspielende Niko Nartey wichtige Puzzleteile sind. Vielleicht hätten auch Lazar Jovanovic oder Bad Bounanani noch einen Unterschied machen können in diesem Spiel, aber Sebastian Hoeneß entschied sich etwas überraschend dafür, es bei zwei Wechseln zu belassen.
Auch abseits der Liga sieht es vielversprechend aus: Ein Auswärtsspiel beim Zehnten der zweiten Liga bietet auf dem Papier die große Chance auf das dritte Pokal-Halbfinale der letzten vier Jahre. International steht der VfB zum ersten Mal seit über zehn Jahren in der KO-Phase eines Europapokals und kann angesichts der souveränen Auftritte gegen Mannschaften wie Tel-Aviv und Deventer, aber auch des abgezockten Siegs gegen Feyenoord durchaus auch hier noch ein paar weitere Auftritte ausrechnen. Kurz: Das Pokalsieger-Jahr 2025 endet mit einem guten Ausblick auf neue Abenteuer. Dafür muss natürlich die kommende Hinrunde wesentlich besser werden als die vergangene und auch Spiele gegen anstrengende Gegner — wie zum Beispiel Kiel — mit Einsatz und Qualität für sich entschieden werden. Sich in diesem jahr wieder über die Liga über Europa zu qualifizieren und auch in den anderen beiden Wettbewerben dem eigenen Potenzial gerecht werden — das wäre der nächste Entwicklungsschritt dieser Mannschaft und mein fußballerischer Wunsch für Weihnachten und den Jahreswechsel.
Bis es soweit ist, wünschen wir Euch an dieser Stelle erstmal frohe Feiertage, vor dem Jahreswechsel werdet ihr aber noch von uns lesen und hören!
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images