In Köln betreibt der VfB einen großen mentalen und spielerischen Aufwand, bringt sich aber durch die Chancenverwertung und einen Platzverweis erneut um die volle Punkteausbeute.
Es geht doch! Kaum hatte ich mir nach dem aus seiner Sicht sehr unglückligen Freiburg-Spiel einen Bankplatz für Chris Führich gewünscht, profitierte er womöglich davon, dass Li Egloff für das Gastspiel in Köln geschont wurde und schüttelte einen starken Pass auf Silas nach dem anderen aus dem Fuß. Es hätte sein Spiel werden können und vor allem das von Silas, vielleicht die Geburt einer neuen Offensivkombo: Der zielstrebige Führich und der eiskalte Silas. Es ist ja genau diese Variabilität, die wir brauchen, wenn Sasa Kalajdzic nicht mehr da ist oder wenn — wie in diesem Fall — er und sein Berater sich womöglich beim Verzocken verzocken. Nimmt man noch den Traumpass von Ahamada dazu, hätte es eigentlich genug Futter für Silas gegeben, um hier zum Matchwinner zu werden. Allein: Er belohnte weder sich noch seine Mannschaft. Und so steht der VfB nach dem vierten Spieltag zum zweiten Mal mit zwei verlorenen Punkten da.
Verlorene Punkte, wo wir doch nach Luca Pfeiffers hirnrissigem Tackle in der gegnerischen Hälfte (!) eine halbe Stunde in Unterzahl spielten? Ja, denn selbst mit einem Spieler weniger hätte der VfB dieses Spiel noch gewinnen können, auch wenn der eine oder andere risikoreiche Pass zu diesem Zeitpunkt aus offensichtlichen Gründen nicht mehr gespielt wurde. Denn die Kölner Gastgeber hatten bis auf einen gewonnenen aber von der Linie gekratzten Kopfball und einen meisterhaft parierten Distanzschuss offensiv wenig beizutragen, verstolperten in den ersten 20 Minuten viele Bälle und kamen selbst in Überzahl nicht so richtig in die Pötte. Ob das an der Belastung durch das Europapokalspiel am Donnerstag liegt oder an einem grundsätzlichen Qualitätsproblem, das wird sich im Laufe der Saison noch zeigen. Ist auch egal, denn wie schon gegen in Bremen lagen die Punkte für den VfB gegen einen limitierten Gegner auf dem Silbertablett.
Gegen Schalke muss
Nicht falsch verstehen: Dass der VfB eine Unterzahl unbeschadet übersteht ist nicht selbstverständlich. Schließlich haben wir in den letzten beiden Spielen gelernt, dass immer mal einer durchrutscht. Und dass die Mannschaft mit vereinten Kräften, inklusive dem sehr gut aufgelegten Florian Müller, eine Niederlage verhinderte, wird hoffentlich genauso wie die Offensivstärke vor dem Platzverweis gut für die Köpfe sein. Aber das wird auch wichtig sein, denn nicht nur warten die Brustringträger nun weiter auf den ersten Auswärtssieg seit letztem Dezember, sondern vor allem auf den ersten Dreier in dieser Saison. Der sollte, nein muss gegen Schalke am kommenden Samstag geholt werden, bevor es gegen den Meister, den UEFA-Pokal-Sieger und den aktuell schwächelnden, aber immer gefährlichen Auto-Konzern geht. Man mag die Tatsache, dass wir nun schon das zweite Spiel in Folge kein Tor mehr geschossen haben, auf die gute Freiburger Abwehr und die gute Leistung von Marvin Schwäbe schieben. Aber wir brauchen trotzdem eine Lösung.
Zumal uns mit Luca Pfeiffer nun erneut ein Offensiver fehlt. Egal wie das Transfertheater ausgeht: Gegen Schalke steht entweder ein unzufriedener und/oder verwirrter Sasa Kalajdzic auf dem Platz oder ein Nachfolger, der im schlechtesten Fall erst am Donnerstag verpflichtet wurde und keine Bindung zur Mannschaft hat. Also läuft es zumindest in diesem Spiel wahrscheinlich sogar auf Spieler wie Tomás oder Perea neben Silas in der Startelf hinaus: Engagiert, aber ebensowenig eiskalt vor dem Tor wie dieser. Selbst wenn wir gegen Schalke so konzentriert verteidigen wie gegen Köln, müssen jetzt so langsam Tore und Siege her. Denn bei aller spielerischen Attraktivität ist auch diese Mannschaft noch nicht so sehr im Kopf gefestigt, als dass sie sich von Unentschieden zu Unentschieden durch den Tabellenkeller hangeln kann, in dem Wissen, dass man sich schon irgendwann an einem Sieg wird hochziehen können.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass hat zum Spiel Gemischte Gefühle, die wo man schwer beschreiben kann, Stuttgart.international vermisst den Befreiungsschlag.
Titelbild: © Christof Koepsel/Getty Images