Köln? Da war doch was! Richtig. Aber diesmal sind die Vorzeichen — zum Glück — etwas anders.
Denn die Saison ist noch jung, der VfB noch sieglos und der FC noch ungeschlagen. Zudem kommen die Kölner mit einem Auswärtssieg im Europapokal und der Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League im Gepäck nach Hause zurück. Kein einfaches Spiel also für den VfB, wie eigentlich kein Spiel bisher einfach war, außer natürlich als man den Bremern vor zwei Wochen noch einen Punkt schenkte. Köln finde ich als Gegner furchtbar schwer einzuschätzen. Einerseits fehlt ihnen in Anthony Modeste der Spieler, der letzte Saison alle vier Tore gegen uns erzielt hat. Andererseits bietet sich vielleicht für seine ehemaligen Teamkollegen die Chance, aus seinem Schatten herauszutreten und uns am Sonntagnachmittag zu überraschen. Klar ist: Der VfB muss jetzt mal so langsam auch den Dreier einfahren, den ich mir eigentlich am zweiten Spieltag erhofft hatte.
Zur
Personalsituation
Tiago Tomás fällt weiterhin mit einer Mandelentzündung aus und limitiert unsere Auswahl im Sturm etwas. Nikolas Nartey bleibt vom Verletzungspech verfolgt und hat sich im Testkick am Mittwoch einen Faserriss zugezogen. Enzo Millot hat sich aus dem Freiburg-Spiel Knieschmerzen mitgenommen und Tanguy Coulibaly trainiert weiterhin nur individuell. Es sind also vor allem die Spieler aus der zweiten Reihe, die uns fehlen, hinzu kommt der sich immer mehr aufheizende Transfermarkt.
Mögliche Aufstellung
Der auch Auswirkungen auf die Startelf haben könnte. Sollte sich in Sachen Sosa und Kalajdzic bis Sonntag noch etwas tun — oder diese dann kurz vor einem Transfer stehen — kann oder sollte Pellegrino Matarazzo sie nicht einsetzen. Auf die linke Außenbahn könnte dann Silas rutschen, während vorne mit Pfeiffer und Perea zwei Neuzugänge das Sturmduo bilden würden. Im Mittelfeld würde ich gern Li Egloff von Beginn an sehen, dessen Dynamik mir in den letzten Spielen wesentlich besser gefallen hat als die bisweilen etwas umständliche und ziellose Spielweise von Chris Führich.
Statistik
102 Spiele bestritten die beiden Mannschaften bereits gegeneinander, neben acht Pokalspielen und den UEFA-Cup-Achtelfinals 1980/1981 sind das 92 Bundesligaspiele in denen in Summe der FC häufiger die Nase vorne hatte. In der letzten Saison gewannen beide Vereine jeweils ihr Heimspiel, was in der jüngeren Vergangenheit eher die Ausnahme darstellt, denn für gewöhnlich gewinnt das jeweilige Auswärtsteam diese Partie. Vielleicht ein gutes Zeichen für Sonntag. Kölns Torwart Marvin Schwäbe hat mit nur 55 Prozent eine recht niedrige Fangquote und hat auch 2,5 Tore mehr kassiert, als es das PSxG (post shot exptected goals) Modell erwartet hätte. Das ist die Statistik, in der Florian Müller in der letzten Saison so schlecht aussah. Am anderen Ende des Feldes hat Köln die drittmeisten Schüsse abgegeben, nur wenige mehr als der VfB. Ähnlich wie Bremen kreiert Köln viele Pressingsituationen, anders als Werder allerdings nur mit überschaubarem Erfolg. Florian Kainz hat mit neun die drittmeisten key passes, also wichtigen Pässe der Liga gespielt, mit 23 die meisten Ecken der Liga getreten und mit 19 die zweitmeisten Ecken geschlagen.
Fazit
Ich hatte eigentlich erwartet, dass der FC eine schwere Saison haben wird. Die kann ihm auch durchaus noch bevorstehen, aktuell halten sie sich aber gut in der Liga und wie sie mit der zusätzlichen Belastung in dieser Saison umgehen, ist für das Spiel am Sonntag noch irrelevant. Der VfB muss in diesem Spiel sowohl die Unachtsamkeit zu Beginn und Ende des Spiels, als auch die Probleme im defensiven Umschaltspiel in den Griff kriegen. Eine VfB-Mannschaft, die in allen Bereichen an ihr Limit geht, ist in der Lage, einen FC zu schlagen, der sich durchaus noch in der Orientierungsphase befindet. Dazu braucht der VfB aber ein fast fehlerfreies Spiel, denn so leicht wie es uns Bremen größtenteils machte, werden wir es am Sonntag und auch danach kaum noch haben.
Titelbild: © Matthias Hangst/Getty Images