Vorerst Abstiegskampf

Das 0:0 in Bochum war schwe­re Kost. So zäh, wie der Abstiegs­kampf nun mal ist, in dem sich der VfB mit dem einen Punkt kaum Luft ver­schafft. Das ist vor allem ange­sichts der nähe­ren Zukunft ärger­lich.

Nein.

Nein, ich wider­ste­he der Ver­su­chung, eine Ana­lo­gie zwi­schen den Hoch­rech­nun­gen zur Bun­des­tags­wahl und dem Aus­wärts­spiel des VfB in Bochum zu zie­hen. Also nichts von einem Ergeb­nis, mit dem kei­ner was rich­tig anzu­fan­gen weiß. Oder einer Hand­spiel­re­gel, die für den gemei­nen Fan noch schwe­rer zu ver­ste­hen ist als das Prin­zip der gehei­men Wahl für Armin Laschet. Schließ­lich geht es im Fuß­ball, in der Tabel­le, gegen­ein­an­der, wäh­rend es in der Poli­tik ohne Mit­ein­an­der nicht funk­tio­nie­ren wird.

Und wenn du im Abstiegs­kampf steckst, hel­fen Dir auch kei­ne Direkt­man­da­te. Nein, Du brauchst Punk­te und von denen hol­te der VfB im Ruhr­sta­di­on zwei zu wenig. Nicht etwa, weil die Bochu­mer ein leicht zu besie­gen­der Abstiegs­kan­di­dat wären. Ganz im Gegen­teil.

Nicht nur, dass sich der Tabel­len­vor­letz­te offen­sicht­lich für das 0:7 gegen Mün­chen reha­bi­li­tie­ren woll­te, sie waren auch sonst bis­sig, press­ten hoch und hiel­ten den VfB gut in Schach. Der wie­der­um setz­te nach 12 Gegen­to­ren in fünf Sai­son­spie­len aus­ge­rech­net in die­sem Spiel auf die defen­si­ve Sta­bi­li­tät einer Vie­rer­ket­te und spiel­te damit immer­hin zum ers­ten Mal in die­ser Spiel­zeit zu Null. Aber eben auch zum ers­ten Mal seit dem Wie­der­auf­stieg 0:0. Es war klar: Bei­de Mann­schaf­ten woll­ten nicht wei­ter unten rein­rut­schen, son­dern sich irgend­wie Luft ver­schaf­fen.

Ein Dreier wäre wichtig gewesen

Das wäre Bochum fast gelun­gen, als sie die VfB-Abwehr zwei, drei Mal schnell über­spiel­ten, aber jedes Mal an Flo­ri­an Mül­ler schei­ter­ten, der auf der Linie erneut über­ra­gend agier­te, mit Distanz­schüs­sen aber dies­mal mit­un­ter Mühe hat­te. Auch der VfB hät­te fast den Lucky Punch gelan­det. Denn Kon­stan­ti­nos Mavro­pa­nos Tor, dass ihm letzt­lich wegen der Exis­tenz sei­ner Schul­ter und der bereits ange­spro­che­nen völ­li­gen Ver­schlimm­bes­se­rung der ent­spre­chen­den Regel abge­spro­chen wur­de, war nur einer von drei Schüs­sen inner­halb des Straf­raums. Der zwei­te war sein Kopf­ball zu Beginn des Spiels, der drit­te ein ver­zo­ge­ner Schuss von Omar Mar­moush. Rech­net man noch zwei harm­lo­se Distanz­schüs­se von Wata­ru Endo dazu, war es das mit dem Offen­siv­spiel des VfB. Ansons­ten blieb es bei zig lan­gen Bäl­len, die — egal ob hoch oder flach — im Nichts lan­de­ten. Dass Bor­na Sosa in der Vie­rer­ket­te vor allem mit defen­si­ven Auf­ga­ben beschäf­tigt war und nur sel­ten eine sei­ner gefähr­li­chen Flan­ken los­wer­den konn­te, haf auch nicht. Auch das gute Debüt von Chris Füh­rich konn­te dem Spiel kei­ne Wen­dung geben, dazu blie­ben zu vie­le sei­ner Mit­spie­ler — egal ob Mateo Kli­mo­wicz in der ers­ten Halb­zeit, aber auch Hama­di Al Ghad­dioui oder Orel Manga­la, zu unsicht­bar. Nur gut, dass von Bochum außer den ange­spro­che­nen Chan­cen nur Schüs­se in die zwei­te oder drit­te Eta­ge kamen.

Ja, man kann immer wie­der anfüh­ren, dass Silas und Sasa immer noch ver­letzt sind, dass weder Cou­li­ba­ly noch Manga­la bei 100 Pro­zent sind, Endo wahr­schein­lich über­spielt und die Vie­rer­ket­te nicht unbe­dingt ein­ge­übt. Den­noch: Drei Punk­te in Bochum wären enorm wich­tig gewe­sen. Denn so war­tet der VfB nach dem 5:1 gegen auch jetzt noch erfolg­lo­se Für­ther wei­ter auf den zwei­ten Sai­son­sieg und muss nun gegen Mann­schaf­ten antre­ten, bei denen ich die Chan­ce auf einen Drei­er wie­der gerin­ger ein­schät­ze als bei die­sem Aus­wärts­spiel: Hof­fen­heim hat zwar sei­ne Pro­ble­me, aber den­noch Wolfs­burg geschla­gen und Glad­bach und Uni­on waren schon letz­te Sai­son schwer zu spie­len. Natür­lich ist es gut mög­lich, dass sich die Mann­schaft auch ohne ihre Ver­letz­ten bis dahin wie­der bes­ser ein­spielt — trotz der Län­der­spiel­pau­se. Aber machen wir uns nichts vor: Der Abstiegs­kampf, der ja eigent­lich schon vor Sai­son­be­ginn aus­ge­ru­fen wur­de, hat nun wirk­lich begon­nen.

Nicht an der Leistungsgrenze

Und da fin­de ich es, allen Rah­men­be­din­gun­gen zum Trotz, ärger­lich, dass die Mann­schaft immer noch nicht die Gier und die Wach­heit zeigt, die Mat­a­raz­zo schon gegen Lever­ku­sen ver­miss­te. Viel zu häu­fig war der Ball viel zu schnell weg, viel zu häu­fig ent­schied man sich für den siche­ren Pass anstatt den Ver­such zu wagen, das Bochu­mer Pres­sing effek­tiv — also nicht mit ver­hun­gern­den Steck­päs­sen in den Straf­raum — zu über­spie­len. Beson­ders im Gedächt­nis blieb mir Mavro­pa­nos, der gegen Ende des Spiels einen Leicht­sinn­spass spiel­te und die­sen gera­de noch durch einen zwei­fel­haf­ten Frei­stoß zu sei­nen Guns­ten kaschier­te. Dass man­che Spie­ler nicht eins zu eins ersetzt wer­den kön­nen und das gewis­se Abläu­fe nicht sit­zen — geschenkt. Aber von der von Mat­a­raz­zo unter der Woche ange­spro­che­nen Leis­tungs­gren­ze ist die Mann­schaft mit­un­ter noch ein Stück ent­fernt. Und das kann sie sich eigent­lich im Abstiegs­kampf nicht leis­ten.

Natür­lich heißt es, wei­ter gedul­dig zu blei­ben. Der VfB wird drei Ver­ei­ne fin­den, die schlech­ter sind, weil er drei Ver­ei­ne fin­den muss. Selbst wenn die Ent­wi­ckung der letz­ten Sai­son nicht ein­fach so wei­ter geht, und das wird sie nicht, und manch ein Spie­ler nach einem stei­len Auf­stieg einen Durch­hän­ger haben soll­te: In der Mann­schaft steckt zu viel Poten­zi­al, die ver­gan­ge­ne Sai­son war ja kei­ne rei­ne Zufalls­ver­an­stal­tung. Nur, sie muss die­ses auch abru­fen damit wir die 40 Punk­te so schnell wie mög­lich voll haben. Und um nichts ande­res geht es. Auch die­se Sai­son.

Titel­fo­to: © Maik Hölter/TEAM2sportphoto

1 Gedanke zu „Vorerst Abstiegskampf“

  1. Mir fällt dies­mal lei­der nicht mehr ein wie das ich einem Gui­do Wink­mann im Köl­ner Kel­ler wie­der ein gutes Ves­per gewünscht hät­te bei unse­rem ver­meint­li­chem 1:0 durch Dino wie damals in der 2. Liga, als er zu unse­ren Unguns­ten eine kla­re Fehl­ent­schei­dung vom Schieds­rich­ter nicht kor­ri­giert hat­te (O‑Ton Wal­ter damals „die waren gera­de alle beim Ves­per im Köl­ner Kel­ler).
    Alles ande­re war viel zu wenig, mit 10 ‑15 kla­ren Fehl­päs­sen und man­chen Total-Aus­fäl­len kann man sich ein­fach nicht arran­gie­ren und ist maß­los ent­täuscht. Chris Füh­rich war der ein­zi­ge der Moral bewies und unse­re Offen­si­ve beleb­te. Wird eine sehr schwe­re Sai­son, hof­fe dass Führt und Bochum und Bie­le­feld da hin­ten nicht raus­kom­men und wir den einen oder ande­ren 3 er lan­den. Es heißt ja bekannt­lich „die Hoff­nung stirbt zuletzt“.

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