Der VfB verliert in Wolfsburg ein enges Spiel auf Augenhöhe durch ein Billardtor mit 1:0. Schade, aber passiert.
THE STRANGER: How ya doin’ there, Dude?
DUDE: Ahh, not so good, man.
THE STRANGER : One a those days, huh. Well, a wiser fella than m’self once said, sometimes you eat the bear and sometimes the bear, well, he eats you.
Ich dachte mir, wenn wir schon einen Sportdirektor haben, den die Kollegen vom Vertikalpass literarisch und via Photoshop als den Dude verewigt haben, kann ich auch mit einem Zitat aus dem Meisterwerk der Coen-Brüder einsteigen. Und es beschreibt das Spiel des VfB in Wolfsburg ziemlich gut. Denn das hätte gut und gerne so oder so ausgehen können. Dass es am Ende so und nicht anders ausging, lag weniger am VfB, als vielmehr am, nunja, Zufall.
Denn der Freistoß, den Ex-VfBler Josip Brekalo im VfB-Gehäuse versenkte, fand erst auf Umwegen sein Ziel. Am Ende reichte es für die Hausherren gegen einen VfB, der sich anders als gegen Union keinen defensiven Blackout erlaubte, gleichzeitig aber seine Chancen nicht nutzte, vor allem in Person von Silas Wamangituka und Nicolas Gonzalez. Umgekehrt hätte aber auch der VfB einen knappen Vorsprung über die Zeit retten und sich den imaginären Bären zu Gemüte führen können.
Selbstbewusst auf Augenhöhe
Dafür hätte es aber neben einer besseren Chancenverwertung eines anderen Schiedsrichter als den in seinem erst vierten Bundesliga-Einsatz von dieser Spielklasse offensichtlich überforderten Florian Badstübner bedurft und eines anderen VAR als Günther Perl, für den scheinbar keine Entscheidung des Kollegen auf dem Platz ein eindeutiger Fehler war. Weder, dass Ridle Baku in Gonzalez reinrannte, noch dass die leichte Berührung von Bialek gegen Anton eigentlich nicht für eine Rücknahme von Gerhardts Tor reichte. Und auch sonst ließ die Zweikampfbewertung mehr als zu wünschen übrig. Da steigst Du auf und musst Dich trotzdem weiterhin mit zweitklassigen Unparteiischen rumärgern.
Eigentlich war es ein klassisches 0:0 zwischen zwei vor Selbstvertrauen strotzenden Mannschaften auf Augenhöhe , die sich nichts schenkten. Die Hausherren, die in dieser Saison erst unter der Woche vom FC Bayern das erste Mal bezwungen werden konnten und die Gäste, die in Dortmund drei unerwartete und gegen Union einen schon verloren geglaubten Punkt holten. Beide spielten schnell und unkompliziert nach vorne und verteidigten kompromisslos, dem VfB fehlte vielleicht an manchen Stellen die Genauigkeit im Passspiel und die nötige Aggressivität, die beispielsweise Wolfsburgs Innenverteidiger Pongracic mehrfach an den Tag legte, häufig auch mit einer Prise Dreck in den Aktionen.
Nicht zufrieden, aber auch nicht besorgt
Unterm Strich kann man natürlich mit einer Niederlage nie zufrieden sein und wir sollten uns hüten, Niederlagen so einfach hinzunehmen. Denn auch wenn das sicherlich nicht die letzte Niederlage in dieser Saison war, so gibt es doch kein Spiel, in dem man von vornherein davon ausgehen muss, dass der VfB es verliert. Man kann und sollte sich ärgern, aber nicht zu lange. Denn die Mannschaft brachte erneut ihr Spiel durch, so wie sie es mit wenigen Ausnahmen schon die ganze Saison tut. Nur klappte es halt diesmal nicht.
Deswegen heißt es jetzt — und wahrscheinlich muss ich das niemandem extra sagen — Ruhe bewahren. Auch wenn vielleicht das Pokalspiel am Mittwoch gegen wiederstarkte Freiburger und der Start ins neue Jahr gegen Salzburg-Nord verloren gehen. Der VfB steht nach 13 Spielen mit 18 Punkten gut da und die Mannschaft wird meiner Meinung nach die nötigen Punkte für den Klassenerhalt noch holen. Weil sie, trotz des ersten Saisonspiels ohne eigenes Tor, immer gefährlich ist und man immer mit ihr rechnen muss. Und weil man manchmal eben auch den Bären frisst.
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