Der VfB knackt mit einem Heimsieg gegen Augsburg endlich die 40-Punkte-Marke. Spiel und Ergebnis sagen allerdings mehr über den Gegner aus.
VfB-Fans kennen das: Du stehst unten drin, die Mannschaft erinnert sich im ersten Spiel nach dem Trainerwechsel ihrer sogenannten Grundtugenden und wirft alles rein, um die wichtigen drei Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Und am Ende stehst Du nicht nur mit leeren Händen da, sondern immer noch unten drin, weil Du den Ball zu selten im Tor unterbringst und dem Gegner seine Tore auf den Silbertablett servierst. So muss es den Anhängern des FC Augsburg am Freitagabend gegangen sein, deren Begeisterung für die Rückkehr von VfB-Abstiegstrainer Markus Weinzierl kein gutes Licht auf dessen Vorgänger Heiko Herrlich wirft. Denn dass die Brustringträger aus dieser Partie alle drei Punkte mitnahmen lag, mal abgesehen von der überragenden Torwartleistung Fabian Bredlows, vor allem daran, dass sich die Augsburger Defensive in Abwesenheit von Uduokhai in mindestens zwei Szenen alles andere als bundesligatauglich präsentierte.
Erst sprangen sie sich 30 Meter vor dem eigenen Tor gegenseitig über den Haufen und ermöglichten dem bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung stark verbesserten Roberto Massimo einen Chip in den Strafraum, den Sasa Kalajdzic und Philip Förster zur Führung verwandelten. Dass das Tor quasi eine Kopie des 1:2‑Anschlusstreffers bei Union war, spricht natürlich einerseits für die Eingespieltheit der VfB-Offensive, wirft aber andererseits auch kein gutes Licht auf die Hintermannschaft der Gäste. Genausowenig wie das 2:1, bei dem Sasa Kalajdzic für seinen 15. Saisontreffer nicht mal höher springen musste als seine Gegenspieler, sondern den Ball aus dem Stand ins Tor köpfen konnte. Ein dankbarer Gegner, um nach vier Niederlagen in Folge wieder ein Erfolgserlebnis zu feiern.
Aus dem letzten Loch, aber entspannt
Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass die Augsburger durchaus engagiert zu Werke gingen. Es reichte nur halt einfach mit der beschriebenen Defensivschwäche und gegen einen wie bereits erwähnt glänzend aufgelegten Bredlow nicht für mehr. Auf der anderen Seite stand eine VfB-Mannschaft, die nicht nur personell, sondern auch was die Konzentration angeht, aus dem letzten Loch pfeift. Dass die Brustringträger trotz unzähliger Ballverluste und Fehlpässe im Spielaufbau immer noch eine Passquote von 83 Prozent und damit 13 Prozentpunkte besser als Augsburg waren und fast zwei Drittel aller Zweikämpfe gewannen, spricht auch Bände. Einen Vorwurf kann man der Mannschaft für die Unkonzentriertheiten nicht unbedingt machen, in einer Phase, in der die Kraft nachlässt und es um nichts mehr geht. Andererseits war Roberto Massimo der einzige Spieler der zweiten Reihe — lassen wir mal die Torhüterposition außen vor — dem es wirklich gelang, Werbung in eigener Sache zu machen. So war auch der zwischenzeitliche Ausgleich der Augsburger so folgerichtig — weil der VfB lange darum betitelte — wie unnötig, weil man sich bei eigener Führung eiskalt auskontern ließ.
Aber so richtig ärgern kann man sich darüber irgendwie nicht. Und so ist die wichtigste Erkenntnis dieses Spiels vielleicht, dass wir jetzt endlich die tabellarisch irrelevante aber fürs Gefühl wichtige 40-Punkte-Grenze überschritten haben. Dank des Freitagabend-Spiels können wir uns dieses und die nächsten beiden Wochenenden entspannt zurück lehnen und schauen, was der Rest der Liga so veranstaltet. Auch nicht schlecht.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass sieht leidende Augsburger und einen Reifen VfB.
Titelbild: © imago