Letztlich geht es ja nur ums Weiterkommen, aber beim Auswärtssieg in der ersten Pokalrunde un Dresden knüpfte der VfB in vielen Aspekten ans Saisonfinale gegen Köln an.
Irgendwie war das Tor des Tages von Darko Churlinov bezeichnend für den Auftritt des VfB. Eigentlich hatten sich die Brustringträger am Strafraum der Dresdner schon festgespielt, verloren gar zwei Mal den Ball, bekamen ihn aber über diverse Verteidigerbeine trotzdem wieder. Als es darauf ankam schalteten sie schneller als der Gegner und der direkt in die Startelf verpflichtete Josha Vagnoman legte für einem Darko Churlinov auf, von dem ich vot einem Jahr nicht gedacht hätte, dass er uns mit einem Tor gegen einen überraschend limitierten, aber dennoch zähen Zweitliga-Absteiger in die zweite Runde des Pokals schießt.
Aktiv gegen hilflose Dynamos
Dass der VfB diese Führung im Unterzahl über die Zeit bringt, hat natürlich auch mit der Hilflosigkeit Dynamos zu tun, die aus ihrer Sicht viel zu selten gefährlich vor Pokaltorwart Fabi Bredlow auftauchten. Aber es ist auch ein Zeichen, dass die Uhren nach Wataru Endos Last-Minute-Rettungstreffer nicht auf Null gestellt wurden. Anfang dieses Jahres hätte dieses Spiel mit Sicherheit nicht mit einem weiß-roten Sieg geendet, aber der verschärfte Ton, den Pellegrino Matarazzo in der Vorbereitung ergriff, scheint Wirkung gezeigt zu haben: Die Mannschaft jagte wie schon gegen Köln fast jedem verlorenen Ball nach und gewann ihn auch oft genug und versuchte die Dresdner durch schnelles Umschalten auf dem falschen Fuß zu erwischen. Natürlich gab es auch Momente, die an die letzte Zweitliga-Saison erinnerten, in denen Waldemar Anton den Ball immer wieder auf die Flügel verteilte, ihn aber alsbald wieder am Fuß hatte, um den nächsten Aufbauversuch zu starten. Dennoch gelang es dem VfB häufig genug, Situationen zu kreieren, in denen sie plötzlich im Strafraum von Dynamo-Keeper Sven Müller auftauchten und letztlich nur an ihm scheiterten. Auch hier Parallelen zum Köln-Spiel: Der VfB hätte das Spiel lange zumachen können, bevor er sich durch Leichtsinnigkeiten in die Bredouille brachte.
Die größte Leichtsinnigkeit war sicherlich die gelbe Karte des bereits für Zeitspiel verwarnten Waldemar Anton. Es sah im Stadion aus wie ein taktisches Foul und wenn ich mir die Szene im Fernsehen noch einmal anschaue, erkenne ich sogar eine Bewegung Antons zum Gegenspieler hin. Sven Mislintat verwies zwar im Anschluss an das Spiel darauf, dass zwischen Anton und Bredlows Tor noch “zig Spieler” gestanden hätten, genau das macht aber sein taktisches Foul im Wissen, dass er schon vorbelastet war, so unnötig. Nicht nur, dass Antons Hinausstellung noch mal verdeutlichte, wie wackelig die Personalsituation in der Dreierkette ist — letztlich konnte nur Pascal Stenzel nach seiner Einwechslung die entstandenen Lücke ausfüllen. Es ist auch das letzte, neben einem frühen Rückstand, was Dir in einem solchen Spiel passieren sollte. Die zweite Leichtsinnigkeit bestand im Auslassen bester Konterchancen, das dafür sorgte, dass wir wie gegen Köln bis in die Nachspielzeit hinein zittern mussten.
Seriöse Leistung
Unterm Strich zeigte der VfB in Dresden aber eine seriöse Leistung und das ist für einen Bundesligisten in der ersten Pokalrunde keine Selbstverständlichkeit. Einsatz und Engagement stimmten, an der Entscheidungsfindung muss Matarazzo mit der Mannschaft noch arbeiten, egal ob beim Ausspielen von Kontersituationen oder bei fahrlässigen Dribblings vor dem eigenen Sechzehnmeterraum. Die Mannschaft zeigte, wie es ohne Mangala, Sosa und Kalajdzic gehen kann und woran es noch hakt. Die drei , vor allem die beiden Letztgenannten, hätten das Spiel vielleicht früher entschieden, aber genau darum geht es ja aktuell: Eine Lösung für eine Zeit finden, in der alle drei nicht mehr das Trikot mit dem Brustring tragen. Ob die schon gefunden wurde, lasse ich mal dahingestellt, aber dass Ahamada und Millot nicht direkt im ersten Spiel Mangala vergessen machen würden, sollte auch jedem klar sein. Gleiches gilt für die Offensivabteilung mit Silas, der ganz offensichtlich doch noch nicht wieder komplett der Alte ist, aber sich auf einem guten Weg befindet, oder Perea, der gute Ansätze zeigte, auf denen sich aufbauen lässt.
Der VfB steht in der zweiten Runde und das ist die Hauptsache. Und auch wenn Leipzig eine ganz andere Hausnummer ist: Wenn die Mannschaft jedes Spiel so annimmt wie dieses, dann wird sie sich auch häufig genug dafür belohnen. Weniger Leichtsinn wäre vielleicht nicht schlecht.
Noch zwei Randnotizen: Schön, dass es für Li Egloff trotz anders lautender Ankündigung für einen Einsatz reichte und Laurin Ulrich im Kader stand. Und ein Dank an Dynamo uns Verkehrsbetriebe für den gut organisierten und stressfreien Transport zwischen Parkplatz und Gästeblock. Ich weiß nicht, was noch in der Stadt passiert ist, aber zumindest für diejenigen, die den Anreise-Empfehlungen folgten, war das viel entspannter, als man es häufig von Auswärtsspielen in neuen Bundesländern hört.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass sieht beim Neuanfang einen “guten Pflichtspielauftakt”, Stuttgart.International einen gelungenen Härtetest.
Titelbild: © Thomas Eisenhuth/Getty Images