#TeamVfB

End­lich fin­det am Sonn­tag die zwei­fach ver­scho­be­ne Mit­glie­der­ver­samm­lung des VfB Stutt­gart 1893 e.V. statt. Es gibt jede Men­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen — auch dar­über, wie das Ver­hält­nis zwi­schen Ver­ein und Mit­glie­dern in Zukunft aus­se­hen soll.

Vor­ab: Ich wer­de am Sonn­tag nicht dabei sein kön­nen. Die räum­li­che Distanz ver­bun­den mit einem Umzug ver­hin­dern zum drit­ten Mal in Fol­ge, dass ich einer Mit­glie­der­ver­samm­lung bei­woh­ne, auch wenn es die viel­leicht wich­tigs­te der letz­ten Jah­re ist. Seht dies also, wenn Ihr wollt, als mei­nen Rede­bei­trag oder ein­fach einen Debat­ten­bei­trag zur aktu­el­len Lage vor der Ver­samm­lung. Und eigent­lich soll­te der schon am Frei­tag kom­men, aber dann hät­te ich ja “House of Stutt­garts” ver­passt, die vier­tei­li­gen “Ent­hül­lungs­se­rie” der Zeit, bei der man von der Qua­li­tät der Über­schrift schon auf den Inhalt schlie­ßen kann. Aber dazu spä­ter mehr. 

Es geht am Sonn­tag natür­lich zuvor­derst um die Fra­ge “Vogt oder Stei­ger”. Dass sich für das Amt des Prä­si­den­ten über­haupt nur vier Per­so­nen und von denen nur drei ernst­haft bewor­ben haben, spricht Bän­de. Immer­hin stand ja dies­mal eine vier­jäh­ri­ge Amts­zeit in Aus­sicht und nicht nur ein knap­pes Jahr wie 2019, als der Ver­eins­bei­rat aus wesent­lich mehr Bewer­be­rIn­nen aus­wäh­len muss­te. Man kann es aller­dings nie­man­dem ver­den­ken, der um das wei­ter­hin von Hecken­schüt­zen umzin­gel­te Amt des VfB-Prä­si­den­ten einen gro­ßen Bogen macht. Am Ende wur­de dann Pierre-Enric Stei­ger der Gegen­kan­di­dat zu Claus Vogt und nicht Vol­ker Zeh. Mit Sicher­heit der pro­fes­sio­nel­le­re und bes­ser vor­be­rei­te­te Kan­di­dat, auch wenn Zeh mit sei­nem “Bier­prei­se runter”-Zehn-Punkte-Plan viel­leicht der ehr­li­che­re gewe­sen wäre. Aber auch dazu gleich mehr.

Warum nicht Claus Vogt? 

Wen aber soll­ten die VfB-Mit­glie­der am Ende der Mam­mut­sit­zung mit 15 Tages­ord­nungs­punk­ten und zahl­rei­chen Abstim­mun­gen über Ämter, Ent­las­tun­gen und Sat­zungs­än­de­rungs­an­trä­ge — zu denen ich auch noch kom­me — wäh­len? Wer, wie Frit­sch und Brost erwar­tet, dass ich hier nur Claus Vogt hin­schrei­be und danach Absatz und Arti­kel been­de, den muss ich lei­der ent­täu­schen. Man muss Vogts The­men­schwer­punk­te — Frau­en­fuß­ball, Pro­fes­sio­na­li­sie­rung des e.V., Ver­trau­en zwi­schen Mit­glie­dern und Ver­ein, um nur eine Aus­wahl zu nen­nen — nicht gut fin­den, man muss sei­ne Ansich­ten nicht tei­len. Ich habe aber gleich­zei­tig bis­her kein über­zeu­gen­des Argu­ment gehört, war­um eine Wie­der­wahl des amtie­ren­den VfB-Prä­si­den­ten den von Hitzl­sper­ger sug­ge­rie­ren Unter­gang des Ver­eins zur Fol­ge hät­te. Sicher­lich, Kri­tik an ihm und sei­ner Amts­füh­rung gab es. Nicht zuletzt auch im Text von Oli­ver Frit­sch und Marc Brost in der Zeit. Der ist aber in Tei­len so selek­tiv, wie ihr gleich in Aus­zü­gen­nse­hen wer­det, und stellt zudem Blog­ger und Pod­cas­ter wie uns so dreist wie pau­schal als “Vogts Macht­ba­sis” hin, dass er sich sei­nen eige­nen Arti­kel ver­dient hat. Nach der Wahl, wenn ich wie­der Inter­net habe. Aber auch, weil ich anders als man­che Wochen­zei­tun­gen die Ver­öf­fent­li­chung mei­ner Arti­kel nicht an Klick­zah­len aus­rich­te.

Aber zurück zur Kri­tik an Vogt auch, wenn die fol­gen­den Absät­ze die Zeit-Autoren nur in ihrer Wahr­neh­mung bestä­ti­gen wird: Im Fall von Tho­mas Hitzl­sper­ger wur­de sich für die Art und Wei­se der Kri­tik, wenn auch nicht für den Inhalt ent­schul­digt. Von ande­ren Sei­ten hört man kein Wort des Bedau­erns. Wie auch, betrach­tet man, wer da mit wel­cher Vor­ge­schich­te kri­ti­siert:

Wil­fried Porth, bei­spiels­wei­se, mischt sich in sei­ner Funk­ti­on als Ver­tre­ter des Anker­in­ves­tors im Auf­sichts­rat der AG (!) erneut in Belan­ge des Ver­eins ein und denkt, dass Mit­glie­der sei­ne Rück­zugs­an­kün­di­gung im Fal­le einer Wahl Vogts als Dro­hung ver­stün­den. Selbst wenn vie­le Porth am liebs­ten mit der viel­zi­tier­ten Schub­kar­re in den Ruhe­stand fah­ren wür­den: Die Ankün­di­gung, dass der Ver­tre­ter des Anker­in­ves­tors sei­ne Zukunft von Vogt abhän­gig macht, löst bei vie­len Mit­glie­dern auch die von Porth gewünsch­te Schnapp­at­mung aus. Denn schließ­lich steht der Kon­zern mit dem Stern und sein Invest­ment seit 2017 für nichts ande­res als Erfolg. Nicht aus­zu­den­ken, wenn der sich zurück­zö­ge. Für die ganz Ver­gess­li­chen: Wil­fried Porth gehör­te dem Rumpf-Auf­sichts­rat des e.V. an, der im Herbst 2016 Wolf­gang Diet­rich ohne Gegen­kan­di­dat auf­stell­te, obwohl die Sat­zung einen zuließ. Der wild durch den VIP-Bereich pol­ter­te, der irgend­wann offen zugab, dass Diet­rich der Prä­si­dent gewe­sen sei, den “wir” — wer auch immer das ist — woll­ten und der schließ­lich das Daim­ler-Extra­net nutz­te, um beim VfB-Ver­eins­po­li­tik zu machen.

Grüße vom Ex

Und wo wir grad bei ehe­ma­li­gen Auf­sichts­rä­ten sind: Mar­tin Schä­fer, dama­li­ger Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der, beließ es nicht dabei, Diet­rich ohne Gegen­kan­di­dat auf­zu­stel­len. Nein, er dik­tier­te sei­nem Stich­wort­ge­ber Gun­ter Bar­ner auch noch Schre­ckens­sze­na­ri­en von einem VfB in Schutt und Asche in den Block, für den Fall dass Diet­rich nicht gewählt und der Auf­sichts­rat abbe­ru­fen wer­den soll­te. Angst­ma­che kann der Ver­tre­ter des ehe­ma­li­gen Spon­sors Würth, wel­cher nach dem von Schä­fer indi­rekt mit­ver­schul­de­ten zwei­ten Abstieg den VfB finan­zi­ell im Stich ließ, auch 2021 noch. Der publi­zis­ti­sche Stich­wort­ge­ber war ein ande­rer, die Mes­sa­ge war die glei­che: Vogt wol­le sich den Ver­ein ein­ver­lei­ben und umstül­pen. Unter­halb von Revo­lu­ti­ons­ly­rik macht es der Herr Schä­fer nicht. Viel­leicht kommt er ja damit in Frei­burg bes­ser an.

Auch Wolf­gang Diet­rich ließ sich nicht lang bit­ten, als die Stich­wort­ge­be­rin vom Blatt mit den vier Buch­sta­ben anfrag­te, beug­te ver­mut­lich aus Gewohn­heit gewis­se Wahr­hei­ten zum The­ma Gue­ril­la-Mar­ke­ting und sprach Vogt en pas­sant die Eig­nung fürs Amt ab. Dass die­se Wor­te aus dem Mund des schlimms­ten Prä­si­den­ten der Nach­kriegs­zeit pure Iro­nie sind, ist ihm wahr­schein­lich ent­gan­gen. Aber gut. Wol­len wir uns nicht lan­ge mit Diet­rich auf­hal­ten, viel­leicht befas­sen wir uns mit ihm noch ein­mal, wenn der VfB 2022, wie von ihm ange­kün­digt, in der Cham­pi­ons League auf­läuft.

Trojaner aus dem Off

Er ist ja nicht der ein­zi­ge, über des­sen Nach­fol­ge am Sonn­tag ent­schie­den wird — de jure führ­te Vogt ja nur sei­ne Amts­zeit zu Ende. Da gibt es auch noch die Her­ren Mutsch­ler und Gai­ser. Am Mitt­woch macht Ver­eins­bei­rats­kan­di­dat Micha­el Astor auf Twit­ter öffent­lich, dass ihn inter­es­sier­te Krei­se ger­ne als tro­ja­ni­sches Pferd in die Mit­glie­der­ver­samm­lung geschickt hät­ten: Als “Vogt-Kan­di­da­ten”, der nach erfolg­rei­cher Wahl aber die Inter­es­sen jener Krei­se ver­tritt. Krei­se? Geht’s auch genau­er?

Nun­ja. Dass Astor hier kei­ne Namen nennt, ist nach­voll­zieh­bar. Es wird ihm wohl kei­ner öffent­li­che auf die Face­book-Pinn­wand (heißt das noch so?) geschrie­ben haben. Sol­che Anfra­gen müs­sen also ent­we­der münd­lich und damit undo­ku­men­tiert oder schrift­lich aber ver­trau­lich gestellt wor­den sein. Ich wür­de mich auch nicht der­art in die Schuss­li­nie brin­gen, wenn man beim VfB immer noch zu sol­chen Metho­den greift. Des­we­gen wis­sen wir nicht, ob hier das ehe­ma­li­ge Prä­si­di­ums­mit­glied Dr. Bernd Gai­ser und der in der Ver­gan­gen­heit in vie­len ver­schie­de­nen Funk­tio­nen beim VfB täti­ge Rai­ner Mutsch­ler gemeint sind. Ange­sichts deren Agie­ren in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit ist es aller­dings nicht aus­zu­schlie­ßen. Zur Ein­ne­rung: Gai­ser sah drei­ein­halb Jah­re lang unge­rührt zu, wie Diet­rich Mit­glie­der und Fans ver­arsch­te, den VfB durch sei­ne Per­so­nal­po­li­tik sport­lich vor die Wahd fuhr und hat­te im Som­mer 2019 sogar noch die Chuz­pe, Diet­rich bei sei­nem Bericht (!) des Prä­si­di­ums zu ver­tei­di­gen. Im Früh­jahr trat er zurück, weil Claus Vogt nicht sei­ne Wer­te tei­le. Ob man das will, ist eine ande­re Fra­ge.

Mit einer ähn­lich jam­mer­lap­pi­gen Beschwer­de trat Rai­ner Mutsch­ler von sei­nem Amt zurück. Jener Rai­ner Mutsch­ler, der im Früh­jahr 2016 Pro­jekt­lei­ter Aus­glie­de­rung war. Dem man viel­leicht arbeits­recht­lich in letz­ter Instanz nicht nach­wei­sen konn­te, dass er in der Mit­glie­der­ver­ar­sche in Form von “FokusVfB” sei­ne Hän­de im Spiel hat­te, der aber trotz­dem auch sei­nen Pos­ten im NLZ ver­lor. Es ent­zieht sich auch wei­ter­hin mei­ner Vor­stel­lungs­kraft, dass der Lei­ter die­ses Pres­ti­ge­pro­jekts nicht wuss­te, was Dienst­leis­ter und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­chef alles anstell­ten, um die Mit­glie­der des VfB für dumm zu ver­kau­fen. Mitt­ler­wei­le gibt es gegen Herrn Mutsch­ler übri­gens ein von meh­re­ren Mit­glie­dern unter­zeich­ne­ten Antrag auf Ver­eins­aus­schluss. Ob der Erfolg hat, weiß ich nicht, gehol­fen hat sein Ver­hal­ten dem VfB jeden­falls nicht. 

Gai­ser und Mutsch­ler gehö­ren übri­gens zu den Leu­ten, die von Frit­sch und Brost über­haupt nicht aufs Korn genom­men wer­den. Kein Wort über deren Rol­le in der Aus­glie­de­rungs­kam­pa­gne oder wäh­rend der Amts­zeit von Wolf­gang Diet­rich. Statt­des­sen aber vie­le Wor­te über Inter­na aus Vor­stands­sit­zun­gen, deren Teil­neh­mer­zahl ja nun begrenzt ist. Und in denen Pro­to­kol­le der vor­an­ge­gan­gen Sit­zung höchst­wahr­schein­lich auch von den stimm­be­rech­tig­ten Mit­glie­dern ver­ab­schie­det wer­den. Ob Gai­ser und Mutsch­ler dem, wie die Zeit berich­tet, von Vogt nach­träg­lich geän­der­ten Pro­to­koll zuge­stimmt haben, erfährt man lei­der nicht. Und zurück gefragt hat wohl auch kei­ner. 

Wer solche Freunde hat… 

Schließ­lich gibt es beim VfB aber nicht nur aktu­el­le und ehe­ma­li­ge Amts­trä­ger, die sich gegen Vogt in Stel­lung brin­gen, son­dern auch das schwie­ri­ge Umfeld. Nein, nicht jenes, wel­ches ahnungs­lo­se Sport­jour­na­lis­ten immer wie­der auf den Rän­gen der Cannstat­ter Kur­ve ver­or­ten. Nein, die Rede ist von Orga­ni­sa­tio­nen wie dem VfB-Freun­des­kreis, aus des­sen Rei­hen nicht nur Stei­ger, son­dern auch Prä­si­di­ums­kan­di­dat Mar­kus Scheu­rer stammt. Letz­te­rer mach­te beim Dun­kel­ro­ten Tisch mit der Aus­sa­ge auf sich auf­merk­sam, dass zusam­men­ge­fasst, die kri­ti­schen Mit­glie­der mit den eben genann­ten Rück­trit­ten doch bekom­men hät­ten, was sie wol­len, und dass es jetzt mal gut sei. Scheu­rer ist Schatz­meis­ter des Freun­des­krei­ses des­sen Vor­stand von Jür­gen Schlen­sog gelei­tet wird. Auch der hielt Diet­rich in Aus­sen­dun­gen des Freun­des­krei­ses die Stan­ge und sprach Vogt auf­grund des Kon­flikts mit Hitzl­sper­ger die Eig­nung zum Prä­si­den­ten ab. So weit nichts Neu­es. Aber auch das schwie­ri­ge Umfeld lernt dazu. Beklag­te man sich 2019 noch über anonym pöbeln­de Het­zer im Inter­net, macht man das 2021 ein­fach sel­ber:

Ich las­se das mal so ste­hen und wen­de mich jenen zu, deren Auf­ga­be es eigent­lich wäre, sol­cher­lei Vor­gän­ge kri­tisch zu betrach­ten.

Kampagnen und andere Ungereimtheiten 

Gut, von der Bild erwar­tet man ja nichts ande­res als Kam­pa­gnen­jour­na­lis­mus. Nach­dem Pro­te­gée Zeh aus­sor­tiert und der Redak­ti­ons­aus­flug an die mon­te­ne­gri­ni­sche Adria­küs­te damit Geschich­te war, nahm man wohl­wol­lend Pierre-Enric Stei­ger in Feu­er­schutz bezie­hungs­wei­se Vogt erst recht ins publi­zis­ti­sche Faden­kreuz — ger­ne auch in Form von Inter­views mit den oben genann­ten Ex-Funk­tio­nä­ren. Aber auch in Sport­re­dak­tio­nen wo ech­te Jour­na­lis­ten arbei­ten, lässt man sich dazu hin­rei­ßen, ein­sei­tig zu berich­ten. Gun­ter Bar­ner ist mitt­ler­wei­le in Ruhe­stand, aber ande­re, die zum Bei­spiel nach drei Sie­gen unter Tay­fun Korkut lan­ge Schlan­gen büßen­der Diet­rich- und Resch­ke-Kri­ti­ker in der Mer­ce­des­stra­ße erwar­te­ten, schrei­ben mun­ter wei­ter. Und nun Rei­hen sich auch noch zwei von mir eigent­lich hoch­ge­schätz­te Jour­na­lis­ten ein. Denen unter­stel­le ich bei­lei­be kei­ne eige­ne Agen­da in der Ver­eins­po­li­tik. Aber man muss schon fra­gen dür­fen, war­um bei­spiels­wei­se erwähnt wird, dass der Ese­con-Bericht bis­lang nicht ver­öf­fent­licht wird, aber nicht, aus wel­chem Grund. War­um neben Mutsch­ler und Gai­ser auch Wolf-Diet­rich Erhard nicht kri­tisch beleuch­tet wird. Oder wie ein André Büh­ler, der für den Ver­eins­bei­rat kan­di­diert und nicht fürs Prä­si­di­um und dann erst­mal gewählt wer­den muss, in Zukunft von Vogt mehr Macht ver­lie­hen bekom­men soll. Aber wie gesagt der­lei Unge­reimt­hei­ten hebe ich mir für nächs­te Woche auf. 

Wie also soll ich die von den meis­ten die­ser Per­so­nen an Claus Vogt vor­ge­brach­ten oder an ande­re wei­ter­ge­tra­ge­ne Kri­tik anders als von Eigen­in­ter­es­se moti­viert bewer­ten? Eigen­in­ter­es­se, dass das eige­ne Fehl­ver­hal­ten gegen­über Mit­glie­dern nicht zum Vor­schein kommt. Eigen­in­ter­es­se, dass die bei einem Ver­ein von der Grö­ße und der Rele­vanz des VfB fast unver­meid­ba­ren Seil­schaf­ten kei­nen Zugriff mehr auf den Prä­si­den­ten mehr haben? Ges­tern vor zwei Jah­ren trat Wolf­gang Diet­rich mit dem kryp­ti­schen State­ment zurück, es gebe Men­schen, die sich am VfB berei­chern woll­ten. Bei der dar­auf­fol­gen­den Mit­glie­der­ver­samm­lung griff Tho­mas Hitzl­sper­ger in sei­ner Rede einen mei­ner Tweets auf und wider­sprach der Auf­fas­sung, es han­de­le sich beim VfB um einen Klep­per­les-Ver­ein. Lie­ber Tho­mas, Stand jetzt und ange­sichts der Vor­komm­nis­se der letz­ten sie­ben Mona­te bin ich lei­der immer noch nicht vom Gegen­teil über­zeugt.

Mittendrin, aber nicht dabei 

Die eben beschrie­ben Machen­schaf­ten, die sich der­zeit nach eige­nen Aus­sa­gen auch auf Jour­na­lis­ten und ande­re Ver­eins­bei­rats­mit­glie­der und ‑Kan­di­da­ten aus­wei­ten, gehen jedoch laut ver­schie­de­ner Quel­len nicht auf Pierre-Enric Stei­ger zurück, der ja die Erfül­lung der Träu­me all jener eben genann­ten Per­so­nen wäre, gewän­ne er die Wahl. Wie bereits gesagt: Er ist ein pro­fes­sio­nel­ler Gegen­kan­di­dat und sein Zukunfts­pa­pier ist sicher­lich Aus­druck sei­nes Enga­ge­ments im Wahl­kampf. Es hilft zwar nicht gera­de, dass er sei­nen zen­tra­len Wahl­kampf­in­halt häu­fig zur “Dis­kus­si­ons­grund­la­ge zur Stär­kung der Debat­ten­kul­tur” degra­diert, wenn man ihn auf Unge­reimt­hei­ten hin­weist. Aber den­noch. Sein kru­des, von christ­li­chem Fun­da­men­ta­lis­mus durch­setz­tes Men­schen­bild im Ret­tungs­we­sen ist das eine, die Alt-Her­ren-Ansicht zu Frau­en, die sich nicht in Füh­rungs­po­si­tio­nen trau­en, das ande­re. Vor allem aber bedient sich Stei­ger in sei­nen Äuße­run­gen immer wie­der der Nar­ra­ti­ve, die uns schon aus dem Früh­jahr und aus 2019 wohl bekannt sind und nicht nur im Zeit-Arti­kel, son­dern auch in Oli Frit­schs beglei­ten­dem Face­book-Post (den ich mir auch noch zur Brust neh­men wer­de, weil er in Tei­len ähn­lich schwach ist wie der Arti­kel) : In den sozia­len Medi­en herr­sche eine Mei­nungs­dik­ta­tur, die Vogt bevor­zu­ge und Stei­ger bewusst und mit har­schen Wor­ten miss­ver­ste­he. Wer fühlt sich da nicht an das Lamen­to des ehe­ma­li­gen Ver­eins­bei­rats­vor­sit­zen­den Wolf-Diet­rich Erhard  — des­sen ehe­ma­li­gen und aktu­el­len Akti­vi­tä­ten ich nur des­halb kei­nen Absatz wid­me, weil der Arti­kel schon lang genug ist — erin­nert, der sich nicht zu scha­de war, mit dem Face­book-Account des e.V. einen Bei­trag von der Under­co­ver-Ver­eins-Sei­te FokusVfB zu tei­len, in dem sich der Dienst­leis­ter des VfB über die ver­roh­ten Sit­ten im Inter­net beklag­te? Nur dass es 2019 noch kei­ne 100 von einem Insi­der aus­ge­mach­ten Twit­ter-User der digi­ta­len Eli­te gab. 

Vor allem aber führt Stei­ger das Argu­ment an, mit ihm keh­re wie­der Ruhe beim VfB ein. Was impli­ziert, dass die Unru­he, die den VfB seit Jah­res­be­ginn erfasst, von Claus Vogt ver­ur­sacht wur­de. Jenem Claus Vogt, der gemein­sam mit Tho­mas Hitzl­sper­ger ver­such­te, die Ver­bre­chen von Ver­eins­ver­tre­tern und Ange­stell­ten des VfB an den Mit­glie­dern und Fans des Ver­eins auf­klä­ren zu las­sen. Der sich dann eines im Ton unan­ge­mes­se­nen und inhalt­lich nicht ohne Wei­te­res nach­voll­zieh­ba­ren Angrif­fes von Hitzl­sper­ger erweh­ren muss­te. Dem von Sei­ten einer zu Zei­ten von Diet­rich hand­zah­men Mehr­heit im Ver­eins­bei­rat zunächst die Auf­stel­lung zur Wahl ver­wei­gert wur­de und erst zu sei­nem und dem Recht der Mit­glie­der kam, als der hand­zah­me Teil nicht ohne gro­ßes Weh­kla­gen zurück­trat. Jenem Claus Vogt, der die oben beschrie­be­ne Kam­pa­gne über sich erge­hen las­sen muss­te. Nicht falsch ver­ste­hen: Auch Claus Vogt hat Feh­ler gemacht und eini­ge lie­gen sicher­lich auch dar­in begrün­det, dass die Struk­tu­ren beim VfB noch nicht lan­ge in die­ser Form exis­tie­ren. Oder dass er am Anfang mit dem Amt und den Struk­tu­ren über­for­dert war. Aber der Vor­wurf, er habe den Ver­ein in Unru­he gebracht, weil er nicht nach dem ers­ten Angriff direkt zurück­trat, ist nichts ande­res als eine Nebel­ker­ze, um die wah­ren Urhe­ber der Unru­he zu ver­schlei­ern: Porth, Schä­fer, Mutsch­ler, Gai­ser, Erhard, Schlen­sog und wie sie alle hei­ßen. Und die teil­wei­se in jenen Gre­mi­en saßen in denen Vogt iso­liert gewe­sen sein soll. Welch Wun­der. 

Team VfB! 

Wen also wäh­len? Wo steht Ihr? Team Vogt? Team Stei­ger? Team Hitzl­sper­ger, weil ihr immer noch denkt, dass Sven Mislin­tat bei einer Wie­der­wahl Vogts mit Kalajd­zic unterm Arm nach Dort­mund abhaut?

Für mich gibt es nur ein Team: Den VfB. Klingt melo­dra­ma­tisch, aber ich bin Fan des Ver­eins, nicht von Per­so­nen. Und in die­sem Team gibt es für mich kei­nen Platz für Droh­ge­bär­den, Mit­glie­der­ver­ar­sche, tro­ja­ni­sche Pfer­de und Kam­pa­gnen­jour­na­lis­mus.

Und sonst? 

Noch kurz zu den wei­te­ren Tages­ord­nungs­punk­ten: Nach der Begrü­ßung, dem Toten­ge­den­ken, der Ehrun­gen und den Berich­ten der ver­schie­de­nen Gre­mi­en sowie zum The­ma Mit­glie­der­ver­ar­sche kommt die all­ge­mei­ne Aus­spra­che (“I däds macha!”) und abschlie­ßend für die­je­ni­gen, die noch durch­ge­hal­ten haben, diver­se Abstim­mun­gen. Zunächst zur Ent­las­tung des Prä­si­di­ums für die Jah­re 2019 und 2020. Zur Klar­stel­lung: Ent­las­tun­gen oder deren Vor­ent­hal­tung haben meist kei­ne Kon­se­quen­zen, nur in sel­te­nen Fäl­len juris­ti­sche. Man kann sie als Denk­zet­tel der Mit­glie­der sehen und mir fie­len auf Anhieb durch­aus ein paar Vor­stands­mit­glie­der ein, die einen ver­dient hät­ten. Das Net­te: Es wird über jede Per­son ein­zeln abge­stimmt. Alles  eben gesag­te gilt übri­gens auch für den Ver­eins­bei­rat. 

Der nächs­te Punkt sind vom Prä­si­di­um ein­ge­brach­te Sat­zungs­än­de­run­gen, die der Arbeit der Sat­zungs­kom­mis­si­on ent­sprin­gen. Da geht es u.a. um die struk­tu­rel­le Stär­kung der Abtei­lun­gen, die lebens­lan­ge Mit­glied­schaft, sowie die Ein­la­dung zur Ver­samm­lung per E‑Mail. Die voll­stän­di­gen Ände­run­gen fin­det Ihr in der Aus­sendung zur Mit­glie­der­ver­samm­lung und ich fin­de sie eben­so zustim­mungs­wür­dig wie den Antrag von Ron, der eine Dop­pel­funk­ti­on einer Per­son in AG und e.V. aus­schließt, den Prä­si­den­ten und Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den natür­lich aus­ge­nom­men. Ein wei­te­rer Sat­zungs­än­de­rungs­an­trag, unter ande­rem von den ehe­ma­li­gen Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tIn­nen Scho­ßer, Bizer und Rieht­mül­ler for­dert bis zu drei Kan­di­da­ten und eine auto­ma­ti­sche Auf­stel­lung von Amts­in­ha­be­rIn­nen. So nach­voll­zieh­bar wie zustim­mungs­wür­dig. Dass es der immer wie­der­keh­ren­de Antrag auf Fern­wahl dies­mal nicht auf die Tages­ord­nung geschafft hat über­rascht nicht, auch das ist viel­leicht ein The­ma für einen ande­ren Arti­kel. Die letz­te sach­in­halt­li­che Abstim­mung dreht sich um die Erhö­hung der Bei­trä­ge für pas­si­ve Mit­glie­der, also jene Mehr­zahl der Mit­glie­der, die nicht aktiv Sport beim VfB trei­ben. Kann man zu ste­hen wie man will, wer den Antrag des­we­gen kri­ti­siert, weil er nur an Fuß­ball und nicht an Rand­sport­ar­ten inter­es­siert ist, der soll­te sich noch­mal Gedan­ken machen, ob eine Mit­glied­schaft, die schein­ba nur auf Rabat­te im Fan­shop abzielt, das rich­ti­ge ist. 

Wir haben die Wahl 

Und schließ­lich geht es wie gesagt um die Wah­len. Vogt vs Stei­ger, Adri­on vs Scheu­rer, Rieth­mül­ler vs Deutsch. Ich kann mich des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass die Paa­run­gen für das Prä­si­di­um jeweils Lager abbil­den sol­len — der Diet­rich-kri­ti­sche Adri­on und der Vogt-Unter­stüt­zer Rieht­mül­ler einer­seits, Freun­des­kreis-Mit­glied Scheu­rer und Deutsch als Teil der ange­kün­dig­ten Paket­lö­sung ander­seits. Die oben ange­führ­ten Äuße­run­gen Scheu­rers hal­te ich für ent­lar­vend, gleich­zei­tig sehe ich aber auch Adri­on nicht gänz­lich unkri­tisch. Ich könn­te nicht mal sagen, wie ich mich hier ent­schei­den wür­de und das glei­che gilt für die Wah­len zum Ver­eins­bei­rat. Über die Kan­di­da­tIn­nen könnt Ihr Euch übri­gens hier ein Bild machen.

Was bleibt also vor Sonn­tag zu sagen: Geht hin und geht wäh­len, wenn Ihr Euch dabei gut fühlt. Trefft Eure eige­nen Ent­schei­dun­gen, denn mei­ne sol­len nur ein Denk­an­stoss sein. Ruhi­ger wird es wohl nach der Mit­glie­der­ver­samm­lung nicht wer­den. Aber viel­leicht lösen wir unse­re Kon­flik­te in Zukunft anders als mit offe­nen Brie­fen, Rück­trit­ten und bil­li­gem Sport­jour­na­lis­mus. 

Titel­bild: © ima­go 

 

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