Rund um den nächsten Gegner: Interview mit Bochum-Fan Moritz

Am zehn­ten Spiel­tag kommt es gegen den VfL Bochum zum Kel­ler­du­ell. Wir haben mit VfL-Fan Moritz über sei­nen Ver­ein gespro­chen.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Moritz! Am 10. Spiel­tag reist der VfL als Tabel­len­letz­ter zum Tabel­len­vor­letz­ten VfB Stutt­gart. Hät­test Du das vor der Sai­son so erwar­tet?

Moritz: Hal­lo, tat­säch­lich hab ich damit gerech­net, dass es für den VfL sehr schwie­rig wer­den wür­de. Dass der VfB aber so einen schlech­ten Sai­son­start hin­le­gen und bis jetzt immer noch auf den ers­ten Sieg war­ten wür­de habe ich nicht so vor­her­ge­se­hen. Für mich waren unse­re stärks­ten Kon­kur­ren­ten im Abstiegs­kampf eigent­lich Schal­ke, Augs­burg und Her­tha. Sta­tis­ti­ken bele­gen aber auch, dass der VfB die­se Sai­son anschei­nend das meis­te Spiel­pech der Liga hat­te.

Im Som­mer ver­lie­ßen unter ande­rem Armel Bel­la-Kot­chap, Maxim Leitsch und Sebas­ti­an Pol­ter den Ver­ein, es kamen unter ande­rem Domi­ni­que Heintz, Phil­ip Hof­mann und Kevin Stö­ger. Liegt der schlech­te Sai­son­start auch in der Trans­fer­po­li­tik begrün­det?

Defi­ni­tiv. Sesi hat es ver­passt für die vor­her­zu­se­hen­den Abgän­ge von ABK und Leit­schi Plä­ne in der Schub­la­de zu haben, wobei man auch mit vie­len Spie­lern ver­han­delt hat, die­se sich aber am Ende für ande­re Ver­ei­ne ent­schie­den haben (Kris­ti­an Peder­sen zum Bei­spiel – jetzt bei Köln). Außer­dem, und das haben unse­re Ultras in einem ges­tern ver­öf­fent­lich­ten State­ment gut her­vor­ge­ho­ben, braucht man als VfL Bochum jeden Punkt in der Bun­des­li­ga und dem­entspre­chend ist auch jedes Spiel wich­tig. Dass dann aber Spie­ler ver­pflich­tet wur­den, wel­che erst­mal ver­letzt aus­ge­fal­len oder über­haupt nicht fit für den Pro­fi­fuß­ball sind, war schlicht­weg unpro­fes­sio­nell. Es zeigt sich zwar, dass Spie­ler wie Ordets eine Ver­stär­kung für uns sein kön­nen, aber bis zu die­ser Erkennt­nis hat es lei­der man­gels Wett­kampf­pra­xis beim Ukrai­ner viel zu lan­ge gedau­ert. Eine kras­ses Nega­tiv­bei­spiel für die Trans­fer­po­li­tik im Som­mer ist jedoch Mousset. Als Ersatz für Loca­dia im Som­mer gekom­men fäll­te unser neu­er Trai­ner Tho­mas Letsch vor kur­zem das ver­nich­ten­de Urteil, dass es bei Mousset „zwi­schen einem Tag und vier Jah­ren dau­ern“ kann bis er bei 100% sei. Der Fran­zo­se trai­niert auch nicht mehr mit der Mann­schaft mit und hat ein indi­vi­du­el­les Pro­gramm bekom­men. Zudem hat Tho­mas Reis, so hieß es in Medi­en­be­rich­ten, die Neu­zu­gän­ge nicht rich­tig errei­chen kön­nen. Was natür­lich bei einem Umbruch wie ihn der VfL im Som­mer hat­te fatal ist.

Auf­stiegs- und Klas­sen­er­halts­trai­ner Tho­mas Reis wur­de mitt­ler­wei­le durch Tho­mas Letsch ersetzt. Die rich­ti­ge Ent­schei­dung?

Mei­ner Mei­nung nach ja. Tho­mas Reis Glaub­wür­dig­keit ist in den letz­ten Wochen/Monaten stark gesun­ken. Min­des­tens zwei Mal ist er in den Medi­en durch Unwahr­hei­ten auf­ge­fal­len (Es gibt kein Ange­bot vom VfL zur Verlängerung/Im Som­mer woll­te er nicht zu Schal­ke). Hin­zu kom­men Aus­sa­gen wie „Wenn ich kein Bochu­mer bin, wer dann“. Trotz aller sport­li­cher Erfol­ge hat er sich so das Denk­mal, wel­ches er sich in Bochum auf­ge­baut hat­te, größ­ten­teils wie­der abge­ris­sen. Soll­te er jetzt noch in den kom­men­den Wochen bei den Nach­barn aus GE unter­schrei­ben, dann wird dies sein Übri­ges tun. Für den neu­en Sport­vor­stand Patrick Fabi­an gab es daher kei­ne ande­re Opti­on als die undank­ba­re Ent­schei­dung zu tref­fen den Erfolgs­trai­ner der letz­ten Jah­re zu feu­ern. Vor allem auch um wie­der Ruhe ein­keh­ren zu las­sen, was unter Tho­mas Letsch äußerst gut gelun­gen ist. Es ist mitt­ler­wei­le sogar Eupho­rie und Hoff­nung im Bochu­mer Umfeld zu spü­ren.

Wie lässt Letsch den VfL spie­len?

Nach dem ver­korks­ten Spiel gegen Leip­zig, in wel­chem Letsch mit Drei­er­ket­te, ohne Stö­ger und zwei dyna­mi­schen Stür­mern (Holt­mann und Zol­ler) spie­len las­sen hat, hat er gegen Frank­furt die For­ma­ti­on wie­der auf die gewohn­te For­ma­ti­on der letz­ten Jah­re umge­stellt (4–3‑3), in wel­chem sich die Mann­schaft merk­lich woh­ler gefühlt hat. Ich gehe davon aus, dass Letsch auch in Zukunft nicht viel am Sys­tem ändern wird  Er sag­te auch sel­ber, dass das Sys­tem erst­mal zweit­ran­gig ist, statt­des­sen wird er ver­su­chen, der Mann­schaft Sta­bi­li­tät und Sicher­heit zu geben und dabei auf gewohn­te Abläu­fe set­zen.

Ver­gan­ge­nes Wochen­en­de gelang Euch gegen Frank­furt end­lich der ers­te Sai­son­sieg, der uns wei­ter vor­ent­hal­ten bleibt. Phil­ipp Förs­ter spiel­te dabei eine ent­schei­den­de Rol­le. Wie läuft es sonst für ihn in Bochum und was war aus­schlag­ge­bend für den Heim­sieg?

Um die letz­te Fra­ge zuerst zu beant­wor­ten: Aus­schlag­ge­bend waren vor allem die Tugen­den, wel­che uns letz­te Sai­son so stark gemacht haben (Zwei­kämp­fe, defen­si­ve Sta­bi­li­tät und frü­hes Pres­sing). Wich­tig war aber auch, dass die Ein­wechs­lun­gen nicht ver­pufft sind und Spie­ler wie Gan­vou­la, Osei-Tutu und auch Ant­wi-Adjei einen Ein­fluss aufs Spiel hat­ten. Förs­ter hat dabei aber natür­lich sein bes­tes Spiel für den VfL (und viel­leicht auch in der Bun­des­li­ga) gemacht. Vor­her lief es für ihn in Bochum aber über­haupt nicht gut. Er konn­te sich nicht wirk­lich einen Stamm­platz erkämp­fen und wur­de viel von den Fans kri­ti­siert. Ver­mut­lich lag dies aber auch dar­an, dass vie­le VfL-Fans sehr vor­ein­ge­nom­men von den Mei­nun­gen der VfB-Fans waren. Den­noch wirk­te es bei Förs­ter teil­wei­se so, als wenn er Angst hät­te in die Zwei­kämp­fe zu gehen und in vie­len Situa­tio­nen sehr zöger­lich gewe­sen ist. Gegen Frank­furt wirk­te er aber wie aus­ge­wech­selt.

Wo siehst Du denn gene­rell Eure Stär­ken und Schwä­chen?´

Unse­re Schwä­che war zum Groß­teil in die­ser unse­re defen­si­ve Sta­bi­li­tät. Dem­entspre­chend wech­sel­te Tho­mas Reis auch häu­fig die Spie­ler in der Innen­ver­tei­di­gung, jedoch ohne Erfolg. Zudem haben wir in den ers­ten Spie­len zu vie­le indi­vi­du­el­le Feh­ler gemacht, wel­che am Ende zu Gegen­to­ren geführt haben. Wir hat­ten eigent­lich in jedem Spiel vor dem Spiel gegen Frank­furt so einen Spie­ler in unse­rem Spiel. Zudem tun wir uns schwer damit Chan­cen her­aus­zu­spie­len in der Offen­si­ve. Man bekam teil­wei­se das Gefühl, dass unse­re Spie­ler, bis auf Kevin Stö­ger, nicht wirk­lich wis­sen, was sie mit dem Ball anfan­gen sol­len.
Unse­re Stär­ken lie­gen bei unse­ren schnel­len Außen. So ganz konn­ten wir letz­te­re aber noch nicht wirk­lich ins Spiel brin­gen, wes­halb auch Ger­rit Holt­mann bis­lang ohne vie­le Tor­be­tei­li­gun­gen geblie­ben ist. Wobei man hier auch sagen muss, dass er teil­wei­se zu genau zielt und dann das Alu­mi­ni­um trifft.

Kom­men wir noch zu den bei­den ande­ren Ex-VfBlern beim VfL: Kevin Stö­ger und Simon Zol­ler. Wie machen sie sich in die­ser Sai­son?

Stö­gi ist mit Abstand unser bes­ter Spie­ler. Er ist der Spie­ler­typ, wel­chen wir trotz der letz­ten star­ken Sai­son dort schon ver­misst haben. Unglaub­lich Spiel­in­tel­li­gent und immer mit dem Auge für den Mit­spie­ler. Über sei­ne Päs­se muss ich glau­be ich auch nicht viel sagen. Schnell hat auch Tho­mas Letsch gemerkt, dass in die­ser Sai­son kei­ne Start­elf ohne einen fit­ten Stö­ger aus­kom­men kann.
Zol­li ist wie gewohnt der mann­schafts­dien­li­che Dau­er­läu­fer. Lei­der hat er in den letz­ten Wochen das Tore­schie­ßen ver­lernt und wirkt des­halb in der ein oder ande­ren Situa­ti­on unglück­lich. Den­noch ist sei­ne Ein­stel­lung für uns enorm wich­tig im Abstiegs­kampf. Nach sei­ner Aus­wechs­lung gegen Frank­furt z.B. agier­te er als Co-Trai­ner hin­ter Tho­mas Letsch und konn­te nicht ruhig auf der Bank sit­zen.

Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?

Ich neh­me mal das Selbst­ver­trau­en aus dem Spiel gegen Frank­furt mit und sage, dass der VfL zum ers­ten Mal seit Jah­ren in Stutt­gart gewin­nen wird. 1:2.

Titel­bild: © VfB-Bilder.de

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