Mit einem Heimspiel gegen Mainz startet der VfB in die Restsaison. Was erwartet die Mannschaft gegen die Rheinhessen? Darüber haben wir mit Mainz-Fan Jessica gesprochen.
Rund um den Brustring: Hallo Jessica und ein frohes neues Jahr noch. Deine 05er stehen nach 15 Spielen mit 19 Punkten im Tabellenmittelfeld. Wie lautet Dein Fazit der noch nicht beendeten Hinrunde?
Jessica: Danke und ebenfalls ein frohes neues. Als Mainz-Fan muss man denke ich alles in allem zufrieden sein. Mit 19 Punkten ist man auf einem guten Weg zum Klassenerhalt. Sicherlich gibt es auch so die kleinen Momente, bei denen man denkt, dass da auch etwas mehr möglich war, dass man vielleicht mehr Kontakt Richtung Platz 7 haben könnte. Aber diverse Ausfälle erwarteter Stammspieler wie Burkardt, Leitsch,… limitieren dich dann auch etwas.
In der Liga gewann Mainz im November keines der drei Spiele. Siehst Du die Gefahr, dass der FSV im Frühjahr noch unten reinrutscht?
Natürlich ist die Gefahr nie auszuschließen, als Mainz-Fan muss man immer mit einem halben Auge nach unten blicken. Aber ich denke nicht, dass es dazu kommt. Der Kader ist qualitativ einer der stärksten die Mainz bisher hatte.
Trainer Bo Svensson ist in seiner zweiten vollständigen Saison als 05-Trainer. Wie zufrieden bist Du mit seiner Arbeit?
Man muss natürlich froh sein. Mainz braucht Trainer die mit dem Verein mehr verbindet als ein simpler Arbeitsvertrag. Gerade wenn eine Mannschaft nach oben limitiert ist und nur durch extrem harte Arbeit mal in Richtung Europa vorstoßen kann. Vor Svensson hatte sich eine Art emotionale Entfremdung entwickelt, da die Bezugsperson fehlte. Auf dem Platz und eben daneben. Svensson konnte dies mit Heidel und Schmidt wieder abrufen. Sportlich spricht die Bilanz von Svensson auch klar für sich.
Spielraum für Verbesserung gibt es dennoch immer. Taktisch ist Svensson noch etwas zu statisch. Er hat sein System, und dieses funktioniert meist. Fehler werden innerhalb des Systems korrigiert. Aber manchmal wünscht man sich dann doch eine weitere Idee, gerade bei tief stehenden Gegnern. Das führte dann auch dazu, dass mehrfach Silvan Widmer in die Innenverteidigung rutschen musste und dort einfach nie funktionierte.
Dazu wünsche ich mich mir eine stärkere Einbindung des Nachwuchs. Mainz spielt zwar mit vergleichsweise vielen eigenen Gewächsen, aber davon sind manche schon aus dem Talentalter heraus. Jüngere Spieler wie Barreiro und Burkardt sind ebenfalls bereits mehrere Jahre im Team und fast schon Routiniers.
Aus den letzten Spielen gegen Euch erinnere ich mich an eine unglaublich intensiv auftretende Mannschaft. Lässt er immer noch so spielen oder hat sich das geändert?
Ein Schlüssel des Mainzer Spiels ist die Laufleistung. Man muss immer am Gegner sein, auf den einen Fehler spekulieren und dann sofort umschalten. Das war in Mainz seit jeher ein Grundsatz an dem diverse Trainer scheiterten, wenn sie ihn gänzlich umwerfen wollten oder wie Sandro Schwarz damals zu viele Schritte auf einmal wollten.
Wo liegen die Stärken und Schwächen des FSV in dieser Saison? Wie siehst Du die Transfers in der Sommerpause und wo gibt es Deiner Meinung nach in der aktuellen Transferperiode noch Nachholbedarf?
Die Transfers der Sommerpause ist eine mixed bag. Angelo Fulgini und Maxim Leitsch haben bisher nicht eingeschlagen. Bei Fulgini hat man den richtigen Platz noch nicht gefunden, da erinnere ich an das etwas starre Svensson-System. Im Falle von Maxim Leitsch kam nach schwächerem Start seine Erkrankung, die ihn jetzt erstmal in die zweite Reihe versetzt hat. Positiv war dagegen der Transfer von Anthony Caci. Ein Defensivallrounder, welchen sicher einige Teams gerne hätten.
Nachholbedarf gab es in der Innenverteidigung, wo erwähnter Caci – eigentlich Linksverteidiger – mit dem eigentlichen Sechser Edimilson Fernandes spielen musste. Auch wenn beide das gut machten, gerade Fernandes war gefühlt ausgemustert, war die von Moussa Niakhaté hinterlassene Lücke einfach riesig. Mit Andreas Hanche-Olsen hat man einen international erfahrenen Innenverteidiger aus Gent geholt, an dem man schon im Sommer interessiert war.
Auf der zweiten Problemposition fehlt noch ein externer Neuzugang: Der Sturm. Da fehlt einfach die Durchschlagskraft. Blendet man das 5:0 gegen Köln aus steht Mainz bei 14 Toren aus 14 Spielen. Potentiell könnte es sein, dass man hier auf eine interne Lösung setzt. Nelson Weiper, laut DFB bester U‑17 Spieler seines Jahrgangs, ist der große Hoffnungsträger. Angesichts der Sturmprobleme der Nationalmannschaft nicht nur in Mainz… Weipers U19-Sturmpartner Brajan Gruda bekam im Winter einen Profivertrag. Setzt man statt eines Neuzugangs auf diesen Weg birgt das natürlich ein Risiko. Allerdings kann man auch argumentieren, dass es langfristig schädlicher sein kann, jetzt beiden irgendwen neues vor die Nase zu setzen.
Karim Onisiwo und Marcus Ingvartsen sind Eure Topscorer. Vor wem müssen wir uns am Samstag sonst noch in Acht nehmen? Und wer fällt aus?
Johnny Burkardt wird noch fehlen, bei Maxim Leitsch denke ich angesichts der englischen Woche auch noch nicht mit einem Einsatz. Bei Anton Stach muss man abwarten. Es wäre denkbar, dass man ihn eher für das Dortmund Spiel einplant. Auch Robin Zentner könnte wegen anhaltender Rückenprobleme ausfallen.
Ansonsten wird denke ich einiges von Aarons Standards abhängen. Ein Überraschungskandidat könnte Ben Bobzien werden. Er gilt als größter Gewinner des Trainingslagers und könnte seine Chance bekommen. Im 150-Minuten Test gegen Hoffenheim war er zumindest in der Startelf dabei.
Zum Abschluss: Was meinst Du, wie Eure Startelf am Samstag aussieht und wie das Spiel ausgeht?
Ich rechne zum Start mit wenig Experimenten. Zentner (Dahmen) im Tor, Abwehrkette mit Widmer, Fernandes, Bell (Hack), Caci und Aaron. Im Mittelfeld hinten Kohr und Barreiro, vorne Lee. Der Sturmpartner von Onisiwo könnte etwas offen sein. Vielleicht doch Fulgini in einer etwas zurückgezogenen Rolle. Ingvartsen fehlte als Starter zuletzt auch etwas das Glück.
Mit einem Punkt gegen Stuttgart wäre ich zufrieden. Die letzten Spiele gegen euch waren jetzt nicht sonderlich von Erfolg gekrönt und waren eher leistungstechnische Lowlights.
Titelbild: © VfB-Bilder.de