Rund um das Spiel gegen Mainz

Am Sams­tag spielt der VfB auch end­lich mal wie­der Fuß­ball um zwar um Punk­te. Seit der Nie­der­la­ge in Lever­ku­sen im Novem­ber hat sich viel ver­än­dert und getan. Aber was bedeu­tet das für die nächs­ten Wochen? Vor dem ers­ten Pflicht­spiel seit zwei Mona­ten ist der Club ein ziem­li­che Black­box.

Die gute Nach­richt zuerst:

Ja, ich weiß, der VfB hat grad grö­ße­re Sor­gen, als dass ich die Spie­le im reli­ve jetzt auf jedem mei­ner Gerä­te schau­en kann und nicht nur auf einem Mobil­te­le­fon und man könn­te auch noch ande­re Bezahl­mög­lich­kei­ten als die Kre­dit­kar­te gleich mit anbie­ten. Aber hey: Es geht in dem Laden auch mal was vor­wärts und nicht nur stän­dig rück­wärts, auf der Stel­le oder im Kreis. In einem sol­chen fühlt man sich näm­lich als VfB-Fan gefan­gen. Und das nicht mal, weil am Sams­tag zum ers­ten Mal seit neun­ein­halb Jah­ren wie­der Bru­no Lab­ba­dia an der Sei­ten­li­nie des Neckar­sta­di­ons steht. An den Gedan­ken habe ich mich mitt­ler­wei­le gewöhnt, auch dar­an, dass er sich even­tu­ell doch in die­ser Zeit wei­ter­ent­wi­ckelt haben könn­te. Zumin­dest scheint er mit dem Fokus auf Ball­be­sitz und Domi­nanz den Ansatz zu favo­ri­sie­ren, der zur Mann­schaft pas­sen könn­te. Ob es nun an der Kom­mu­ni­ka­ti­on oder viel­mehr an der Wach­heit und Hal­tung zum Spiel lag, dass wir in der Hin­run­de rei­hen­wei­se strunz­dum­me Gegen­to­re kas­sier­ten, bleibt abzu­war­ten. Aber wie zu lesen war, for­dert Lab­ba­dia von sei­ner Mann­schaft Hand­lungs­schnel­lig­keit und Ent­schei­dungs­freu­de. Und die ging ihr nun wirk­lich in den letz­ten Wochen und Mona­ten ab.

Nein, ein deja-vu mit Kopf­schmer­zen berei­ten die nicht enden wol­len­den Macht­kämp­fe im ein­ge­tra­ge­nen Ver­ein von 1893. Nach außen sug­ge­riert man zu Jah­res­be­ginn Einig­keit, wäh­rend jeg­li­ches Fit­zel­chen Infor­ma­ti­on direkt exklu­siv in Car­los Ubi­nas Mail­fach lan­det. Dar­über, was da hin­ter den Kulis­sen angeht, hat jeder je nach Nei­gung sei­ne Wahr­heit. Es wird genom­men, was in den Kram passt und in den sozia­len Netz­wer­ken abge­kul­tet. Kein Platz für graue Töne, den Ver­eins­gre­mi­en gleich sor­tiert man alle hübsch in gut und böse. Doch dazu ein ande­res mal mehr. Fakt ist, was genau da in den Sit­zun­gen des Ver­eins­bei­rats und des Prä­si­di­ums abgeht, weiß man immer nur aus ein­sei­ti­gen Berich­ten, aber nie wirk­lich. Genau­so wenig ist klar, wie die Mann­schaft mor­gen gegen Mainz auf­tre­ten wird. Mutig? Erschro­cken? Dus­se­lig?

Nun­ja. Kom­men wir erst­mal zur

Personalsituation

Dan-Axel Zag­adou hat zwar laut Lab­ba­dia bereits in Mar­bel­la mit der Reha ange­fan­gen, eine Blitz­ge­ne­sung bis Sams­tag­nach­mit­tag wird aber aus­ge­schlos­sen. Auch Bor­na Sosa, der die­se Woche erst zur Mann­schaft stieß, wird nicht im Kader ste­hen, womit dem Trai­ner sein mut­maß­lich bes­ter Spie­ler fehlt. Lau­rin Ulrich debü­tier­te ja in Lever­ku­sen in der Bun­des­li­ga, ver­pass­te aber die letz­ten Wochen mit der Mann­schaft wegen eines grip­pa­len Infekts. Hin­zu kommt, dass weder Kon­stan­ti­nos Mavro­pa­nos, noch Hiro­ki Ito unbe­dingt top­fit sind und auch Wata­ru Endo könn­te die WM noch in den Kno­chen hän­gen. Hin­zu kommt Chris Füh­rich, dem in der Win­ter­pau­se Nach­wir­kun­gen sei­ner Ver­let­zung aus der Som­mer­pau­se 2021 aus der Schul­ter ent­fernt wur­den. Wie also sieht die

Mögliche Startaufstellung

aus?

Bekann­ter­ma­ßen bevor­zugt Lab­ba­dia ja ein 4–3‑3 dem bis­her von Mat­a­raz­zo und Wim­mer über­wie­gend prak­ti­zier­ten 3–5‑2 mit Wing­backs. Im Abstiegs­kampf der ver­gan­ge­nen Sai­son stell­te Mat­a­raz­zo zwar auch auf eine star­re Vie­rer­ket­te um — im Gegen­satz zu einer Drei­er­ket­te, die nur gegen den Ball durch einen der Außen­bahn­spie­ler, meist Sosa, zur Vie­rer­ket­te wur­de -, ver­warf das aber im Som­mer wie­der. Wirk­lich erfolg­rei­cher war die­se For­ma­ti­on auch nicht, was aber vor allem dar­auf hin­weist, dass es weni­ger auf die For­ma­ti­on an sich, son­dern auf deren Aus­ge­stal­tung ankommt. Wenn Lauf­be­reit­schaft und Risi­ko­be­reit­schaft feh­len, ist egal, aus wie vie­len Glie­dern die Ket­te besteht. Am Sams­tag wird sich die Abwehr qua­si von selbst auf­stel­len. Ito, Anton und Mavro­pa­nos ist die­se For­ma­ti­on jetzt nicht kom­plett unbe­kannt und von Ito erwar­te ich mir auch ein paar Impul­se für die Spiel­eröff­nung. Bei ihm und sei­nen drei Neben­leu­ten kommt es aber vor allem auf Abstim­mung und Kon­zen­tra­ti­on an. Wenn Mainz uns nach fünf Minu­ten wie­der einen ein­schenkt, flip­pe ich aus. Ich wür­de Mil­lot im Mit­tel­feld Kara­zor bevor­zu­gen, weil Gui­ras­sy als Mit­tel­stür­mer Unter­stüt­zung brau­chen wird, falls Tomás und Silas nicht den Frei­raum krie­gen, die sie für ihre Läu­fe aus dem Halb­raum in die Spit­ze brau­chen. So stel­le ich mir das Gan­ze zumin­dest vor. Aber wie gesagt: Black­box.

Statistik

Etwas offen­sicht­li­cher ist der Blick auf die Daten. Ich ver­scho­ne Euch mit dem Fun Fact über Lab­ba­di­as ers­tes Spiel sei­ner ers­ten Amts­zeit beim VfB. Von den letz­ten vier Spie­len gegen Mainz gewann der VfB aber drei und ver­lor keins. Mainz liegt uns also unter Bo Svens­son eigent­lich ziem­lich. Aktu­ell steht Mainz mit 19 Punk­ten im gesi­cher­ten Mit­tel­feld. Wer mehr über Mann­schaft und Trai­ner erfah­ren möch­te, soll­te in unser Inter­view mit Mainz-Fan Jes­si­ca rein­le­sen. Mao­inz ist auch in den meis­ten Sta­tis­ti­ken genau­so mit­tel­mä­ßig wie es dem Tabel­len­platz ent­spricht. Inter­es­sant ist, dass Tor­wart und Abwehr mit 61 Pro­zent noch weni­ger Schüs­se aufs Tor erfolg­reich abweh­ren als der VfB. Auch bei den Post-Shot xG, die sich ja bekann­ter­ma­ßen noch­mal mehr auf die Tor­hü­ter­leis­tung kon­zen­trie­ren, schnei­det Robin Zent­ner nur unwe­sent­lich bes­ser ab als sein ehe­ma­li­ger Mann­schafts­kol­le­ge Flo­ri­an Mül­ler. Und auch offen­siv neh­men sich bei­de Mann­schaf­ten mit­un­ter nicht viel: Weni­ger als ein Drit­tel der abge­ge­be­nen Schüs­se kom­men über­haupt aufs Tor, wobei der FSV bei der Chan­cen­ver­wer­tung bes­ser da steht als der VfB. Span­nend wird es gegen den Ball: Kei­ne Mann­schaft fängt so vie­le Bäl­le ab wie Mainz 05, außer­dem gehö­ren die Main­zer wie Uni­on zu jenen Mann­schaf­ten, die viel fou­len, sich dabei aber ver­hält­nis­mä­ßig wenig Kar­ten ein­han­deln. Das sieht man auch dar­in, dass Antho­ny Caci und Aaron Mar­tin hin­ter Dinos Mavro­pa­nos mit die meis­ten Grät­schen gegen Dribb­lings ange­setzt haben. Auf­pas­sen muss der VfB auf jeden Fall auf Tops­corer Karim Oni­si­wo, der die meis­ten pro­gres­si­ve pas­ses der Liga in Emp­fang genom­men hat. Und auch bei Sprints und inten­si­ven Läu­fen fin­det er sich in der Spit­zen­grup­pe der Liga.

Fazit

Jetzt haben wir also noch 19 Spie­le Zeit, um eine typi­sche Lab­ba­dia-Rück­run­de hin­zu­le­gen. Der Mann­schaft fehlt mit dem zwei­ten Trai­ner­wech­sel in die­ser Sai­son jetzt jeg­li­che Aus­re­de. Auch unter Micha­el Wim­mer bekam sie ihre Grund­pro­ble­me nicht dau­er­haft in den Griff, den zwei deut­li­chen und den zwei spä­ten Sie­gen zum Trotz. Zual­ler­erst müs­sen in den kom­men­den Spie­len die­se bei­den unsäg­li­chen Seri­en der Gegen­to­re zu Hau­se und der Nie­der­la­gen aus­wärts gestoppt wer­den. Auch die Mann­schaft hat sich durch ihre Ver­pennt­heit in eine Lage manö­vriert, in der mal wie­der alles auf eine Kar­te gesetzt wur­de. Viel­elicht etwas frü­her als sonst und zu früh, gleich­zei­tig hat man auch in der ver­gan­ge­nen Sai­son erst die Kur­ve bekom­men, als es fast zu spät war. Ich erwar­te am Sams­tag eine Mann­schaft, die es end­lich kapiert hat, wor­auf es aktu­ell ankommt und das auch von An- bis Abpfiff umsetzt. Es liegt jetzt auch an ihr, die Stim­mung in die­sem Ver­ein zu ret­ten.

Titel­bild: © Mat­thi­as Hangst/Getty Images

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