Ein 1:1 wie beim letzten Aufeinandertreffen wird es heute Abend nicht geben: Vor dem Pokal-Knaller in Leverkusen sprachen wir mit Bayer-Experte Sebastian Bergmann von der Rheinischen Post.
Rund um den Brustring: Hallo Sebastian und vielen Dank, dass Du dir erneut Zeit für unsere Fragen nimmst. Seit dem 1:1 beim letzten Aufeinandertreffen in Stuttgart hat Leverkusen alle Pflichtspiele bis auf das gegen Gladbach gewonnen und dabei nur gegen Leipzig in der Liga überhaupt Gegentore kassiert, außerdem noch eins im Europapokal gegen Molde. Dennoch könnte der FC Bayern am kommenden Samstag mit einem Sieg im direkten Duell vorbeiziehen. Wie ist die aktuell die Stimmung in Leverkusen?
Sebastian: Das Umfeld ist angesichts der Spielweise der Werkself und der Rekordserie von 29 ungeschlagenen Pflichtspielen seit Saisonstart euphorisiert. Das spiegelt sich zum Beispiel nicht nur in einem neuen Mitgliederrekord wider, sondern auch in der Zuschauerbilanz. Der Heimbereich war in bislang allen Ligaspielen ausverkauft, auswärts fahren teilweise drei Mal so viele Leverkusener Fans mit wie in den Vorjahren. Klubführung, Mannschaft und Trainer Xabi Alonso sind derweil darum bemüht, möglichst wenig über den Mai und mögliche Titel zu sprechen. Ihr Mantra: von Spiel zu Spiel denken. Das funktioniert bislang überragend.
Victor Boniface verletzte sich im Winter, als Ersatz holte man Borja Iglesias von Betis. Auch Palacios fällt noch aus, zudem weilt Odilon Kossonou noch beim Afrika-Cup. Wie stark schätzt Du die Leverkusener Mannschaft im Vergleich zum Liga-Spiel im Dezember ein?
Der Ausfall dieser drei Stammkräfte ist sicher nicht unerheblich. Die vergangenen Wochen haben aber gezeigt, dass Alonso und Leverkusen über Mittel und Möglichkeiten verfügen, diese zu kompensieren. Mit Patrik Schick steht Bayer ein weiterer qualitativ starker Mittelstürmer zur Verfügung, hinzu kommt Borja Iglesias, der sich noch beweisen muss. Beide haben jedoch andere Stärken als Victor Boniface. Dessen Wucht – gepaart mit einer starken Technik – hat Bayers Spiel in den ersten Saisonmonaten noch unberechenbarer gemacht. Exequiel Palacios dürfte von Robert Andrich vertreten werden. Der ist sicherlich kein schlechter Ersatz, nach dem Aufstieg des Argentiniers zu einem der wichtigsten Profis unterm Bayer-Kreuz aber auch kein Upgrade. Odilon Kossounou wurde in den zurückliegenden Wochen von Josip Stanisic solide – mehr aber auch nicht – vertreten. Nach der Rückkehr von Edmond Tapsoba ist aber auch vorstellbar, dass Alonso neben Abwehrchef Jonathan Tah wieder auf den Burkiner sowie Piero Hincapie in der Abwehrreihe setzt. Im Vergleich zum Ligaspiel im Dezember ist Bayer insgesamt vielleicht etwas schwächer besetzt, aber nicht so, dass es einen riesigen Unterschied machen würde.
Nach zwei Niederlagen gegen Mönchengladbach und Bochum geht der VfB mit dem Rückenwind aus zuletzt zwei Siegen gegen Leipzig und Freiburg in dieses Duell. Wie siehst Du die Chancen in diesem Pokalduell verteilt?
Klar, im Pokal ist bekanntlich immer alles möglich, und kaum ein zweites Team hat Bayer in dieser Saison bislang so zugesetzt, wie Stuttgart in der ersten Halbzeit im ersten Aufeinandertreffen. Da Bayer jedoch zuhause ran darf, und Spieler wie Verantwortliche um die historische Chance wissen, im Falle eines Sieges gegen Stuttgart als haushoher Favorit ins Halbfinale zu gehen, rechne ich mit einem 60:40-Spiel pro Leverkusen.
Welche Stärken und Schwächen zeichnen Leverkusen in der aktuellen Phase aus?
Zunächst einmal erwähnenswert ist da natürlich der absolute Siegeswille, den das Team schon die ganze Saison auszeichnet. Die späten Erfolge in Augsburg und Leipzig haben der Mannschaft nun noch einmal zusätzlichen Auftrieb gegeben. Sie spielt vielleicht nicht mehr ganz so phänomenal auf, wie phasenweise in der Hinrunde, doch steht sie hinten weiter sehr kompakt, lässt kaum gegnerische Chance zu und verfügt nach vorne über zahlreiche Optionen, zu Toren zu kommen. Als ein guter Beleg für die neue Reife dieser Werkself dient sicher das wenig spektakuläre, dafür umso souveränere 2:0 zuletzt in Darmstadt.
Dein Tipp für die Aufstellung und das Ergebnis?
Kovar – Tah, Tapsoba, Hincapie – Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo – Hofmann, Wirtz – Schick.
2:1 n.V.
Titelbild: © Christof Koepsel/Getty Images