Nach zuletzt zwei Siegen in der Liga reist der VfB Stuttgart mit breiter Brust zum Pokalspiel nach Leverkusen. Dort duellieren die Schwaben sich mit der noch unbesiegten Werkself.
Es ist bemerkenswert wie unterschiedlich diese und die letzte Pokalsaison sind. Während wir letztes Jahr erst im Halbfinale auf ein Bundesligateam trafen — und gegen dieses dann ausgeschieden sind — treffen wir seit dem Erstrundenspiel an der Kreuzeiche nur auf Bundesligisten. Mit Union Berlin, dem BVB und jetzt Bayer 04 Leverkusen wurden uns drei der letztjährigen Top 6 zugelost und ausgenommen den strauchelnden Unionern knüpfen diese Teams an ihre letzte Saison an. Ironischerweise wird es bei einem möglichen Weiterkommen leichter werden, denn dann wartet im schlimmsten Fall “nur” Borussia Mönchengladbach. Klar, die Fohlen sind kein einfaches Pflaster und haben uns schon geschlagen, aber sie wären mir trotzdem lieber als die Bayern.
Aber zunächst müssen wir erstmal Bayer 04 Leverkusen schlagen. Diese sind gerade der Juggernaut des deutschen Fußballs. Noch ungeschlagen, international gefeiert und von den Bayern gefürchtet. Bei ihnen läufts so gut, es wird nicht mal mehr diskutiert, ob Xabi Alonso über den Sommer hinaus an der Wupper bleiben wird, sondern wohin er geht. Ich bin ehrlich kein Fan davon, aber so ist nun mal der Fußball im Jahr 2024. Selber bin ich überrascht davon, dass PlettiGoal, Fabrizio Romano und wie sie alle heißen nicht schon längst Sebastian Hoeneß zu den Bayern geschrieben haben. Gegen die Werkself haben wir bekanntlich ja schon gespielt. Das 1–1 vom 14. Spieltag wurde gefühlt zum Match des Jahres deklariert und als dann Jens Nowotny den VfB Stuttgart zu Bayer 04 Leverkusen gelost hatte, wurde das von Manchen sogar zum vorgezogenen Finale erklärt. Ich schau ehrlich gesagt trotz des 1–1 mit Sorge auf das Spiel. Klar, in der ersten Halbzeit spielten wir Leverkusen an die Wand, aber ein paar Halbzeitveränderungen später waren wir die Getriebenen in unserem eigenen Stadion. Ich befürchte es könnte zu einer Fortsetzung der zweiten Halbzeit werden, aber ich vertraue Sebastian Hoeneß, dass er in der Zwischenzeit eine Antwort auf die zweite Halbzeit des 14. Spieltages gefunden hat.
Für Leverkusen geht es diese Woche um alles. Während für uns ein Ausscheiden zwar ärgerlich, aber aufgrund der tollen Leistung in der Liga verkraftbar wäre, könnte die Werkself diese Woche alles verspielen. Am Dienstag spielen sie gegen den VfB um den Einzug ins Pokalhalbfinale und am Samstag spielen sie gegen den Verfolger Bayern München, wo es um nichts anderes als die deutsche Meisterschaft geht. Leverkusen könnte diese Woche im schlimmsten Fall sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft verspielen und würde weiterhin nur Vizekusen statt Meisterkusen sein. Es würde uns auf jeden Fall in die Karten spielen, wenn die Werkself mental eher beim Samstag als beim Pokalspiel wäre.
Bei uns sieht das Ganze entspannter aus. Ein Pokalaus gegen Leverkusen würde uns nicht weh tun. Die 40 Punkte haben wir geknackt und ab jetzt können wir uns zurücklehnen und genießen. Egal was ist, die Saison ist ein voller Erfolg — ob mit oder ohne Pokal.
Personalsituation
Der Afrika-Cup und der Asien-Cup gehen beide in die entscheidende Phase und die ersten VfB-Spieler kehren zurück nach Hause. Beim VfB-Duell zwischen Silas (DR Kongo) und Guirassy (Guinea) konnte sich Ersterer durchsetzen womit zwar er länger weg ist, aber dafür Serhou Guirassy wieder in Stuttgart verweilt. Ob es gegen Leverkusen für einen Einsatz allerdings reicht, ist aufgrund einer Magen-Darm-Geschichte noch fraglich. Hiroki Ito, dessen japanische Nationalmannschaft gegen den Iran ausgeschieden ist, ist schon wieder im Training und wird wahrscheinlich gleich im Kader stehen. Ansonsten gibt es nichts neues. Die Langzeitverletzten Li Egloff, Nartey und Zagadou fehlen weiterhin, leider.
Startelftipp
Aufstellungstipps sind so eine Sache, da der VfB unter Hoeneß immer sehr variabel spielt. Deswegen scheint mein 3–4‑3 etwas unorthodox, aber müsste am Besten dazu passen, was Hoeneß spielen lässt.
Statistik
Bislang gab es drei Mal das Duell zwischen den VfB und Bayer 04 Leverkusen im Pokal und drei Mal konnte sich die Werkself durchsetzen. Alle diese Spiele fanden in Leverkusen statt, kein gutes Omen? Der VfB könnte das zweite Mal in Folge in das Halbfinale einziehen, während die Leverkusener seit der Finalteilnahme 2019/20 auf einen Halbfinaleinzug warten. Im Gegensatz zur Deutschen Meisterschaft konnte sich Leverkusen zumindest einmal den DFB-Pokal holen. 1992/93 setzte man sich damals gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC mit 1:0 durch. Seit dem verloren sie insgesamt drei Finalteilnahmen.
Fazit
Es wird ein sehr schweres Spiel für unsere Jungs. Ich denke, wir müssen uns wohl mit einer Niederlage zufrieden geben. Aber im Fußball kann alles passieren. Wenn wir einen guten Tag erwischen und Leverkusen gedanklich schon bei den Bayern ist, könnte was gehen. Wir sind zwar der Underdog, aber der Pokal hat seine eigenen Regeln.
Titelbild: © Christof Koepsel/Getty Images